Kopfentlastung

KEIN NEUBAU DER B49 IM KREIS GIESSEN!

Plan mit manipulierten Zahlen


Rettet die Jossolleraue! · Die Trasse · Plan mit manipulierten Zahlen · Höfe/Natur/Erholung in Gefahr · Ausbaupläne für Grünberg · Alternativen: Bahn, Rad ... · Erste Bauarbeiten laufen! · Aktivitäten

Trotz vieler Nachteile soll die B49 im Gemeindegebiet Reiskirchen auf einer neuen Trasse mitten durch die Landschaft neu gebaut werden. Grund dafür war die Erwartung, dass sich die Verkehrsmengen auf der jetzigen B49 stark erhöhen würden. Doch das ist schlicht gelogen. Denn Verkehrsmengen nehmen ab statt zu - und das hat nachvollziehbare Gründe: Durch den Bevölkerungsrückgang im Vogelsberg und den A5-Anschluss bei Grünberg ist die Verkehrsmenge auf der B49 auch ohne Neubau bereits gesunken. Das lässt sich zudem noch steigern durch innerörtliche Verkehrsberuhigung (Tempo 30 und Rückbau), die Stärkung der Vogelsbergbahn mit zusätzlichen Haltepunkten in Lindenstruth, Buseck-Ost und Rödgen sowie eine Ausweisung von Fahrradstraßen zwischen und in allen Orten (mit dem Rückgrat des „R7“ Fernradweges).

Falsche Verkehrsprognosen: Verkehr nimmt ab statt zu
Die Prognosen, auf denen die ganze Planung der Straße beruhen, sind falsch. Statt der erwarteten Steigerung von über 30 Prozent ist es zu einer Abnahme des Autoverkehrs gekommen, besonders stark bei den LKW. Die Planung ist veraltet und beruht auf Zahlen, die überhöht sind – und die sich sich weiter verringern werden. Denn der Bevölkerungsschwund im Vogelsberg wird sich laut offiziellen Statistiken fortsetzen. Zudem bleibt der Anteil an Studierenden hoch, während der relative Anteil älterer Menschen wächst. In beiden Gruppen ist das Auto nicht das passende Verkehrsmittel, sondern ÖPNV bzw. Fahrrad.

Der Skandal: Sie wussten, dass sie fälschen
Dass ihre Verkehrsprognosen falsch waren, war den Planer*innen, den Behörden und der Gemeinde Reiskirchen von Anfang an bekannt. Denn sie kannten die regelmäßigen Straßenverkehrszählungen (SVZ), die von HessenMobil zusammengestellt werden. Diese Zahlen zeigten schon 2005, dem Jahr der Planungserstellung, dass der Verkehr in Reiskirchen und Lindenstruth abnahm. HessenMobil ist Teil des Hessischen Verkehrsministeriums und damit der Planfeststellungsbehörde selbst.
2008 wurde die Behörde vom Ingenieurbüro RegioConsult auaf die falschen Zahlen aufmerksam gemacht - aber wischte alles arrogant beiseite. 2014 zählten die Planer*innen aber selbst noch einmal nach und stellten fest: Verkehr nimmt ab. Schoben sie aufkommende Zweifel vorher arrogant beiseite, so wussten sie seit 2014 also sogar durch eine eigene Überprüfung, dass ihre Planungsdaten falsch waren. Doch sie ließen sich nicht beirren und machten ganz bewusst mit den falschen Zahlen weiter. Eine solche Planung ist willkürlich und, da allen Beteiligten der Fehler bekannt war, nichtig. Der Bau darf nicht durchgeführt werden!


