Ende Gelände

VERKEHRSWENDE IN GIESSEN: DIE KONKRETEN VORSCHLÄGE

RegioTram: Zwei Straßenbahnlinien mit Anschluss ins Umland, weitere Strecken in Stadtteile plus Bus-Zubringer


1. Fahrradstraßen, Tramlinien und eine Flaniermeile
2. Forderungen, Wünsche, Ziele ... unser Verkehrswendeplan
3. Die weitere Vision: Verkehrswende 2.0 - kein Autoverkehr mehr durch die Stadt
4. Zu Fuß: Autofreie Innenstadt und Zonen, barrierefreie und breite Wege
5. Fahrradstraßen: Innerer Anlagenring, Innenstadtdurchfahrten, Trassen in alle Stadtteile
6. Anlagenring wird zur Fahrradstraße ... und wieder zur Autostraße: Desaster statt Auftakt zu mehr
7. RegioTram: Zwei Straßenbahnlinien mit Anschluss ins Umland, weitere Strecken in Stadtteile plus Bus-Zubringer
8. Bachelorarbeit zur RegioTram
9. Klingt exotisch, bringt es aber: Seilbahnen als Ergänzung
10. Stadtteile im Nordosten: Wieseck und rund um die Philosophenhöhe
11. Pläne für konkrete Plätze oder Straßenabschnitte
12. ÖPNV und Nulltarif in und um Gießen
13. Verkehrsunternehmen, Medien, Politik und Institutionen
14. Parteien und Politiker*innen zur Verkehrswende in Gießen
15. Beiräte, NGOs, Berater*innen usw.
16. Verkehrserzeuger*innen und Pro-Auto-Lobby
17. Links
18. Das war der erste Vorschlag (2017): Plan, Text und Flyer
19. Kontaktformular für Anfragen und alle, die mitmachen wollen


RegioTram und weitere Tramlinien als Hauptnetz - Busse ergänzen
Straßenbahnen sind die leistungsfähigsten Mittel des ÖPNV. Sie brauchen trotzdem wenig und vor allem kaum versiegelte Fläche, sind barrierefrei und bereits jetzt elektrisch unterwegs. Anders als Autos und Busse kommen sie auch in Fußgänger*innenzonen klar. Daher wollen wir das Hauptnetz des ÖPNV in Gießen mit Straßenbahnen gestalten. Autos, Busse und folglich auch die breiten Asphaltflächen fliegen aus der Innenstadt raus.
In vier Richtungen können die Straßenbahnen am Stadtrand auf vorhandene Bahngleise überwechseln (daher der Begriff "RegioTram") und auch die umliegenden Orte ansteuern. So ist umsteigefreies Fahren aus vielen Orten Mittelhessens direkt ins Zentrum möglich, was angesichts des Pendler*innenanteils von 60-80 Prozent in Gießen sehr wichtig ist. Weitere Straßenbahnlinien führen in die Weststadt, durch die Nordstadt nach Wieseck und Richtung JLU-Naturwissenschaften. Ausgehend von den Tramhaltestellen fahren Busse in alle weiteren Stadtteile und Orte der Umgebung - und zwar in einem dichten Takt, mit zeitlich abgestimmten und barrierenfreien Übergängen zur Tram.


Unser Plan mit den vorhandenen, um neue Haltestellen ergänzten Bahnlinien (rote Quadrate, Haltestellenvorschläge als größere Quadrate) und den zwei RegioTram-Linien (kleinere rote Quadrate). Hellblau unterlegt: die autofreie Innenstadt. ++ Gesamtplan als .jpg ++ Faktenpapier "RegioTram"
Der Plan mit Fahrradstraßen, Tram und Flaniermeile (aktualisiert im April 2020)
A5-Flyer (beidseitig) zum Ausdrucken und Verteilen
Rückblicke: Erster Flyer (2017) ++ erster gedrucker Plan (2018, überarbeitet 2020)



Infloflyer zur RegioTram (als PDF) ++ Extraseite "Warum RegioTram?"


Aus der Bachelorarbeit "Wirkungspotentiale der Etablierung einer Regiotram im urbanen Raum am Beispiel der Universitätsstadt Gießen - Eine qualitative Befragung" von Till Hentschel im Januar 2023 ++ Extraseite mit mehr Zitaten
Laut den Expert*innen sprechen aus Sicht der Bevölkerung vor allem die zunehmende Verkehrssicherheit, die Attraktivität eines schienengebundenen Verkehrsmittels und die gute Klimawirkung für die Regiotram (PBTHM, FAFD, KVG, PEK, PB, SWGÖV). Auch intersektionale und intergenerationale Gerechtigkeit, was den Zugang zum öffentlichen Leben angeht, und die Barrierefreiheit der Regiotram zählen zu den Pluspunkten (FAFD, BID, PEK, PBTHM, SWGÖV, FGR). Darüber hinaus sind die Steigerung der Aufenthaltsqualität und die gerechtere Verteilung des Verkehrsraums aus Sicht der Befragten zentrale Argumente für die Regiotram (FGI/VO, PEK, FAFD, FGR, KVG, PB, BID). ...
Die fast ausnahmslose Befürwortung der Regiotram aller Befragten kann als eines der bedeutsamsten Ergebnisse dieser Untersuchung festgehalten werden. ...
Die Regiotram hat viele potentielle Vorteile wie Barrierefreiheit, Komfort, elektrischen Antrieb, geringen Platzbedarf, Schnelligkeit und soziale Gerechtigkeit, wie diese Arbeit aufzeigt. Wichtigstes Argument ist aber mit Sicherheit die Reduktion des MIVs bei gleichbleibend attraktivem, beziehungsweise verbessertem Mobilitätsangebot. Somit ließe sich mithilfe der Regiotram eine klimaneutrale, multimodale Alternative zum Auto für die vielen Pendler*innen, Studierenden, Schüler*innen und Besucher*innen schaffen, die jeden Tag nach Gießen wollen.



