Stiftung Freiräume

OFFENER RAUM - WAS IST DAS?

Offener Raum versus Schutzraum?


1. Einleitung
2. Kontrollfreier und bedingungsfreier Raum
3. Merkmale, Probleme und Lösungsmöglichkeiten verschiedener Räume
4. Debatten um konkrete Experimente offener Räume
5. Offener Raum versus Schutzraum?
6. Offene Wohnungen
7. Abschreckendes Vorbild: Linke "Frei"räume als Übungsfeld für Hierarchien
8. Links zu mehr ...

Position: Gegensatz ist künstlich
Der Gegensatz, der mit der Aufteilung in offenem und Schutzraum aufgemacht wird, sollte gerade nicht existieren. Wo er behauptet wird, werden die wichtigsten Lösungspotentiale ausgeblendet. Nach dieser Logik wäre nämlich ein offener Raum ein gleichgültiger Raum, d.h. einer, in dem alle machen können, was sie wollen, ohne dass es Intervention gibt. Schutzraum wäre hingegen einer, wo irgendwelche Regeln gelten und Leute, die darauf aufpassen, dass die eingehalten werden. So unterschiedlich wie das klingt, so ähnlich wären diese Konzepte. In beiden Fällen nämlich sind die Menschen selbst keine AkteurInnen mehr im Raum. Es geschieht etwas mit ihnen, aber nicht durch sie.
Für einen offenen Raum wäre das fatal, weil die direkte Intervention der einzige Mechanismus ist, wie Menschen auf Übergriffe reagieren. Für einen Schutzraum aber ist die Gefahr noch größer. Denn nun hängt von den Handlungsbevollmächtigten ab, was wie bewertet wird. Es gibt ein Durchgriffsrecht - ähnlich wie in der demokratischen Gesellschaft gibt es Definitionsmacht sowohl über die Bewertung des Geschehens wie auch über Sanktion. Ein Schutzraum ist ja nicht durch die Erklärung ein Schutzraum, sondern durch die aktive Unterbindung bestimmter Verhaltensweisen. Allerdings ist Neutralität ein Hirngespinst, dass so auch in Gerichtssälen beschworen wird. Tatsächlich gibt es das nicht - und so werden die guten Kumpels der Wichtigen mehr Handlungsspielraum haben als die, die ohnehin schräg angesehen werden. Und wenn die AufpasserInnen gerade nicht aufpassen, ist schnell alles möglich.
Das Gegenmodell ist in beiden Fällen dass der Übung in direkter Intervention. Es kommt nicht auf die Definition eines Raumes an, sondern dass in diesem Menschen sind, die aufmerksam sind und sich einmischen. Das vermittelt ansatzweise so etwas wie Sicherheit, nicht der peinliche Verlass auf irgendwelche Regeln. Von daher halte ich die obige Fragestellung für gefährlich und rückwärtsgewandt. Sie öffnet die Tür für das Weggucken und schafft daran anschließend Akzeptanz für autoritäre Organisierung. Denn wenn die Menschen sich nicht mehr um das Geschehen kümmern, dann muss es eine Kontrollmacht geben, weil sonst ja jedeR macht, was er/sie will ...
Wenn also irgendwo zu spüren ist, dass die Räume nicht mehr übergriffsgesichert sind (und das kommt ständig vor!), dann bedarf der Bewusstmachung der Rolle der Einzelnen und des Trainings in direkter Intervention - egal in welchem Raumtyp.

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