Polizeidoku Gießen

FILME ZU UMWELTSCHUTZVERBÄNDEN, ORGANISATIONEN, APPARATEN

Hirnstupser-Beiträge zum Thema


1. Mitschnitte von Aktionen, Veranstaltungen, Sendungen und Diskussionen
2. Die Hauptvorträge zum Thema (verfilmte Mitschnitte)
3. Hirnstupser-Beiträge zum Thema
4. Links und Materialien

Das Gute kommt nicht von oben! Eine Kritik der Inhalte aktueller Proteste
Richtig viele Menschen auf der Straße - laut und bunt gegen die AfD und den Rechtsruck. Doch was wird das bewirken? Was kann es überhaupt bewirken? Zweifel sind angebracht, denn bis auf wenige Ausnahmen fehlt all den Demos ein Ziel außer dem Ruf, dass die "Demokratie" (was auch immer damit gemeint ist) erhalten bleiben soll. Ist der Status Quo aber nicht genau das, was Populismus, AfD & Co. hervorbrachte? Und mit Abschieben "im großen Stil", Kriegen, LNG-Terminal, Sozialabbau, Autobahnbau, Rüstungsmilliarden usw. eher das Problem als die Lösung ist? Nicht viel anders die Proteste der Bäuer*innen und der GDL: Es geht darum, den politischen Status Quo zu erhalten und für sich mehr rauszuschlagen.
Diese Demos werden die Welt nicht verändern, weil sie es gar nicht wollen. Kapitalismus, nationale Konkurrenzkämpfe, Aufrüstung ... all das ist unangefochten. Leider (nach der traurigen Wirkungslosigkeit der Letzten Generation aufgrund fehlender Inhalte) schon wieder das gleiche Bild: Empörung ohne Perspektive - und das Hochloben eines eigentlich bereits unerträglichen Status Quo nur deshalb, weil noch Schlimmeres droht.
Die AfD ist die beste Akzeptanzbeschaffung und Propaganda für die herrschende Politik, die bereits selbst vor Rassismus (Frontex, Abschiebungen und mehr), Sexismus (Gender*verbot in Hessen), Umweltzerstörung und Sozialabbau nur so trieft. Und diese herrschende Politik ist die beste Werbung für die AfD. Helfen kann nur eine klare Perspektive für eine bessere Welt. Die jetzige ist schon im aktuellen Zustand unerträglich - und ist eine Dauerwerbung für den weiteren Ruck nach Rechts. ++ herrschaft.siehe.website


Umwelt- und Klimaschutz am Ende - Teil 2: Bewegungen
Die dritte starke Phase des Umweltschutzes in ihrer Geschichte (nach dem Ende des 19. Jahrhunderts und rund um die 80er Jahre) geht zu Ende, und mit ihr, das hängt zusammen, auch die Umweltbewegung (siehe letzte Folge des Hirnstupser unten). Aber welchen Anteil haben die Bewegungen selbst an diesem Niedergang? Der ist schwierig zu messen, denn es gibt keine abgetrennte Welt des Protestes. Vielmehr ist dieser Teil der Gesellschaft und damit auch deren Diskursen, Denkkulturen und Handlungsmustern unterworfen. In der neoliberalen Phase der totalen Orientierung aller gesellschaftlicher Bereiche auf Marktwirtschaft und Profitmehrung wurden auch viele Initiativen zu Firmen, die großen NGOs zu spenden- und fördermittelgierigen Apparaten. Es war das Ende der zweiten Umweltbewegungsphase. Auch heute, am Ende der dritten, sind die Protestgruppen wieder Teil des Niedergangs - einerseits mitgerissen, andererseits aber auch selbst Ursache.


Mackerei und Katastrophismus sind zu wenig: Für mehr Niveau in der Umweltdebatte!
Dass Menschen zunehmende Sorgen haben angesichts einer Weltlage, in der Bedrohungen zunehmen, ist mehr als verständlich. Dass diejenigen, die von allem profitieren (Kapital- und Machtinhaber*innen) einfach nur ein greengewashtes Weiter-so oder sogar Noch-schlimmer umsetzen, lässt die Hoffnung auf eine Wende schwinden. Die Aktionsformen entsprechend zu verschärfen und mehr Druck zu machen, ist richtig. Kontraproduktiv aber ist es, in Panik bzw. platte Parolen zu verfallen. Die Ursachen, warum die Menschheit kollektiv immer wieder Katastrophen anzettelt, liegen nicht in individuellem Versagen, sondern reichlich verfestigten Zwängen und Systemlogiken. Die zu entlarven und präzise zu kritisieren und anzugreifen, ist wichtig. Platte Macker- und apokalyptische Sprüche sind zu wenig.


"Letzte Generation" im Kreuzfeuer - eine solidarische Kritik
Es wird gehetzt gegen eine Aktionsform, die stört und Aufmerksamkeit erregt - also eigentlich das erreicht, was sie soll. Offenbar finden viele, darunter die, die ihre Privilegien gegen Veränderung verteidigen, dass politischer Protest nicht stören darf, nur Begleitfolklore des Unabwendbaren ist. Ein kritischer Blick auf "Letzte Generationen" und ähnliche Aktionen anderer zeigt, dass die Schwächen woanders liegen. Die Aktionsmethode schafft, was sie soll: Aufmerksamkeit. Aber dann fehlt es: An Präzision und Niveau der Inhalte und Forderungen, die vermittelt werden. Denn was nützt viel Aufmerksamkeit, wenn ich dann nichts oder nur wenig zu sagen habe?


