Ende Gelände

IST KOEXISTENZ MÖGLICH? DIE FALLBEISPIELE

2006: Ein Selbstbestäuber verteilt sich weltweit - der Reis LL601


1. Einleitung
2. Das Drama der Koexistenz: Gewollt, unmöglich, deshalb trickreich umschifft
3. Bienen und horizontaler Gentransfer: Einfach vergessen?
4. Schnell und unkaputtbar: Raps
5. Mais überall ...
6. Soja & Tierfutter
7. Baumwolle
8. Weitere Pflanzen und Organismen
9. 2006: Ein Selbstbestäuber verteilt sich weltweit - der Reis LL601
10. Honig, Bienen, Imkerei
11. Die unvermeidbare Folge: Gentechnik im Essen
12. "Ich frage mich, was eigentlich noch alles passieren muss"
13. Schlimmer: Auskreuzung ist einkalkuliert oder sogar gewollt!
14. Infoseiten zum Thema

Zusammenfassung auf GM-Watch: Verbreitung von GVOs in vielen Ländern außer Kontrolle
Gentech-Mais, -Reis, -Baumwolle, -Raps, -Straußgras und -Pappeln verbreiten sich unkontrolliert, zeigt ein Bericht von Testbiotech. Es passiert in Regionen und Ländern wie den USA und Kanada, Japan, China, Australien und Europa. In vielen Fällen sind die Pflanzen weit über die Feldergrenzen hinaus in die breite Umwelt entkommen. In manchen Regionen haben sich die Transgene bereits in die Populationen wilder Verwandter eingeschlichen.

Bis 2001 führteBayer CropScience, die von Aventis übernommene und schon in den 90er Jahren als AgrEvo in Deutschland aktiveSaatgut- und Pestizidsparte des Chemieunternehmens Bayer,Versuchsreihen mit gentechnisch verändertem Reisin den USA durch. Andere Äcker mit dem Getreide, das eine Resistenz gegen das Bayer-Herbizid Liberty erhalteten hatte (LL = Liberty Link, das Konkurrenzpaket zum marktführenden Round up Ready von Monsanto), gab es nicht. Reis ist ein Selbstbestäuber, d.h. er befruchtet sich beiweitgehend geschlossener Blüte selbst - ähnlich Weizen oder Gerste. Zwar ist in der Natur nichts ganz geschlossen, aber dennoch dürfte Reis zu den Nutzpflanzen mit der geringsten Tendenz zur selbständigen Ausbreitung behören. Fünf Jahre war dann Ruhe. Aber im
Frühjahr 2006 wurde dann bekannt, dass gentechnisch veränderter Reis aus den USA illegal in den Handel gelangt war. Den ersten Fundin Europa machte ein unabhängiges Labor, das im Auftrag von Greenpeace Deutschland zehn Proben untersucht hatte. Eine Probe war positiv. Das Labor hatte außerdem eine Reihe anderer möglicher Kontaminationen ausgeschlossen, wie zum Bespiel Reste von gv-Mais, die zufällig in die Reisladung geraten sein könnten. Die Reaktion Bayer war, wie gewohnt: Schmutzige Tricks. Der Konzern stellte das Ergebnis in Frage, verweigerte aber die Zurverfügungsstellung einer weiteren Probe. So konnte zunächst nicht weiter untersucht werden. Das geht oft so: Bei Kontaminationen von Bt11-Mais mit dem ebenfalls nicht zugelassenen Bt10-Mais 2005 weigerte sich Syngenta, Referenzmaterial für Tests zur Verfügung zu stellen. Im Fall von LL601 hat Bayer inzwischen eingelenkt. Allerdings ist keine Herstellerfirma verpflichtet, Referenz-Proben an unabhängige Labore zu geben. Es ist - was staatliche Regelungen betrifft - fraglich, ob Herstellerfirmen überhaupt verpflichtet sind, Referenzmaterial aufzubewahren, nachdem sie die Entwicklung eines GVO abgebrochen haben. Das macht die sogenannte Sicherheitsforschung so riskant: Versuche mit neuen und z.T. unbekannten gv-Konstrukten, die nach den Versuchsreihen nicht weiter verwendet werden. Dann fehlen auch Nachweisverfahren und niemand weiß, ob oder wann die Konstrukte via Auskreuzung, Durchwuchs oder Vermischung wieder auftauchen. Nur die Herstellerfirma verfügt über die notwendigen Daten und Proben, um eine Kontamination mit einem nicht zugelassenem GVO nachzuweisen. Sie dürfte aber wenig Interesse daran haben, dass öffentlich wird, was aus ihrem Hauseden Verunreinigungsfeldzug um die Welt angetreten hat.
Der Verlauf des LL601-Skandals war ein Paradefall für das Versagen von Behörden, Vertuschungsversuche des Konzerns und für den klassischen Tricks der Legalisierung des Illegalen. So kündigte Bayer schon nach wenigen Wochen an, einfach eine Zulassung als Lebensmittel zu beantragen und damit die unrechtmäßige zur rechtmäßigen Verunreinigung zu wandeln. Währenddessen stiegen die Verunreinigungen auf bis zu einem Fünftel der Proben an. Schließlich rollte weltweit eine Rückrufaktion von Reis an. Vier Jahre später, im Frühsommer 2010, sprachen US-amerikanische Gerichte die ersten hohen Schadensersatzstrafe aus. Der Skandal begann nun auch für den verursachenden Konzern, teuer zu werden.
Auch die deuschenBehörden reagierten im gewohnten Stil: Abwiegeln, beschwichtigen: "Nach Einschätzung der zuständigen Behörden in Europa und den USA ist
eine Gefahr für die Gesundheit des Verbrauchers nicht gegeben
", hieß es am 6. Oktober 2006 auf der Seite des BfR. Doch als Lehrstück ist der LL601-Skandal bis heute ungeschlagen:"Der Reis LL601 wurde zwischen 1999 bis 2001 nur zu Versuchszwecken angebaut. Er war nie für den Verkauf und schon gar nicht als Lebensmittel gedacht." Doch das reicht für eine Auskreuzung weltweit. Behörden und Konzerne organisierten keine Abhilfe, sondern vertuschen bzw. legalisieren das Desaster. Als LL601 in Ladenregalen weltweit war klar: "Werden Gen-Pflanzen angebaut, breiten sie sich auch unkontrolliert aus und gelangen in unsere Nahrungsmittel. Auch dann, wenn sie nur über einen kurzen Zeitraum und nur für Versuchszwecke angebaut werden" - so Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von Greenpeace.

