Demorecht

IST KOEXISTENZ MÖGLICH?

Schlimmer: Auskreuzung ist einkalkuliert oder sogar gewollt!


1. Einleitung
2. Das Drama der Koexistenz: Gewollt, unmöglich, deshalb trickreich umschifft
3. Bienen und horizontaler Gentransfer: Einfach vergessen?
4. Schnell und unkaputtbar: Raps
5. Mais überall ...
6. Soja & Tierfutter
7. Baumwolle
8. Weitere Pflanzen und Organismen
9. 2006: Ein Selbstbestäuber verteilt sich weltweit - der Reis LL601
10. Honig, Bienen, Imkerei
11. Die unvermeidbare Folge: Gentechnik im Essen
12. "Ich frage mich, was eigentlich noch alles passieren muss"
13. Schlimmer: Auskreuzung ist einkalkuliert oder sogar gewollt!
14. Infoseiten zum Thema

Ist Auskreuzung das Ergebnis von Schlamperei und Gleichgültigkeit? Sind die jahrzehntelangen Lügen der WissenschaftlerInnen und Lobbyverbände das typische Getöse, wenn es um Macht und Geld geht? Oder entspringt aus dem gemeinsamen Wunsch der profitträchtigen Ausbreitung solcher Techniken sogar absichtliches Handeln, also das gezielte Ausbringen von gv-Pflanzen zum Zweck der Vermischung?
Das Motiv wäre klar: Ist die Vermischung so weit fortgeschritten, dass Gentechnikfreiheit nicht mehr möglich wäre, hätte sich auch die Frage der Koexistenz und damit ein allein mit Millionenetats für die Propaganda nicht zu gewinnender politischer Streit erledigt. Der Verdacht absichtlicher Ausbreitung von gv-Pflanzen ist schon alt. Schon 1996 wollte Monsanto gv-verunreinigte Sojasaat nach Europa bringen. "Die Ernte aus der gentechnisch veränderten Soja ließe sich nicht mehr von der konventionellen Soja trennen, behauptete die Firma. Im Hamburg und Rotterdam liefen die ersten Schiffe mit Ware ein, die deutlich mit der gentechnisch veränderten Soja verunreinigt war. Viele Lebensmittelhersteller und Verbraucher waren geschockt: In Zukunft sollte es keine Wahlfreiheit mehr geben."
US-Wissenschaftler fanden 2001 massive Einkreuzungen transgener Maislinien in mexikanischen Landsorten. Mexiko ist das Herkunftsland der Maispflanze und besitztmehrere tausend, für die zukünftige Züchtung unerlässliche Maissorten. Gentechnisch veränderter Mais war im Land nicht erlaubt - und trotzdem war eine Verunreinigung plötzlich überall messbar. Als Ursache der Kontamination konnte transgener Mais aus den USA ermittelt werden, der von der nicht informierten Landbevölkerung als Saatgut statt als Lebensmittel verwendet wurde. Die Gentechnikindustrie sorgte dafür, dass Ignazio Chapela 2002 seinen Lehrstuhl verlor. Sein Fehler: Er hatte die Verunreinigungen mit einer aufwendigen Pollenmessung in der Luft festgestellt und die Daten veröffentlicht. Der zentrale Punkt seiner Studie, nämlich der Nachweis von transgenem Mais
innerhalb mexikanischer Sorten, wurde nie widerlegt. Was die PR-AgentInnen im Forschergewand wie die deutsche ZKBS nicht abhielt, genau das weiter zu leugnen und stattdessen die Verkünder schlechter Nachrichten anzugreifen.
Draußen auf den Feldern Mexikos wurde das Problem der schleichenden Auskreuzung ganz einfach 'gelöst': "Die mexikanische Regierung hat dem Anbau von gentechnisch verändertem
Mais zugestimmt
" (SZ, 16.10.2009). Die illegale Verseuchung schuf das gewünschte Ergebnis.