Repression und Hetze gegen Öko-Aktivistis: "Weiter so" eint Schwurbler und Regierung
Als dieser Hirnstupser schon fertig eingespielt war, erschien ein Artikel auf Netzpolitik, der ziemlich genau wiedergibt, was auch der Hirnstupser im Kern aussagt. Daher sei er hier zitiert:
"Aus "Im Fadenkreuz der Verdrängungsgesellschaft", auf: Netzpolitik am 11.11.2022
Die Verdrängungsgesellschaft fühlt sich gestört von Menschen, die unnachgiebig und mit Mitteln des zivilen Ungehorsams auf die drohende Klima-Katastrophe hinweisen. Sie baut bis in höchste Regierungskreise ein neues Feindbild auf – und attackiert Versammlungsfreiheit und Demokratie. Das ist gefährlich. ...
Die bayerische Polizei steckte Klimaaktivist:innen in Präventivgewahrsam, die CDU fordert Strafverschärfungen und will das Versammlungsrecht indirekt beschneiden, der Kanzler rüffelt die Klimaproteste der Letzten Generation, der Bundesjustizminister spricht von Gefängnisstrafen für die Demonstrierenden, die Innenministerin unterstützt ein hartes Durchgreifen der Polizei während andere Politiker:innen die Proteste als „demokratiefeindlich“ bezeichnen. Der hessische CDU-Justizminister brachte gar Terror-Anklagen ins Spiel. Es fehlte nur eigentlich nur noch, dass jemand das Verbot von Warnwesten und Sekundenkleber forderte. ...
Es sind Proteste, die man nicht einfach umarmen oder ignorieren kann, so wie das mit den bunten, netten Großdemos von Fridays for Future leider zu oft passiert ist. Es sind Proteste, die stören und verstören, die nerven und irgendwie nicht aufhören wollen. Doch die Protestform des zivilen Ungehorsams ist der Dramatik der Situation angemessen. Man wundert sich doch fast, dass angesichts des apokalyptischen Szenarios, auf das die Menschheit mit Scheuklappen zusteuert, nicht schon ganz andere Aktionen auf der Tagesordnung stehen. ...
Die Methode des Zivilen Ungehorsams ist klar und unmissverständlich. Wer sich über die Störungen echauffiert, will entweder über die eigene Unfähigkeit zur Lösung der Klimakrise hinwegtäuschen, hat ein Problem mit demokratischem Protest generell – oder Klimaprotest im Besonderen. Um das zu kaschieren, reden Anhänger:innen der Verdrängunsgesellschaft von einem blockierten Rettungswagen. Und reiben sich dabei erfreut die Hände, dass sie endlich draufhauen können. Endlich hat man einen Sündenbock, auf den man einprügeln kann, weil er die ignorante Routine stört. (Quelle: netzpolitik.org/2022/klimaproteste-im-fadenkreuz-der-verdraengungsgesellschaft/)
Der Hirnstupser macht zudem einen Vergleich der Abwehrkämpfe von einerseits Regierungen und Kapital sowie andererseits den Schwurbler*innen und Verschwörungsgläubigen - die sind sich ähnlicher als sie voneinander denken.


Unterschiedlich, aber gleiche Möglichkeiten - Herausforderung auch an politisch Aktive
Menschen sind unterschiedlich - und das ist gut so. Emanzipatorische Politik muss die Selbstentfaltung der Menschen mit ihren eigenen Ideen und in selbstgewählten Kooperationen fördern. Allerdings bedingen körperliche Merkmale und soziale Zurichtungen Unterschiede, die dazu führen, dass die Möglichkeiten von Menschen, sich zu entfalten oder auch nur das Nötigste zu erreichen, sehr unterschiedlich sind. Das liegt an gesellschaftlichen Gegebenheiten, die nicht gleiche Möglichkeiten schaffen, sondern Unterschiede z.B. beim Reichtum, bei der Mobilität, bei Chancen auf Wohnung und andere Versorgung usw. verstärken. Auch in politischer Bewegung werden solche unterschiedlichen Möglichkeiten oft gleichgültig missachtet. Aktiv gleiche Möglichkeiten zu schaffen, ist überall eine große, aber wichtige Voraussetzung.


Ausgrenzen - eine Verlierer-Rhetorik ... selbstbewusster Umgang mit Abweichungen
Ab- und Ausgrenzung geschieht in politischer Bewegung nicht nur durch Distanzierung von politischen Aktionsformen, sondern auch durch Abwehr unerwünschter Verhaltensweisen, Sprache oder Denkmuster. Statt jedoch selbstbewusst diesen argumentativ und politisch entgegenzutreten, wird eine Art Reinheit der eigenen "Szene" durch Ausgrenzung betrieben. Dahinter steht oft der Wunsch nach Selbstbestätigung durch Jagd auf das "Falsche", gepaart mit der Unfähigkeit oder dem Unwillen, Kritik zu formulieren und in einen politischen Streit zu gehen. Doch wer die eigene, gefühlte Integrität nur noch durch Rausdrängen anderer Positionen erhalten kann, ist auf der Verliererstraße.


