Hierarchnie

TEXTE ZUR SCHULKRITIK

Wissen und Konkurrenz


1. Wissen und Konkurrenz
2. Robert Walser: Die Schule
3. Die Schule als heilige Kuh
4. Das "Opium" Schule legitimiert gesellschaftliche Hierarchien

Damit "Wissen" einen Konkurrenzvorteil sichert, muss beständig Nichtwissen erzeugt werden, müssen Kompetenzen und Fertigkeiten von vor zwei Jahren heute schon als veraltet gelten. Soziale Ausschließung wird immer stärker direkt über Bildung vermittelt: Wissensgesellschaft braucht die "Unqualifizierbaren" (Willke 1998), die "Entschleuniger" (Glotz 1999) und die "Überflüssigen" (Bude 1998), PISA?Stu dien und Bildungsnotstand, damit das, was sie als Wissen hervorbringt, attraktiv erscheint. Den so Kategorisierten wird nach und nach die gesellschaftliche Teilha be verwehrt, nicht nur durch Ausschluss von Lohnarbeit, sondern durch den Entzug vieler traditionell daran gekoppelter sozialer Ressourcen. Indem immer neue Qualifikationsanforderungen geschaffen werden, hält sich die Intelligenz in Lohn und Brot. An die Stelle von erfahrungsbasiertem Wissen tritt zunehmend Rezept wissen, be i dem man auf die Vermittlung durch Lehrer, Trainer, Kurse und Bera ter angewiesen ist. Es reicht eben nicht mehr, einen Computer bedienen zu kön nen, man muss beständig neue Software "lernen". Handwerker tauschen ohnehin in vielen Bereichen nur noch Module aus, müssen also nicht mehr "geschickt" sein, "sondern vor allem "informiert" über den Stand der Technik, Kosten und Lieferzeiten, müssen Aufträge, Lieferpapiere und Rechnungen schreiben können (und brauchen dafür jede Menge fachliche Beratung). Schulen und Universitäten sollen vom "Ballast" befreit werden und mehr berufsbezogene Kompetenzen vermitteln. "Wissensgesellschaft" basiert zuerst einmal auf der Entwertung von Wissen. Was hingegen an Wissen erzeugt wird, ist die warenförmige Distribution von Gebrauchsanweisungen, Trends und Anweisungen zur Selbstinstrumentalisierung. Angefangen bei den Schulaufgaben über die Examensprüfung bis zum Bewerbungsgespräch lässt sich keine Situation mehr ohne Beratungsliteratur und bezahlte Trainer bewältigen und die verbleibende Freizeit muss effektiv genutzt werden, um sich für die nächsten Herausforderungen fit zu machen ...

Auszug aus Brüchert, Oliver (2005), „Autoritäres Programm in aufklärerischer Absicht“, Westf. Dampfboot in Münster (S. 56)


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