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Pseudo-Medizin


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Aus Richard Häussler, "Erfundene Umwelt" (2004, ökom in München, S. 43)
Gesund in kranken Institutionen
1973 veröffentlichte der amerikanische Psychologieprofessor David L. Rosenhan in der Zeitschrift „Science“ den Bericht über ein außergewöhnliches Experiment, das weit über die Fachwelt hinaus Aufsehen erregte. Das Design des Experiments war folgendes: Fünf Männer und drei Frauen verschafften sich dadurch den Status von Psychiatriepatienten, dass sie den Ärzten erklärten, sie würden Stimmen hören, die die Worte „leer“, „hohl“ und „dumpf“ sagten. Es waren gesunde Leute, die dieses Symptom lediglich beim Aufnahmegespräch vorspiegelten, danach nicht mehr. Die Pseudopatienten gaben falsche Namen und teilweise andere Berufe an, aus Furcht, dass sie eine psychiatrische Diagnose später behindern könnte. Ansonsten verhielten sie sich so normal, wie sie es gewohnt waren und wie es ihnen möglich war. Die Pflegeberichte registrierten sie denn auch als „freundlich“ und „kooperativ“.
Trotzdem wurden sie nicht als Pseudopatienten entlarvt und es wurde auch nicht die Feststellung getroffen, dass man die berichteten Symptome in der Klinik nicht verifizieren könne. Die Mitglieder an diesem Experiment blieben zwischen 7 und 52 Tagen hospitalisiert (Durchschnitt: 19 Tage). Alle wurden entlassen mit der Diagnose „abklingende Schizophrenie". Dies ist auch deswegen so erstaunlich, weil ein großer Teil der Mitpatienten in der Aufnahmestation den Verdacht äußerte, dass es sich bei den Teilnehmern des Experiments um keine echten Patienten handeln könne. Das Personal hingegen hatte diesen Verdacht nie. Im Gegenteil: Dass sich die Scheinpatienten ausführlich Notizen machten, wurde als pathologische Verhaltensmanifestation definiert. Nachfragen nach dem Sinn und Inhalt der Notizen gab es nie.
Ärztliche Mitglieder eines Forschungs- und Lehrhospitals, das mit dieser Möglichkeit des Irrtums konfrontiert wurde, behaupteten, dass dies bei ihnen nicht vorkommen könne. Anlass genug für Rosenhan, die Gegenprobe zu machen. Er kündigte an, innerhalb der nächsten drei Monate kämen ein oder mehrere Pseudopatienten, um in diesem Hospital das gleiche Spiel zu spielen. Tatsächlich kam aber keiner aus Rosenhans Gruppe. Das Ergebnis: 41 von 193 Patienten sollten nach Ansicht von mindestens einem Mitglied des Pflegepersonals trotzdem Pseudopatienten gewesen sein. 23 Patienten wurden als Pseudopatienten von mindestens einem Psychiater eingeschätzt, immerhin noch 19 von einem Psychiater sowie einem anderen Mitglied des Personals.
Rosenhan erklärte sich die Ergebnisse seiner Untersuchung so: „Sobald der Scheinpatient einmal als schizophren klassifiziert wurde, kann er nichts tun, um dieses Stigma wieder los zu werden. Es färbt die Auffassung anderer von ihm und sein eigenes Verhalten tief greifend. In einem recht eigentlichen Sinne ist damit also eine Wirklichkeit erschaffen. Von einem gewissen Standpunkt aus sind diese Befunde kaum überraschend, denn es ist seit langem bekannt, dass Dinge ihre Bedeutung durch den Zusammenhang erhalten, in dem sie vorkommen.“


Elektroschock"therapie"
Vor den Kliniken in dieser Liste warnt das Werner-Fuss-Zentrum, denn offensichtlich praktizieren sie psychiatrische Elektroschocks und es ist zu unterstellen, dass sie bereit sind, das auch mit Zwang und Gewalt zu tun, wie es Prof. Dr. Jochen Vollmann und Dr. Jakov Gather in vorgeblich "wissenschaftlichen" Zeitschriften bewerben. RA Dr. Schneider-Addae-Mensah hat wegen dieser Werbung für erzwungenes psychiatrisches Elektroschocken Strafanzeigen wegen Volksverhetzung bei zwei Staatsanwaltschaften erstattet.
Herr Grundler ist der presserechtlich Verantwortliche für die Liste von Elektroschock-Kliniken in Deutschland, die in dieser Elektroschock-Werbe-Domain veröffentlicht wird:
Ob sich die DGPPN hinter diesem Herrn Grundler versteckt, weil sie diese vollständige Liste lieber verheimlicht (siehe hier), oder ein Elektroschocker-Gerätehersteller oder sonst ein E-Schock-Lobbyist, mag dahingestellt sein, aber die Kliniken, die elektroschocken, sollten gemieden werden. Ganz besonders gefährdet sind alle, die durch eine Betreuung entmündigt sind, weil der § 1906a BGB droht. Ohne eine PatVerfü kann aber auch diese Entmündigung u.U. gerichtlich aufgezwungen werden.