Wie geht es besser - am Beispiel: Aktion, Inhalt und Organisierung in Gießen
Unabhängige Verkehrswende-Aktivistis haben, in einer offenen Vernetzung mit vielen anderen Gruppen, in Gießen mit spektakulären Aktionen und einem umfassenden Verkehrswendeplan die erste große Hürde zu einer umwelt- und menschenfreundlichen Umgestaltung der Stadt geschafft: Die Hauptverkehrsader wird geteilt - Hälfte für Fahrräder und nur noch ebensoviel für die Autos. Das ist ein erster Schritt zu mehr, aber ein bemerkenswert großer. Er soll, muss und wird weitere Veränderungen nach sie ziehen, weil der Anlagenring keine Nebenstraße ist, sondern die Veränderung nach Fortsetzung ruft. Der "Hirnstupser" erklärt die Besonderheiten, die in Gießen diesen großen Sprung ermöglichten - und wie die Ideen und Erfahrungen in anderen Orten genutzt werden können.
Verkehrswende in Gießen: giessen-autofrei.siehe.website


Vielfalt, Knowhow, Selbstorganisierung - wie uns eigenständiges Handeln stark macht
An einem konkreten Beispiel wird erläutert, welche Vorteile es bringt, wenn sich Menschen eigenes Aktions-Knowhow aneignen und lernen, selbständig zu agieren - statt sich nur auf die nächste Großaktion zu freuen und dort als Mitläufer*in dabei zu sein.


Weniger entscheiden, mehr streiten, im Zweifel losen
Der Film auf Youtube ++ der Text dazu auf projektwerkstatt.de und Facebook ++ Podcast (.mp3):


Protest als Geschäftsfeld – von Spendenwaschanlagen zu Politkonzernen
Der Film auf Youtube ++ ein ausführlicher Text dazu auf projektwerkstatt.de und Facebook ++ Podcast (.mp3):


Was ist die Aufgabe politischer Gruppen? Bedingungen ändern statt Verhaltensappelle
Der Film auf Youtube ++ der Text dazu auf projektwerkstatt.de und Facebook ++ Podcast (.mp3):


Kooperation der Unterschiedlichen
Der dritte Clip im Hirnstupser spezial greift die Frage der Organisierung auf: Was sind die Stärken, die durch die Vielfalt und die unterschiedlichen Aktionsformen entstehen? Was gefährdet sie? Der Hirnstupser analysiert die Vorteile der großen Breite in der Protestbewegung, zeigt aber auch die Punkte auf, an denen sie schnell gefährdet wird, wenn der Wert dieser Vielfalt den Beteiligten nicht klar ist. Distanzierung und Spaltung sind Feinde einer erfolgreichen Widerstandskultur. Streit und Debatte über Ziele, Methoden und die - absurd dominante - Gewaltfrage sind hingegen nötig.


Die Seiten zum Aktivwerden in Sachen Verkehrswende und „Danni bleibt!“:

Nicht schon wieder - Klimaschutz als Partei?
Die seltsame Neigung, aus sozialen Bewegungen - gerade wenn sie relativ erfolgreich sind - kommerziell orientierte NGOs, Firmen und Parteien zu formen, ist überall prägend. Damit werden den unabhängigen Protestsphären viele Menschen entzogen und deren Glaubwürdigkeit ruiniert. Vor allem aber wirkt hier die perfide Logik der Assimilation. Bewegungen werden vom herrschenden System bekämpft, solange sie klein sind. Können sie trotzdem wachsen und Themen setzen, werden aus ihrem Impuls Firmen, NGOs und Parteien geschaffen oder der Impuls von bestehenden Strukturen dieser Art aufgesogen. Geschieht das erfolgreich, wenn z.B. neue Parteien ins Parlament einziehen oder Firmen Gewinne machen, werden noch mehr Menschen als Mandatsträger*innen oder Angestellte integriert. Sie sind dann zum Teil des Mainstreams geworden. Mit der Gründung von Klimalisten wiederholt sich dieses traurige Schauspiel der Assilimation ins Bestehende mal wieder.


Lernfeld zur Selbstermächtigung
Der sechste Clip im Hirnstupser spezial zum aktuell laufenden Kampf um den Dannenröder Wald dreht sich um die Frage, wieweit sich politische Bewegung durch die Auseinandersetzung weiterentwickeln kann. Das wäre vor allem dann der Fall, wenn die beteiligten Menschen eigene Ideen entwickeln, selbstbestimmt in Aktion kommen statt nur Labeln oder Vorschlägen anderer folgen und dadurch Selbstvertrauen in eigene Stärke und Fähigkeiten zur Selbstorganisierung erwerben.


Übernahme&Hierarchisierung von Bewegung
Der zwölfte Clip im Hirnstupser spezial zum aktuell laufenden Kampf um den Dannenröder Wald übt eine deutliche Kritik an bewussten oder fahrlässigen Versuchen, die starke Aufmerksamkeit jetzt für Organisierungsmodelle zu nutzen, die so gar nicht zum "Danni bleibt"-Widerstand passen. Der kam ziemlich labelfrei daher, bemühte sich um den Abbau von Hierarchien und war eine Kooperation der Unterschiedlichen. Jetzt rücken Label in den Vordergrund, zudem bilden sich Steuerungsgruppen heraus oder es werden gleich hierarchische Gebilde wie Parteien gewählt. Das wird viel kaputt machen - es sei denn, im Kern entwickeln mehr Menschen das Bewusstsein, dass für den Kampf um eine andere Welt weniger Fragen wie Legalität, Gewalt oder Ähnliches wichtig sind, sondern unsere Inhatle, die Aktionsformen und die Art der Organisierung. Daher endet der Clip mit einem erneuten Aufruf, kreativen und hierarchiefreien Widerstand weiter zu entwickeln statt jetzt auf etablierte, veraltete Konzepte zurückzufallen.


