Herrschaft

DIE PROJEKTWERKSTATT ALS UMWELTHAUS

Sonne, Regen, bunte Farben


Einleitung · Sonne, Regen, bunte Farben · Die Besonderheiten · Links und mehr Informationen

"In Saasen steht ein Ökohaus" texteten vor einigen Jahren ein paar Musiker den "Skandal im Sperrbezirk"-Song um. Damals war das Anwesen in der Ludwigstraße 11 noch weit davon entfernt. Seitdem ist viel passiert - und der Song Jahr für Jahr ein gutes Stück der Wirklichkeit näher gekommen: Solarkollektor und Holzgebläsekessel entstanden schon nach knapp einem Jahr, Solarkocher und Regenwassernutzung waren auch schnell verwirklich. Öko-Farben drinnen und draußen, Weichfaser-Dämmplatten und Altpapierfusseln als Dachdämmung, Recyclingtapeten und Naturlinoleum als Fußboden kamen in den ersten Jahren hinzu. Kleine Solarstromanlagen versorgen rollendes Soundsystem, eine große Dachanlage kam hingegen erst 2011 hinzu. Für den "Widerhaken" ist all das aber schon ab 1995 ein Anlass, mit einer Artikelserie zum "umweltgerechten Haus" all das darzustellen, was in der Projektwerkstatt verwirklicht wurde. Jede Ausgabe erschien ein Thema. Der Einstieg war ein Überblick zum Umwelt-Modellhaus. Der folgende Text basiert auf dieser alten Fassung - aktualisiert um all das, was seitdem hinzugekommen ist.

Bild der Projektwerkstatt


Herzlich willkommen zu einem Rundgang
Die ersten Informationen gibt es schon draußen im Hof. Rankpflanzen, mit dem Start der Projektwerkstatt neu gepflanzt und daher auf einigen der älteren Fotos noch am Beginn die Wände emporzuranken, bedecken inzwischen große Teile des Hauses. Sie wuchern so üppig, dass sie regelmäßig zurückgeschnitten werden müssen, um nicht Fenster, Türen und die Schilder mit Wegweisern oder politischen Sprüchen zu verdecken. An den Schattenwänden rankt vor allem Efeu, an den Sonnenwänden verschiedene Weinsorten. Ein Hinweisschild erläutert den Sinn von Rankpflanzen. Während der Wein, zum Teil unter schützenden Vor- und Glasdächern, jeden Spätsommer reichlich Früchte bringt, bietet der Efeu Bienen, Vögeln und vielen anderen Arten eine Heimat. Es gäbe noch viele andere Rankpflanzen, etliche lassen sich nutzen (neben Wein z.B. Hopfen oder Spalierobst). Alle schützen die Wand vor Regen oder Frost und wirken sich günstig auf den Energiehaushalt aus: Im Sommer kühlen sie durch die Beschattung und das Verdunsten von Wasser, im Winter bremsen sie den kalten Wind schon ein Stück vor der Wand.

Bewachsene Wände sind aber nicht alles, was die Häuser der Projektwerkstatt an Lebensraum zu bieten haben. Auf mehreren Dachflächen wachsen Trockenrasen. So bietet eine normalerweise für die Natur verlorene Fläche einen neuen Lebensraum. Auch hier stimmt die Wirkung auf den Energiehaushalt: Kühlend im Sommer, isolierend im Winter.

Die Wandflächen des Haupthauses sind bunt angemalt, der Sockel und kreative Formen um die Fenster blau, die Wandflächen rostrot. Diese Außenfarben sind auf Silikatbasis hergestellt und umweltverträglich.Die meisten Fenster sind bunt gestrichen, mit umweltfreundlichen oder aus dem Müll recycelten Decklacken. Drinnen in den Räumen sind weitere "Öko"-Farben oder ebenfalls Farbgebungen aus bereits weggeworfenen Quellen zu sehen: weiße Tapetenfarbe, Abtön- und Heizkörperfarbe sowie Harz- und Hartöle für offene Holzflächen. Verschiedene Öko-Produkte von verschiedenen Firmen sind im Haus verwendet worden. In der Bibliothek stehen Unterlagen zum Nachlesen bereit, welche Farben für welchen Untergrund und Einsatzort geeignet und wie umweltfreundlich sind.