Pressebericht im Gießener Anzeiger am 27.8.2024 ++ Kommentar darunter:
Eine Straße, die keiner braucht
Wenn ich in jüngster Zeit durch Reiskirchen gefahren bin, habe ich eher unterschwellig registriert, dass man heute schneller durch den Ort kommt als noch in den 90-er Jahren, da war das mitunter eine rechte Quälerei. Ich weiß, das ist nur eine anekdotische Evidenz, doch sie wird mittlerweile durch ein halbes Dutzend Verkehrszählungen bestätigt. Diese Zahlen, ob nun von Verkehrswendeaktivisten oder Hessen Mobil selbst ermittelt, lassen sich in einem Satz zusammenfassen. Ganz nüchtern betrachtet hat sich die Ortsumgehung der B 49 erledigt. Sie wird schlicht und ergreifend nicht gebraucht. Überflüssig gemacht wurde die rund 25 Millionen Euro teure 4,24 Kilometer lange Straße quer durch den letzten Naherholungsraum, der dem seit Jahren expandierenden Reiskirchen geblieben ist, durch ein paar Meter Asphalt. Mit dem Bau der Autobahnabfahrt Grünberg muss ein Großteil des Schwerlastverkehrs nicht mehr durch die engen Ortslagen fahren und dort Fußgänger oder Radfahrer gefährden. Tendenziell dürfte auch der Pendlerverkehr aus dem Vogelsberg weiter abnehmen.
Das Geld für die Südumfahrung lässt sich weit sinnvoller investieren, ob nun für eine Stärkung der Vogelsbergbahn und einen Ausbau des Radwegnetzes, was weiteren Verkehrs aus den Ortslagen ziehen würde oder für verkehrsberuhigende Maßnahmen in den Ortsdurchfahrten oder für die Sanierung maroder Straßen und Brücken deren Zahl in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird. Allein der Unterhalt des jetzt schon dichtesten Straßennetzes der Welt dürfte Planer und Baufirmen also auf Jahrzehnte auslasten.
Nun sind Prognosen bekanntlich schwierig, zumal wenn sie die Zukunft betreffen. Erschreckend ist aber die Renitenz und Sturheit, mit der die Planer bei Hessen Mobil dem einmal eingeschlagenen Pfad folgen, erschütternd die Flapsigkeit, mit der sie jeden noch so gut begründeten Einwand gegen das Projekt vom Tisch gewischt haben. Wenn das keine Ausnahme sondern der Regelfall sein sollte, wirft das kein gutes Licht auf den ganzen Bundesverkehrswegeplan. Die B 49 ist genehmigt und beschlossen. Doch Baurecht heißt nicht Baupflicht und neue Realitäten erfordern neue Entscheidungen. Stoppen kann die Umgehungsstraße die Politik. Noch ist kein Bagger gerollt, kein Meter asphaltiert. Das unterscheidet die B 49 von der A 49, deren Bau vor einigen Jahren nur mit einem riesigen Polizeiaufgebot durchgesetzt werden konnte. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte damals entschieden, dass die A 49 zwar nach heutigen Maßstäben nicht mehr genehmigungsfähig sei, aber angesichts des fortgeschrittenen Baus fertiggesellt werden dürfe. Das gilt für die B 49, wie gesagt, nicht, und wer A sagt, der muss noch lange nicht B sagen.

Verkehr auf B49 nimmt ab
Jahrzehntelang wurde auf das Auto gesetzt. Politik und Planung waren darauf ausgerichtet. Fast überall nahm der Verkehr zu. Neue Straßen sollten das lösen, brachten aber nur mehr Verkehr. So wurde auch die Umgehungsstraße für Reiskirchen und Lindenstruth in der Erwartung gebaut, dass es immer mehr Autos würden. Doch das Gegenteil trat ein. Das mag zunächst überraschend, hat aber nachvollziehbare Gründe.

Bevölkerung im Vogelsberg nimmt ab
Seit Jahren schrumpft die Zahl derer, die im Einzugsbereich der östlichen B49 liegen. Die offizielle Statistik prognostiziert eine weitere Abnahme der Bevölkerung im Vogelsbergkreis im Zeitraum 31.12.2014 bis 31.12.2030 von 14,4 Prozent. Der Verkehr auf der B49 würde also vermutlich sogar noch weiter abnehmen - es sei denn, eine weiterhin völlig autoorientierte Politik zwingt die weniger werdenden Menschen zu mehr Fahrten.

Aus "Statistische Berichte: Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnungfür Hessen bis 2030"

Zweiter Grund: Neue Abfahrt "Grünberg" an der A5
Die Orte Reiskirchen, Lindenstruth und Grünberg sind schon jetzt über die A5 umfahrbar (Landesstraßen von B49 zu Anschlussstellen der A5). Das nutzen inzwischen auch viele, so dass ein Teil des früheren Verkehrs jetzt die Autobahn nimmt. Das lässt sich noch erweitern, denn allein ca. 3000 Fahrzeuge, die durchschnittlich pro Tag durch LIndenstruth und Reiskirchen rauschen, stammen aus dem Grünberger Raum. Eine strikte Verkehrsberuhigung des Streckenverlauf im Gemeindegebiet Reiskirchen könnte diese auf die A5 bringen.