Aufreger machen Bewegung - Eliten bremsen!
Der dreizehnte Clip im Hirnstupser spezial zum aktuell laufenden Kampf um den Dannenröder Wald führt den kritischen Blick auf das Verhalten der großen Player und Bewegungseliten weiter, der schon den 12. Clip prägte. Diesmal geht es um deren Ablehnung und Ausgrenzung von Aktionsformen, die unberechbar, spektakulär, aber vor allem ohne Führungseliten überall möglich sind. Diese werden mit Hassbotschaften überzogen. Dahinter steht die Hoffnung, möglichst viele Menschen von eigenen Aktivitäten abzuhalten und zum Mitmachen bei den großen Playern und ihren Massenaktionen zu bringen. Doch diese haben so einige Nachteile. Als Baustein in einem Mosaik vielfältiger Aktivitäten wäre das kein Problem, denn alle Aktionsformen haben Chancen und Risiken. Wenn aber eine Aktionsform von oben nach unten durchgesetzt wird und dabei andere Aktionen und den damit Aktiven ausgegrenzt werden, dann schädigt das Bewegung. Da die Interessen der Eliten aber fortbestehen werden, ist der Appell an dieser Stelle nur der, sich da nicht einlullen zu lassen, sondern - zumindest auch - auf eigene Ideen und Unabhängigkeit zu setzen.
Film über Autobahnabseilaktionen: youtu.be/7-vAZu1T2k4


Organisierung von unten
Der vierzehnte Clip im Hirnstupser spezial erscheint einige Wochen, nachdem der letzte Baum (mit Baumhaus) auf der Trasse fiel. Inzwischen gibt es etliche Bemühungen, den Faden weiterzuspinnen in Richtung einer Verkehrswende überall. Doch bei genauem Hinsehen folgen diese Versuche zwei sehr unterschiedlichen Prinzipien. Klar dominant ist das Einladen aller zu sich selbst, also zur eigenen Idee (z.B. Großaktion) oder Organisation. Das ist auch der Normalfall in einer von Labeln, Hierarchien und (Hauptamtlichen)Apparaten durchzogenen Bewegung. Die andere Variante wäre die Organisierung von unten, die von den sich selbst ermächtigenden Akteuris und ihren selbstgewählten Zusammenhängen ausgeht, diese stärkt, unterstützt, Kooperation und Kommunikation zwischen ihnen fördert - also gar keinen Mittelpunkt schafft.
Zu diesem Beitrag gibt es passende Texte auf der Seite organisierung.siehe.website.


Interesse statt Identitäten: Das Leben ist widersprüchlich - Protest auch!
Identitäten beziehen sich auf das Gefühl einer Person, sich zu etwas zugehörig zu fühlen und sich in dieser Zugehörigkeit wohl zu fühlen. Das ist okay, aber negiert geradezu die Intervention gegen die herrschenden Verhältnisse, die immer auch eine Zurichtung auf bestimmte Identitäten beinhaltet. Interessen entspringen einem Willen - für sich selbst, einem politischen Ziel usw. Sie können der Ausgangspunkt sein, sich dafür auch einzusetzen, während Identitäten eher das sind, in welche mensch sich hineinfallen lässt, um sich ein Stück aus der sonstigen Welt (sog. "Realität") herauszuhalten und vom Anderen rundherum abzugrenzen.
Hirnstupser plädiert dafür, für sich selbst klare Interesse zu formulieren und diese zu verfolgen.
Zu diesem Beitrag gibt es noch einen passenden Text unter www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=36&p=20634.


Der Mythos des "window of opportunity" - Kritik einer politischen Strategie
Die großen Player der politischen Szene agieren ähnlich wie Konzerne: Sie loten die Chancen auf dem Markt der Möglichkeiten aus danach, wo sie einsteigen und Erfolg haben. Schon das ist problematisch, denn so fahren sie meist nur Kampagnen bei Themen, die ohnehin stark sind in der Gesellschaft. Oft kommt es dabei auch zu Übernahmen von Themen, die andere groß gemacht haben und sich dabei in den Mühen des Anfangs abgekämpft haben. Wenn dann die großen Player nicht nur übernehmen, sondern sich auch noch von den (oft radikaleren) Gruppen oder Personen distanzieren, die ihnen die Vorarbeit gemacht haben, wird es ziemlich schräg. Doch es kann schlimmer kommen. Den großen Playern a la Greenpeace, Campact, Ende Gelände usw. geht es nicht nur um politische Effizienz, sondern immer auch um die Vorteile für das eigene Label: Spenden, Fördergelder, Aufmerksamkeit in Medien, Mitglieder usw. Daher drängeln sie sich in den Vordergrund und überdecken die, denen sie aber weiterhin die Arbeit der Aktionen und vieler Organisationsaufgaben überlassen.
Zu diesem Beitrag gibt es weiterführende Themenseiten.


