Polizeidoku Gießen

HEUSCHRECKEN

Gefährdete Heuschrecken


1. Gefährdete Heuschrecken
3. Hinweise zu Arten mit auffälligen Verbreitungsmustern und Beständen
4. Bewertung der Einzelflächen
6. Untersuchungsgebiet
7. Methode
8. Ergebnisse

Während des DJN-Lagers wurden zwei Weiden nach Heuschrecken untersucht. Die Grünlandflächen werden seit wenigen Jahren extensiv von schottischen Hochlandrindem, den Galloways, beweidet. Ziel der Kartierung war die Erstel lung einer Liste der im Gebiet vorkommenden Heuschreckenarten und deren Verbreitung. Falls möglich, sollten erste Auswirkungen der extensiven Weidenutzung auf die Heuschreckenfauna festgestellt werden.

Nachfolgend werden die gefahrdeten Arten mit Ihren Biotopansprüchen, ihren Verbreitungen in Baden-Württemberg und im Untersuchungsgebiet beschrieben.

Wanstschrecke (Polysarcus denticauda): R.L. SchA/BW/D: 3

Als Polysarcus-Biotope kommen Glatthaferwiesen sowie nicht beweidete Halb trockenrasen in Betracht (DETZEL 1992). Gemeinsam ist den Wiesen, daß sie spät gemäht und wenig gedüngt werden.
Die Wanstschrecke besitzt ein geschlossenes Verbreitungsgebiet von der Schwä bischen Alb über die Baar bis zum Schwarzwaldrand. Der Einzelnachweis auf Fläche 4 sowie der Frühjahrsfünd im Gebiet 10 belegen, daß das Aktivitätsmaximum der Imagines zur Untersuchungszeit bereits überschritten war. Nach mündlichen Hinweisen von CLAßEN wurden in den darauffolgenden Jahren besonders viele Tiere auf den Flächen 7 und 8b gefünden. Auf Fläche 4 konnten später ebenfalls einzelne Tiere nachgewiesen werden.

Plumpschrecke (Isophya kraussii): R.L. BW: V

Die Plumpschrecke besiedelt nach DETZEL (1992) mäßig trockene und feuchte Biotope, meist Waldränder, Staudetifluren und Wiesen, die in der Zeit von April bis Ende Juli/August nicht gemäht werden. Bis auf wenige Ausaalimen sind alle größeren Vorkommen in Baden-Württemberg auf die Schwäbische Alb beschränkt. Die Zufallsfünde aus den drei Flächen 2, 3 und 4 werden mit Sicherheit nicht die einzigen Vorkommen dieser Art sein.
Nach HERMANN (mündliche Mit teilung) ist eine vollstandige Kartierung dieser versteckt lebenden und hervorragend getarnten Tiere nur mit Hilfe eines Hochfrequenzdetektors möglich. 1995 bestätigten Zufallsfünde in Kescherfängen (in Fläche 8c und 2) diese Annahme.

Laubholz-Säbelschrecke (Barbitistes serricauda): R.L. D: 3

Diese recht verstreut in Baden-Württemberg lebende Art stellt hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie benötigt als Larve eine waldangrenzende Gras- und Krautvegetation sowie als Imago eine Strauch- und Baumschicht. Die Art ist mäßig wärmeliebend. Aufgrund der versteckten Lebensweise und der damit verbundenen schlechten Erfaßbarkeit, ist die Verbreitung nur unzureichend dokumentiert (DETZEL 1992). Das Vorkommen auf Fläche 4 dürfte wohl mit dem Waldrand in Verbindung stehen.

Zweipunkt-Dornschrecke (Tetrix bipunctata): R.L. SchA: V/ BW: 3

Die Art ist ein typischer Bewohner der süddeutschen Kalktrockenrasen mit eindeutiger Bevorzugung sehr warmer Biotope mit geringem Bewuchs. In Baden- Württemberg ist diese Art verstreut verbreitet und kommt nur auf der Schwäbischen Alb, im Südschwarzwald und auf der oberschwäbischen Hochmoorplatte häufiger vor (DETZEL 1992). An zwei Stellen (Fläche 9, 10a) wurde die Art beobachtet. Wegen fehlender Belegtiere konnten die Beobachtungen nicht bestätigt werden.

Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus): R.L. BW: 3

Der Heidegrashüpfer ist eine wärme- und trockenheitsuebende Heuschrecke, die vor allem kurzrasige und sonnenexponierte Standorte in Heidegebieten und auf Trockenrasen besiedelt. Auch an Wegrändern und auf Ödland kann man ihn häufig antreffen, seltener auf mäßig feuchten Grünland (BELLMANN 1985). In Baden-Württemberg findet man von der weit verbreiteten Art eine deutliche Häufüng der Vorkommen in den Mittelgebirgslagen der Schwäbischen Alb. Nach Literaturangaben und eigenen Erfahrungen findet man den Heidegrashüpfer vor allem auf Weiden.
Diese auffällig singende Art konnte mit wenigen Exemplaren in einem kleinflächigen, südexponierten Bereich des Halbtrockenrasens (Fläche 2) aufgespürt werden. Der Fundort zahlt zu den trockensten Stellen im Untersuchungsgebiet.

Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus): R.L. SchA: 3/BW: V

Abb. 1: Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus)
Wiesengrashüpfer


Der Wiesengrashüpfer lebt vorzugsweise auf mäßig feuchten Wiesen, besonders auf Streuwiesen im Randbereich von Mooren, aber auch an trockeneren Stellen (BELLMANN 1985). Alle Standorte sind gekennzeichnet durch eine extensive Nutzung und die daraus resultierenden, mäßig nahrstoffreichen, lückigen Vegetationsstrukturen (DETZEL 1992). In Baden-Württemberg ist die Art recht ver breitet, besonders im Oberrheingraben und Bodenseeraum ist sie häufiger zu finden. Auf der Schwäbischen Alb existieren dagegen nur wenige Populationen. Auffällig ist, daß der Wiesengrashüpfer nur die Flächen 9, 8c und lOa mit recht hohen Ahundanzen besiedelt. Gemeinsam für alle diese Flächen war ihre frühere extensive Nutzung als Wiese und Weide. Durch die umnittelbar anschließende Galloway-Beweidung kam es in diesen Flächen vermutlich nicht zu einer Ausbildung von Brachstadien.

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