Kopfentlastung

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Fakes auf Papier: Parteien


1. Einleitung
2. Technische Tipps für Fakes
3. Fakes auf Papier: Behörden
4. Fakes auf Papier: Firmen
5. Fakes auf Papier: Parteien
6. Fakes auf Papier: Weitere Beispiele
7. Faken im Internet
8. Die Rolle wechseln: Uniformen und andere Verkleidungen
9. Links

Immer wieder wurden Arbeitsämter in Mittelhessen von skrupellosen Schmutzfinken mit Parolen und Farben beschmiert, die nicht davor zurück schrecken, ihre traurigen "Leistungen" im Internet abzufeiern. Vor wenigen Woche wandte sich nun die SPD Giessen mit einem Flugblatt an die AnwohnerInnen im Umkreis des Arbeitsamt, um den Aufbau "freiwilliger Einheiten" zur Sicherung von Behörden zu initieren, die aufgrund der Reform-Agenda als Anschlagsziele in Betracht kommen. 1 Euro pro Stunde sollten Freiwillige aus der Parteikasse erhalten. Wenige Tage verteilen die GRÜNEN ein weiteres Schreiben, in dem diese sich von der Idee einer "Freiwilligen-Truppe" distanzieren und für den Ausbau von Sicherheitsapparaten plädieren. Zwischenzeitlich behauptet die SPD gegenüber der Lokalpresse, das Schreiben sei gefälscht.


Was Fachleute meinen
Fachleute geht davon aus, das beide Schreiben Fälschungen, sogenannte "Fakes", darstellen. "Aufgrund der Hartz-Reformen, die zu einer Ausdifferenzierung der Reichtumsverteilung führen, schwindet die Akkzeptanz der Regierung. Genau in diese Kerbe schlagen die verteilten Postwurfsendungen", so Gisela F. Ake von der neu gegründeten "Dokumentationsstelle für Subversion und groben Unfug". Die Verkettung mehrerer Schreiben sei kein Zufall: "Die Glaubwürdigkeit der Parteien zu untergraben dürfte ein wesentliches Ziel der Polit-Chaoten gewesen sein. Durch das Dementi der GRÜNEN werden nachhaltige Zweifel gesäht. Die Bürger wissen so nicht mehr, welche behördliche Äußerung sie noch ernst nehmen sollen." Zwar sei es eine sinnvolle Nebenwirkung, dass übertriebene Autoritätshörigkeit abgebaut werden könne. "Aber das geht zu weit. Wenn niemand mehr die Regierung ernst nimmt, drohen bald Chaos und Anarchie."

Artikel im Anzeiger vom 22.09.2004
Fälschung: SPD ruft nicht zu Schutz von Arbeitsamt auf GIESSEN (ok). Die gelben Flugblätter waren überall in den Briefkästen des Wohnviertels rund um das Arbeitsamt gelandet. Unter dem Briefkopf des SPD Unterbezirks Gießen und den korrekten Kontaktdaten stand dick gedruckt "Bitte um Mithilfe". Darin werden Menschen für Freiwilligengruppen gesucht, um die Bundesagentur für Arbeit zu schützen. Der Appell ist eine Fälschung, auf die bereits einige Anwohner reagiert haben, wie von der SPD-Geschäftsstelle im Aulweg 5 bestätigt worden ist. "Sehr geehrte Damen und Herren", beginnt das Schreiben, "als Gießener örtliche Gliederung unserer Partei möchten wir die Politik unserer Bundesregierung auch praktisch unterstützen." Zusammen mit dem Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen werde eine Freiwilligengruppe aufgebaut, die mithelfen solle, die "Agenda 2010" sowie die Hartz-Beschlüsse umzusetzen. "Wir suchen Menschen, die in der Nähe der wichtigen Reformeinrichtung ,Bundesagentur für Arbeit' (früher: Arbeitsamt) wohnen und bereit sind, mit ihrer Aufmerksamkeit den Bau zu schützen." Leider sei es zu Anschlägen auf das Arbeitsamt gekommen wie Farbschmierereien oder Glasbruch. Feste Gruppen sollten nun vor allem in den späten Abend- und Nachtstunden das Gebäude bewachen. Umsonst soll das niemand tun: "Alle erhalten aus unserer Parteikasse eine Entlohnung von 1 Euro/Stunde." Damit sollen die eigenen Ansprüche an die aktuellen Reformen auch selbst eingehalten werden. Die SPD bedauert den schlechten Scherz, den sich Unbekannte gemacht haben. "Man könnte das ja für eine - wenn auch wenig gelungene - Satire halten und einfach zur Tagesordnung übergehen", erklärte die SPD-Geschäftsführerin Silke Dralle. Aber leider hätten auf Grund dieses Flugblattes Menschen gehofft, ein wenig Geld verdienen zu können. "Wir finden es ungehörig, wenn jemand auf Kosten von Menschen in Notsituationen Witze zu machen versucht."


F.D.P. zur Bunten Republik Neustadt
Im Piratensender zur Bunten Republik Neustadt wurde folgende Pressemitteilung der F.D.P. verlesen:
F.D.P. Dresden auf der BRN
Der Vorstand der Freien Demokraten besuchte am heutigen Freitagabend das Stadtteilfest "Bunte Republik Neustadt". ... (Ansage im Radio: "Na, hier kommt wohl eher Unwichtiges, ich fahre mal fort, wo es wieder spannend wird:) Besonders begrüßt der Vorstand das Engagement der Bürger des Stadtteils Neutstadt. Die florierenden Kleingeschäfte und Bratwurtstände sind geradezu ein leuchtendes Beispiel für die praktische Umsetzung der Idee der Ich-AG, die von der FDP seit Jahrzehnten eingefordert wird. "Wenn die Neustädter so weiter machen, brauchen sie keine Angst zu haben vor der globalen Dynamik der Wirtschaft", sagte der Vorsitzende der FDP vor dem Bratwurtstand der Industrie- und Handelskammer, der auf dem Gelände der Polizeistation Neustadt zu finden war.

Ein solches Fake bedient sich der Aufmerksamkeitsschaffung durch Metaphern gesellschaftlicher Normalität und oft Autorität - der Name der Partei, das Wort des Vorsitzenden usw. In dem kurzen Text sind verschiedene Kritiken versteckt. Recht klar ist noch die Breitseite gegen die Kommerzialisierung der BRN. "Ganz nebenbei" bekommt das Konzept der Ich-AG einen rein, in dem es als FDP-Idee vereinnahmt wird - tatsächlich kommt es aus der Schröder-SPD. Weitere solche verqueren Verbindungen, eben die subversive Kritik, sind zu finden.

Viele, viele Berichte von Fakes dieser Art

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