Im Namen des Volkers

WIDERSTAND IM ALLTAG:
AKTIONEN UND AKTIONSBESTECK

Ausrüstung für den widerständigen Alltag


1. Ausrüstung für den widerständigen Alltag
2. Zusätzliche Ausstattung für unterwegs
3. Links

Es ist gar nicht nötig, auf Demonstrationen zu gehen oder auf Events zu warten, um politisch aktiv werden zu können. Herrschaft durchzieht die Gesellschaft bis in den letzten Winkel. Patriarchale Logiken, Zweigeschlechtlichkeit, Rassismus, Erziehung und Kinderdiskriminierung oder rechte Ideologien prägen den Alltag. Wer aufmerksam durch den Tag wandelt, wird immer genug Situationen finden, um Unterdrückung zu kritisieren. Wer die Umgebung intensiv „abscannt“, bemerkt tausend Stellen, an denen kleine Zeichen gegen das genormte Dasein hinterlassen werden können. Diese grundsätzliche Aufmerksamkeit ist einer der wichtigsten „Ausrüstungsgegenstände“ für den Widerstand im Alltag. Dazu kommt, sich gezielt Aktionstechniken anzueignen, um diese situationsbezogen einsetzen zu können – zum Beispiel um mittels verstecktem Theater in Kommunikation eingreifen zu können. Daneben lohnt es sich, immer auch so ausgerüstet zu sein, dass dir viele Handlungsmöglichkeiten offen stehen. Also immer eine Direct Action-Tasche dabei zu haben bzw. im Rucksack ein Fach für Aktionsmaterialien. Ein paar Dinge, die dazu gehören könnten:
  • Dicker Stift: Unverzichtbar für spontane Veränderungen auf Plakaten, Toiletten, Pinnwänden, Aufklebern anderer usw. Wachsmaler und Stifte aus Plastik werden von Metalldetektoren (oft an Eingängen von Polizeistationen, Gerichten ...) nicht bemerkt.
  • Konfetti: Autoritätspersonen oder MackerInnen können so ein wenig „dekonstruiert“ werden.
  • Parfüm: Es kratzt an ihrer Autorität und dürfte peinlich wirken, wenn PolizistInnen „plötzlich“ anfangen nach Rosenblüten zu „duften“.
  • Leere Plakate: Sind in Kombination mit dickem Stift immer gut, um spontan auf Situationen reagieren zu können, z.B. um bei einer rassistischen Kontrolle im Bahnhof den BeamtInnen zu folgen mit erhobenen Plakat (Aufschrift: „Rassistische Kontrolle“).
  • Mars-TV Transparent: Ein als Fernsehbildschirm ausgeschnittenes Transparent verschafft euch die Möglichkeit, in jeder Situation zur Mars-TV Reportage-Einheit zu mutieren und Ereignisse aus der Sicht von Wesen aufzugreifen, welche keine Herrschaft kennen. Beispiele: Bei Fahrkartenkontrollen Fahrgäste und Kontrollettisinterviewen, was der Sinn vom Bezahlen ist, ob die Züge dadurch schneller fahren, was der gigantische Kontrollaufwand bringt usw. Im Geschäft rumfragen, warum alles einen Preis hat, wo und wie die Sachen hergestellt werden, warum die von soweit weg kommen oder was Euch einfällt ...
  • Aufklebis: Immer ein paar Aufklebis dabei haben, um sexistische Magazine zu kommentieren, Produkte zu entwerten („Dieses Produkt ist entwertet – alles für alle statt Eigentum“), Lichtschalter ("... ausschalten") oder Klotasten ("... runterspülen") als Fläche für Slogans nutzen zu können. Leere Briefetiketten in Verbindung mit einem Stift sind zudem für unvorhergesehene Ereignisse gut.
  • Kleber: Sekundenkleber kann Schlösser unbrauchbar machen, Türen ganz verschießen (in Türrahmen schmieren) oder auch anderes stoppen (Tasten, Knöpfe ... nix geht mehr). Klebeband dient zum Plakatieren, aber auch z.B. um Bewegungsmelder, Lichtschranken usw. unauffällig zu blockieren. Vor Videokameras können lustige Bildchen, Straßendreck u.ä. gehängt werden. Achtung: Auf Fingerabdrücke auf dem Klebeband achten!
  • Mehrfachschlüssel mit Innen-Vierkant und -Dreikant: Das Allround-Werkzeug, um in Zügen und Bahnhöfen an Sprechanlagen zu gelangen, Türen zu öffnen oder zu schließen, Klappen im Zug zu öffnen (z.B. um was zu verstecken) usw. - auch praktisch für Lebensmittelcontainer ... siehe Selbstorga-Seiten.
    oder wahlweise Mehrfach-Innen-Schlüssel (Vierkant, Dreikant ...) - siehe Beispiel auf Abbildung rechts.
  • Einleger: Zettel für Zeitungen oder Bücher, die sich kritisch mit den Inhalten auseinander setzen oder über Möglichkeiten informieren, ohne Geld und Eigentum zu leben.
  • Flugblätter: Da Begegnungen mit rassistischen Kontrollen oder Erziehungsattacken gegenüber Kindern so alltäglich sind, macht es Sinn, immer ein paar Flugblätter mit thematischen Bezug mitzuschleppen.
  • Kreide: Optimal um Wege und Straßen mit Sprüchen zu verschönern oder auf Herrschaftsdurchgriffe in der Öffentlichkeit zu reagieren. So können Polizeifahrzeuge kommentiert oder einzelne PolizistInnen mit Spruchblasen auf dem Boden bestückt werden.
  • Ereigniskarte „Du kommst aus dem Gefängnis frei“: Hilft zwar nicht gegen Festnahmen, ist aber lustig.
  • TV B Gone: Klein, unauffällig und nur für spezielle Orte einsetzbar ist der Infrarotstrahler am Schlüsselring. In ihm sind viele Frequenzen der Ein-/Ausschaltimpulse für Fernsehgeräte gespeichert. Richtet mensch nun das Gerät auf solche und drückt den einzigen Knopf, den das Gerät hat, so dauert es meist ein paar Sekunden - und dann ist der Fernseher aus. Oder an. Das bietet interessante Chancen, z.B. auf Wahlpartys, im Unterricht oder wo auch immer das Aus des Fernsehgaffens erwünscht sein kann. Wer sich auf der anderen Seite keinen Breitbild-Plasma-Bildschirm leisten kann oder will, aber doch mal Interesse an einem Film hat, kann sein Sofa vor ein TV-Geschäft schieben und dann durch die Scheibe den schönsten der dortigen Fernseher anvisieren. Bislang ist das Gerät nur in den USA erhältlich, aber Briefe von dort kommen auch hier an. Mehr unter www.tvbgone.com. Verkauf in Deutschland über FoeBuD.
  • Kleidung: Ein T-Shirt mit einem gut verständlichen und ebenso lesbarem Spruch kann bereits ausreichen, um in der U-Bahn oder anderswo in der Öffentlichkeit angesprochen zu werden und in politische Debatten einzusteigen
  • Trillerpfeife, Alarmstift u.ä.: Zum Lärmmachen überall. Die Alarmstifte sind kleine, batteriebetriebene, extrem schrill-laute Sirenen. Sie sollen z.B. Angreifer in der Nacht abschrecken. Aus ihnen wird ein Stift gezogen oder eine Taste gedrückt und das Ding irgendwo hingeworfen. Es kann nicht ausgeschaltet werden. Wenn es also bei einer Veranstaltung irgendwo oben auf einem Gerüst oder ein einem Ablauf landet, wo niemand so schnell rankommt, ist es vorbei mit dem Labern, Feiern, Heldengedanken oder was auch immer grad läuft.
  • Namensschild: An Hemdtasche oder anderswo befestigt, gibt so ein transparenter Visitenkartenhalter schnell ein förmliches Aussehen. Am besten gleich mit vielen Karten füllen und immer die passende nach vorne holen - je nach Lage: Sicherheitsdienst, Presse, Umsonstfahren (wenn mensch es offensichtlich macht, ist es keine Straftat!), Kontrolletti ... oder was mensch auch immer mal kurz sein will.