Schmiergeld: Der Filz zwischen Ärzt*innen und Industrie
Aus " MEDIZIN: Seelsorge für die Industrie", in: Spiegel 20,2011, S. 116ff, online am 16.5.2011
Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte gibt es in vielen Bereichen der Medizin. In nur wenigen sind sie derart selbstverständlich geworden wie in der Nervenheilkunde. Es sind die Psychiater, die einer Studie aus Minnesota zufolge die höchsten Zuwendungen aus der Industrie kassieren. Von 37 Leitern der Kliniken für Psychiatrie an deutschen Universitätskliniken haben nach SPIEGEL-Recherchen offenbar mindestens 35 auf ihrem Berufsweg finanzielle Zuwendungen von Pharmafirmen angenommen. ...
Peter Falkai, 49, Leiter der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen, dagegen hat schon auf Kosten von Pharmaunternehmen gespeist - und nicht nur das: Bereits als junger Assistent begann Falkai damit, persönliche Honorare aus der Industrie anzunehmen. 2010 war Falkai Firmen wie AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly, Janssen-Cilag, Lundbeck und Pfizer zu Diensten - neben seinem Job als Uni-Professor wohlgemerkt.
Seine Kontakte in die Pharmawelt haben Falkai nicht geschadet. Im Gegenteil: Seit Anfang des Jahres ist der Mann sogar Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), eines Verbands mit mehr als 5500 Mitgliedern - der seinerseits enge Verbindungen zur Industrie pflegt: Arzneimittelhersteller sponsern den Jahreskongress der DGPPN in Berlin; das Geld in Höhe von etwa einer Million Euro fließt an eine Agentur. ...
Pharmafirmen setzen Meinungsbildner nicht nur ein, um Werbung für ihre Pillen zu machen, sondern auch, um Krankheiten zu vermarkten, die es oft gar nicht gibt. Mitarbeiter der Firma SmithKline Beecham in München etwa kamen auf die Idee, das Sisi-Syndrom zu erfinden: eine angebliche Depression, an der schon die österreichische Kaiserin Elisabeth ("Sisi", 1837 bis 1898) gelitten habe. Nur sei das Leiden sehr schwer zu diagnostizieren, weil die betroffenen Frauen es mit Frohsinn und Zufriedenheit überspielten.
Praktischerweise hatten die Krankheitserfinder ein passendes Mittel im Angebot gegen das Leiden, eine Tablette namens Seroxat. Jetzt musste bloß noch die Nachfrage geweckt werden - nur wer sollte das Sisi-Syndrom im Volk bekannt machen?
Anke Rohde, Leiterin des Bereichs Gynäkologische Psychosomatik des Universitätsklinikums Bonn, erklärte sich bereit, behilflich zu sein. Im August 1998 flog sie von Frankfurt nach Mallorca und sprach auf einem "Forum" zum Sisi-Syndrom, das SmithKline Beecham im Castillo Hotel Son Vida in Palma veranstaltete.
Gegen ein stattliches Honorar berichtete Rohde von psychopathologischen Untersuchungen des angeblichen Syndroms. Ihre Auftraggeber waren angetan, zwei Monate später durfte sie wieder ran. Auf einer von der Pharmafirma veranstalteten Pressekonferenz im Hotel Sacher Wien sprach Rohde über "Kaiserin Elisabeth (Sisi) als Prototyp eines verkannten Patientenbildes".
Nach Rohde trat ein weiterer Meinungsbildner auf, ein Psychologe namens Hans-Ulrich Wittchen. Allein in Deutschland seien etwa drei Millionen Menschen vom Sisi-Syndrom betroffen.
Die Pressekonferenz war ein voller Erfolg. Tatsächlich gelang es, das Sisi-Syndrom der Öffentlichkeit als neues Leiden zu verkaufen. ...
Professor Wittchen ist seinen Geschäftspartnern in der Industrie auch aus einem anderen Grund lieb und teuer. Er arbeitet am "Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen" mit. Was in dem Werk steht, kann den Markt der Psychopharmaka beeinflussen. Schon kleine Veränderungen der Diagnosekriterien können große Auswirkungen auf die Verschreibungszahlen haben.
Gegenwärtig arbeitet eine Kernmannschaft von etwa 160 Experten an einer neuen Fassung des Handbuchs, die sie 2013 vorlegen will. Doch dabei sitzen pharmazeutische Firmen gleichsam mit in den Beratungen: Mehr als die Hälfte der beteiligten Mediziner und Psychologen haben finanzielle Verbindungen mit der Industrie eingeräumt.

Gemachte Krankheit - aus Profitinteressen

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Kommentare

Gerd am 11.04.2021 - 20:02 Uhr
Ich wäre durch SSRIs beihnache gestorben, weil sie Suizidimpulse entstehen ließen.


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