Der Weg ins Haus führt durch eine Glastür ins lichtdurchflutete Treppenhaus. Das ist der neueste Teil der Projektwerkstatt, erbaut 2010 und 2011 nach aufwändiger Berechnung der Statik. Der dreistöckige Glaspalast zwischen den beiden Alt-Gebäuden verbindet alle Stockwerke miteinander. In der Mitte trägt ein Dreibein die Konstruktion - eine Architektur, die zur Projektwerkstatt passt, denn solche Dreibeine werden auch bei Besetzungen und Blockaden errichtet. Zufahrten, Genversuchsfelder oder Baustellen lassen sich blockieren, wenn oben an der Turmspitze Personen sich festketten. Hier in Saasen dient das Bauwerk keiner direkten politischen Aktion, kann aber sehr wohl als Übungsturm genutzt werden. Ein Schrank mit Klettermaterial steht gleich daneben ...

Spektakulär ist der Aufstieg ins Glashaus, denn nicht nur Außenwände und Dach sind aus Glas, sondern auch die Fußböden. So flutet das Licht in alle Stockwerke. An den Wänden und entlang der Dachbalken rankt sich Wein entlang, der hier fast zwei Monate früher reif ist als im Freiland. Auf allen Ebenen gibt es Möglichkeiten, sich niederzulassen - passend für 5 bis 10 Leute. Das Spannendste aber: Das ganze Bauwerk ist aus Müll gebaut. Was woanders weggeworfen wurde, hat hier eine Wiederauferstehung erfahren - und das Bauwerk entstand so ohne Kosten. Typisch für die Projektwerkstatt: Um unabhängig zu bleiben, werden Kosten reduziert - möglichst auf Null. Und umweltfreundlich ist, was gar nicht erst neu hergestellt werden muss. Eine bemerkenswerte Kombination!

Entlang der Wege findet mensch kleine Schilder mit Erklärungen zum Hausausbau und den eingesetzten Materialien. Der grüne Daumen zeigt, was richtig gemacht wurde. An einigen Stellen geschahen aber auch Fehler - und das soll nicht verschwiegen werden. Daher gibt es als Symbol auch den roten Daumen nach unten. "Falsch!" bedeutet das und beweist, daß auch im Umwelt-Modellhaus nicht umweltgerechte Materialien zu finden sind. Das kann drei Gründe haben und ist jedesmal erklärt. Entweder sind umweltbelastende Materialien schon vorhanden gewesen (also mit dem Haus gekauft worden). Sie rauszureißen und auf die Müllkippe zu fahren, macht keinen Sinn. Es sieht dann zwar im Haus tadellos aus, aber tatsächlich belasten die Stoffe jetzt die Umwelt anderswo. Der Schein würde trügen. Ein zweiter Grund kann die benannte Verwendung von Altmaterialien aus abgerissenen Häusern oder gar Stoffen, die andernorts im Container gelandet wären, sein (zB alte Fenster, Holz, Möbel - aufgearbeitet, aber öfter noch zB mit Farben, die in der Herstellung wenig umweltfreundlich waren). Und drittens passieren überall Fehler - auch im Umwelthaus. Die wurden nicht teuer verbessert, sondern dienen heute als Anschauung: "Hier hätte es besser laufen können!"
Ein solches Schild findet sich z.B. im Flur des Vorderhauses. Die Stromkabel dort haben einen PVC-Mantel. Besser wäre PVC-freies Material gewesen, in Aufenthalts- und besonders den Schlafräumen dazu noch abgeschirmt gegen den Elektrosmog. Daran aber hatte 1993 nicht gleich jemensch gedacht, als die Renovierungen losgingen. Viele der Elektromaterialien waren eine Spende und so finden sich heute einige "falsche" Kabelsorten im Haus. Im übrigen kann hinzugefügt werden: PVC ist immer falsch - in der Herstellung entstehen viele Schadstoffe - und wenn es mal verbrennt, können Dioxine freiwerden.
Einiges weitere in Sachen Elektrik war in den ersten Jahren ebenso noch nicht überzeugend, weil noch nicht vollendet. Nur an wenigen Stellen fanden sich Energiesparlampen. Das ist jetzt überwunden, fast überall leuchten Dioden. Gebacken wurde einige Jahre mit Strom, bis auch das vorbei war mit einem Gashard. Der noch umweltfreundlichere Solarkocher ist zwar auch vorhanden, den meisten hier aber zu umständlich, so dass er eher ungenutzt herumsteht. Im Sommerhalbjahr zieht ein Kühlschrank den vom Ökostromanbieter EWS gekauften Strom. Aus dem zunächst ins Auge gefaßten Erdkeller ist wegen dem hohen Grundwasserstand nie etwas geworden - und der Verdunstungskühlschrank wurde auch nie verwirklicht. Immerhin: Von ca. Oktober bis April bleibt der Kühlschrank aus.