Von oben oder von unten? Bewegungseliten, Agenturen und Basis-Aktive
Überall existieren in politischer Bewegung Zusammenhänge, die Aktionen für sich vereinnahmen und aktive Gruppen bei sich eingliedern oder zumindest für die Eigendarstellung benutzen wollen. Dazu werden diese freundlich eingeladen - und viele freuen sich über dieses Mitmachen-dürfen bei den großen Playern, die so potent wirken. Dass es denen tatsächlich um Maximierung ihrer Selbstdarstellung, der Spendeneingänge und Mitgliederzahlen sowie oft auch um die Hegemonie in Bewegungen als solches geht, versteckt sich hinter der freundlichen Einladung zum Mitmachen. Emanzipatorisch wäre es anders herum: Wer Power, Erfahrung, Wissen und/oder Ressourcen hat, bringt diese aktiv zu denen, die die konkreten Aktionen und Projekte anzetteln. Noch besser wäre, ganz auf zentrale Steuerung zu verzichten und politische Bewegung ausschließlich auf Augenhöhe zu organisieren - eben gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Doch das scheitert schon am hohen Bedarf finanzieller Ressourcen für die überbordenden Hauptamtlichenapparate der großen Player, die täglich große Spendeneinnahmen erfordern.
Zu diesem Beitrag gibt es weiterführende Themenseiten.


Jammern auf hohem Niveau: Warum aufregen über staatlichen Liebesentzug?
Warum beschweren sich politische Gruppen, die mehr wollen als Miniveränderungen im herrschenden System, dass das herrschende System sie nicht liebt? Wenn der Staat oppositionellen Strömungen die Gemeinnützigkeit entzieht oder sie im Verfassungsschutzbericht erwähnt, ist das doch keine Überraschung? Dabei meint er es wahrscheinlich gar nicht ernst, sondern will nur einschüchtern. Und das klappt: Auf der ständigen Hatz nach Fördergeldern und Spenden, Mitgliedern und Wähler*innen versuchen die vom Staat schlecht behandelten Gruppen, sich wieder seriös zu geben. Dabei ist ein erfolgreiches Herauskommen aus der staatlichen Denunziation sogar eher möglich, wenn eine Erwähnung durch staatliche Oberaufpasser als Ehre empfinden würde.
Als die Projektwerkstatt in Saasen noch im hessischen Verfassungsschutzbericht geehrt wurde: www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=36&p=14548.


Verkehrswende-Aktionswochenende 4.-6.6.21: Geile Aktionen, aber Hierarchie-Gefahr
Es waren viele und oft kreative, mutige Aktionen. Sie machten das bunte Verkehrswende-Wochenende aus. Die vielerorts entstandene Mischung aus den alteingesessenen Verbänden und BIs mit den Menschen, die sich schon viele in Verkehrspläne, Trassenplanungen usw. hineingedacht hatten, und den aktivistischen Menschen hat sich bewährt. Doch gleichzeitig lockt die wachsende Aufmerksam für das Thema auch die an, die gerne ihr Label über all das stülpen wollen. Die bereits großen oder neuen, noch modernen und ambitionierten Player a la Campact, Ende Gelände, Wald statt Asphalt usw. versuchten deutlich, Hegemonie zu erreichen. Das klappte zum Glück nur mäßig. Aber sie werden da nicht nachlassen. Dieser Hirnstupser ist ein Plädoyer für viel Selbstbewusstsein bei den konkreten Akteur*innen an der Basis, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung selbst in die Hand zu nehmen statt sich immer wieder von Neuem instrumentalisieren zu lassen.
Zu diesem Beitrag gibt weitere Informationen unter www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=36&p=13756.
Alle Texte, Podcasts und Filme auf fb.com/hirnstupser und hirnstupser.siehe.website.


Wendehälse im Klimaschutz: "Oben schwimmen" im politischen Protest
Es mag überraschen, aber die heutigen Kritiker*innen der neoliberalen Klimapolitik mit Zertifikaten und Vermarktung von Luftverschmutzungsrechten waren auch mal dafür - nämlich als eine Befürwortung der Kyoto-Mechanismen der Mainstream waren. Das wiederholt sich leider ständig: NGOs und politische Eliten hängen ihre Fahne stets in den Wind - und schwimmen damit immer oben. Radikalisiert sich eine Bewegung, stellen sie sich zunächst gegen sie - und stellen sich an die Spitze, wenn die Bewegung sich in der öffentlichen Meinung durchsetzt. Das ist Anpassung in alle Richtung und der Wille, stets oben dabei zu sein - wegen Geld, Macht und Karriere.
Zu diesem Beitrag gibt es noch einen passenden Text unter www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=36&p=10475.
Alle Texte, Podcasts und Filme auf fb.com/hirnstupser und hirnstupser.siehe.website.


Die "Orga-Reihe" zu Umwelt- und Klimabewegung

Die Hirnstupser zu "Danni bleibt" (mit etlichen Beiträgen auch zu Bewegungsfragen), "Kritik der Demokratie", "Herrschaft, Herrschaftsfreiheit, Anarchie" und "Vereinfachte Welterklärungen/Verschwörungsglauben" befinden auf Extraseiten (siehe Gliederung über diesem Text).