Im Original: Chronologie des LL601 von 1998 bis 2006
1998-2001: Aventis CropScience führt in den USA an verschiedenen Orten Versuche mit LL601 Reis durch, bricht die Entwicklung dann aber ab. Es wurden keine Anträge für einen kommerziellen Anbau gestellt und dementsprechend auch keiner der dafür nötigen Tests durchgeführt.
Von der Reisforschungsanstalt Crowley der Universität Louisiana/USA wird LL601 in den Wintern jeweils nach Puerto Rico gebracht, um dort die besseren Klimabedingungen auszunutzen und die Entwicklung zu beschleunigen.
Januar 2006: Ein Export-Kunde von Riceland Foods (USA) findet eine gentechnische Verunreinigung im Reis und fordert eine Erklärung von Riceland Foods. Ein von Riceland Foods beauftragtes US-Labor bestätigt den Fund. Die Kontamination wird als Liberty-Herbizidresistenz identifiziert, von der bekannt ist, dass sie in den USA in Mais, Soja, Raps und Baumwolle verwendet wird. Da kein kommerzieller gv-Reisanbau in den USA bekannt ist, wird zunächst vermutet, dass die Proben mit anderen Pflanzen verunreinigt worden sind.
Mai: Das Unternehmen Riceland Foods, welches ein Drittel der US-Reisproduktion vermarktet, lässt Proben aus allen Reisanbaugebieten auf LL601 testen und wird bei einer erheblichen Anzahl von Lagerstätten für kommerziell angebauten Reis fündig.
Anfang Juni: Riceland Foods informiert Bayer CropScience aufgrund der Vermutung, dass es sich um einen GVO von Bayer handeln könnte.
Ende Juli: Bayer bestätigt gegenüber Riceland Foods den Fund der Herbizidresistenz und erklärt, dass es sich um einen nicht zugelassenen GVO handelt, und deshalb die Behörden innerhalb von 24 Stunden informiert werden müssen.
31. Juli: Bayer informiert die US-Behörden.
18. August: Die USA informieren die EU-Kommission über die Kontaminationen - 18 Tage nachdem sie selbst informiert worden waren.
20. August: Japan verbietet den Import von US-Langkornreis.
21. August: Bayer kündigt an, eine Zulassung für die Vermarktung des Gentech-Reises zu beantragen.
22. August: Der US-Reispreis fällt an der Chicagoer Börse innerhalb eines Tages um 5 Prozent, der steilste Fall seit Jahren. In den folgenden Wochen sinkt er weiter.
23. August: Die EU-Kommission verhängt ein Importverbot für US-Langkornreis und -Langkornreisprodukte, sofern diese nicht als LL601-frei zertifiziert sind. Die Kosten dafür müssen laut EU-Beschluss vom "erstmals in Verkehr bringenden Unternehmen" getragen werden - also von der importierenden Reismühle.
24. August: WissenschaftlerInnen der US-Regierung zertifizieren einen Test zum LL601-Nachweis.
26. August: Der niederländische Zoll stoppt ein Schiff mit US-Langkornreis in Rotterdam, um es auf LL601 zu untersuchen. Die 20.000 Tonnen Reis an Bord entsprechen etwa dem EU-Import für einen Monat.
28. August: Reisfarmer aus allen sechs US-Staaten, in denen Reis angebaut wird, verklagen Bayer CropScience wegen der Nachteile, die sie durch die Kontamination und den Importstopp erleiden.
31. August: Das Louisiana State University Ag Center - Züchtungspartner von Aventis in den Jahren 1998 bis 2001 - gibt bekannt, dass konventionelles Saatgut der Sorte Cheniere 2003 mit LL601 verunreinigt gewesen ist. Dieses Saatgut ist die Grundlage für die Ernte des Jahres 2006. Von 2002 sind keine Proben vorhanden.
31. August: Der Reispreis in den USA ist inzwischen um 10 Prozent gefallen.
1. September: Die Food Standards Agency (FSA) in Großbritannien erklärt, dass nach genauer Analyse der vorliegenden Daten geringe Mengen von LL601 keine Gesundheitsgefahr darstellen.
5. September: Illegal in China angebauter Bt-Reis wird von Greenpeace und Friends of the Earth in chinesischen Reisprodukten in Frankreich, Deutschland und Großbritannien entdeckt.
8. September: Das US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlicht das Statement, LL601-Reis sei sicher, allerdings sind keine Informationen zu den genauen Eigenschaften von LL601 öffentlich zugänglich.
Die Sicherheit von LL601 wird mit der Sicherheit von LL06 und LL62 begründet. Allerdings muss es Unterschiede zwischen LL06, LL62 und LL601 geben, denn ansonsten hätte Bayer LL601 nicht nachweisen können.
Für öffentliche Einsprüche gibt es eine Frist bis zum 10. Oktober. Das heißt, dass trotz dieses Statements LL601 auch in den USA weiterhin illegal ist.
11. September: Greenpeace Deutschland entdeckt in einer von 10 Proben aus deutschen Supermärkten LL601.
Am selben Tag veröffentlicht der europäische Verband der Reismühlen, dass in 33 von 162 Proben (20 Prozent) LL601-Kontaminationen ausfindig gemacht werden konnten.
Bei dem in Rotterdam festliegenden Schiff werden 2 Teilladungen als LL601-positiv getestet und zurückgehalten. Die anderen Teilladungen werden in andere EU-Länder weitergeschickt. Allerdings erweist sich ein Teil hiervon 10 Tage später bei einem zweiten Test dennoch als positiv.
12. September: Neue Funde werden in Frankreich, Schweden und der Schweiz gemeldet. In der Schweiz stoppen zwei Großhändler den Verkauf von US-Langkornreis.
15. September: Die Europäische Nahrungsmittelsicherheitsbehörde EFSA veröffentlicht ein Gutachten, demgemäß eine vollständige Risikoabschätzung von LL601 nicht durchgeführt werden kann, da nur unzureichende Informationen vorliegen.
In Bezug auf akute Gesundheitsgefahren heißt es: "Aufgrund der zugänglichen molekularen Daten und Daten zur Zusammensetzung und aufgrund des toxikologischen Profils des neu eingefügten Proteins geht [die EFSA] davon aus, dass der Verzehr von importiertem Langkornreis mit Spuren von LL601-Reis vermutlich keine akute Gefahr für Menschen und Tiere darstellt."
18. September: Die USDA verifiziert eine zweiten Schnelltest zum LL601-Nachweis, dessen Nachweisgrenze bei 1,33 Prozent liegt.
20. September: US-Reispreise liegen mehr als 10 Prozent unter dem Preis des Vormonats, kurz vor der Bekanntgabe des LL601-Funds. US-Farmern wird geraten, ihre Ernte nach Sorte getrennt aufzubewahren, da es zur Zeit so aussieht, als sei nur das Saatgut einer Reissorte kontaminiert.
21. September: Teilladungen der 20.000-Tonnen-Reisladung, die in Rotterdam durch den europäischen Verband der Reismühlen als LL601-frei zertifiziert wurden, zeigen sich bei einem zweiten Test durch niederländischen Behörden als kontaminiert.
Es ist unklar, welcher Anteil dieser Ladungen bereits nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien und eventuell andere EU-Länder weitertransportiert worden ist.
22. September: In mehreren europäischen Ländern ist US-Reis durch Supermarktketten und Importeure aus dem Handel genommen worden.
26. September: In Deutschland ist zum wiederholten Mal Reis aus Supermärkten positiv getestet worden.
28. September: Japan hat das Verbot von Langkornreisimporten aufgehoben, nachdem ein Testverfahren zur Verfügung steht, aber akzeptiert nur GVO-freie Schiffsladungen. Da die US-Behörden keine Auskunft geben konnten, ob die Kontamination nur Langkornreis betrifft, werden zur Zeit in Japan auch alle Importe und Bestände von Rundkornreis getestet.
29. September: Die EU-Kommission beschließt, die Maßnahmen gegen LL601-Kontaminationen weiter zu verschärfen, nachdem Stichproben von Endverbraucherprodukten in inzwischen neun Ländern positiv waren. ++ mehr Daten im GID Oktober 2006 und hier

