Herrschaft

ZUVIEL KRITIK AN ATTAC?

Graswurzelrevolution polemisiert gegen Attac-KritikerInnen


1. Erfolgsbilanzen
2. Who the fuck is attac?
3. ATTAC-KONGRESS: DER REFORMiSMUS IST TOT - ES LEBE DER REFORMISMUS
4. Alter Wein in neuen Schläuchen!
5. Attac-Debatte auf Hoppetosse
6. Berichte vom ersten Attac-Kongress
7. Linksruck über Attac und umgekehrt
8. Kritik an "Kontrolle der Finanzmärkte"
9. BUKO-Kritik an attac
10. Attac Kritik (von Traute Kirsch)
11. Links zu Kritik an Attac
12. Kritik an der Kritik
13. Graswurzelrevolution polemisiert gegen Attac-KritikerInnen
14. Kritische Berichte von Ex-Attacies zur Veranstaltung in Lüneburg, 15.12.2004
15. Weitere Links

Ebenso altbacken finde ich allerdings auch die übliche Attac-Kritik von militanter Seite: sie ist geradezu reflexhaft und bedient in Selbstgerechtigkeit all Counter-Horrorvisionen es autonom-militanten Bewegungs-Establishments. Nehmen wir nur zwei Beispiele, die sich gar bis in die Spalten der Graswurzelrevolution vorgedrängelt haben: das notorische Ein-Mann-Unternehmen Jörg Bergstedt schreibt da etwa in einem Leserbrief, dass "Attac (nicht von Seiten der Attacies selbst, die aber dann mitgemacht (sic!) haben) sehr gezielt (sic!) gepuscht wurde, um eine Basisbewegung zu verhindern." (GWR 263, S. 19). Das ist schon deshalb albern, weil Attac-Italien und Attac-Frankreich massenhaft in Genua dabei waren. Oder die autonome Gruppe "Schwarze Katze" schreibt in einer Presseerklärung, das "FunktionärInnen von Attac gegen militante AktivistInnen hetzen und die Bewegung spalten." (GWR 264, S. 4). Fur mich als gewaltfreien Anarchisten ist das eine traurige, szenepsychologisch zu erklärende Unfähigkeit, auf neue Entwicklungen und Phänomene anders zu reagieren denn mit sich komplett immunisierender Abwehr. Es ist erschreckend, wie viele Autonome/Militante sich das immer wieder neue Entstehen gewaltfreier Gruppen oder Organisationen nur als Counter-Strategie vorstellen können, und nicht etwas als ein programmatisches und ethisches Bedürfnis vieler junger AktivistInnen, das selbst bestimmt ist und ernst genommen werden sollte. Es kommt ihnen partout nicht in den Sinn, sich einmal zu fragen, warum so viele zu Attac rennen und nicht zum Ex-ö-Punkte-Redakteur Jörg Bergstedt. Und auch nach dem militanten Desaster von Genua ...
(Aus: Fang, Attac! Attac? in: Graswurzelrevolution März 2002)


