Hierarchnie

BEWEGUNG 2.0: MANAGER AND FOLLOWER

Weitere Beispiele


1. Sei Rädchen im Protest - Einblicke in moderne Bewegungshierarchien
2. Simulation von Protest: Klicken und spenden
3. Bewegungsagenturen: Campact, .ausgestrahlt & Co.
4. Ende Gelände: Von der Bündnisaktion zum Hegemon der Klimabewegung
5. Ende Gelände kopiert: Kampagnen aus der Retorte
6. Der Wellenreiter: XR (Extinction Rebellion)
7. Fridays for Future - entstanden von unten, übernommen von oben?
8. Weitere Beispiele
9. Dienstleister: Firmen machen Verbände
10. Links

Politische Einmischung und Aktion kommt gar nicht vor ...
Es gibt inzwischen sehr viele Bewegungsagenturen, die - teilweise ganz ohne eigene Aktionserfahrung - andere vernetzen, beraten oder gleich ganz (fremd-)organisieren wollen. Da Spendenflüsse und Fördermittel zurzeit in Massen verfügbar sind, steht oftmals das Ziel hinter den Bewegungs-Startups, für sich selbst bezahlte Stellen zu schaffen. Die fehlende Aktionserfahrung ist oft deutlich erkennbar.

Aus der Internetseite von Plan:B e.V. (abgerufen 13.2.2022)
Um im Kampf gegen die Klimakrise aktiv zu werden und sich für die notwendige gesellschaftliche Transformation einzusetzen, brauchen wir vielfältige Fähigkeiten. Egal ob Kommunikation, Social Media-Arbeit, Strategieentwicklung, Konfliktmoderation, Resilienz oder Community Organizing: Wir helfen euch gerne, wenn ihr eure Handlungsfähigkeit mit bestimmten Trainings oder Workshops steigern wollt.

An andere Stelle eine Liste der Frage, die Gruppen interessieren könnten (vollständig wiedergegeben!):
Braucht eure Gruppe ein Kommunikationstraining oder eine Konfliktmediation? Möchtet ihr mehr über Community Organizing erfahren? Benötigt ihr bestimmte Infrastruktur oder IT-Kenntnisse? Oder kleine Zuschüsse, die euch helfen, eigene Projekte durchzuführen?

Im Original: Ausbau der Hauptamtlichenapparate
UFU-StrukturenAus der verbandseigenen Zeitschrift "UFU 4/2014 (S. 5) des Umweltinstituts für Umweltfragen über die eigene Entwicklung (Ausschnitt, gesamte Seite durch Anklicken)

Aus einer sogenannten Klozeitung auf dem Lausitzer Klimacamp 2016, zitiert nach: Hanna Poddig, Klimakämpfe (2019, Unrast-Verlag, S. 95f)
Hauptamt verändert die Hauptamtlichen. So attraktiv es erscheinen mag, vom Widerstand leben zu können, so gefährlich ist es auch, diesen Weg einzuschlagen. Oft naiv und unreflektiert glauben Menschen wirklich daran, dass das Festangestelltendasein ihre politische Einstellung nicht verändert. Sie merken dabei bedauerlicherweise oft selbst nicht, was mit ihnen passiert. Einstige praktische Widerständler_innen der Straße, sehen nun ihre Rolle eher am Schreibtisch, finden das effizienter, haben dazugelernt, wissen jetzt, wie realistische Politik auszusehen hat, kennen die richtigen wichtigen Leute und verlernen utopisches Denken. Sie verlieren dadurch zum Einen oft den Kontakt zu radikalen Inhalten (wer bei einem Ministerium arbeitet kann dort schon radikal sein, wenn er/sie etwas fordert, was an anderer Stelle alles andere als radikal wäre. Wenn sich dieser Vorgang wiederholt, glaubt der eigene Kopf irgendwann, diese Position sei auch außerhalb der eigenen Berufswelt ›radikal‹, das Sein und das Umfeld bestimmen eben das Bewusstsein. Wo mensch arbeitet bestimmt die eigenen Werte und die Vorstellungen davon, was möglich und sinnvoll ist). Zum Anderen verlieren Schreibtischaktive leider ebenso oft den Kontakt zum Widerstand auf der Straße, fangen an, ihn zu belächeln, werden bequem und legen sich Ausreden zurecht, was nun alles dagegen spräche, mitzumachen. Sicherlich kein Phänomen nur in ›politischen‹ Berufen arbeitender Menschen, hier jedoch durchaus oft verstärkt durch den Selbstbetrug, ja an anderer Stelle für ›das Gleiche‹ zu kämpfen. Frei von dieser Problematik sind Honorarkräfte natürlich auch keinesfalls. Wer als Fotografin oder Stelzenläufer von selbstständiger künstlerischer Arbeit lebt wird sich dreimal überlegen, ob er/sie tatsächlich für die Ini mit den selbstkopierten Flyern Stelzen läuft auf der Demo, oder ein paar hundert Euro in wenigen Stunden damit verdient, für einen Verband zu laufen. Wer dann auch noch die Fotograf_innen dazu bezahlt (die dann derweil nicht andernorts fotografieren können), kann sich sicher sein, dass die nach außen dominierenden Bilder das gewünschte Zerrbild abgeben und den finanzstärkeren eigenen Verband gut aussehen bzw. kleinere Inis untergehen lassen.