Im Original
Aus der Studie "Kontrolle oder Kollaboration" von Christoph Then und Antje Lorch (S. 6)
Als 1996 erstmals gentechnisch veränderte Soja in Europa eingeführt wurde, wurde die
US-Firma Monsanto von vielen Seiten stark kritisiert. Sie hatte versucht, die
europäischen Märkte mehr oder weniger in Geiselhaft zu nehmen. Die Ernte aus der
gentechnisch veränderten Soja ließe sich nicht mehr von der konventionellen Soja
trennen, behauptete die Firma. Im Hamburg und Rotterdam liefen die ersten Schiffe mit
Ware ein, die deutlich mit der gentechnisch veränderten Soja verunreinigt war. Viele
Lebensmittelhersteller und Verbraucher waren geschockt: In Zukunft sollte es keine
Wahlfreiheit mehr geben. ...
Aus dem GID 183, August 2007 (S. 20 f.)
Wie wenig sich ein Anbaumoratorium allein zur Verhinderung des Anbaus
oder gar der Auskreuzung von transgenem Mais eignet, zeigte die 2001 in
der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie der Autoren David Quist
und Ignacio Chapela, die das Vorkommen transgener Maispflanzen in
abgelegenen Regionen des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca, eines der
Ursprungs- und Entstehungszentren von Mais, nachwies. ...
Derzeit wird in den neu besetzten Ministerien an der noch fehlenden Durchführungsbestimmung gearbeitet, um formal die letzte rechtliche Hürde vor der Freigabe des experimentellen Anbaus von gv-Mais in Mexiko zu beseitigen. Diese soll laut SAGARPA in Kürze veröffentlicht werden und die Freisetzung der transgenen Maispflanzen noch im Herbst dieses Jahres erfolgen. ... Eines scheint sicher zu sein: Sollte es zu den experimentellen Freisetzungen kommen und in dessen Folge der kommerzielle Anbau von gv-Mais in Mexiko ebenfalls möglich werden, wird aufgrund der landwirtschaftlichen und soziokulturellen Gegebenheiten eine Kontamination nicht zu verhindern sein.

Der Verdacht der Absicht war also immer ein Begleiter der Debatte um die Agro-Gentechnik. Die zahmen Grünen und Umweltverbänden waren für eine offensive Auseinandersetzung ungeeignet, also unterblieben sowohl intensive Gegenwehr wie auch klassische Recherchen (Anfragen, parlamentarische Anfragen oder Untersuchungsausschüsse). Dabei war die Absicht sogar naheliegend. Denn der Misserfolg der teuren PR-Kampagnen pro Gentechnik musste denen, die Lobbyarbeit und Anwendung organisieren, ständig auf den Magen schlagen. Der Gedanke, diese zermürbende Situation dadurch zu beenden, dass Gentechnikfreiheit nicht mehr möglich war, bot eine faszinierende Perspektive. Und das ohne eigenen Schaden. Dennanders als der GAU im Atomkraftwerk mit radioaktiver Verseuchung oder der mit Ölplattformen oder Supertankern, die immer auchden Versursachern wirtschaftlichen Schaden einbrachten, würde die großflächige Panne der Auskreuzung für die GentechnikerInnen einen Traum erfüllen: Sie hätten gewonnen - nicht an Beliebtheit, aber in der Sache. Könnte es sein, dass Felder angelegt werden, nur damit es zu Auskreuzungen kam? Die Beobachtung, dass viele kommerzielle Felder wirtschaftlich sinnlos waren und auf etlichen Versuchsfeldern nie Forschungen stattfanden, bestärkte den Verdacht zusätzlich. Zwarfehlt bis heute ein klarer Beweis, dass Auskreuzung eine große, absichtliche Operation ist. Doch ein schwer belastendendes Indiz existiert, das nahe an Beweiskraft herankommt ...