Antwort:
Militanzhaß verklärt den Blick ...
Zum Artikel „Attac! Attac?“ in der GWR März 2002
Hmmm ... welche Möglichkeit gibt es, auf diesen Text zu antworten. Da macht sich ein mensch (anonym) an das Thema „Attac“. Doch schon kurz nach einer Einleitung findet der offenbar dogmatische Gewaltfreie und Autonomenhasser seine eigentlichen GegnerInnen. Das hat zwar mit dem Thema wenig zu tun, aber so ist das mal untergebracht. In einem langen Absatz wird die Kritik an Attac niedergemacht. Schnell aber wird klar, daß der Schreiber (benutzt für sich einen männlichen Sprachstil, darum nehme ich den auch) sich mit der Kritik an Attac gar nicht auseinandergesetzt hat. Er kennt offenbar nur das, was bisher in der Graswurzelrevolution stand. Und das ist eher nichts – nichts jedenfalls gegenüber den umfangreichen Texten z.B. im Hoppetosse-Netzwerk bzw. go.to/tobin-tax, in Erklärungen des BUKO, auf www.de.indymedia.org oder in den Zeitungen iz3w oder „Ö-Punkte“. Vermutlich geht es dem Schreiber aber auch gar nicht darum, sondern er möchte seinen Militanzhaß loswerden und sucht seine Opfer. Daher reduziert er eine Kritik auf das „notorische Ein-Mann-Unternehmen Jörg Bergstedt“ und die autonome Gruppe „Schwarze Katze“. Dann folgen keinerlei Zitate mehr aus den umfangreichen Texten dieser Personen/Zusammenhänge (s. z.B. über go.to/tobin-tax), sondern nur ein paar Worte aus dem GWR-Texten. Aber selbst diese stehen einfach so da. Nicht mal die Aussage, ob die blöd sind, falsch oder was auch immer. Und natürlich erst recht nicht, warum. Stattdessen folgen dann etliche Diffamierungen – und die Graswurzelrevolution muß sich als Ganzes fragen, ob sie ein Blatt ist, das irgendwelche Haßtiraden anonym agierender Personen in einem Text unterbringt, bei dem es eigentlich um Attac geht. Psychologisierungen sind klare Diffamierungen in einer Linie von Sexismus, Rassismus & Co. Eine Entgegnung ist gar nicht möglich, denn es erfolgt keine kritische Aussage, nur Schlamm.
So bleibt festzustellen: Viele Militante würden sich zu recht gegen die Schubladenbildung wehren. Weder ich noch die Schwarze Katze sind StellvertreterInnen der Autonomen oder Militanten (und diese beiden Worte gleichzusetzen, ist ohnehin eher blanker Haß als Analyse). Die Kritik an Attac ist von meiner Seite sehr umfangreich. Wenn „fang“ diese „attac“kieren will, so ist das o.k. Der Hinweis, daß ich sie nicht alle beieinander habe, überzeugt mich aber nicht. Zu behaupten, Attac habe irgendwas mit Selbstbestimmung zu tun, auch nicht. Der Höhepunkt ist aber sicherlich der Begriff „nach dem militanten Desaster von Genua“ – wer die Kämpfe dort derart runtermacht, ist der wirklich Dogmatische. Alles, was nicht dem eigenen Hauptwiderspruch Gewaltfreiheit entspricht, ist falsch. Wie wäre es, wenn „fang“ sich mal über die militanten Dauer-Desaster in Argentinien oder die Bombe von Elser gegen Hitler äußern würde. Könnte einiges erhellen über seine „Religion Gewaltfreiheit“.
Aber es bleibt auch ein mehrfaches Schmunzeln ... das fängt an bei der Bemerkung über Attac Italien, das so viele Menschen nach Genua gebracht haben soll (aber tatsächlich damals erade erst im Gründungsprozeß war) und geht nur wenige Seiten später weiter. Dort lädt die GWR zur Jubiläumsfeier (ist es eigentlich anarchistischer Stil, sich über die Dauerhaftigkeit von Strukturen als Selbstzweck zu freuen ... also ohne politische Wirkungsanalyse?). Tja – das verwendete Foto zeigt eine Aktion mit dem von der GWR so konstruierten „Ein-Mann-Unternehmen“ und aus einem Aktionszusammenhang, der definitiv Militanz sinnvoll findet – und zwar immer dann, wenn sie paßt, kreativ agiert und sich inhaltlich vermittelt. Wo also viele Gewaltfreie einfach wegbleiben, weil ihnen wenig oder nix mehr einfällt. Diese Bereiche gibt es – und es gibt auch viele Menschen, die Militanz als Teil des Ganzen sehen, die darüber nachdenken, kreative Formen entwickeln usw. Die dürfen leider in der GWR nicht schreiben. So wie „fang“ mit seinem Begriff, daß sich da zwei Militante „vorgedrängelt“ hätten in die GWR, zumindest den Verdacht erregt, daß er eine Zensur richtig fände – er rennt damit bei der GWR lediglich offene Türen ein).
. B.– immer ein Ein-Mensch-"Unternehmen", weil kein Mensch für andere reden kann. Viele bilden sich leider das Gegenteil ein und reden so als Gruppe ...