Zum Thema "Solarenergie" gibt es viel zu sehen in und um die Projektwerkstatt. Auf dem Dach liegen knapp 18 Quadratmeter Sonnenkollektoren. Sie erzeugen aus dem Sonnenlicht Wärme. Das heiße Wasser wird in den Keller geleitet und erwärmt dort große, isolierte Speicher. Zum Duschen, Wäschewaschen (Zufluß zur Waschmaschine), Abwaschen, Putzen usw. kann das warme Wasser gezapft werden, an sonnigen Wintertagen unterstützt es auch die Heizung. Auf der oberen ebene des Glashauses steht der erwähnte Solarkocher. In ihm könnten bei direktem Sonneneinfall Temperaturen bis 100 Grad und mehr erreicht werden. Das reicht zum Kochen. Wer genug Zeit hat, kann den Herd an Sonnentagen ganz ersetzen, sonst wird auf dem Herd das Essen auf die notwendige Temperatur gebracht, dann aber kann der Herd abgeschaltet und der Topf in den Solarkocher gestellt werden - ein einfaches Prinzip. Funktionieren tut der Kocher auch zum Dörren und Trocknen, als Vorwärmer für Teigansatz usw.
Schließlich kann man in der Projektwerkstatt auch noch Anlagen zur Solarstromgewinnung bewundern - neben üblichen Kleingeräten wie Taschenrechnern z.B. ein Akkuladegerät mit kleiner Solarplatte und zwei Solarmodule, die die Elektrik des eines Soundmobils mit Strom versorgen. Das ist ein Fahrradhänger mit Solarplatte, großem Akku, Lautsprecher und mehr. Eine weitere Solarplatte ist fest installiert und wird bei Bedarf als Solartankstelle hinzuverbunden. Früher gab es auch ein großes Umweltaktionsmobil mit vier Solarmodulen. Sie reichten, um Bühnen-Lautsprecheranlage, Musikinstrumente, Labor oder Computer im Umweltmobil mit Strom zu versorgen. Größer wird es auf dem Südostdach über der Umweltbibliothek, wo 35 Photovoltaikmodule Strom erzeugen (6,15 KW Maximalleistung).

Neben den Solaranlagen ist auch der zweite klassische, umwelttechnische Bereich in der Projektwerkstatt umfassend verwirklicht: Das Wasser für Toiletten, Putzen und Garten stammt aus dem Regenwasser. Dieses wird von den Teilen der Dächer, auf denen sich keine Grasdächer befinden in eine unterirdische Zisterne geleitet. Von dort führt ein Saugschlauch zum Hauswasserwerk - klein, aber voll spannender Technik. Das Hauswasserwerk besteht aus einer Druckpumpe und einem Druckmesser. Die Pumpe läuft an und pumpt Wasser zu den Toiletten (immerhin drei Toiletten in den Gruppensanitärräumen der Projektwerkstatt und eine im Haupthaus) bzw. per Schlauch in den Garten oder zu einzelnen Zapfstellen. Dabei baut sie einen Druck auf. Ist ein Normwert erreicht, schaltet der Druckmesser die Pumpe ab. Wird dann irgendwo die Spültaste betätigt oder ein Wasserhahn geöffnet, fällt der Druck ab. Das merkt der Druckmesser und wirft die Pumpe an. Sie pumpt, bis der Druck wieder stimmt. Dadurch ist die Regenwasserzapfung genauso praktisch wie das Zapfen aus dem Hahn! Alle Teile der Regenwasseranlage sind zu sehen und mit Schildern erklärt. Wie bei den Solaranlagen liegen in der Projektwerkstatt (z.B. in der Bibliothek) umfangreiche Unterlagen vor, knappe Zusammenfassungen können InteressentInnen sogar mitnehmen.
Ein weiteres Klo neben den Schlafräumen wird von einer zweiten, kleineren Regenwasseranlage bedient. Die funktioniert ohne Pumpe einfach mit Schwerkraft - also ganz ohne Fremdenergie.

