Ende Gelände

2006: GEN-GERSTEFELD ÖFFENTLICH "BEFREIT"!

Hessischer Verfassungsschutzbericht 2006


1. Das war die Ankündigung
2. Innenpolitik versus Forschungspolitik?
3. Dann der Aktionstag: Attacke auf das Versuchsfeld am 2. Juni 2006
4. Hessischer Verfassungsschutzbericht 2006
5. Weitere Aktivitäten
6. Die Folgen und das Ende des Versuchs
7. Links

Nicht die mafiosen Strukturen der Gentechnik-Konzerne und LobbyistInnen, die ständigen Rechtsbrüche bei den Versuchen und beim Anbau oder das hohe Risiko bedroht das Land, sondern Menschen, die Genversuche kritisieren und angreifen. So jedenfalls bewertet es das Land Hessen. Dessen Verfassungsschutz widmete der Feldbefreiung an Pfingsten 2006 einen längeren Absatz. Das liest sich so (S. 135 des Hessischen Verfassungsschutzberichts 2006):

Ein Hauptaugenmerk der dieser Bewegung zuzurechnenden Anarchisten der Projektwerkstatt Reiskirchen-Saasen (Landkreis Gießen) richtete sich gegen die Anwendung der Gentechnologie. So wurden am 10. Mai anlässlich einer Demonstration von Studenten der Universität Gießen Flugblätter verteilt, in denen für Pfingsten Aktionstage rund um ein Genversuchsfeld und eine „Feldbefreiung“ in Gießen angekündigt wurden. Als Kontakt für Rückfragen wurde u.a. die Projektwerkstatt Reiskirchen-Saasen aufgeführt. Der Genversuch wurde insbesondere im Internet durch Gegner der Gentechnologie, unter ihnen auch der Anarchist und Leiter der Projektwerkstatt, thematisiert. Durch die Projektwerkstatt wurde zu unterschiedlichen Aktionsformen, insbesondere den so genannten „Feldbefreiungen“, die eindeutig auf eine Zerstörung des Versuchsfeldes abzielen, aufgerufen. Als weitere Aktionsform wurden Dauer-Mahnwachen angekündigt. Am 22. Mai wurde dann von einer Aktivistin der Projektwerkstatt Reiskirchen-Saasen für die Zeit vom 2. bis 5. Juni eine Mahnwache gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel in unmittelbarer Nähe des Versuchsfeldes angezeigt. Am 2. Juni kam es zu der zu diesem Zeitpunkt überraschenden „Feldbefreiung“ indem Personen die Absperrungen überwanden und einen Teil der Pflanzen herausrissen. Die Polizei nahm insgesamt sechs Personen fest.


Stellungnahme von FeldbefreierInnen am 26.5.2007 zum VS-Bericht:

Gentechnik-Widerstand im Verfassungsschutzbericht Hessen:
Land Hessen betreibt Kriminalisierung unerwünschter Meinungen statt Aufklärung
Sind Gentechnikgegner Terroristen? Ist der Staat in Gefahr, wenn Monsanto & Co. ihren Geschäften nicht mehr problemlos nachgehen können? Muss daher eine Mahnwache gegen ein Gentechnikfeld schon den Verfassungsschutz auf den Plan rufen?
Ein solcher Eindruck entsteht beim Blick in den neuen hessischen Verfassungsschutzbericht. Dort wird dem Protest gegen den hochriskanten Gengerste-Freisetzungsversuch in Gießen am Alten Steinbacher Weg ein längerer Absatz gewidmet. Auf Seite 135 ist zu lesen, dass Flugblätter verteilt wurden, „in denen für Pfingsten Aktionstage rund um ein Genversuchsfeld und eine ‚Feldbefreiung’ in Gießen angekündigt wurden“. Ebenso furchterregend schienen Internetseiten zu sein: „Der Genversuch wurde insbesondere im Internet durch Gegner der Gentechnologie, unter ihnen auch der Anarchist und Leiter der Projektwerkstatt, thematisiert.“ Schlimm war eine ordnungsgemäß als Demonstration angemeldete „Mahnwache gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel in unmittelbarer Nähe des Versuchsfeldes“. Und schließlich: „Am 2. Juni kam es zu der zu diesem Zeitpunkt überraschenden „Feldbefreiung“ indem Personen die Absperrungen überwanden und einen Teil der Pflanzen herausrissen. Die Polizei nahm insgesamt sechs Personen fest.“
Aus der Gruppe der „FeldbefreierInnen“ werden die Passagen kritisiert: „Der hessische Verfassungsschutz zeigt sich als das, was er ist: Billiger Handlanger politischer Interessen. So wie durch die Bericht auch andere Aktivitäten z.B. gegen die neoliberale Globalisierung oder gegen die Studiengebühren kriminalisiert werden, ist auch hier diese überflüssige Behörde aktiv für das, was gerade politisch für die Regierenden nützlich ist. Wenn etwas gesellschaftliche Gefahren bewirkt, dann ist es der unfassbare Filz zwischen Konzernen, Regierungen und Ämtern!“ Allerdings wollen die AktivistInnen nicht gegen die Veröffentlichung vorgehen, auch wenn z.B. eine ganz ordnungsgemäße Demonstration hier plötzlich im Verfassungsschutzbericht erscheint. „Mit solchen Passagen zeigt diese Schnüfflertruppe nur, welche Ziele sie verfolgt. Der Absatz gegen Genfeld-Befreiungen ist skandalöser als der ganze Bericht. Das Meinungen, die von 80 Prozent der Bevölkerung unterstützt werden, im Verfassungsschutzbericht auftauchen, sagt mehr über die Macher des Berichts und den Innenminister als Auftraggeber aus als über unsere Aktionen.“
Ihre Aktionen sehen die „FeldbefreierInnen“ auch in einer geschichtlichen Folgen. Die erste öffentliche Feldbefreiung fand am 2.6.2006 statt. Inzwischen ist ein weiteres Feld mit MON810-Mais in Gießen zerstört worden (21.5.2007). Mitte der 90er Jahre wurden in der Wetterau mehrfach Genversuchsfelder zerstört, einige Jahre später Versuche der Universität Gießen mit Raps auf der Versuchsstation Rauischholzhausen. Die Feldbesetzungen und –zerstörungen haben wesentlich zur öffentlichen Debatte um die Gentechnik beigetragen. „Das wollen wir weitermachen“, sagen die „FeldbefreierInnen“.


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