Umgehung wirkungslos, denn Verkehr ist hausgemacht
Die Anwohner*innen an der B49 stöhnen zu Recht über den Verkehr. Aber der ist zu großen Teilen hausgemacht: Die, die da stöhnen, sind auch Mitverursacher*innen. Entlang der B49 sind die Zahlen sehr dramatisch: 82 Prozent = 3389 der beschäftigten Reiskirchen*innen fahren zum Arbeiten an einen anderen Ort, 1108 davon nach Gießen. Nicht viel anders in Grünberg: 77 Prozent = 4055 arbeiten außerhalb, 982 davon in Gießen. So geht es auch im Vogelsberg weiter: 76 Prozent der Beschäftigen in Mücke pendeln, immerhin noch 481 nach Gießen. Sie alle könnten die Vogelsbergbahn nehmen oder den Radweg "R7". Beide müssten dafür aber besser angebunden sein auch an die verschiedenen Ortsteile. Noch wirksamer wäre, wenn Arbeitsplätze und Infrastruktur zurück in die Orte kommen.

Unter Manipulationsverdacht: Verkehrzahlen und -prognosen

Die Zahlen der Straßenverkehrszählung widerlegen die Verkehrsprognosen der B49-Planung. Doch sie selbst stehen auch bereits unter dem Verdacht, zu hoch angesetzt zu sein - jedenfalls betreffend der letzten Zählung.

Oben: Deutlich abnehmende Verkehrszahlen - und dann plötzlich ganz schnell nach oben? Wie geht das? Hat da jemensch nachgeholfen?
Unten: Der Verdacht der Manipulation erhärtet sich, denn vor und hinter dem für die Umgehungsstraße relevanten Messpunkt sind die Verkehrszahlen deutlich geringer geworden. Wo kommen die Autos zwischen Lindenstruth und Reiskirchen her - und wo verschwinden sie? Alle Straßenzählungen rundherum weisen abnehmende Zahlen auf, nur der eine Punkt nicht ... (Quelle der Verkehrszählungen (interaktive Verkehrsmengenkarte))


Absurd: Zwei parallele Straßen ausbauen - Bahn vernachlässigen
Zudem soll auch die A5 ausgebaut werden - und zwar genau von der Anschlussstelle Reiskirchen bis zur demnächst fertiggestellten Autobahn A49, für die Teiles des "Danni" zerstört wurden. Wie bei der A49 stimmte die Landesregierung (grüner Verkehrsminister) auch diesem Ausbau zu. Die A5 und die B49 verlaufen in diesem Streckenabschnitt weitgehend parallel - und zudem parallel zur Vogelsbergbahn und zum Radweg "R7". Es werden also zwei Straßen, die zum gleichen Ziel führen, ausgebaut, während die jahrzehntelang vernachlässigte und heruntergeschrottete Bahnlinie nicht beachtet wird.

A5 und B49 laufen nebeneinander her und kreuzen sich mit Anschlusstellen an beiden Seiten. Der A5-Ausbau ist eine Folge des A49-Baus. Rot sind die Ausbaustrecken (Umgebungsstraßen Reiskirchen in Bauvorbereitung, U-Straße Grünberg für später geplant; A5 soll sechsspurig werden - der letzte Ausbau mit 4 Streifen plus Standspur wurde in diesem Bereich erst 2009 abgeschlossen ... so schnell entwickelt sich das). ++ A5-Ausbau auch Richtung Frankfurt

Zusatzgefahr: Straße würde neue Industrieflächen erschließen
Die Gemeinde Reiskirchen ist blindwütig geil auf immer neue Industrieansiedlungsflächen. Den Gewerbeeinnahmen werden seit Jahrzehnten Mensch und Natur geopfert. Mit der Umgehungsstraße würden die Flächen südlich der Bahnlinie, aber nahe an der Autobahnzufahrt erschlossen - und damit die Gefahr neuer Gewerbeansiedlungen und Flächenversiegelung heraufbeschworen.
Das weiter geklotzt (bzw.: betoniert) werden soll, zeigte auch der Bürgermeisterwahlkampf im Jahr 2024. Beide Kandidaten antworten auf die Frage, wie sie die Finanzierung der Gemeinde absichern wollen: Mehr Gewerbegebiete (Quelle: Gießener Anzeiger am 22.8.2024). Also auch mehr Flächenversiegelung, Naturzerstörung und Verkehr. Beschlossen hat das Gemeindeparlament bereits, Photovoltaik-Anlagen entlang aller Straßen zuzulassen. Jede Anlage darf bis zu 20 Hektar groß sein. (Quelle: Gießener Anzeiger am 7.6.2024)

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