Kopfentlastung

VERKEHR, UMWELT UND DER KAPITALISMUS

Abschaffung der Verkehrsregelungen senkt Unfallquote


1. Völlig verfehlte Verkehrspolitik
2. Zahlen, Fakten, Zitate - Material für Eure Flyer, Schautafeln usw.
3. Zahlen aus der Studie „Mobilität in Deutschland“ und dem ADAC-Mobilitätsindex
4. Gute Gründe gegen Autos (egal, welcher Antrieb)
5. Gegen das Auto und das Gequatsche vom Grundrecht auf Autofahren
6. Woran die Verkehrswende scheitert ...
7. Diesel & Co.: Alte Autos weg, aber keine neuen her!
8. Die sozialen Aspekte der Verkehrswende (gerechte Mobilität)
9. Abschaffung der Verkehrsregelungen senkt Unfallquote
10. Flugverkehr
11. Bahn jahrzehntelang zerlegt - Konzern kümmert sich vor allem um Aktienkurse
12. Politiker*innen-Gequatsche
13. Sprücheklopfer, Lobby & Co.
14. Vergessene Fragen der Mobilität
15. Bücher, Texte und Links zum Themenbereich


Drachten: Verwirrung ist gut!
Den Ansatz, dass (Über)reglementierung nicht immer die beste Lösung ist, wird nicht nur von „Clowns“ wie David Engwicht verfolgt. Im Norden Hollands arbeitet Hans Monderman in der kleinen Stadt Drachten als Verkehrsplaner. Ihm ist diese Berufsbezeichnung wichtig, denn „Verkehrsingenieure“ würden Straßen verbreitern, Radfahrer in Unterführungen drängen und Verkehrsschilder aufstellen. Hans Monderman sieht die Verwirrung und nicht die Ordnung als Lösung für Verkehrsfluss und Sicherheit. Das ist riskant, was aber zum Konzept des Planers gehört: Wenn sich alle des Risikos bewusst sind, achten sie mehr aufeinander und vertrauen nicht nur den Regeln und Künsten der Ingenieure.
Monderman hat z.B. an zwei Kreuzungen, die täglich von 17.500 bzw. 22.000 Kraftfahrzeugen sowie ungezählten Radfahrern und Fußgängern gequert werden, Ampeln und Radwege entfernt. Die kleinere der beiden Kreuzungen ist seit drei Jahren ein einheitlich rot gepflasterter Platz, die größere ein Kleinstkreisel. Hier gibt es noch Gehwege, an der kleineren nicht mehr.
Bei beiden fehlen die Verkehrsschilder. Im Prinzip gilt rechts vor links, jedoch einigen sich die Verkehrsteilnehmer durchaus situationsbedingt auch anders miteinander per Blickkontakt.
Das senkt das Tempo, was dazu führt, dass Fußgängern der Vortritt gewährt wird. Und obwohl kaum ein Autofahrer schneller als 20 km/h fährt, hat sich die durchschnittliche Dauer, um das Zentrum der Stadt zu queren, fast halbiert.
Erste Erfahrungen sammelte Monderman bereits vor 20 Jahren mit seinem Konzept „shared space“. Inzwischen hat er über 100 Straßen und Kreuzungen erfolgreich so umgestaltet. Inzwischen hilft Monderman bei einem länderübergreifendem EU-Projekt, bei dem sieben Städte mit „shared space“ experimentieren. Aus Deutschland ist die niedersächsische Kommune Bohmte dabei, die ihre stark befahrene Durchfahrtstraße umbauen will. Hoffentlich bleibt man nicht im Planungsstadium stecken, damit auch hierzulande dem Risikobewusstsein eine Chance gegeben wird. Bei Google kann man mit den Stichworten „Monderman“ und „Drachten“ recht gute Ergebnisse erzielen.
Redaktion mobilogisch! Exerzierstr. 20, 13357 Berlin, Fon 030/ 492 74 73 Fax 492 79 72, www.mobilogisch.de

Für weniger Regeln im Straßenverkehr
Aus James C. Scott: "Applaus dem Anarchismus" (S. 103 und 165)
Was würde passieren, wenn es an der Kreuzung keine elektronische Ordnung gäbe, wenn Autofahrer und Fußgänger sich ihres unabhängigen Urteils bedienen müssten? Seit 1999 - am Anfang stand die Stadt Drachten in den Niederlanden - machte man mit verblüffenden Resultaten die Probe aufs Exempel, was quer durch Europa und in den Vereinigten Staaten zu einer Welle von Plänen führte, die roten Ampeln abzuschaffen. Sowohl die Argumentation hinter dieser kleinen Initiative wie ihre Resultate sind m.E. aussagekräftig für andere, weiterreichende Bemühungen, Institutionen zu schaffen, die den Handlungsspielraum für ein unabhängiges Urteilen vergrößern und die Kapazitäten erweitern.

  • Experimente in Bohmte (nahe Osnabrück) zu Gleichberechtigung im Straßenraum und Vereinbarung statt Verkehrsregeln (FR, 3.12.2005, S. 14)

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