Diese Hirnstupser-"Orga-Reihe" mit mehreren Beiträgen zur Organisierung in politischer Bewegung, insbesondere in der Umwelt-, Klimaschutz- und aktuell prägenden Verkehrswendebewegung. Nachgezeichnet wird die geschichtliche Entwicklung von klassischen Umweltverbänden über die Wandlungen im Zeitalter des Neoliberalismus bis zu den heutigen, modernen PR-Agenturen, die das Feld des Engagements in der öffentlichen Wahrnehmung dominieren, aber hinter denen kaum mehr Substanz steckt, sondern ausgeklügelte Strategien gegenüber Medien und im Internet.

Teil 1: Umwelt- und Klimabewegung 2021 - Spiegelbild einer kapitalistischen Normalität
In den Augen der Öffentlichkeit und, sogar noch mehr, der in ihnen aktiven Menschen sind Umwelt- und Klimagerechtigkeitsgruppen idealistisch geprägt. Sie wollen die Welt retten und engagieren sich deshalb. Doch die Realität sieht anders aus. Zwar steigen immer wieder Menschen mit solchen Motiven in diese Gruppen ein, aber spätestens dann, wenn eine Gruppe mit Hauptamtlichen agiert und/oder bundesweite bekannt wird, dominieren andere Interesse: Selbstdarstellung, politischer Einfluss sowie, oft am wichtigsten, die Hatz nach immer neuen Geldquellen. Dadurch entstehen korrupte Verhältnisse - nicht im Sinne von direkter Bestechung, sondern als Ausrichtung aller Handlungen (Medienarbeit, Aktionen, Kampagnen, Veröffentlichungen usw.) auf Ziele, die mit den vorgetragenen politischen Zielen nichts oder nur noch wenig zu tun haben. ++ Seite zu NGO-Kritik


Teil 2: Geschichte der Umwelt-NGOs - von klassischen Verbänden zu Agenturen
Teil 2 der kritischen Analyse von Umwelt- und Klimabewegung betrachtet die Wandlungen der klassischen Umweltverbände mit ihren bürokratischen Hierarchien. Stets passgenau zu den Wandlungen in der gesamten Gesellschaft orientierten sich die großen Organisationen, einige früher, andere später, manche wie WWF und Greenpeace von Beginn an, auf konzernähnliche Arbeitsformen mit starken Zentralen voller Hauptamtliche und Priotität auf Geldeinnahmen statt Naturschutzerfolge. Sie wurden dann überholt von denen, die die Verbände als zu starr kritisiert hatten, aber aus dieser Kritik noch modernere, noch stärker auf PR und Spendenflüsse ausgerichtete Organisationen schufen, die eher Agenturen als Bewegungen, Netzwerken oder Verbänden ähnelten. ++ Seite zu den genannten modernen Politagenturen


Teil 3: Konflikte und Veränderungen in Umwelt-NGOs: Kritik überwindet nicht, sondern modernisiert
Vor allem aus der um 1990 sehr starken Jugendumweltbewegung, darunter große Teile der Jugendorganisationen großer Umweltverbände, kam starke Kritik an Hierarchien, Verbandsmeierei und Staatsnähe der etablierten NGOs. Viele der aktiven jungen Menschen, örtlich auch zusammen mit progressiven Ortsgruppen der Verbände, waren aktivistisch, bezogen radikalökologische und herrschaftskritische Positionen. Als in den 90er Jahren die gesamte Gesellschaft immer mehr politische Felder, darunter auch den Umweltschutz, dem kapitalistischen Markt überließen, hagelte es einige Jahre ebenfalls daran Kritik. Danach aber mutierten viele der ehemaligen Kritiker*innen zu Modernisierer*innen, kehrten in die Verbände zurück oder gründeten neue Player, die noch moderner waren und heute eher Konzernen als Basisbewegungen gleichen. ++ Seite zu den genannten modernen Politagenturen


Teil 4: Umweltschutzbewegung der 90er Jahre - geld- und medienorientiert wie Firmen
Die Anpassung von großen Teilen der in den 80er Jahren sehr stark gewordenen Umweltbewegung an die neoliberalen Zeitgeist hatte eine doppelte Wirkung: Die Umweltverbände befürworteten immer stärker marktwirtschaftliche Lösungen und biederten sich bei Konzernen und kapitalistischen Parteien und Organisationen an. Zudem wandelten sich ihre eigenen Arbeitsweisen immer mehr in Richtung von Politkonzernen, die mit ihrem als ökologisches Engagement verkauften Aktivitäten vor allem Geld schöpfen wollten.


Teil 5: Zeitalter des Ökokapitalismus - Ökosteuer, Energiewende, Klima"schutz"
Als (fast) alles in der Gesellschaft dem Diktat von Markt und Profit unterworfen wurde, strahlte das auch auf viele soziale Bewegungen aus - oft mit etwas Verzögerung und, völlig absurd, nach einer anfänglichen Phase der deutlichen Opposition gegen diesen Trend. Doch am Ende waren die Kritiker*innen die Vorreiter*innen. Aus der Umweltbewegung, zunehmend gespeist aus reicher werdenden gesellschaftlichen Schichten, entstanden mehr und mehr politische Konzepte, die soziale Fragen marktwirtschaftlich und technisch lösten. Mit der Ökosteuer fing es an, heute sind Energiewende und sogenannter Klimaschutz die schillerndsten Beispiele einer Umweltpolitik, die vor allem wieder Profite für Konzerne generiert. Das ist auch der Antrieb, warum sie stattfindet. ++ Seite zum Thema


