Demorecht

CONTAINERN: ESSEN, WAS ANDERE WEGWERFEN

Containern als Medienhype
Armutsverwaltung? Widerstand? Pop-Kultur?


1. Was ist Containern?
2. Containern als Medienhype Armutsverwaltung? Widerstand? Pop-Kultur?
3. Lebensmittel retten vor Gericht: Fälle und Berichte
4. Mythen und Aufklärungen zum Containern
5. Politischer Streit ums Wegwerfen
6. Links

Dieser Text ist ein Diskussionsbeitrag von Leuten, die Containern, um unabhängiger leben zu können ... damit sie für ein widerständiges Leben nicht immer erst Urlaub oder auf ihre Karriere Rücksicht nehmen müssen.

Was ist Containern?
„ Containern“ oder auch „dumpster-diving“ („Tonnentauchen“) beschreibt das Herausholen von weggeworfenen Dingen aus Mülltonnen. Am bekanntesten ist dabei das Herausholen von Lebensmitteln aus den Containern von Supermärkten.

Wie geht das?
Die Abfallsammelbehälter sind manchmal direkt in den Gebäuden und mensch kommt deswegen garnicht dran. Oft stehen sie aber einfach auf Hinterhöfen oder Parkplätzen offen zugänglich. Dann kann mensch dort einfach hingehen, die Tonnen aufmachen und gucken, was es dort zu holen gibt.
Manchmal sind die Tonnen auch abgeschlossen (da hilft ggf. lock-picking --> Link bzw. bei Containerschlössern ein Multifunktionsschlüssel mit passendem Innendreikant (?)) oder stehen hinter Zäunen über die mensch vorher noch rüberklettern muss.
Meistens empfiehlt es sich nachts zu containern, wenn die Geschäfte geschlossen haben. Dann sieht eineN auch hoffentlich keineR und mensch kann ungesehen wieder verschwinden. Zudem sind einige Sachen nur Nachts zu finden, z.B. Brot und Gemüse, was morgens bei der Neuanlieferung wieder mitgenommen wird zur Resteverwertung oder Verrechnung. Praktisch sind abwaschbare Rucksäcke / Radtaschen oder Tüten in den Rucksäcken, Taschenlampen (sehr praktisch sind Stirnlampen, weil dann beide Hände frei bleiben) und eventuell (dünne) Gummihandschuhe.

Was findet mensch dort und ist das nicht eklig?
Meist findet mensch viele Exemplare einer Sache weswegen es durchaus Sinn hat, sich mit anderen Leuten zsuammen zu tun und eine Kooperative zum Austausch von containerten Sachen aufzubauen. D.h. es wird nicht zusammen containert, sondern das Containerte später getauscht bzw. zusammengeworfen, damit sich jedeR das Nötige nehmen kann aus der Gesamtvielfalt. Der Zustand der Sachen ist sehr unterschiedlich, mal ist eine von 100 Orangen verschimmelt, mal ist nur eine von 30 gut. Es gibt auch Läden, bei denen es bestimmte Wochentage gibt, an denen sich besonders gut containern lässt, es lohnt sich also, öfter nachzuschauen.


Weder Armutsverwaltung noch eklig - aber auch nicht per se politisch: Ergebnis des Dumpster-DIving in Magdeburg

Was ist es juristisch?
Juristisch kann Containern als Diebstahl von Waren im Wert von 0 Euro gewertet werden. Allerdings ist unklar, ob der Müll nicht, wie z.B. normaler Hausmüll, als "herrenlose Sache" angesehen werden muss, die sich jedermensch legal aneignen kann. Außerdem kann Containern auch noch den Straftatbestand des Hausfriedensbruches (wenn eine „Umfriedung“, also ein Zaun oder eine Mauer oder ähnliches überklettert wurde) oder den des Einbruchs (bei Knacken eines Schlosses etc.) erfüllen.
Dies sind allerdings alles Antragsdelikte, das bedeutet also, dass der „geschädigte“ Supermarkt Anzeige erstatten müsste. Wegen Diebstahl kann auch die Statsanwaltschaft ein "besonderes öffentliches Interesse" an der Strafverfolgung formulieren. Wenn das geschieht und es zu einem Verfahren kommt, kann öffentlich thematisiert werden, dass dieser Supermarkt Menschen kriminalisiert, die Müll aus dessen Tonnen haben wollen. Es würde dann auch bekannt, welche Mengen dort (wie auch sonst überall - die Hälfte aller Lebensmitel landen im Müll, statt aus den Tellern) regelmäßig weggeschmissen werden – vor allem um die Preise hoch zu halten. Das wird die KundInnen freuen – und zudem über die Logiken des Kapitalismus aufklären. Insofern spricht einiges dafür, mögliche strafrechtliche Verfolgung als Element einer Politisierung des Containers zu sehen und folglich nicht weiter zu fürchten.