Geld, Geld, Geld
Mit Geld den Turbo-Kapitalismus besiegen?
Aus einer Mail des Umweltinstituts München am 18.6.2014
Werden TTIP und CETA Wirklichkeit, so verhandeln Konzerne schon bald auf Augenhöhe mit Staaten und überziehen diese vor intransparenten Schiedsstellen mit milliardenschweren Klagen. Die Abkommen rauben den demokratisch gewählten Parlamenten die Möglichkeit, die Bürgerinnen und Bürger sowie die Umwelt wirksam zu schützen – sei es vor Gentechnik, Fracking, vor Chlorhühnchen oder vor der Aushebelung von Arbeitnehmerrechten.
Helfen Sie uns durch Ihren Beitrag, diese Pläne zu vereiteln! Werden Sie Förderer und unterstützen Sie uns mit 6, 10 oder 20 Euro monatlich. Falls Sie schon Mitglied sind, können Sie auch Ihren Beitrag erhöhen. In diesem Fall erhalten Sie ebenfalls eine unserer Prämien. Alternativ können Sie natürlich auch online spenden.

Selbstentlarvend? Eine Unterschriftensammlung, die nicht an Dritte weitergegeben wird
Unterschriftensammlung GeN

Finance Watch
Aus der Mail "Meine Bilanz und persönliche Bitte zur Wahl" von Sven Giegold am 25.5.2014
*Gründung der Gegenlobby FinanceWatch*
Rund um die Europäischen Institutionen gibt es 1700 von der Finanzwirtschaft bezahlte Lobbyisten. Ihnen stehen nur wenige aus Verbraucherschutz und NGOs im Finanzmarktbereich entgegen. Wir Grünen haben initiiert, dass nun eine zivilgesellschaftliche Gegenlobby mit zumindest 12 Finanzmarktprofis entstanden ist: FinanceWatch. Sie informiert die Öffentlichkeit und berät die EU-Institutionen. Als Haushaltsberichterstatter des Wirtschaftsausschusses konnte ich erreichen, dass der Zuschuss aus dem EU-Haushalt aufgestockt wird.


Dumm, dümmer, Pulse-of-Europe?
Europa, eine der größten Waffenschmieden der Welt, beschäftigt mit dem Aufbau gemeinsamer Armeen für internationale Einsätze, doppelte Atommacht und vielfach beteiligt an legalen und illegalen Angriffskriegen wird als Friedensmacht verschleiert:
"Es geht um nichts Geringeres als die Bewahrung eines Bündnisses zur Sicherung des Friedens und zur Gewährleistung von individueller Freiheit, Gerechtigkeit und Rechtssicherheit." Und an anderer Stelle ähnlich: "Die Europäische Union war und ist in erster Linie ein Bündnis zur Sicherung des Friedens."
Was soll dafür konkret geschehen? Eher nichts, reine Symbolik eines aufkommenden gesamteuropäischen Nationalismus: "Kommt, packt Europafahnen und blaue Bänder ein, bringt Freunde/Freundinnen und Familie mit, motiviert Kollegen und Kolleginnen und Bekannte!" Tatsächlich fehlen auf den Sonntagszusammentreffen inhaltliche Positionen fast ganz. Die Frage von Grenzen, von wachsendem Reichtumsgefälle, aggressiver Außenpolitik und Osterweiterung, Truppenaufmärsche und Schießbefehldebatte an den Außenränder - das alles scheint in den Köpfen der euro-besoffenen Fahnenschwenker_innen gar nicht zu existieren. Stattdessen: "Es ist Zeit, für die Grundlagen unserer Wertegemeinschaft im positiven Sinne einzustehen." Was diese Werte sind? "Freier Warenverkehr, freier Zahlungsverkehr und Dienstleistungsfreiheit" seien unverhandelbar, verkünden die blauflaggigen EU-Jünger. Das einzige, was sie klar benennen, ist, was ihnen nicht gefällt: Protest, Widerstand, Kämpfe. "Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas. Es ist nicht die Zeit der Proteste." Dass die bleiernen Formulierungen ein Widerspruch in sich sind, weil hier abgelehnt wird, nichts ablehnen zu wollen, ist noch eine harmlose Selbst-Parodie. Schlimmer ist, dass hier ein reaktionäres Bürger_innentum all denen den Krieg erklärt, die für eine Verbesserung der Verhältnisse kämpfen und damit im Konflikt stehen mit den Eliten Europas, um deren Wohlbefinden sie die Pulse-of-Europe-Herde sorgt. Die zwei einzigen konkreten Forderungen auf den Internetseiten sind entlarvend: "wählen gehen" und "helft uns dabei mit einer Spende." Auf der Linkseite finden sich Wikipedia und Regierungsseiten, mehr nicht. So einfach geht Weltrettung. Kein Wunder, dass der langjährig geübte Pro-Europa-Schwätzer aus den zum Establishment gewordenen Protestbürger_innentum, Sven Giegold, solche europataumelnde Stimmung gut heißt. Seine politische Laufbahn begann er einst als scharfsinniger, anarchistischer Theoretiker mit Hang, auch praktisch zu werden - wahrscheinlich hat er damals seinen Lebensvorrat an schlauen Gedanken einfach verbraucht ...