Mehr als 14 Monate nachdem das US-Landwirtschaftsministerium eine Untersuchung begonnen hat, wie der US-Bestand an Langkornreis mit Bayers nicht genehmigter gv-Sorte verunreinigt wurde - ein Ereignis, das noch immer die US-Exporte stört - hat die Regierung angekündigt, dass sie nicht herausfinden konnte, wie die Kontaminierung stattfand. Darüber hinaus wird sie nicht gerichtlich gegen Bayer vorgehen. Clare Oxborrow von Friends of the Earth sagte: "Es ist ein Skandal dass Bayer ungeschoren davon kommt während Hunderte von Reisfarmern schwerwiegende finanzielle Verluste erlitten haben und Verbraucher weltweit illegalen Gentech-Zutaten ausgesetzt waren." D.h. die Tatsache, dass Gensequenzen sich unkontrollierbar auskreuzen, hilft sogar den Konzernen - denn weil nichts Genaues bekannt ist, können sie auch nicht haftbar gemacht werden. Das Problem wandelt sichfür die Profiteure der Risikotechnologie zu preiswerten Rund-um-Versicherung!
Auch in Deutschland blieb der LL601-Skandal ohne Konsequenzen für die Genehmigungspraxis von gv-Getreide mit ähnlicher Ausbreitungstendenz, also Weizen und Gerste. Das BVL machte es sich leicht und bastelte aus der Tatsache, dass die LL601-Ausbreitungsweg nie festgestellt werden konnte, einen Freibrief. Der Weizenversuch in Gatersleben wurde genehmigt, denn „die Ursachen des Eintrags von LL
Rice 601 und Bt-Reis in konventionelle Reissorten sind bisher nicht bekannt

