Das war eine der altruistischen Stimmungen: Der Mensch sollte sich nicht mehr als Nabel der Welt sehen, sondern als gleichberechtigt neben allen – Ameisen, Pferden, Schnittlauch. Das mag ja ein gut gemeinter Versuch sein, aber zunächst gibt es keinen Ausweg: Jeder Mensch nimmt immer durch die eigene Brille wahr. Es gibt keinen objektiven Standpunkt außerhalb der eigenen Person - jeder Mensch nimmt immer nur durch das eigene Raster von Deutungen, Anschauungen und bisherigem Wissen wahr, jede Person mit Funktion oder abhängiger Beschäftigung hat als zusätzliches Raster noch die Erwartungshaltungen an seine Rolle und Tätigkeit im Kopf.
Es ist folglich zumindest ehrlicher, deshalb aber vielleicht besser, sich selbst als das gestaltende Zentrum des Wahrnehmens, Wertens und Entscheidens zu begreifen. Denn dann kann ehrlicher mit dieser Position umgegangen werden. Das Leben und die unbelebte Natur um mich herum ist meine Umwelt. Ich stehe als BetrachterIn im Mittelpunkt. Ich treffe (eventuell oder hoffentlich zusammen mit anderen Menschen, aber nie mit Tieren, Pflanzen oder Steinen) die Entscheidungen über den Umgang mit der Umwelt, ihren Schutz, Nutzung oder Gestaltung. Ohne Hierarchien kann ich das nicht so organisieren, dass ich nicht immer auch Betroffener meiner Handlungen bin - genau auch deshalb ist "Umwelt" der durchaus passende Begriff.
Der Begriff "Mitwelt" und viele der damit verbundenen, ethischen Überlegungen sollen hier nicht diskreditiert werden. Wird er gewählt, um eine bestimmte Haltung zur Umwelt auszudrücken, ohne das Bewusstsein zu verlieren, selbst als AkteurIn im Mittelpunkt zu stehen und die - hoffentlich reflektierten, willensstarken - Entscheidungen zu treffen, so ist daran nichts Anti-Emanzipatorisches zu sehen. Bedeutet es aber die Aufgabe oder Herabsetzung des Selbst, dann schon.