Ende Gelände

WIDERSTAND IM ALLTAG:
AKTIONEN UND AKTIONSBESTECK

Zusätzliche Ausstattung für unterwegs


1. Ausrüstung für den widerständigen Alltag
2. Zusätzliche Ausstattung für unterwegs
3. Links


  • USB-Stick mit Verschlüsselungs- und Anonym-Surfen-Software (Seite mit Infos und Bestellmöglichkeit)
  • Kompass oder entsprechende App auf dem Smartphone (dann wissen du und die Polizei, wo du bist) ...
  • Gute Karten oder ein passiv arbeitender Navigator (auf Smartphone im Offline-Betrieb oder als Passivgerät funktioniert auch)

Karten und Orientierung
Ich will eine Fahrradtour machen - einfach so oder als bunter Aktionstour. Wir brauchen genauere Infos zu dem und dem Gelände. Wie kommen wir von dort eigentlich wieder weg? Gibt es in der Umgebung Häuser oder Wasser? Diese und viele andere Fragen können bei Aktionen eine große Rolle spielen. Gut, wenn mensch dann brauchbare Informationen hat - sei es auf den richtigen Seiten im Internet oder auch unterwegs per passender Software. Wir wollen hier ein paar Möglichkeiten vorstellen. Ihnen gemeinsam ist: Sie sind nicht für AktivistInnen hergestellt worden. Denn von solchen, die nicht nur Vereins-, ParteiführerInnen oder "Lautis" (den üblichen Lautsprecherwagen mit den Democommandantés drauf) nur hinterherlatschen, gibt es recht wenige in Deutschland. Nur einmal im Jahr zu den Castor-Fest(setz)spielen sind regelmäßig die Topografischen Karten ausverkauft. Vielleicht ist das der geheime Reiz des Castor-Widerstandes: Einmal im Jahr den Kopf anschalten.
Internet
Die bekannteste Quelle ist sicherlich Google. Und tatsächlich: Die Luftbilder sind für die Aktionsvorbereitung fast unerläßlich. Die Karten taugen weniger - sie sind sichtbar für Autos gemacht. Vielleicht nützlich, um einzuschätzen, was Polizeistreifen dann höchstens auch wissen, aber sonst weitgehend unbrauchbar. An gute Kartenwerke kommt mensch im Internet eher schlecht. Flurkarten wären nötig, um Grundstückgrenzen und dann -eigentümerInnen ausfindig zu machen. Topografische Karten mit dem genauesten Maßstab 1:25.000 (TK 25), aber auch vielen weiteren Stufungen gibt es meist nur im Buchhandel oder auf Bestellung vom Landesvermessungsamt. Eher durch Zufallstreffen kann mensch aber auch auf Seiten stoßen, die nützlich sind. In Hessen gibt es z.B. ein Projekt historischer Forschung, wo mensch alte Karte betrachten kann - und zu Orientierung über aktuelle TKs und Grundkarten einsteigt. Will heißen: Da gibt es die dann doch.
Auf Papier ...
Schon genannt sind die wichtigsten Werke: Flurkarten und die TK 25 (oder entsprechend TK 50, 100 usw. - jeweils mit abnehmender Genauigkeit, aber dann größere Gebiete drauf). Ob andere Karten nützlich sind, hängt vor allem vor der Qualität der Kartengrundlage ab, denn die sonstigen Eintragungen - z.B. empfohlene Radwege, Sehenswürdigkeiten - sind oft derart zufällig aus dem Wissensstand der BearbeiterInnen ausgewählt oder auf spezifische Zielgruppen ausgerichtet (etwas FreizeitradlerInnen), dass sie nur schwierig flexibel einsetzbar sind.
DVDs mit Kartenwerken
Für gutes Geld gibt es die Daten auch auf DVD. Gemacht sind sie für AutofahrerInnen, RadlerInnen oder WandererInnen. Wieweit sie auch für viele weitere Zwecke nutzbar sind, hängt von der Kartengrundlage und den Werkzeugen des Umgangs mit den Karten ab. Wir haben zwei frei erhältliche Kauf-DVDs getestet. Das Ergebnis: Eines ist ganz gut nutzbar, das andere gar nicht.