(BVL-Genehmigung S. 36). So einfach ist die Welt, wenn das Ergebnis vorher feststeht und ideologisch motiviert ist.
Ganz ohne Wirkung blieben die Nachrichten vom LL-Reis dann aber doch nicht: Mmitten im Skandal und motiviert durch die hereinbrechenden Verunreinigungsnachrichten zerstörten 4 AktivistInnen am 2. Juni 2006in Gießen ein Feld mit gentechnisch veränderter Gerste. Im späteren Strafprozess beriefensich die zwei herausgepickten Angeklagten - erfolglos - auf den rechtfertigenden Notstand und verwiesen in einem umfangreichen Beweisantrag auf den LL601-Fall. Amtsrichter Oehm schmiss den Angeklagten aus dem Saal und verhandelte ohne ihn weiter. Die zweite Instanz lehnte den Antrag als "ohne Bedeutung" ab und fällte dann ein hartes Abschreckungsurteil. Dabei bot das Gerstenfeld beste Voraussetzungen für eine schlechte Kopie des LL601-Skandals. Auch Gerste istein Selbstbestäuber, die veränderten Pflanzen standen ebenfallsauf einem Versuchsfeld. Und eine Liberty Link-(früher: Basta-)Resistenz war auch drin. Aus Gerste wird Bier gebraut. In einem Bier, das in den USAaus Reis gebraut wird, wurde 2007 eine LL601-Kontamination gefunden.