Aus dem Direct-Action-Kalender 2006 (ergänzt) ++ Download der Broschüre "Widerstand im Alltag" (PDF)

Vierkantschlüssel für die Bahn
Aus Pieper, Werner: "Widersteh' Dich!", W. Piepers Medienexperimente in Lörrach:
Computer brauchen oft Paßwörter, um zugänglich gemacht zu werden. Im täglichen Leben, vor allem als Zugfahrer, gibt es ein hilfreiches Teil, das einem den Zugang zu vielen unbekannten Hohlräumen etc. vermittelt: der Vierkantschlüssel. Damit läßt sich die Abteiltür öffnen/schließen (z.B. das unbesetzte Schaffnerabteil besetzen), man kann sich in die Ansagedienste einmischen. Oder daheim vor dem Schlafzimmerfenster die Sicherung der Straßenlampe, die dich nächtens immer so nett bescheint, auswechseln. Mit einem Vierkantschlüssel und einer Trillerpfeife kommt man weit in diesem Land.

Besetzungen

Schlösser

bei Facebook teilen bei Twitter teilen

Kommentare

Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.


Kommentar abgeben

Deine aktuelle Netzadresse: 18.97.9.171
Name
Kommentar
Smileys :-) ;-) :-o ;-( :-D 8-) :-O :-( (?) (!)
Anti-Spam