Teil 6: Nachhaltigkeit und Agenda 21 - Kampfpapiere des Ökoneoliberalismus
Raider heißt jetzt Twix, doch das Mitte der 90er Jahre mit massiven Werbekampagnen durchgesetzte Neusprech "Nachhaltigkeit" statt "Umweltschutz" verschleierte auch qualitative Verschiebungen. War vorher immer klar (wenn auch praktisch meist missachtet), dass das Überleben von Mensch und Natur wichtiger ist als ökonomische Ziele, so wurde das nun als gleichberechtigt dargestellt. Tatsächlich ging es aber sogar noch weiter: Ökonomie und Ökologie sollen vereint werden. Das aber bedeutet in der Praxis: Umweltschutz wird so organisiert, dass damit Profite gemacht werden. Profite aber wachsen durch Zunahme der Ausbeutung von Mensch und Natur. Nachhaltigkeit simuliert die Vereinigung des Unvereinbaren - und verschleiert damit, dass das eine (Umweltschutz) durch das andere (Profite) aufgefressen wird. Die Idee der Nachhaltigkeit war ein gigantischer Rückschritt in der Umweltdebatte, die aber wegen entsprechender Fördermittelzahlungen auch von den meisten Teilen der Umweltbewegung mit vollzogen wurde. Nachhaltig ausbeuten, nachhaltig Profite machen und nachhaltig korrupte Umweltverbände - das bildete das Rückgrat der Umweltbewegung nach den neoliberalen Umformungen in den 90er Jahren. ++ Seite zum Thema


Teil 7: Nach dem neoliberalen Wandel - Strukturen und Kommerz an Beispielen
Die bisherigen Hirnstupser berichteten über die Anfänge der Umweltbewegung und die Hinwendung zu marktwirtschaftlichen Politikkonzepten und kommerziellen Organisierungsformen. Der siebte Hirnstupser zeigt das an konkreten Beispielen. Die Auswahl orientiert sich nicht daran, wo es am schlimmsten war, sondern wo der Wandel besonders auffällig war und auch direkt verfolgt werden konnte. Es geht um den Versuch einer anarchistischen Unterwanderung der norddeutschen Kleinstadt Verden, die aber am Ende nur zum Aufbau von Firmen, Modellprojekten und NGOs führte, die heute vor allem um Einnahmen, Spenden und Fördermittel kämpfen. Etwas herausgehoben dargestellt wird die Biographie des anarchistischen Vordenkers Sven Giegold, der von antikapitalistischen Aktivist zum grünen Spitzenpolitiker mutierte, Konzepte für grünes Wirtschaftswachstum schrieb und heute Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ist (was bei der Aufnahme des Films noch nicht bekannt war). ++ Seite zu Sven Giegold


Teil 8: Nach dem Wandel - Zustand der Umweltbewegung heute
Ein kürzerer Hirnstupser in dieser Reihe, in dem zusammenfassend dargestellt wird, wie die klassischen Umweltverbände nach ihrer Wandlung zu spenden- und fördermittelgeilen NGOs aussehen - und wie neue, moderner, d.h. von Beginn an wie Firmen organisierte Polit- und Protestagenturen entstanden sind. ++ Mehr Infos zu den klassischen Verbänden und zu den Politagenturen


Teil 9: Methoden moderner Bewegung - Labeln, vereinnahmen, dumm halten
Mit dieser Betrachtung erreicht der Hirnstupser die Jetzt-Zeit. Dargestellt werden die Vorgehensweisen der modernsten Player im Weltrettungszirkus. Dieser Kampf um Hegenomie und Pfründe im - mitunter vorgeschobenen, mitunter ernst gemeinten - Ringen um Umweltschutz, soziale und/oder Klimagerechtigkeit bedient sich vor allem der durch klassische und digitale Medien erzeugten "Realität". Player wie Ende Gelände, Sand im Getriebe oder Wald statt Asphalt versuchen, sich durch Überlabeln und Vereinnahmen von Themen und Aktionen in den Vordergrund zu schieben. Notwendig dafür ist, möglichst viele Menschen unfähig bzw. unwillig zu halten, eigene Ideen und Projekte zu entwickeln und sich dafür entsprechendes Knowhow anzueignen. Denn nur dann stehen Massen bereit, die sich unterwürfig den vorgedachten Ideen der Anführer*innen anschließen. ++ Mehr Infos zu Ende Gelände und anderen Politagenturen


Teil 10: Drehtüreffekte überall - Wechsel zwischen NGOs, Macht und Kapital
Die "kulturelle" Nähe (Arbeitsformen, Strukturen, Top-down-Denken, PR-Orientierung, Gier nach Geld und Einfluss) zwischen allen Eliten moderner Staaten führt zu einer Austauschbarkeit der Personen, die die Funktionen innerhalb der Systeme ausführen. Sie können ohne kulturelle Brüche von einer Seite auf die andere wechseln. Wenn sie gewohnt sind, ohne eigenes Gewissen der Vergrößerung von Einfluss und Einnahmen zu dienen, können sie selbst komplett widersprüchliche Jobs kurz hintereinander ausführen. Von Umweltverbänden in die gerade noch bekämpften Konzerne und zurück - oder umgekehrt.