Auf dem Weg durch die verschiedenen Räume der Projektwerkstatt fallen noch ein paar weitere technische Einzelheiten auf, sie sind ebenfalls an jeweils einer Stelle erläutert. Zu nennen sind die Thermostate, die die Temperatur in jedem Raum regeln, sowie die Fußbodenheizung im Vortragsraum. Sie schafft nicht nur Behaglichkeit, sondern soll auch demonstrieren, daß Fußbodenheizungen die Energie besonders gut ausnutzen, weil sie selbst bei niedrigen Temperaturen des Heizwassers noch gute Heizleistungen erbringen. Je niedriger aber die Temperaturen sein können, desto mehr der Energie wird ausgenutzt. Außerdem kann die Solaranlage für eine Fußbodenheizung eher die notwendige Leistung bringen (liefert sie z.B. 50 oder 60 Grad Wärme, so reicht das für Brauchwasser und eine Fußbodenheizung, aber nicht für normale Heizkörper).
Der Kessel zur Wärmeerzeugung steht im Keller und ist verbunden mit der Solaranlage, die ebenfalls Brauch- und Heizwasser erwärmen kann.

In vielen Räumen ist Holz zu sehen: Trägerbalken, Fachwerk innen, Regale, Profilbretter im Dach, Trennwände. Dabei fällt sofort auf, daß hier offenbar auch solches Holz verbaut wurde, was andernorts weggeschmissen wird - so zum Beispiel die Trennwände im Gruppenbad, die aus ehemaligen Paletten für Papierlieferungen gebaut und dann ganz bunt bemalt sind. Die meisten Holzflächen aber sind naturbelassen - gestrichen nur mit farblosen bzw. leicht farbpigmentierten Harz- und Leinölen. Diese Farben sind reine Naturprodukte und machen das Holz zum einen wasserabweisend, zum anderen verhindern sie das Grauwerden bei Lichteinfall. Geöltes Holz wird gelblich, ein angenehmer Farbton.
Umweltfreundliche Farben sind ohnehin konsequent zu sehen im Innenbereich. Die Wände sind mit verschiedenen Weißtönen gestrichen, teilweise haben Gruppen darauf Gemälde angebracht. Verwendet wurden Dispersionsfarben verschiedener Naturfarbenfirmen sowie deren Abtönfarbe. Heizkörper, Rohre und Fensterrahmen sind mit Naturharz-Decklacken in vielen Farbtönen gestaltet.
Unter der Farbe befinden sich Tapeten aus Altpapier bzw. Ungebleichte, andernorts als Restrollen angefallene Tapeten. Wo die Tapete fehlt, ist mit Gips oder mit einem Sand-Kalkhydrat-Gemisch die Oberfläche gestaltet und dann bemalt worden. Gerade das letztere ist ein guter Abschluß für Lehmwände und -gefache. Dieser Putz verhindert Staub und Auswaschen des Lehmes, andererseits ist er dampfdiffusionsoffen, d.h. der Lehm und das Fachwerk können immer wieder austrocken. Für die Haltbarkeit von Fachwerkhäusern ist das von großer Bedeutung. Zementputze würden genau den benannten Dampfdurchgang verhindern und führen so zur langsamen Zerstörung des Holzes.

Während die Grundmauern des gesamten Umwelthauses aus Natursteinen gemauert sind, findet sich im Erdgeschoß des Haupthauses ein Vollziegelmauerwerk mit Lehmmörtel. Überall anders herrscht Fachwerk - abgesehen von einigen Zwischengebäuden, die erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden und zum Teil mit Blähbetonsteinen errichtet wurden, die schnell zerfallen und kaum Wärme speichern (kein baubiologisches Material). Teile der Gefache sind in früherer Zeit zerstört worden und mit Steinen ausgemauert. Sie sind in dieser Form belassen worden. Im Innenbereich der ehemaligen Scheune wurden neue Mauern aus Voll- und Lehmziegeln errichtet. Alle Ziegel stammten aus ehemaligen Mauern, die andernorts abgerissen wurden. So konnten einige Kubikmeter Bauschutt wiederverwertet werden. Wo neuer Putz aufgetragen wurde, wurde immer das Sand-Kalkhydrat-Gemisch bevorzugt.
Im großen Seminarraum musste eine Brandschutzdecke angebracht werden. Dazu sind Gipsfaserplatten verwendet worden. Naturgips gehört zu den Materialien, die durch ihre Dampfoffenheit und geringen Ausdünstungen ein gesundes Raumklima erhalten.
Große Teile der alten Hausbereiche haben Lehmwände. Die speichern Wärme und Feuchtigkeit, so dass in den so umbauten Räumen ein sehr ausgeglichenes Wohnklima vorherrscht. 2015 wurde auch im Kleingruppenraum, der vorher nur eine Blähbetonwand plus Isolierung hatte, eine Lehmwand vorgesetzt - gleich mit Wandheizung.

