Stiftung Freiräume

Ö-PUNKTE STARTAUSGABE 1997

Aktionen


1. Rubrik Widerstand: Über die Anti-A33-Hüttendörfer
2. Die politische Praxis des Hüttendorfes
3. Staatliche Reaktionen
4. Das zweite Hüttendorf am Palstercamp
5. Aktionen

Nach der Räumung gab es eine Demo in Osnabrück bei der nur 40 Leute eine Miniatur-Autobahnbrücke vor das ASNA betonierten. Sonntagsspaziergänge gab es noch bis zum Spätsommer ?94, bis sich diese Aktionsform erschöpfte. Stattdessen wurden öfter Baustellen blockiert. Unter dem Motto "Auf jede Provokation von Staatsseite gibt es eine Blockade" wurde das Lahmlegen der Bauarbeiten durch Presseerklärungen begleitet. In dieser Zeit wurde der Autobahnbau eh stark diskutiert. Die neue Osnabrücker Zeitung (NOZ), einzige Zeitung für Stadt und Kreis OS, verhängte eine Nachrichtensperre über Hüttendorfaktivitäten und berichtete nun noch platter, nur positiv über die A33. Im Juni startete die zweite Fahrrad-Aktionstour zu befreundeten Projekten (Anatopia, Weidedamm in Bremen, Gorleben und bis Halle/Saale). Am 23.11. fuhr das Hüttendorf mit der Regionalbahn von Bielefeld nach Dissen mit selbstgedruckten Fahrkarten, anstatt eine für 9 Mark zu benutzen. Ziel der Aktion war es, die Politik der frisch privatisierten Bahn in einen Zusammenhang mit überfüllten Straßen und sozialer Ausgrenzung zu stellen. Wer besitzt Autos? Welche können sich Mobilität nicht leisten? Und wem nützt das? Im Winter laufen die Vorbereitungen zur Großdemo gegen die "Totale Mobilisierug" auf Hochtouren, 15 000 Flugis und 5 500 Plakate wurden verschickt/verteilt. Im Januar ?96 wird das Hüttendorf Anatopia gegen die Mercedes-Teststrecke im Papenburger Moor geräumt. Bundesweit gibt es Soliaktionen auch bei MercedeshändlerInnen in Osnabrück, Halle/Westf. und Bielefeld. Das Frühjahr ist von Vorbereitungen bestimmt, am 22.4. ist die Demo, davor sind Aktionstage, deren Anfang das Ende der Wagentage (ein Treffen von BauwagenbewohnerInnen) sind. Überall laufen Diavorträge und Infoveranstaltungen. Die Bundesregierung führt eine Konkurenzveranstaltung zur Großdemo durch und läßt vom 22.-24.4. den Castor nach Gorleben rollen. Die TeilnehmerInnen der Aktionstage blockierten aus Protest gegen die Atomtransporte eine Hauptschienenstrecke bei Osnabrück und da der Bau von weiteren Betonprojekten wie die A33, A82, die A20, des ICE und der Flughafenausbau zwei Seiten derselben Medallie sind. Wieder einmal soll die Lebensgrundlage aller Menschen geopfert werden für das Profitstreben einiger Reichen und Mächtigen. Zu der Demo kamen 600 Leute, die BürgerInneninis gegen die A33 haben mittels Vorsitzendenbeschluß ihre Teilnahme abgesagt und bringen 14 Tage später nochmal 200 Leute auf die Beine. Die NOZeitung bleibt bei der Zensur und berichtet kein Wort über die Demo.

Ende April besucht Verkehrsminister Wissmann Halle/Westf. Unter dem Motto "Halle ist überall ? Stop A82" werden die AutobahngegnerInnen in Halle/Saale mit einer B68-Blockade begrüßt. Im Sommer fahren Leute vom Hüttendorf zu einem Earth first!-Kongress nach Wolfsburg, um gegen Instinkte und Naturgesetze Stellung zu nehmen. Am 16. Juni, einem Tag nach den bundesweiten Hausdurchsuchungen im RADIKAL-Verfahren, besetzten Leute aus dem Hüttendorf und Umfeld einen auf der Autobahntrasse gelegenen und zum Abriß freigegebenen Hof in Steinhagen. Da die A33 selbst bei vielen optimalen Bedingungen erst in acht Jahren Steinhagen erreicht, sehen viele hier eine langfristige Perspektive, anders und Widerstand zu leben. Dieser Rückschlag in der Bevölkerungsentwicklung beschert dem Hüttendorf einen eher aktionsarmen Sommer. Gemeinsam werden einige Baustellen und Freitags im Zweiwochen-Rythmus die B68 blockiert. Nach der Fünften brechen wir aber mit der Tradition. Das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt BorgholzhausenüHalle/Westf. ist eröffnet und jedeR darf eine Einwendung schreiben. Das eingeleitete Verfahren bestimmt die Regionalpresse und verschiedene Kamerateams das Leben im Hüttendorf. Nachdem der Spiegel berichtete, daß die Hüttis auf ihre Dächer scheißen, um die Köttel zu trocknen, und dann zu verheizen, bekamen sie internationales Medieninteresse. Gegen Ende des Jahres zeichnet sich die bevorstehende Räumung immer deutlicher ab. Es wurden Barikaden gebaut und an einem Räumungskonzept gefeilt. So einfach wie beim letzten Mal sollten es die RäumerInnen nicht haben.




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Zuletzt überarbeitet am 3. Januar 1998
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