LeserInnenbrief
Hallo liebe GraswurzlerInnen,

mir sind in Fangs Artikel über attac? (GWR 267) einige Dinge so übel aufgestoßen, dass ich sie einfach nicht unkommentiert stehen lassen kann und will. Dies betrifft besonders die Auseinandersetzung mit „autonomen“ attac?-KritikerInnen.
Fang schreibt:
>Nehmen wir nur zwei Beispiele, die sich gar bis in die Spalten der
>Graswurzelrevolution vorgedrängelt haben
Was heißt denn hier bitte „vorgedrängelt? Es steht ja wohl jeder und jeden frei, LeserInnenbriefe, Artikel etc. an die GWR zu verschicken - und es ist und bleibt der GWR-Redaktion überlassen, ob sie diese nun veröffentlicht oder nicht. Wieso also diese diffamierende Wortwahl? Aber in diesem Stil geht es weiter, so wird z.B. Jörg Bergstedt wird als „notorisches Ein-Mann-Unternehmen“ bezeichnet. Sehr solidarisch aber auch ...
Soweit zum formalen. Inhaltlich muss ich dem/ der Autor/in wohl zu Gute halten, dass sie wohl auch Kind der „PISA-Generation“ ist und daher offensichtlich eine recht eingeschränkte Texterfassungsfähigkeit besitzt (wo wir doch schon beim Thema Polemik sind ... ;-) ). Wie sonst ist zu erklären, dass Jörg Bergstedts Aussage, dass „Attac sehr gezielt gepusht wurde, um eine Basisbewegung à la Italien zu verhindern“ mit dem Argument widerlegt werden soll, dass „Attac-Italien und Attac-Frankreich massenhaft in Genua dabei waren“. Egal ob mensch nun den (tendenziell) verschwörungstheoretischen Ansatz Jörg Bergstedts teilt oder nicht - er wird durch Fangs „Argument“ in keinster Weise widerlegt, da es ja wohl absolut möglich ist, dass es in Italien unabhängig von attac? eine Basisbewegung gibt (z.B. die Sozialforen). Auf die Behauptung „Medienhype“ geht es im Grunde gar nicht ein. Dabei wäre es schon mal interessant, sich zu fragen, warum (ausgerechnet) attac? in D-land nach Genua eine derartige Medienpräsenz bekam dass es sich als „Vertretung“ der gesamten Bewegung aufspielen konnte, obwohl es damals nur einen eher kleinen Teil dieser ausmachte und ob diese Präsenz nicht vielleicht doch ein ganz klein wenig mit dem Wachstum von attac? zusammenhängt.
Noch krasser ist allerdings der Umgang mit dem Statement der „autonomen Gruppe ‚Schwarze Katze‘“. Diese hatte doch glatt behauptet, dass „FunktionärInnen von Attac gegen militante AktivistInnen hetzen und die Bewegung spalten“. Das ist aber zunäxt einmal ein klarer Fakt und wer´s nicht glaubt, sollte mal auf www.attac-netzwerk.de vorbeischauen und sich die Statements der (selbsternannten) Führungsclique zu Göteburg und Genua zu Gemüte führen. Mit dem Zitat wird in keinster Weise ausgesagt, dass Gruppen wie die „Schwarze Katze“ „sich das immer wieder neue Entstehen gewaltfreier Gruppen oder Organisationen nur als Counter-Strategie vorstellen können“. Es geht vielmehr darum, nicht auf Spaltungsmechanismen hereinzufallen und sich an Hand der Gewaltfrage in „gute“ und „böse“ AktivistInnen auseinanderdividieren zu lassen. Das bedeutet nicht, dass mensch Gewalt für das richtige Mittel halten muss, aber solche Strategiedebatten sind szeneintern zu führen und sollten ohne ein dermaßen denunziatorisches Verhalten à la attac?-Führungsclique und mancher attacis auskommen.
Wenn mensch, wie von Fang vorgemacht, die Beurteilung von attac? hauptsächlich an Hand der Gewaltfreiheit vornimmt, ist der erste Schritt in die Tobinisierung schon vollzogen und es erscheint dann auf einmal als für Libertäre evtl. sinnvolle Option in diesen Laden einzutreten. Da spielen dann weder deren absolut unsolidarisches Verhalten, ihre Vereinnahmung großer Teile der Bewegung, ihr positiver Bezug auf Staat und bürgerliche Demokratie, ihr Minimalstreformismus (Einführung einer - von einem liberalen Ökonom zur Stabilisierung der Finanzmärkte erfundenen - zusätzliche Steuer) etc. noch eine große Rolle - schließlich will AnarchistIn auch ein Stück vom Kuchen. Artikel wie der Fangs können bei mir nur entsetztes Kopfschütteln auslösen.
Anarchie & Luxus
M. aus Leipzig

Nur ein paar Ergänzungen diesmal:
>Nochkrasser ist allerdings der Umgang mit dem Statement der „autonomen
>Gruppe‚Schwarze Katze‘“.
Witzigist ja überhaupt das „autonom“ - wer auf die Webseite guckt merktdoch recht schnell, dass Schwarze Katze anarchistisch ist (ich muss esja wissen...), das ‚autonom‘ also vor allem verwendet wird, um die Gruppeder Militanten aufzubauen ...

>Mit dem Zitat wird in keinster Weise ausgesagt, dass
>Gruppen wie die „Schwarze Katze“ „sich das immer wieder neue Entstehen
>gewaltfreier Gruppen oder Organisationen nur als Counter-Strategie
>vorstellen können“.
Ja find ich auch. Das Problem ist, dass ‚fang‘ Gewaltfreiheit als Hauptwiderspruch konstruiert und darüber verschweigt, dass die Kritik an Attac gerade aus der Hoppetosse Debatte sehr differenziert ist. Darum ging es dem Schreiber ja auch gar nicht.

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