Kopfentlastung

BOLO'BOLO (AUSZÜGE)

sumi


1. Der grosse Kater
2. Die drei Grundbestandteile der Maschine
3. Drei Deals in Krise
4. Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum
5. Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus
6. Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends
7. Der Bankrott der Realpolitik
8. Die Schattenwirklichkeit
9. Substruktion
10. Dysko
11. Triko ... und: bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt
12. Fahrplan
13. ibu
14. bolo
15. sila
16. taku
17. kana
18. nima
19. kodu
20. yalu
21. sibi
22. pali
23. sufu
24. gano
25. bete
26. nugo
27. pili
28. kene
29. tega
30. fudo
31. sumi
32. asa
33. buni
34. mafa
35. feno
36. sadi
37. fasi
38. yaka
39. Anmerkungen
40. Sechs Jahre bolo'bolo
41. Abfahrt

Die autonome Region (sumi) ist für bolos und ibus die grösste unmittelbar erlebbare gesellschaftliche Einheit. Solch eine Region kann eine unbeschränkte Zahl von bolos, Nachbarschaften oder Bezirken umfassen, vielleicht 20 bis 30 Bezirke mit 8000 bolos und mehreren Millionen ibus. In besonderen Fällen können es auch mehr sein, in andern nur einige Tausend ibus - z. B . auf Inseln, in Gebirgen, im Eis oder in der Wüste. Es gibt einige hundert Regionen auf diesem Planeten; die meisten von ihnen wird man auf dem gleichen Kontinent bei ihrem Namen kennen.

Eine Region ist zuerst einmal eine geographische Einheit: eine Gebirgsgegend, ein Gebiet zwischen zwei Flüssen oder Gebirgszügen, eine grosse Insel oder Halbinsel, ein Küstenstrich, eine Ebene, ein Dschungel, ein Flussbassin, ein Archipel usw. Sie bildet eine Einheit bezüglich der Verkehrsmöglichkeiten und sie sollte genug Ressourcen haben, um weitgehend autark sein zu können. Der grösste Teil des Austauschs und der Kommunikation unter den bolos wird sich im Zusammenhang der Region abspielen. Sie ist keine administrative, sondern eine Einheit des praktischen Alltagslebens. In gewissen Fällen kann sie heutigen Staaten (USA) entsprechen, oder Republiken (UdSSR, Jugoslawien), Herzogtümern, Provinzen, offiziellen Regionen (Italien, Frankreich), Ländern (Deutschland) usw. Aber in vielen Fällen sind diese Einteilungen rein administrativ oder unpraktisch und nicht lebensfähig. Oder sie wurden sogar absichtlich geschaffen, um kulturell eigenständige Regionen zu zerreissen und gefügig zu machen.

Es gibt in der Tat viele Regionen, die nicht nur geographisch bestimmt sind, sondern wie die bolos eine kulturelle Eigenart besitzen (dies braucht aber nicht immer der Fall zu sein). Sie haben z.B. eine typische Sprache oder einen Dialekt, eine Geschichte gemeinsamer Kämpfe, einen ähnlichen Lebensstil, bestimmte Wohnformen und Architekturen, eine Religion, traditionelle Einrichtungen und Feste, eine eigene Küche usw. All das und einige Zufälligkeiten können eine regionale Identität ausmachen. Für die Verteidigung solcher Identitäten haben seit jeher und auch heute noch Kämpfe gegen zentralistische Unterdrückung stattgefunden: die Iren, die Indianer, die Indios, die Basken, die Ibos, die Korsen, die Katalanen, die Jurassier, die Palästinenser, Kurden, Armenier usw. Die Geschichte der meisten Nationalstrassen besteht in der Unterjochung regionaler Kulturen.

Die regionale Eigenart kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein als jene der dazugehörigen bolos und auch von ihr abweichen. Im allgemeinen sind regionale Kulturen, die sich frei entfalten können, auch wieder sehr tolerant mit andern Kulturen: die Abgrenzung ist dann keine Überlebensfrage mehr. Die Stärke der bolos ist gerade die Stärke einer Region. Die bolos wählen sich die Region, an deren Unternehmungen sie teilnehmen möchten, selber. Sie können in bestimmten Bereichen auch zu mehreren Regionen gehören, denn diese sind nicht territorial bestimmt und brauchen keine Grenzen. Indem eine Region bolos "verliert" oder "gewinnt" kann sie sich dauernd neuen Verhältnissen anpassen. Eine Region geht so in die andere über und man weiss nie, ob man nun noch in Turonia oder schon in Mandoland ist. Solch lebendige Regionen sind eine Möglichkeit, alle jene Probleme zu lösen, die durch absurde nationale Grenzen verursacht wurden. Die Nationen, die geschaffen wurden zur Sicherung der Herrschaft des Zentralstaats, werden in einem Patchwork "weicher" Regionen aufgelöst. (18)

Typische bolos, deren Lebensweise auf einer Regionalkultur aufgebaut ist, sind zugleich "Botschaften" der Regionen unter einander und fördern so den Austausch und damit die gegenseitige Toleranz. (Anatol-bolos in Berlin, Alp-bolos im Kongo, Britobolos in Rio, Sizilo-bolos in Boston usw.) Keine regionale Kultur wird für andere zu einem Meltingpot, sondern sie lässt sich von der Andersartigkeit von "Gast-Kulturen" bereichern. (Vergessen wir aber nicht, dass regionale Traditionen nur eine Quelle kultureller Selbstbestimmung unter vielen sind!)

Autonome Regionen können sich mit allen Aufgaben befassen, die die beteiligten bolos ihnen übertragen wollen. Darunter wären vielleicht besonders zu erwähnen: Bewachung stillgelegter Atomkraftwerke und radioaktiver Depots (Minenfelder, Stacheldraht, MG-Nester, rotierendeWachmannschaften usw. für einige zehntausend Jahre), Unterhalt einiger Bahn-, Bus- oder Schiffslinien, spezielle Kliniken, Laboratorien, Energie-Exporte/Importe, Katastrophenhilfe, Schlichtung bzw. Austragung von Streitfällen, Teilnahme an kontinentalen oder planetaren Unternehmungen. Die allenfalls für solche Aufgaben notwendige Arbeitskraft kann von den Bezirken in der Form von Fronarbeit (kene) erbracht werden.

Eine Regionalversammlung (sumi'dala) könnte etwa so aussehen: zwei Delegierte aus jedem Bezirk, weitere 40 Delegierte aus 20 verlosten bolos - etwa 60 Mitglieder. Dazu kommen neben den üblichen beiden auswärtigen Vertretern (dudis) noch je zwei aus allen angrenzenden Regionen. In der Regionalversammlung Burgund sässen also auch stimmberechtige Vertreter aus der Champagne, aus Lothringen, dem Jura usw. und umgekehrt. Solche Nachbarschaftsvertretungen könnten die Zusammenarbeit unter Regionen verbessern und Isolationstendenzen vermindern. Benachbarte Regionen könnten darüber hinaus auf vielen Gebieten eng zusammen arbeiten, z.B. im Verkehrswesen und bei der Rohstoffgewinnung.

In Europa (in einem lockeren geographischen Sinn) gäbe es ungefähr 100 autonome Regionen, in beiden Amerika 150, in Afrika 100, in Asien 300 und auf dem Rest der Welt nochmals 100, zusammen 750. Die Welt sähe dann so aus: (wobei die Grenzen nicht als Linien, sondern als Übergangszonen zu verstehen sind)




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