Stiftung Freiräume

Ö-PUNKTE 3/1998

Unfall im BAYER-Werk Dormagen


1. Kurzmeldungen zu Chemie, Industrie
2. Entpuppt sich das Öko-Audit als Trick?
3. Entwurf einer Menschenrechts-Charta
4. Sonderheft Chemie & Gentechnik
5. 100 Jahre Raubbau
6. Unfall im BAYER-Werk Dormagen

Nachwievor ungeklärt sind Hergang und Folgen des Dormagener Unfalls. Dort waren Anfang Juli 12 Tonnen des krebserregenden Stoffes Toluylendiamin (TDA) ausgetreten. Verschiedene Umweltverbände haben daher einen offenen Brief an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten geschickt (siehe unten). Nähere Infos: Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG), Postfach 150418, 40081 Düsseldorf, Tel. 0211/333911.

An Herrn
Ministerpräsident Johannes Rau
...
14. Oktober 1997

Offener Brief zum Störfall im BAYER-Werk Dormagen am 30. Juni 1997

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, auch drei Monate nach dem Großunfall im Dormagener BAYER-Werk, bei dem 12 Tonnen krebserregendes Toluylendiamin (TDA) ausgetreten sind, wartet die Öffentlichkeit auf wichtige Informationen zu dem Vorgang. Trotz wiederholter Nachfrage machen weder der BAYER-Konzern noch die zuständigen Behörden Angaben über die Ursache des Unfalls, seinen Verlauf und die Gefahren für die Bevölkerung, ebenfalls unbekannt bleiben die entstandenen Brandgase. Obwohl die Firma BAYER auch drei Monate nach dem Unfall den gesetzlich vorgeschriebenen Bericht an das Staatliche Umweltamt nicht abgeliefert hat, wurde die betroffene Anlage vor mehreren Wochen wieder in Betrieb genommen - eine Wiederholung des Unfalls ist nicht auszuschließen. Die Untersuchungsergebnisse der Umweltämter, der Kriminalpolizei und des TÜV Rheinland lagern in den Schubladen. Wir fordern die nordrheinwestfälische Regierung auf, einen Bericht mit sämtlichen vorliegenden Informationen über den Unfall vorzulegen und Wege für einen wirksamen Schutz der Bevölkerung aufzuzeigen. Es dürfen keine gefährlichen Stoffe über die Werksgrenzen gelangen! Den zunehmenden Gefahren, die von chemischen Anlagen ausgehen, muß entgegengetreten werden, selbst wenn dies zu Konflikten mit den Betreibern führt! Als erster Schritt muß drauf hingearbeitet werden, daß risikoreiche Anlgen mit einer doppelten Hülle gesichert werden. Denn obwohl Leckagen in druckführenden Rohren zu den häufigsten Ursachen von Störfällen gehören, bleibt bei BAYER eine Ummantelung von Anlagen und Leitungen bisher die Ausnahme. Außerdem müssen die Anwohnerinnen und Anwohner gründlich über die Gefahren informiert werden, wie es auch §11 der Störfallverordnung verlangt. Hierzu gehört unter anderem eine detaillierte Aufzählung aller produzierten und gelagerten Stoffe, mit Mengenangaben und potentiellen Gesundheitsgefahren. Auf die lange Sicht muß das Ziel aber sein, daß gefährliche Anlagen aus Wohngebieten verlagert werden.

Mit der Bitte um rasche Antwort verbleiben
Philipp Menkes (CBG), Jörn Lutat (BUND), Wolfgang Kühr (BBU)



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Zuletzt überarbeitet am 3. Januar 1998
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