Ist Containern politisch?
Nein, containern ist nicht per se politisch. Es ist weitgehend egal, ob die oft einwandfreien Lebensmittel im Müllbehälter vergammeln oder ob jemand sie mitnimmt und isst. Der einzig messbare Effekt wäre die vermehrte Abnutzung der Mülldeckelscharniere durch das häufigere Öffnen und die Mülltrennung, die möglich wird, wenn der Inhalt des Containerten gegessen und die Verpackung dann getrennt entsorgt wird. Beide Effekte sind verschwindend klein. Dennoch hat Containern selbst zwei indirekte Wirkungen:
  • Indem Menschen Essen containern, senken sie ihren persönlichen Bedarf an eingekauften Lebensmitteln. Das Essen aus dem Container zu nehmen schafft keine Nachfrage nach der Produktion neuer Lebensmittel, denn es ist dem Verwertungskreislauf seit dem Moment in dem es in der Tonne landete, entzogen. Im Gegensatz zu Kaufen oder Klauen wird also mit dem Containern nicht die Produktion neuer Waren unterstützt. Dementsprechend wird damit auch nicht unterstützt, was an der Produktion von Waren immer zwangsläufig dranhängt (Ausbeutung, Flächenverbrauch, ökologische Folgen, Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere, ...). Salopp gesagt: Konsum aus Containern hat genauso viel Wirkung wie nicht zu essen. Eine bessere Bilanz kann Konsum nicht haben.
  • Es gibt Menschen, die nicht aus Armut containern, sondern weil das containern ihnen erlaubt, nicht arbeiten zu müssen. Dieses ist in der Regel ja nötig, um Geld für Essen zu haben. Wird diese Logik noch auf weitere Konsumbereiche (Wohnen, Mobilität usw.) ausgedehnt, können die so Handelnden es schaffen, (fast) ihr ganzes Leben, zumindest aber erheblich mehr Zeit in politische Arbeit zu stecken. Noch besser: Es hält unabhängig, denn ein Job, den mensch nicht hat oder zumindest nicht braucht, kann auch nicht gefährdet werden. Somit ist Containern nicht an sich politisch, stellt aber die reproduktive Absicherung für intensives politisches Handeln dar. Wer containert, muss vielleicht auch deshalb nicht am nächsten Tag zur Arbeit gehen oder sich sonst um seinen Kontostand sorgen. Das verhilft, sich frei zu fühlen, Dinge zu tun, die mehr sind als Hobbypolitik an einem Abend in der Woche im trauten Vereinsheim.

Beides zusammen macht Containern politisch so brisant, dass es Regionen gibt, in denen die politische Polizei das Sammeln von Lebensmitteln aus dem Müll kriminalisiert oder die Supermärkte zum aufwendigeren Wegsperren motiviert, um unabhängigen AktivistInnen das Wasser abzugraben. Denn es ist leider so: Der größte Feind politischer Widerständigkeit sind weder das Wetter noch die Polizei, sondern das eigene soziale Umfeld und die Angst – z.B. vor Verlust des Arbeitsplatzes. Wer sich im Leben selbst organisieren kann (und Containern ist da nur ein kleiner Teil), wird gefährlicher für alle, die Menschen in Abhängigkeit und unter Kontrolle bringen wollen. Umgekehrt heißt das aber auch: Containern wird erst dann politisch, wenn die so gewonnene Unabhängigkeit auch genutzt wird für einen politisch widerständigen Alltag.