Im Original: Zitate zum LL601-Skandal
Seltsame Verunreinigung mit Gentec-Reis bringt EU zu Importstopp - offensichtlich ist die Sache nicht im Griff und Koexistenz in Gefahr (FR, 23.8.2006, S. 11). Auszug:
In den Vereinigten Staaten sind in Containern Spuren einer vom Bayer-Konzern angebotenen Genreissorte aufgetaucht, die dort nicht hätten auftauchen dürfen. Weil aber die US-Behörden keine Risiken für Umwelt oder Gesundheit erkennen, verzichten sie darauf, einen Rückruf der langkörnigen Sorten zu verlangen, die durch den Genreis verunreinigt sein könnten. Für Europa als Importeur amerikanischer Produkte hat dies zur Folge, dass niemand mehr sicher sein kann, ob in Uncle Ben's & Co genmanipulierte und nicht-zugelassene Sorten eingemischt sind.


Aus der FR vom 26.8.2006:
In den USA war Ende Juli aus bisher nicht geklärten Gründen eine Genreis-Sorte von Bayer Crop-Science in für den Lebensmittelmarkt bestimmten Reisbeständen entdeckt worden. Es war der erste derartige Fund bei Reis in den Vereinigten Staaten. Aus "Durch die Hintertür" in: Junge Welt, 24.8.2006 (S. 9)
Am Wochenende hatten US-Behörden bekanntgegeben, daß in mehreren amerikanischen Bundesstaaten herkömmlich angebauter Reis mit der von Bayer CropScience hergestellten Sorte LL 601 kontaminiert ist. Der genmanipulierte Reis ist resistent gegen das von Bayer hergestellte Herbizid Liberty Link. Die US-Landwirtschaftsbehörde kennt weder den genauen Umfang der Verunreinigung noch ihre Ursache. Japan verhängte daraufhin einen sofortigen Importstopp für Langkorn-Reis aus den USA. In der Europäischen Union kam der kontaminierte Reis offenbar bereits in den Handel. Es ist unklar, woher der Genreis genau stammt. Aus "Genreis auch in deutschen Regalen", in: FR, 6.9.2006 (S. 1)
Bei Labortests in den vergangenen drei Monaten entdeckten die Umweltverbände Greenpeace und Friends of the Earth Spuren von Genreis in Lebensmitteln, die in europäischen Geschäften und Restaurants verkauft wurden. Dabei soll es sich um eine Sorte handeln, die weltweit nirgendwo zugelassen ist. Der beanstandete so genannte Bt-Reis enthalte einen Stoff, der ihn vor Schädlingen schützen soll, aber auch in Verdacht steht, bei Menschen Allergien auszulösen. Aus "Kontrolleure entdecken Genfood", in: FR, 10.11.2006 (S. 10)
In 45 Lebensmittelproben ist gentechnisch veränderter, nicht zugelassener Reis entdeckt worden ... Es bleibt weiter unklar, wie der Gen-Reis auf den Markt geklangen konnte. ... Die Folgen sind gigantisch: 10000 Tonnen Reis und Reisprodukte nahmen die Hersteller in den vergangenen Wochen aus den Regalen, die entstandenen Kosten beziffert die Bundesregierung in einer Antwort auf die Anfrage der Grünen-Fraktion mit zehn Millionen Euro.

