Gewaltfrage

MONAT FÜR MONAT: RÜCKBLICKE AUF VERGANGENE TERMINE

Chronik Juni 2015

  • Mi, 3.6. um 20 Uhr in Saarbrücken im Ministerium für Bildung und Kultur (Trierer Straße 33, Großer Saal EG, Nähe Bahnhof / Alte Post): Vortrag und Diskussion "Irgendwas mit Verschwörung - Wie obskure Theorien den Kopf entlasten" mit Jörg Bergstedt ++ Internetseite
    Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ...
    So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt.
    Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Abschluss ist eine 8-Punkte-Liste für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.siehe.website
  • ab 13.6. in Köln (Kolbhalle, Helmholtzstraße 8-32): Vorlesungsreihe zu "Anarchie in Theorie und Praxis" mit sechs Abendveranstaltungen und zwei Wochenendseminaren (Referent: Jörg Bergstedt) ++ Infoseite
    Anarchie scheint wieder anschlussfähig zu sein. Sie ist nicht mehr nur Schimpfwort, wenn zentrale Steuerung fehlt (Krieg, religiöser Fanatismus, wilde Müllhalden, die doitsche Fußballmannschaft 2006 und noch absurdere Beispiele), sondern inzwischen auch Werbebotschaft. Anarchie ist „chic“. Kids rennen mit entsprechenden T-Shirts herum, Musik und Literatur sind von utopischen Anspielungen durchzogen, selbst konservative Medien oder Talkmaster nehmen das A-Wort mit einem sympathisierenden Unterton in den Mund – auch wenn immer klar bleibt, dass alles in der Wirklichkeit scheitern muss. Was ist das, was wahlweise als wüstes Schimpfwort, als unerfüllter Traum oder als Werbefigur taugt? In sechs kleinen Vorlesungen und zwei Seminaren will der für seine Theoriewerke zur Herrschaftsfreiheit und für seine radikale politische Praxis bekannte Autor und Aktivist Jörg Bergstedt diese Frage beantworten.
    Phase 1: Theorie der Herrschaftsausübung und Herrschaftsfreiheit
    Wie kann eine herrschaftsfreie Welt aussehen? Diese Frage beschäftigt Philosoph_innen, manch zukunftsorientierten Politiker_in oder Aktivist_in, Roman- und Sachbuchschreiberlinge. Doch ein kritischer Blick zeigt meist: Zukunftsdebatten sind eher ein Abklatsch heutiger Bedingungen mit netteren Menschen in der Führung. Die Idee von “Freie Menschen in freien Vereinbarungen” ist radikal anders und soll die ersten drei Abende füllen. Mit scharfem, analytischen Blick werden die Bedingungen seziert, unter denen Herrschaft entsteht, wie sie wirkt und was sich wie ändern muss, damit sich Menschen aus ihrem Streben nach einem besseren Leben (Eigennutz) nicht nur selbst entfalten, sondern genau dafür die Selbstentfaltung aller Anderen brauchen und deshalb mit herbeiführen. Konkurrenz würde dann der Kooperation, das Verharren im Normalen dem Wunsch nach Entwicklung weichen.
    • Sa, 13. Juni, um 19.30 Uhr: Herrschaft – ein Blick in die Finsternis sozialer Beziehungen ++ Infoseite
      In welchen Formen tritt Herrschaft auf, wie wirkt sie und was folgt daraus? Der Autor des im Frühjahr 2012 erschienenen Buches “Freie Menschen in freien Vereinbarungen” stellt nach einer Definition von Herrschaft die Frage nach den Formen, in denen Herrschaft auftritt. Das ist mehr als all das, was täglich schnell als Machtübung sichtbar wird: Paragraphen, Gitter, Zäune, Knüppel, Waffen, Schilder. Sondern es sind auch die Werte und Wahrheiten, Privilegien und Bevormundungen, die sich ins Denken und in zwischenmenschliche Beziehungen einschleichen. Ein Abend der Enthüllung all dessen, was uns prägt und steuert – unabdingbare Voraussetzung, die Beherrschung zu verlieren.
  • Sa, 13.6. von 11 bis 17 Uhr in Hannover (Neues Rathaus, Trammplatz 2): SCHWARZFAHREN FÜR ALLE?
    Möglichkeiten und Grenzen eines entgeltfreien ÖPNV in Niedersachsen ++ Infoseite ++ Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung-Niedersachsen in Kooperation mit dem Netzwerk Solidarische Ökonomie, dem Linken kommunalpolitischen Forum Niedersachsen und der Fraktion DIE LINKE im Rat der Stadt Hannover.
  • 27./28.6. von Saarbrücken nach Saasen: SaHiSa - Saarland hilf Saasen (bzw. Hessen) ... eine ironisch-politische Aktion, die Hilfetransporte in "Entwicklungsländer" kritisch auf die Schippe nimmt ++ Aufruf ++ Fotos ++ Film folgt

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