Interview "Ich möchte diese Wegwerfkultur abschaffen" mit Jörg Bergstedt in: Junge Welt vom 20.12.2017 (S. 8)
In einer Petition an den Bundestag fordern Sie, die Rettung genießbarer Lebensmittel und verwertbarer Sachen aus Mülltonnen und Sperrmüll soll nicht mehr als Diebstahl strafbar sein. Bei einem »Umsonstzug« am 23. Dezember in Gießen werden Aktivisten eine Art Flohmarkt ohne Geld veranstalten und beim Containern Gefundenes verteilen. Wirklich revolutionär ist es aber nicht, den Armen zuzumuten, sich mit dem zu begnügen, was andere wegwerfen.
Wer kritisiert, Containern sei nicht als sinnvolle Sozialpolitik anzusehen, hat recht. Müll an Bedürftige zu verteilen, ist in der Tat kontraproduktiv. Ich selber mache solche Aktionen nur, um diese Wegwerfkultur abzuschaffen. Deshalb befürworten wir auch, das Wegwerfen von Lebensmitteln konsequent zu verbieten, so wie in Frankreich und Wallonien. Wer aber behauptet, das von Supermärkten weggeworfene Essen sei eklig, hat keine Ahnung. Wir wollen es vor den Läden tagsüber und legal verteilen, um uns mit den Kundinnen und Kunden zu verbünden und unsere Sicht einer verfehlten Politik mit ihnen zu diskutieren – und nicht mehr nachts illegal losziehen. Gegen Armut oder die ungerechte Verteilung in unserer Gesellschaft würde es eher helfen, Geschäfte zu plündern, um umzuverteilen.
Wenn Sie selber die Aktionsform des Containerns unpolitisch finden, weshalb dieser Rummel darum?
Wenn Menschen sich geldfrei organisieren und so die Wirtschaftsbosse nerven, ist das ein Mittel, den Aktionsdruck zu erhöhen. Aus einem ähnlichen Grund wollen wir das »Schwarzfahren« legalisieren und suchen dabei nach Gesetzeslücken: Immer mehr Personen fahren nun »gekennzeichnet« ohne Fahrschein, also mit einem Schild »Ich fahre schwarz«. Unser Argument: Es ist dann keine Erschleichung – somit nicht strafbar. Das tun wir nicht, weil wir uns gern vor Gerichten streiten. Wir wollen den Nulltarif durchsetzen.
Welche politische Forderung verbinden Sie damit, wenn Sie Lebensmittel aus den Containern verteilen?
Wir wollen ein System abschaffen, das den Zugriff auf die Ausbeutung von Arbeitskräften und Land im globalen Süden vorsieht. Wir verdeutlichen so die von uns kritisierten weltwirtschaftlichen Verhältnisse: Die Arbeiter müssen sich für Billiglohn verdingen, damit wir hierzulande die dort geernteten Produkte einfach wegwerfen können.
Anfang des Jahres haben sich etwa 80 Leute an einem Umsonstzug beteiligt, am Sonnabend wollen Sie erneut mit Mitstreitern losziehen und kostenfrei anbieten, was Sie nicht mehr brauchen.
Wir werden im Vorweihnachtstreiben in der Gießener Fußgängerzone nicht jammern, dass soviel weggeschmissen wird, sondern scharfe Reden gegen den Kapitalismus halten und wie dieses Gesellschaftssystem zu verändern ist. Ich habe zum Beispiel an anderer Stelle mal erzählt, wie es der Gruppe »Rote Zora« 1987 gelungen ist, die Streiks von Textilarbeiterinnen in Südkorea zu unterstützen und ihre Arbeitsbedingungen zu verändern: durch Brandanschläge in hiesigen Filialen eines Bekleidungskonzerns.
Könnte nicht dennoch der Eindruck entstehen, Armut mit Almosenverteilung institutionalisieren zu wollen?
Klar laufen wir Gefahr, uns mit unserer Geschenkaktion als jedermanns Liebling zu etablieren – aber wir betreiben das als kommunikative Demonstrationsform. Wir gehen mit Tabletts voller Lebensmittel in die Cafés, bieten sie an den Tischen an, um ins Gespräch zu kommen. Viele Leute kommen zum Umsonstzug, um sich einen Blumenkohl zu holen, und dann reden wir über das kapitalistische Wirtschaftssystem und dass wir es abschaffen wollen. Es geht nicht darum, bloß im Müll zu wühlen.


