Kopfentlastung

DIRECT-ACTION-NETZWERK

Weitere Diskussionsbeiträge


1. Einleitung
2. Aufruf zur Gründung von Direct-Action-Gruppen überall sowie eines bundesweiten Netzwerks
3. Antwort von Ulrike Laubenthal, X1000mal-quer-Moderatorin
4. Entgegnung von Jörg Bergstedt, Demo-Teilnehmer am 15.10.
5. Weitere Diskussionsbeiträge
6. Protokoll des Gründungstreffens des Direct-Action-Netzwerks vom 23. -26.11. auf dem BÖT
7. Einladung zum Direct-Action-Camp 2003
8. Einladung zum Treffen für kreativen Widerstand (Trefükrewi) in Dresden vom 4. bis 7. Oktober
9. Schon wieder keine Spraydose da? Schafft eins, zwei, viele Direct-Action-Ecken
10. Bericht einer DA-Veranstaltung
11. „Alles ist Scheiße?“ ... oder: Es gibt keine Sachzwänge, außer wir akzeptieren sie!
12. Nein sagen - wichtig, nicht einfach!

Ich habe mir Deine Ideen auch mal durchgelesen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Ein Direct Action-Netzwerk ist zwar sinnvoll, aber Deine Ideen sind ein bischen utopisch. So eine Professionalität gibt es in der Linken selten, und ist auch nur durch einen sehr guten Organisationsgrad möglich. Wir sollten uns also als erstes einmal überlegen, wie wir es schaffen, eine bundesweite Struktur zu schaffen, die aus vielen Basisgruppen besteht bzw. auf viele Basisgruppen einen mobilisierenden Charakter ausübt.
Ich sehe zwei Möglichkeiten, um die Mobilisierung und die Ausbildung der TeilnehmerInnen zu verbessern:
a) direktes Ansprechen von Basisgruppen
Die schlechte Mobilisierung von X1000 hat gezeigt, dass es (warum auch immer) nicht geschafft wurde, Gruppen von den großen Umweltverbänden (NABU/NAJU bzw. BUND/BUNDjugend, Greenteams) zu mobilisieren. Genausowenig hat es im autonomen und linksradikalen Spektrum funktioniert, Antifa-Gruppen oder Basisgruppen von Linksruck, Solid, SAV etc. zu mobilisieren (von ein paar Hänselchen mal abgesehen). Was bedeutet das fürs nächste Mal? Wir werden nicht darum herumkommen, uns Informationen über die Organisationsstrukturen oben genannter Gruppen zu beschaffen um dann die Basisgruppen direkt anzuschreiben (oder anzurufen?). Ich denke dabei an einen ansprechend layouteten Aufruf (wie wir ihn aus linksradikalen Zusammenhängen, Umweltverbönden usw. kennen, aber eigentlich sollte ja jedeR für seine Veranstaltung auch ordentlich werben oder?) mit Informationen und dem Grund, warum ausgerechnet jetzt Castoren blockiert werden müssen. Vielleicht sogar 2 verschiedene Fassungen (denn linkradikale lassen sich anders als Ökos und Peaceleute ansprechen und umgekehrt).
b) Mobilisierung über bestehende Strukturen hinaus Die zweite Sache ist dann wohl eher die von DA-Gruppen. In einigen Orten existieren Anti-Atom-Gruppen. Diese können sich überlegen, wie sie in ihrem Ort/Region die Mobilisierung verbessern können. Hierzu fällt mir nicht so viel neues ein: Infostände, an Schulen verteilen, Plakatieren, in linken Kneipen/Kulturzentren etc. verteilen, vielleicht Solikonzerte, ... Zwecks Wehrsportübungen usw. sollten sich vielleicht mal einige schlaue Köpfe zusammensetzen und ein paar Papiere verfassen, wie Mensch mit besagten Problemen am besten fertig wird (Wasserwerfen, Bullenketten etc.). Diese Dinge sind aber nicht only for Castor, sondern können auch in anderen politischen Bereichen eingesetzt werden. Gut ich gebe zu, Bullenketten zu durchbrechen ist nicht so schwer, es ist nur Entschlossenheit und zahlreiches Erscheinen notwendig (bestenfalls ein kleiner Selbstverteidigungskurs, um Bullengewalt richtig erkennen und die Situation abschätzen zu können) und das mit den Wasserwerfern und den Farbeiern ist zwar ne schöne Sache, aber mal schaun ob das dann wirklich so gut klappt und so.