Zitate von der Internetseite (Stand: April 2017)
Wir, die Initiatoren des Pulse of Europe, wollen einen Beitrag dazu leisten, dass es auch danach noch ein vereintes, demokratisches Europa gibt – ein Europa, in dem die Achtung der Menschwürde, die Rechtsstaatlichkeit, freiheitliches Denken und Handeln, Toleranz und Respekt selbstverständliche Grundlage des Gemeinwesens sind! ...
Es geht um nichts Geringeres als die Bewahrung eines Bündnisses zur Sicherung des Friedens und zur Gewährleistung von individueller Freiheit, Gerechtigkeit und Rechtssicherheit. ...
Wir haben ein großes Ziel: So viele Menschen wie möglich in Europa zu versammeln, die für Europa einstehen und so dazu beitragen, dass nach den Wahlen pro-europäische Kräfte mehrheitsfähig regieren können. ...
... packt Europafahnen und blaue Bänder ein ...
Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas. Es ist nicht die Zeit der Proteste. Es ist Zeit, für die Grundlagen unserer Wertegemeinschaft im positiven Sinne einzustehen. ...
Bitte helft uns dabei mit einer Spende. Wenn Sie nicht über PayPal spenden, sondern direkt überweisen möchten, klicken Sie bitte HIER. ...
Gebt europafreundlichen Parteien Eure Stimme. ...
Personenfreizügigkeit, freier Warenverkehr, freier Zahlungsverkehr und Dienstleistungsfreiheit – die europäischen Grundfreiheiten – sind historische Errungenschaften, die aus Nationalstaaten eine Gemeinschaft gemacht haben. Sie sichern individuelle Freiheit und Wohlstand. ...
Vielfalt und Gemeinsamkeit sind kein Widerspruch, und niemand muss sich zwischen regionaler, nationaler und europäischer Identität entscheiden.


Die einzigen Links:
Weißbuch der EU zur Zukunft Europas: Wege zur Wahrung der Einheit in der EU27
Die EU bei Wikipedia
Offizielle Website der Europäischen Union
Warum Europa? (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)


Beispiel für Kommerzialisierung politischer Bewegung: NGOs auch ohne TTIP längst wie profitgeile Konzerne
Wenn TTIP die Machtübernahme der Konzerne über die Menschen ist (oder diese Machtübernahme zumindest verschärft), dann sind die NGOs offenbar schon übernommen. Wie sonst ist zu erklären, dass es einerseits für ein Manuskript von Wilhelm Neurohr zur unrühmlichen Rolle von Bertelsmann bei den "so genannten" Freihandelsasbkommen TTIP, CETA und TiSA geworben wird, andererseits aber das Buch "TTIP - Die Freihandelslüge" von Thilo Bode in genau diesem Verlagskonsortium erscheint. Aber das ist nur die gleiche Logik, wie Verbände Flaggen aus Erdölprodukten in Billiglohnländern fertigen lassen (Länder mit Freihandelsabkommen?), auf Campact-Flaggen gegen das Freihandelsabkommen mit Kanada trotzdem der verteufelte US-Konzern Monsanto abgebildet ist und Behauptungen gestreut werden, die tolle EU gerate durch das TTIP unter die Räder (als Opfer). Gemeinsam ist all diesem: Es geht um Profit - Konzernen wie Verbänden. Das ist bereits so, auch ohne TTIP. Das kritische Manuskript heißt "Bertelsmann als TTIP-Strippenzieher – Die Machenschaften des einflussreichsten TTIP-Lobbyisten und seiner Netzwerke".


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