Wenig geeignet:
DVD: Radrouting 4.0
(2009, Bielefelder Verlagsanstalt, DVD, 39,80 Euro)
Schon bei der Benutzung auf dem PC fällt auf, dass die Orientierung mit der Karte nicht gerade einfach und trotz der Verwendung topographischen Datenmaterials ziemlich ungenau ist. Zum einen erfolg die Navigation nicht über Straßennamen sondern lediglich über Entfernungen, al la "Nach 32 m schräg rechts weiter". Zum anderen können nur Städte/Dörfer geroutet werden, durch die ein offizieller Radweg verläuft und die nicht zu klein sind. Test: Wer mit dem Rad von Saasen (R7) hinaus in die Welt möchte, muss in Reiskirchen oder Grünberg anfangen zu strampeln. Außerhalb der offiziellen Radwege ist man auf Schilder oder anderweitiges Kartenmaterial angewiesen - der ungenaue Maßstab von 1:50.000 wird da zur Orientierung kaum weiterhelfen können. "Freies Routing" (Werbetext) bedeutet tatsächlich nur individuelle Routenerstellung auf dem vorgegebenen Tourennetz. Die Ergebnisse mit dem gleich mitgelieferte kleine Bruder für den PocketPC (im Test SE EXPERIA, Windows Mobile 6.1) waren noch ernüchternder. Sobald das Programm auf die eigene Karte zugreift, stützt es einfach ab. Nett ist auch, dass das Programm kein zweites Mal installiert werden kann (z.B. dem Zweitlaptop oder bei Neukauf eines Rechners). Ist das Produkt einmal registriert, verweigert sich die Installation per Internet. Hier spürt mensch förmlich: Vom Kaufpreis geht ein Teil in Arbeitszeit, die einem schadet.

MagicMaps „Tour Explorer 25“, Version 4.0
(2009, magicmaps in Pliezhausen, DVD, 49,90 €)
Die Stärke dieses Angebots ist schnell benannt: Die präzise topografische Karte 1:25.000 und die recht hohe Flexibilität der Anwendung. Strecken- und Flächenmessungen, eigene Zusätze in der Karte oder das Herausnehmen der dargestellten Karte einfach über das Clipboard in andere Anwendungen machen es einfach, das Programm für eigene Zwecke umzuwidmen. Wahlweise kann ein betrachteter Kartenausschnitt als 3D-Schrägperspektive oder Luftbild betrachtet werden. Der Belastungstest für Computer zeigte die Grenzen der Anwendung: Pentium IV, 512 MB RAM soll Route von Saasen nach Frankfurt berechnen. Ergebnis: Der Computer gibt auf. Absturz, nicht einmal mehr Alt+Strg+Entf meldet sich. Mit etwas bissiger Rhetorik könnte der Kaufpreis also für viele lauten: 49,90 € plus neuer Computer. Das ist auch eine Frage der Programmierung - nämlich eine Variante einzubauen, die z.B. für die 2D-Darstellungen auch von all denen eingesetzt werden, auf die nicht jeder neuer Mediamarkt-Katalog als Kaufzwang wirkt. Und - Kleinigkeit am Rande: Eine Zurücktaste fehlt. Den Tour Explorer gibt es in 8 Regionalausgaben, zudem auch im Maßstab 1:50.000 für Gesamtdeutschland (99,90 €).

Die ADFC-Regionalkarten-Serie im Maßstab 1.75.000/1:50.000
Seit 1995 gibt es die Karten im Maßstab 1:75.000 oder 1:50.000. Die in ihnen vorgeschlagenen Radtouren eignen sich auch nach Verlagsangaben eher "für Tages- oder Wochenendausflüge" - weniger hingehen für Alltagsstrecken. Der typischer Radler ist offenbar Autofahrer mit Freizeitradel-Neigung. Gut sind die Kartengrundlagen, weil alle wichtigen topografischen Inhalte übersichtlich dargestellt werden. Vor Ort haben ADFC und die regionalen Fremdenverkehrsverbände Angaben zur Oberflächenbeschaffenheit und Verkehrsbelastung von ausgewählten Radrouten, Freizeitinformationen und Hinweisen auf die Benutzung von Bahnen und Schiffsverbindungen recherchiert - aber es sind eben wieder vor allem Rund- und Radwanderwege, weniger effiziente Alltagsverbindungen.

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