Achso, und noch ein dritter Punkt, der mich tierisch gestört hat: Absolute Fehleinschätzung, Lahmarschigkeit, Ineffizienz, sinnloses Diskutieren.
Ich war an besagtem Datum auch vor Ort um „mitzuwirken“. Aber ich muss doch noch einige Kritik loswerden: Wenn Leute 1-2 Stunden (keine Übertreibung) brauchen, um über eine Situation vor Ort zu diskutieren, die zwar zu Beginn der Planung noch aktuell war, danach aber unter Umständen eine komplett andere ist, frage ich mich, ob die betreffenden Leute noch klar denken können. Darüber hinaus dann noch eine Entscheidung zu treffen, die natürlich so nicht funktioniert hat (Situation hatte sich geändert, Bullen waren am Start usw.), was natürlich auch einige Leute in den ersten fünf Minuten dieser Diskussion vorhersahen (michmalaufdieschulterklopfe)... Dann noch mehrmals auf die Karte schauen (damit auch der/die letzte Schlafmütze aufwacht) statt einmal die Lage abzuchecken und schließlich noch eine ellenlange ergebnislose Diskussion zu führen (bzw. hatte sich das Ergebnis innerhalb von 1 Stunde nicht geändert) ist doch wirklich blöd. Zum Glück ist kein Castor gerollt und es war in diesem Fall sowieso egal. Achso und die Delegiertenplena sind nicht zum Zweck-Diskutieren da, sondern um Entscheidungen zu fällen (diese natürlich in Diskussionen) und zwar in gewissen Situationen mit hoher Geschwindigkeit.
;-) Das muss besser werden!
Jens


Reaktion auf den Direct-Action-Aufruf
Um die Diskussion über die Bildung eines Direkte-Aktions-Netzwerkes nicht nur im Internet stattfinden zu lassen, wende ich mich an Euch. Ich halte solch einen Vorschlag bzw. dessen Umsetzung für überfällig. Entschlossene direkte Aktionen finden bisher wohl eher selten im Rahmen von Massenmobilisierungen wie Gorleben oder ähnlichem statt. Stattdessen ist eine andere Geisteshaltung die Regel: „Erst mal hinfahren. Vielleicht kann ich mich ja irgendwo anschließen; wird sich schon irgendwas ergeben.“ Häufig wird die Spannung am Dabeisein und das spätere „Ich war da“-Gerede zum Selbstzweck. Wer glaubt denn noch daran, allein durch die Zahl der anwesenden DemonstrantInnen etwas bewirken zu können? Bei mehreren Tausend vielleicht eingeschränkt aber wann ist das der Fall?
Auch aus Angst vor Reppression oder der Befürchtung, sich durch Dominanzvorwürfe o.ä. angreifbar zu machen wird ein entschlossenes Vorgehen und ein gewisses Maß an Selbstorganisation verhindert. Ich möchte mich diesen Ängsten stellen und damit umgehen lernen. Es gibt viele Schwachpunkte bei Massenmobilisierungen, die verändert werden sollten. Für mich ist nicht alles verwerflich und sollte abgelehnt werden, nur weil es als militärisch oder potentiell dominanzhervorrufend gilt. Dieses klassisch linke Abwehrverhalten gegen jegliches Vorgehen/Verhalten der „Gegenseite“ ist für mich nicht akzeptabel.
Wenn eine gewisser Grad an Organisierung notwendig ist, dann sollte die Umsetzung möglichst gleichberechtigt erfolgen, aber: sie sollte erfolgen und nicht aus Angst vor Dominanz-oder anderen Vorwürfen unterbleiben. Ich halte die Mobilität bei Massenveranstaltungen für unseren entscheidenden Vorteil. Wenn wir schnell sind, können wir viel Verwirrung stiften, angreifen und unerkannt entkommen u.s.w. Über die Absprachen untereinander, d.h, den einzelnen Direkte-Aktionsgruppen muss noch gesprochen werden. Da ich Schnelligkeit für den wichtigsten Punkt auch im Hinblick auf Repression sehe, würde ich auch den Erwerb einer gewissen Ausdauer für zeitweiliges Laufen vorschlagen.
Ferner sollte jede Person über Kenntnisse in bezug auf Klettern u.ä. verfügen und eine bestimmte Ausrüstung auf Aktionen immer dabeihaben. Für Situationen, in denen Repression stark greift (Bullenketten durchbrechen) muss ein Umgang gefunden werden, damit nicht ein großer Teil der Gruppen durch entsprechende Verfahren für eine Zeitlang aktionsunfähig wird. Lasst uns auf dem BÖT nach einer Antwort auf diese Fragen suchen!!!
Markus

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