Ö-PUNKTE STARTAUSGABE 1997

Die Polizei reagierte zunächst gelassen auf die Besetzung, erst am dritten Tag kam ein Streifenwagen, nachdem sie in der Zeitung vom Hüttendorf gelesen hatten. Das Hochbauamt Osnabrück schickte nach zwei Wochen dem Besitzer des Grundstückes einen Brief, in dem sie ihm zum Abriß der Hütten aufforderte. Stattdessen setzte der Staatsapparat auf Kriminalisierung der Aktivitäten. Lehrbuchmäßig gelang ihnen mit Hilfe der Presse die Spaltung des A33 Widerstandes in ernstzunehmende, besorgte BürgerInnen auf der einen, und zugereiste ChaotInnen auf der anderen Seite. Sachschäden auf der Baustelle wurden durchweg dem Hüttendorf zugeschrieben und dessen BewohnerInnen und SympathisantInnen mit Ermittlungsverfahren überzogen. Ein Mann sollte zur Aussageerpressung in Beugehaft genommen werden. Sonntagsspaziergänge konnten immer mit Festnahmen enden. Ein Highlight der Dreistigkeit war ein Spaziergang, in dessen Verlauf Parolen mit Schulkreide an eine halbfertige Brücke gemalt wurden. Die Polizei nahm nach einem CS-Gaseinsatz zwei Menschen fest, gegen 5 Personen wurde wegen Sachbeschädigung (11 000 DM), Widerstand und Gefangenenbefreiung ermittelt. Es wurde viel observiert und dicke Aktenordner gefüllt, Fußabdrücke in Gips gegossen und Hubschrauber geflogen. Die Bauarbeiten gingen, zwar erschwert, aber weiter und im Mai wurde geräumt. Am 3. Mai '94 wurde das Hüttendorf von 150 PolizistInnen der Bereitschaft geräumt. Von den 6 anwesenden BewohnerInnen konnten sich zwei auf dem Dachboden verschanzen und mittels Mobiltelefon eine Telefonkette auslösen (Es gibt auch heute noch eine Telefonkette, wer da drauf will, soll schreiben oder anrufen).