Im Namen des Volkers

8 TAGE U-HAFT IN STAMMHEIM

Ab zur Bullizei ...


1. Kurzfassung
2. Ansichten und Innenansichten aus dem Knast
3. Verhaftet ...
4. Ab zur Bullizei ...
5. Allein ...
6. U-Haft ...
7. Stammheim ...
8. Zelle 49 ...
9. Knastleben ...
10. Knast als Heimat ...
11. Frauen ...
12. Ganz unten ...
13. Was geschieht draußen? ...
14. Den Prozeß machen ...
15. Und weiter ...
16. Vielen Dank ...
17. Spätere Nachträge
18. Reaktionen auf der Hoppetosse-Mailingliste
19. Weitere Reaktionen

Noch sind wir zusammen, jeweils drei in einer Wanne. Wir schaukeln während der Fahrt, die Fahris stellen den Ventilator ab. Kleine Kraftproben auf einer sonst langweiligen Fahrt. Im Polizeirevier am Pragsattel steht alles fein säuberlich bereit. Die sind auf mehr vorbereitet, denke ist und lasse mich als letzter in den Gang mit den verschiedenen Tischen schieben. Station für Station gehen wir nacheinander die Stationen ab – Personalienaufnahme, Rechtsbehelfbelehrung, dann mal in den Raum zur ED-Behandlung (Fingerabdrücke, Handabdrücke, Fotos nackig und Fotos bekleidet usw.) oder nur warten auf die nächste Station. Noch können wir uns sehen und hören. An jeder Station versuche ich, das Gespräch offensiv zu führen. Wer mich fragt, bekommt zu hören, daß er/sie es nur fragt, weil das so vorgeschrieben ist. „Laß uns rausgehen, wir könnten ein Eis essen und dann ohne Herrschaft zwischen uns reden“, schlage ich das eine Mal vor oder bemitleide die nächsten, weil sie 40 Jahre in diesem widerlichen Gebäude zubringen müssen. Irgendwo bekomme ich eine Rechtsbehelfsbelehrung in die Hand. Ich falte ein Flugzeug daraus. „Wehe wenn Sie das auf mich werfen“, bemerkt ein Beamti am Rand des Ganges. „Bist Du ein Hochhaus?“ frage ich zurück. Ein Polizisti will mir was erzählen, kommt aber gar nicht dazu, weil ich ihm seine Lage innerhalb der Befehlsstruktur Polizei erkläre. In eine Pause hinein sagt er fordernd: „Darf ich auch mal was sagen?“ „Nein“, antworte ich, komme dann aber noch auf einen anderen Vorschlag: „Wir können ja beide gleichzeitig reden. Achtung: 3, 2, 1 ...“ – und tatsächlich redet er los, ich auch. Wir Verhafteten lachen. Kreative Antirepression hat hier keine Vermittlung mehr, hier ist keine Öffentlichkeit. Aber wir fühlen uns besser so.

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