Ende Gelände

JUMJA - JUGENDUMWELTTREFFEN IM NORDEN

Keine blinde Verteufelung von Jugend-Umweltinitiativen


1. Das Neueste vom Presseskandal zum Jugend-Umwelt-Jahrmarkt
2. Anmerkungen zum Soziademokratischen Informationsbrief vom 14.10.96
3. Pressemitteilung der ÖDP
4. Übersicht über die Arbeitskreise und Workshops
5. Stellungnahme zu den Vorwürfen
6. Kommentare zum Artikel der BILD am Sonntag vom 13.10.1996
7. Keine blinde Verteufelung von Jugend-Umweltinitiativen
8. Offener Brief nach der BILD-Hetze
9. Teilnehmer*innen äußern sich: Jumja war super!
10. Was ist Projektfreiheit?

Keine blinde Verteufelung von Jugend-Umweltinitiativen

Die freien Jugend- und Umweltprojektwerkstätten in Deutschland befürchten, daß durch die unseriöse Berichterstattung in der "Bild am Sonntag" (BamS) vom 13. Oktober d.J. ein fortschrittlicher Ansatz der Jugendarbeit in Mißkredit gerät. In derBoulevard-Zeit ung war auf beinahe zwei Seiten der Jugend-Umweltjahrmarkt (Jumja), eine Veranstaltung der norddeutschen Projektwerkstätten, auf den Inhalt eines von rund 70 Arbeitskreisen reduziert worden. Während des reißerisch herausgegriffenenArbeitskreises war gewalt freies Aktionstraining; unter anderem am Beispiel des Castor-Widerstandes, thematisiert worden. Die BamS konzentrierte ihre Berichterstattung auf nicht so abgelaufene Gewaltverherrlichung, untermalt von Fotos, die zum größten Teil nach Beendigung des Arbei tskreises herumtollende TeilnehmerInnen zeigen.

Die freien Projektwerkstätten legen großen Wert auf die Feststellung, daß es Ziel des Jugend-Umweltjahrmarktes, wie auch all ihrer sonstigen Projektwerkstätten-Aktivitäten ist, selbstorganisierte Jugendarbeit zu fördern. Dabei bilden Projektwerkstätten den Rahmen für selbständige und unabhängige Projektgruppen. In kleinen Entscheidungsstrukturen können Jugendliche sich freier entfalten und ihre Persönlichkeit besser herausbilden, als in Jugendgruppen nach hierarchischen Modellen. Analog dazu ist auchder Jug end-Umweltjahrmarkt zu sehen. Hier waren alle TeilnehmerInnen eingeladen, sich an der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung zu beteiligen, und auch selbst Arbeitskreise anzubieten. - Dies ist und bleibt erklärtes Ziel der Projektwerkstätten und g ilt für all ihre Veranstaltungen. Daß im Rahmen derartiger Freiräume Jugendliche auch mal über die Stränge schlagen können, ist logische Konsequenz. Die Unkalkulierbarkeit von Veranstaltungen und Projekten kann aber nach Ansicht der Projektwerkstätten auf keinen Fall ausgeschlossen werden. Kreativität und Engagement einengende Reglementierungen, wie sie in vielen etablierten Jugendverbänden vorherrschen, können schließlich auch nicht vollkommen verhindern, daß von Einzelpersonen undemokratische Aktivitäten ausgehen. Die Mitsprache und Mitentscheidung möglichst vieler Betroffener kann vielmehr sogar verhindern, daß sich einzelne Wort-"Führer" antidemokratisch verhalten.

Es ist Realität heutiger Jugendarbeit, der sich auch die Medien und die Politiker stellen müssen, daß Jugendliche Freiräume benötigen, in denen sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen können. Die Projektwerkstätten wollen diese Experimentierflächen auch

weiterhin stellen, trotz unseriöser Presseberichterstattung und altbackener Vorstellungen über Jugendarbeit von Seiten mancher Politiker. Der Anspruch, daß Jugendarbeit hierarchisch und steuerbar sein muß, mag zwar von diesen Seiten gewünscht werden, istab er nicht mehr zeitgemäß. Angesichts der Tatsache, daß sich bundesweit in fünfzig dezentral organisierten Projektwerkstätten viele hundert Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedensten Projekten engagieren, muß als Beleg für den erfolgreichen Ansatz v on Jugendarbeit gewertet werden. Diesen Geist der Zeit haben inzwischen auch einige Landes- und Bundesbehörden, die Kommision der Europäischen Union und auch zahlreiche private Stiftungen und Unternehmen erkannt: Sie fördern den Ansatz der projektorientier ten Jugendarbeit ganz bewußt.

Denn gerade die Arbeit in Projekten der Werkstätten zeigt Jugendlichen, daß nicht Gewalt, sondern demokratische Einflußmöglichkeiten das Bild der Welt verändern. Die Projektwerkstätten vermitteln durch ihren Ansatz von Jugendarbeit auch gewaltbereiten Juge ndlichen Perspektiven, ihre politischen Anschauungen demokratisch und gewaltfrei zu verwirklichen. Der Erfolg ist sichtbar und gerade am Jugend-Umweltjahrmarkt beispielhaft aufzuzeigen: Von 70 Arbeitskreisen ist es maximal in einem zu Aktionstraining gekom men, welches von Seiten der Boulevardjournalisten als gewalttätig interpretiert wurde.

Wir möchten Sie ganz herzlich dazu einladen, eine Projektwerkstatt ihrer Wahl zu besuchen, die Prinzipien der dortigen Projektarbeit kennenzulernen und sich selbst ein Bild davon zu verschaffen, daß hier nicht hirnlose Chaoten, sondern demokratisch motivie rte junge Menschen am Werke sind. Daneben bieten wir Ihnen eine Vielzahl an Informationsmaterialien, erstellt in Projektwerkstätten und Projekten, zur Kenntnisnahme und weiteren Recherche an. Besonders möchten wir Sie auf unser Internet-Angebot hinweisen: Unter der Adresse www.projektwerkstatt.de finden Sie Hintergründe zu den Projektwerkstätten im Allgemeinen und zu der Auseinandersetzung wegen des JUMJA im Besonderen.

Wenn Sie an einer seriösen Berichterstattung interessiert sind, wollen wir ihnen alle Türen und Ordner öffnen, damit sie erfahren, daß die Interessen der Mitarbeiter der Projekte und Werkstätten aus ehrlicher ?berzeugung demokratischen Grundprinzipien folg en. Boulevard-Journalisten, die uns auf Nistkastenbauer- oder Chaotenniveau reduzieren wollen, gilt es, eine journalistisch einwandfreie Berichterstattung entgegenzustellen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Mit freundlichen Grüßen

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