Teil 11: Wie funktioniert Anpassung? Der schleichende Weg zur Normalität
Mit den bisherigen Beiträgen des Hirnstupsers zur Anpassung und Kommerzialisierung der Umweltbewegung wurden Formen, Strukturen und Strategien beschrieben, wie das geschah und geschieht. Mit diesem Hirnstupser beginnen Erklärungsversuche: Warum passen sich Gruppen und Menschen immer wieder an die Verhältnisse an? Warum springen Menschen mit revolutionärem Pathos als Tiger ab und landen als Bettvorleger? Warum werden aus Anarchistis und Marxistis bürgerlicher Spießis?


Teil 12: Die Wirkung im Inneren - Sachzwänge, Anpassung, Ausgrenzung
Wer mit Labeln jongliert, nach Fördermitteltöpfen Ausschau hält oder um die Laune der Spender*innen besorgt ist, verändert sein eigenes Denken - oft unbemerkt. Das Sein schafft das Bewusstsein: Ganz allmählich orientieren sich Ideen, Pläne und Konzepte auf diese Schwerpunkte - selbst wenn am Anfang eine radikale Gesinnung und der Mut zu spektakulären Aktionen prägend war. Am Ende ist es dann nicht nur konsequent, wenn das eigene Label, die Kontonummer und die Jagd nach neuen Adressen (Followern usw.) im Mittelpunkt steht, sondern Menschen, die unter Ablehnung solcher Anpassung durch Selbstorganisierung und unabhängige Aktionen stören, ausgegrenzt werden.


Teil 13: Label erzeugen Hierarchien - warum einheitliche Namen gefährlich sind
Der Hirnstupser hat schon mehrfach die Dominanz von Labeln gegenüber Inhalten und Positionen kritisiert. Diese Entpolitisierung vieler Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Aktionen ist nicht das einzige Problem. Einheitliche Label erzeugen das Bedürfnis nach Kontrolle, in deren Folge dann Hierarchie entstehen. Die Dominanz von Bewegungsagenturen, Firmen, Parteien und Verbänden mit ihrem Drang, ständig ihren Namen und ihr Logo in den Vordergrund zu schieben, schadet dem Ziel politischer Veränderung - und zwar leider sehr stark.


Teil 14: Geschäftsmodelle politischer Arbeit - Methoden der Geldbeschaffung bei NGO & Co.
Im Kapitalismus wird alles zur Ware. Das wusste schon Marx. Leider hat er recht - und ein bedrückender Beleg ist die politische Bewegung, die die Folgen kapitalistischen Wirtschaften zu lindern oder sogar den Kapitalismus zu überwinden versucht. Dummerweise ist fast alles, was an Kampagnen und sonstigen Protestformen läuft, selbst zu Ware geworden, d.h. es findet statt, um Geldeinnahmen zu erzielen. Und das gewonnene Geld wird wieder in Kampagnen und Aktivitäten investiert, um daraus mehr neues Geld zu machen. Wie in anderen Konzernen auch.


Teil 15: Identitäten ersetzen politische Positionen - Einfallstore für Fremdbestimmung
Label (siehe Orga-Reihe Teil 13) sind nur eine Form, die Schwäche eigener Überzeugungen und Positionen durch Symbolik zu ersetzen. Es gibt viele solche ideologischen oder psychischen Schubladen, in denen sich Menschen flüchten können, um ein Wir- und Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, ohne tatsächliche Gemeinsamkeiten zu klären oder bewusste Kooperationen einzugehen. Solche Fremdorientierungen sind stets gefährlich, weil sie die Fähigkeit zur Reflexion und Abwägung verringern, was einer Selbstentfaltung im Wege steht. Besser wären dynamische Räume, in denen Menschen miteinander verhandeln, ihre Ziele und Wege klären und dann passend kooperieren, ohne die Unterschiede durch Symboliken zu übertünchen.
Eine Seite zu Identitäten und Fremdorientierung im Themenbereich herrschaft.siehe.website ist unter www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=36&p=20634" zu finden.


Teil 16: Wie geht es besser?
Nach Analyse und Kritik bestehender Organisierungsformen in der Umwelt- und Klimaschutzbewegung geht es in diesem Hirnstupser um die Frage, wie das besser ginge. Drei Aspekte werden benannt: Umverteilung von Handlungsfähigkeit und -potentialen von oben nach unten (also so, wie es in der gesamten Gesellschaft auch nötig wäre), dazu die Auswahl von kommunikationsstarken Hotspots mit überregionaler Bedeutung sowie das Verdrängung von Labelns und Gruppenegoismen in den Hintergrund, um inhaltlichen Positionen mehr Raum zu geben.


Teil 17: Vernetzung zu Mobilitätsaktionen - langweilige Inhalte, moderne Hierarchien
Dieser Hirnstupser war nicht geplant, ist aber (wohl) nötig. Das letzte bundesweite Treffen zur vermeintlichen Vernetzung von Verkehrswende-Initiativen zeigte, dass es hier nur um Vereinnahmung und Gleichschaltung geht - natürlich auf softe Art. Dass Verkehrswende zumindest auch sehr stark aus konkreten Veränderungen im lokalen und regionalen Raum bestehen muss, war im Treffen ebenso wenig zu erkennen wie überhaupt das, was in aktuell an Protestformen läuft, beachtet wurde. Dominiert wird alles von einer Avantgarde, die sich offensichtlich nur im digitalen Raum bewegt und daher eine völlig einseitige Wahrnehmung der politischen Verhältnisse hat - ja fast in einer Parallelwelt vor sich hinwerkelt.

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