Aus "Containern ist keine Lösung, regt aber Debatten an"
Christian Walter von "Aachen containert" im Interview mit: Junge Welt, 25.7.2019 (S. 8)
Das Dogma der bürgerlichen Gesellschaft ist der Schutz von Privateigentum. Das gilt selbst für »Müll«. Würde man hier Gesetze lockern, könnten Menschen auf die Idee kommen, Besitzansprüche auch bei anderen Themen in Frage zu stellen – beispielsweise bei Wohnraum oder, weiter gedacht, beim Besitz an Produktionsmitteln. Das schließt natürlich nicht aus, dass das Containern legalisiert werden könnte. Aber dafür muss noch deutlich mehr gesellschaftlicher Druck erzeugt werden. ...
Viele Aktivisten wollen sich vom »falschen Konsum« frei machen, wollen eine zerstörerische Wirtschaftsweise nicht mit ihrem Geld unterstützen. Die Frage ist aber: Kann man den Kapitalismus durch das eigene Konsumverhalten abschaffen oder auch nur verändern? Es wäre ein sehr langwieriger Weg, der organisierte Boykott kampagnen bräuchte. Und es würde nicht automatisch dazu führen, dass weniger weggeworfen würde. Bestenfalls würde die Produktion auf mehr Bio-, vegane oder angeblich fair gehandelte Produkte umgestellt.
Dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden, hängt unmittelbar mit dem Kapitalismus zusammen: Wenn verschiedene Lebensmittelketten konkurrieren, wollen sie alle optimale Bedingungen vermeintlicher Kundenfreundlichkeit herstellen. Dazu gehört, durch Werbung künstlich Bedürfnisse zu schaffen und die Verkaufsregale bis kurz vor Ladenschluss gut gefüllt zu haben – selbst wenn deswegen kurz danach kistenweise Lebensmittel weggeworfen werden müssen. Unter diesen Bedingungen ist eine nachhaltige Entwicklung undenkbar. Eine Lösung ist das Containern nicht – aber es kritisiert den Status quo und kann helfen, Debatten anzuregen.


Eher Firlefanz als politische Aktion: Das Verteilen von einzelnen Obst- oder Gemüsestücken verlagerte sich vor einigen Jahren auch ins digitale Nirvana ... fahre ich wegen einer Banane in die nächste Stadt?


Umgang mit Medien und Öffentlichkeit
Das Thema „Containern“ elektrisiert Teile der Medien. Doch hinter ihrem Interesse an dieser Form des Lebens vom Müll steckt eher der Gedanke an erotische Körper auf dampfendem Dreck oder der Verkaufsschlager abgestürzter Existenzen. Politische Vermittlung findet kaum statt. Wenige Ausnahmen bestätigen diese bisherige Regel. Ein Beispiel ist der WDR-Film über drei Personen, die versuchen, ihr Leben ohne Geld zu organisieren – um unabhängiger leben zu können (Link: www.planet-schule.de/wissenspool/bg_gefundenes_fressen/gefundenes_fressen/sendung.html). Im Umfeld dieser ContainererInnen gilt: Mediale Darstellung des Essens aus dem Müll wird nur dann unterstützt, wenn neben den Bildern die Kritik am künstlich erzeugten Mangel, der Jagd nach dem Profit benannt und auch gezeigt wird, dass Selbstorganisierung die eigenen Handlungsmöglichkeiten steigern kann – unter anderem für einen wirksamen politischen Widerstand gegen die Systeme, die mit Wegwerfen die Preise nach oben treiben und daher aus Mangel, auch Hunger gezielt Profit schlagen.

Im Original: Neon-Stories
Im Frühjahr 2009 produzierte Neon einen Text zum Thema. Da zugesagt war, die politischen Positionen auch abzudrucken (was auch geschah in Form wörtlicher Zitate), ließen sich zwei AktivistInnen darauf ein. Der Text wurde aber vorher gegengelesen. Er enthielt ziemlich viel Müll. Mindestens einer blieb auch drin - trotz Korrektur. Nämlich dass es eine Bewegung und einen Sprecher gäbe. Beides ist Unsinn. Aber Medien als Diskursschaffende brauchen das ...
Der Mailwechsel vor der Veröffentlichung zwischen Neon-Redakteur und Betroffenem:

Textvorschlag von Neon am 25.2.2009
Im deutschsprachigen Raum ist Jörg Bergstedt ein Sprecher der Bewegung ...