Das Umwelt-Haus ist mit verschiedenen Materialien isoliert worden. Im Dach des Haupthauses und der Nebengebäude finden sich verschiedene Schichten:
  • Außen, unter den Dachziegeln, wurden Weichfaserplatten mit geringem Bitumenanteil (wasserabweisend) aufgenagelt. Von innen an den verstärkten Dachsparren (um eine dickere Dämmung zu erzielen) findet sich eine Filzpappe als Dampfbremse und Profilholz. In die entstehenden Hohlräume zwischen diesen Schichten wurde dann zu einer watteähnlichen Substanz kleingerissenes Altpapier eingeblasen. Dieses Produkt, mit Borsalz feuerhemmend gemacht, erreicht einen optimaler Dämmwert und ist in der Herstellung sehr umweltverträglich. Glas- und Steinwolle sowie Schaumstoffe (wie Styropor) sind im Umwelthaus nicht neu eingebaut worden. Es wurden allerdings an einigen Stellen Altmaterialien wiederverwertet. Die benannten, konventionellen Dämmstoffe sind vor allem deshalb zweifelhaft, weil die in der Herstellung sehr energieaufwendig sind - d.h. der Energieeinspareffekt ist höchst fraglich. Außerdem sind weitere Negativeinwirkungen auf das Wohnklima zu befürchten: Bei Stein- und Glaswolle vor allem die Fasern, die krebsverdächtig sind, bei Schaumstoffen deren Wasserundurchlässigkeit, die aus dem Raum gleichsam eine Sauna machen.
  • Teile der Wände haben eine Außenisolierung erhalten. Dieses ist in jedem Fall die wärmetechnisch günstigere Art der Dämmung, da erstens die Wand geschützt und zweitens dieselbe als Wärmespeicher nach innen erhalten wird. Gerade Lehm- und Vollziegelwände kö nnen erhebliche Wärme speichern, wodurch ein behagliches, temperaturausgeglichenes Raumklima geschaffen wird. Als Außenisolierung sind im Umwelthaus vor allem Altmaterialien verwendet worden. Im Innenbereich trifft das auch teilweise zu, mehr aber ist auf Holzweichfaserplatten zurückgegriffen worden. An Einzelstellen wurde Schafwolle eingesetzt. Solche Wolle gibt es inzwischen auch als Dämmatten und -rollen, sie ist daher leicht zu verlegen. Die Wolle ist mit Harnsäure gegen Schädlingsbefall geschützt.
  • Der Hauptwärmeverlust fast aller Häuser geschieht durch die Fenster. Andererseits können Fenster Sonnenlicht und damit auch Wärme einfangen (passive Sonnenenergienutzung). Bei Altbausanierungen sind in alle Richtungen Grenzen gesetzt. Um die vorhandenen Ei nfachglasfenster nicht auf den Müll schmeißen zu müssen (Umweltverschmutzung) und neue zu kaufen (deren Herstellung auch dann eine Belastung bleibt, wenn sie umweltgerecht hergestellt werden), wurden dort, wo es ging, die alten Fenster renoviert und mit ei nem zweiten Fenster ergänzt. Das äußere der beiden Fenster erhielt zudem eine Fensterfolie, so daß ein Dreifachglaseffekt entstand. Dieses Verfahren schafft nicht nur eine gute Wärmeisolierung, sondern ist zudem sehr billig.

Der letzte Blick ist zum Fußboden gerichtet. Dort sollen verschiedene Stoffe gezeigt werden, verwirklicht ist aber bisher nur in zwei Räumen der Naturlinoleumeinsatz. Dieses Material hat gleiche Funktionen wie das in vielen Häusern gebräuchliche PVC, das Chlor enthält, folglich in Herstellung und Entsorgung erhebliche Umweltprobleme aufwirft. Umweltgerecht sind noch Holzfußböden, die mit umweltfreundlichen Farben bzw. Wachsen behandelt werden, sowie Teppiche aus Naturfasern.

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