Kann das Zufall sein? Versuchsfelder neben Saatgutbanken
Stellen Sie sich vor, Sie wären Agro-Gentechniklobbyist oder -anwenderin. Das bringt ordentlich Kohle, aber - die ganze Debatte nervt Sie. Ständig müssen Sie fürchten, nicht weitermachen zu können. Und die meisten Menschen wollen das nicht, was Sie da entwickeln oder erproben. Könnte da der Wunsch entstehen, dem endlich ein Ende zu machen? Sie wissen von den bisherigen Auskreuzungsskandalen, z.B. dem LL601-Reis, der als Selbstbestäuber nur auf Versuchsfeldern angebaut wurde und dennoch weltweit im Ladenregal landete. Käme da nicht die Idee Felder anlegen, um Auskreuzung zu erzeugen und so die Debatte durch die Macht des Faktischen zu gewinnen? Vielleicht käme Ihnen das aber auch zu mühselig oder zumindest zu langsam vor. Sie könnten dann nach Lösungen suchen, wie sich das beschleunigen ließe. Wo könnten die Felder hin, dass das Ende gentechnikfreien Saatgutes schneller eintritt? Es würde nicht lange dauern, bis Ihnen die Antwort einfällt: Die Saatgutbanken. Dort werden die vielen Sorten und Linien in mühseliger Kleinarbeit erhalten, die es so gibt - Tausende allein beim Weizen. Da die Körner nur begrenzte Zeit keimfähig bleiben, müssen sie immer wieder ausgepflanzt und geerntet werden. Ein Schwachpunkt und die Chance für Ihren Angriff auf die Gentechnikfreiheit. Wenn Sie es schaffen, neben den jeweiligen Beeten der Saatgutbanken die passenden Genversuchsflächen anzulegen, entstüundeeinegroße Wahrscheinlichkeit, den erwünschten verheerenden Schaden im bislang gentechnikfreien Saatgut zu erreichen und die Debatte um die Gentechnikfreiheit zu beenden, in dem es diese einfach nicht mehr gibt. Andersherum - aus der Sicht von KritikerInnen der Gentechnik - lautet das Motto: Nirgendwo ist ein Feld mit gv-Pflanzen schlimmer als neben Saatgutbanken mit den gleichen Pflanzenarten.
Schauen wir uns die Lage in Deutschland an.Es gibt fünf Saatgutbanken. Und neben jeder wurden passende Forschungsfelder auf gleichem Grundstück oder direkt danebenangelegt.

Karten der 5 Staatgutbanken. Neben allenliegen oder lagen Felder mit gentechnik veränderten Pflanzen - genau passend zu den Pflanzenarten der Saatgutbanken (Karte mit Erklärungen)


Das Risiko der Auskreuzung und der Vernichtung gentechnikfreier Saat wurde also so stark wie möglich vergrößert. Kann das Zufall sein? Oder unglaubliche Gleichgültigkeit der betriebsblinden ForscherInnen? Oder ist es schlicht Absicht - Auskreuzung als Forschungsziel? Noch ein Ereignis gibt Antwort. 2010 wurden in Niedersachen absichtlich Probeergebnisse von verseuchtem Mais 14 Tage zurückgehalten, bis der Mais von der Herstellerfirma Pionieer verteilt und von den LandwirtInnen ausgesät war. Alles nur Zufall oder Aneinanderreihung von Pannen?
Was auch noch wichtig ist: Wer Auskreuzung organisieren will, tut das am besten mit Versuchsfelder. Denn erstens gibt es dann sogar noch Geld für das verdeckt-kriminelle Tun (einfach z.B. in deutscher Bundesförderung anmelden, die gucken eh nie hin), zweitens lassen sich so viel mehr Pflanzen und gv-Konstrukte in der Umwelt verteilen. Denn beim kommerziellen Anbau ist das Spektrum an Pflanzen (vor allem: 4) und Genkonstrukten (nur 2) ziemlich klein:

Oben: Vier Pflanzen teilen sich weitgehend die gv-Anbaufläche (Quelle: ISAAA)
Unten: Die Zahl der in ihnen enthaltenen gv-Konstrukte ist noch kleiner, nämlich 2 (Quelle: ISAAA)

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