Korrektur am 25.2.2009
Nein. Wir haben keine Sprecher. JedeR spricht für sich oder nur dann für eine begrenzte Runde von Leuten, wenn dieses im Einzelfall mal so abgeklärt wurde (z.B. bei Aktionen). Leute, die sich als Sprecher aufspielen, sind hier viel kritisiert. Das wäre also auch schnell erkannt, dass das nicht von mir stammen kann.


Antwort von Neon am 26.2.2009
Vielen Dank für Deine Mühe, die Änderungen stehen jetzt alle so im Text.


Text in der Neon April 2009
Sprecher der Bewegung ...


Der politische Hintergrund des „Containerns“
Mangel, beim Essen in seiner Extremform als Hunger ist weltweit betrachtet kein Produktions-, sondern ein Verteilungsproblem. Lebensmittel, Rohstoffe und Energie, fast überall ausreichend vorhanden oder erreichbar, wird gezielt so verteilt, dass die Menschen von ihnen getrennt werden. Sie werden zusammengezogen und kontrolliert (akkumuliert) bei denen, die dann hohe Preise bei der kontrollierten Wiederherausgabe erzielen können. In den vergangenen Jahrhunderten ist systematisch die Selbstversorgungsfähigkeit der Menschen mit Essen zerstört worden – z.T. läuft dieser Prozess in Teilen der Welt heute noch. Bei anderen Lebensgrundlagen startete dieser Prozess der Privatisierung später, z.B. beim Wasser.
Darauf folgt eine brutale Einsicht: Es ist gewollt, dass Menschen hungern und dass es Lebensmittelknappheit gibt, denn nur deswegen wirft der Lebensmittelmarkt Gewinne ab. Hunger ist Mord! Auf den lokalen Supermarkt bezogen bedeutet das, dass es sich lohnt, etwas wegzuwerfen, wenn es nicht mehr ganz frisch ist. Ja – es lohnt sich bereits, Sachen wegzuschmeißen, nur um Mangel zu erzeugen. Marktwirtschaftlich betrachtet lohnt es sich eher, neuen Lebensmittel vollen Preis zu erhalten, als die alten reduziert abzugeben. Daraus entstehen absurde Situationen. So liegen überdurchschnittlich viele hochpreisige und Bio-Produkte in den Containern der Supermärkte – obwohl gerade über Letztere überall in den Medien zu lesen ist, dass sie knapp sind. Sind sie auch, aber sollen sie auch. So lässt sich Profit machen, darum geht es.
Global wird aus dem Ganzen ein Dickicht an Wirkungen, die auf die Menschen hereinprasseln. Eigenanbau wird bekämpft und das Land solchen Großagrarbetrieben gegeben, die die Produkte über den Markt verkaufen. Massen an Essen werden aus vielen Ländern des globalen Südens herausgeschafft in die Überschussregionen Europas und Nordamerikas. Gleichzeitig wird der Export in der EU überschüssiger Produkte subventioniert. Dann brechen dort die kleinen Märkte zusammen und alle werden abhängig von den weltweiten Warenströmen. Am Ende ist Konsum nur noch mit Geld möglich. Und die Menschen müssen ihre Arbeitskraft verkaufen, leben abhängig und müssen Untertanen sein, um nicht zu verhungern. Ein brillantes System, das sich ständig als gigantische Heilsarmee tarnt – von Entwicklungshilfe bis zur Gentechnik.
Containern hilft gegen all dieses nichts. Aber es kann Menschen aus der Angst und Untertänigkeit bringen. Wenn sie dann wirksamer gegen das Beschriebene kämpfen können, dann hat Containern seinen politischen Sinn ergeben. Wenn dann Staatsschützer Supermärkte besuchen, um für bessere Absicherung der Mülltonnen zu werben, haben auch sie begriffen, wo das revolutionäre Potential des Lebens aus dem Müll liegt.

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