BAYER: Erneute Millionenstrafe wegen Gen-Reis
Der BAYER-Konzern muss amerikanischen Bauern wegen der Verunreinigung von Feldern mit Gen-Reis rund 50 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen. Das entschied gestern Abend eine Jury in Little Rock im US-Staat Arkansas.
Dies ist bereits die vierte und mit Abstand höchste Strafzahlung, zu der die Firma BAYER CropScience wegen der von ihr entwickelten Reissorte Liberty Link gerichtlich verpflichtet wurde. Die gegen das von BAYER produzierte Herbizid Glufosinat resistente Reis-Sorte LL 601 war im Jahr 2006 weltweit in den Handel geraten, obwohl hierfür keine Zulassung vorlag. BAYER und die Louisiana State University hatten einige Jahre zuvor Freilandversuche mit der genmanipulierten Sorte durchgeführt, bei der es wahrscheinlich zu den Auskreuzungen kam. Der genaue Hergang konnte trotz einer mehrjährigen Untersuchung nicht geklärt werden. Insgesamt fordern bis zu 3000 Landwirte in den USA Entschädigung. Der Schaden wird auf bis zu 1,3 Milliarden Dollar geschätzt.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) begrüßt die erneute Verurteilung des BAYER-Konzerns. Philipp Mimkes, Vorstandsmitglied der CBG: „Das Unternehmen muss jetzt umgehend alle betroffenen Landwirte entschädigen. Außerdem muss BAYER den Antrag auf eine EU-Importzulassung für herbizidresistenten Reis zurückziehen. Die Risiken eines großflächigen Anbaus – besonders in Asien – wären unkalkulierbar“.
Die CBG startete bereits im Jahr 2004 eine Kampagne gegen eine europäische Zulassung der GenReis-Sorte LL62, die ebenfalls gegen Glufosinat resistent ist. LL-Reis wäre das erste genveränderte Nahrungsmittel, das nicht nur als Tierfutter eine Zulassung erhielte, sondern direkt auf den Tisch der Konsumenten käme. Der Antrag von BAYER erhielt bei den Abstimmungen im EU-Ministerrat mehrfach keine Zustimmung, wurde bis heute aber nicht zurückgezogen.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren reichte auch einen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 30. April ein, in dem ein Stopp von LL-Reis gefordert wird. Der Fall der geschädigten Reisbauern zeige einmal mehr, dass der Anbau von Gen-Reis unweigerlich zur Kontamination und Verdrängung traditioneller Reis-Sorten führt. Bei einem großflächigen Anbau hätte dies ein erhöhtes Schädlingsaufkommen und einen verstärkten Einsatz gefährlicher Pestizide zu Folge. (Coordination gegen Bayer-Gefahren)


Mehr Auskreuzung und Vermischung bei Reis
  • In China wurde im Frühjahr 2005 die großflächige Kontamination der Reisernte mit nicht zugelassenem, transgenem Bt-Reis festgestellt. Der manipulierte Reis enthält ein Gen aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis. Mindestens 950 bis 1200 Tonnen Reis wurden aus dem insektenresistenten Gen-Saatgut gewonnen. Es existiert bis heute keine Untersuchung zur Lebensmittelsicherheit von Bt-Reis. Wahrscheinlich haben beteiligte Wissenschaftler das nicht zugelassene Produkt unter der Hand in den Handel gebracht. Ein Teil der Ernte könnte auch nach Europa gelangt sein.
  • Ein ungetesteter gv-Reis im Versuchsstadium wurde in einer Mühle in Arkansas, USA, gefunden, die von Anheuser-Busch betrieben wird um seine Biermarke Budweiser zu brauen (Budweiser). Mehr ...
  • Tierfutter das eine nicht genehmigte Veränderung im Reis-Protein enthält ist zurückgerufen worden, nachdem es in Großbritannien, den Niederlanden, Polen, Schweden und Belgien importiert worden war. Die Enthüllung kam nachdem Untersuchungen in Zypern ergeben hatten, dass die GM Linie Bt63 in Reisproteinkonzentrat gefunden wurde, das aus China importiert wurden. Mehr ...

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