Aus einem Bericht über den Vortrag von Verkehrsforscher Prof. Lademann am 19.12.2023 in Gießen
»Eine reine Straßenbahn würde in Gießen keinen Sinn machen«, findet der Experte - eine Regiotram, die das Umland anbindet, dagegen schon.

Aus "Eine Regiotram in Gießen als Alternative zum Bus", in: Gießener Anzeiger am 3.5.2024
Wenn man in den ersten Klimaschutzbericht der Stadt zum Neutralitätsziel 2035 aus dem Jahr 2021 schaue, dann »steht da, dass der Anteil des Autos an der Verkehrsleistung von 81 auf 18 Prozent sinken muss, um die Klimaneutralität zu erreichen. Das ist eine enorme Reduzierung, für die sich der Anteil des ÖPNV vervielfachen müsste«, verdeutlicht Becker. Die Leistungssteigerung des neuen Nahverkehrsplans reiche nicht, um diese Verlagerung auf 18 Prozent hinzubekommen. Zudem binde der Plan das Umland nicht adäquat ein. Insgesamt »braucht es etwas deutlich Leistungsstärkeres - ein Regiotramsystem drängt sich auf«.
Wer es immer noch ernst meine mit der Gießener Klimaneutralität, müsse den Beschluss und den Nahverkehrsplan zusammenbringen. »Es muss jetzt aber auch jemand mal den Mumm haben, zügig die Machbarkeitsstudie zu machen. Zusätzliches Geld von Bund und Land für die Projektfinanzierung brauchen wir auf jeden Fall. Doch ohne positive Machbarkeitsstudie gibt es keinen müden Euro«, fügt Bien hinzu. Im Vergleich zu einem Gelenkbus sei eine Regiotram beim Platzangebot um den Faktor Zwei bis Drei leistungsstärker.
»Der entscheidende Vorteil in Gießen sind die vorhandenen Möglichkeiten, auf Schienen ins Umland rauszufahren. Das ist ein Pfund: Wir fahren in Richtung Limburg, Siegen, die Main-Weser-Bahn nach Norden und Süden, wir haben die Lahn-Kinzig-Bahn nach Gelnhausen und wir haben die Vogelsbergbahn. Daraus muss man was machen«, meint Bien, der mit Karl-Heinz Funck als Sprecherduo des Fahrgastbeirates fungiert. ...
Bei der Machbarkeitsstudie sieht Becker nicht nur die Koalition in der Pflicht. »Gerade auch von Seiten der CDU erwarte ich, dass sie sich konstruktiv an dem Thema beteiligt. Sie hat das Ziel der Klimaneutralität im Jahre 2035 mitbeschlossen. Gegen den Verkehrsversuch hat die CDU mit maximalem Einsatz gearbeitet, ebenso bei vielen anderen kleineren Maßnahmen zur Verschiebung des Modal Split. Eine ernstzunehmende Antwort, wie denn der Verkehr der Stadt klimaneutral werden soll, kann sie bisher aber auch nicht liefern«, kritisiert Becker. Doch auch eine große Partei wie die CDU trage Verantwortung, auf die Probleme der Zeit Antworten zu suchen, und nicht nur die Ansätze anderer zunichte zu machen. »Der Schaden, den die CDU sonst mitverantworten würde, wäre immens.«
Auf Anfrage des Anzeigers informiert die Stadt, dass die Beauftragung der Machbarkeitsstudie für eine Regiotram in Zusammenhang mit dem im Entwurf vorliegenden Verkehrsentwicklungsplan (VEP) stehe.

Verkehrsentwicklungsplan 2023 empfiehlt Regiotram!!!
Der VEP soll die verkehrliche Entwicklung der Stadt Gießen für die nächsten Jahre festlegen. Daher ist es wichtig, dass dort die Regiotram jetzt eindeutig favorisiert wird.
Aus dem VEP-Entwurf
Auf Basis der vorliegenden Ersteinschätzung kann die Empfehlung ausgesprochen werden, die Möglichkeiten für ein Regiotram- oder Straßenbahn system für Gießen weiter zu untersuchen. Gegebenenfalls kann es, mit Blick auf einen ge wünschten, verhältnismäßig zeitnäheren Realisierungshorizont sowie aus planerischen und koor dinatorischen Gründen sinnvoll sein, sich zunächst auf ein kommunales Straßenbahnsystem zu verständigen, mit Optionen zur Erweiterung in die Region, sobald sich regionale Interessen/Initia tiven sowie Möglichkeiten zur Nutzung/ Erstellung von Schieneninfrastruktur ergeben. Dies ent spricht auch einer anzustrebenden Umsetzung in Etappen, sodass zunächst ein Kernnetz aus den ein oder zwei stärksten Achsen gebildet wird, das sukzessive erweitert wird. Damit ist jedoch die grundsätzliche Realisierbarkeit noch nicht bewertet - dies wären die ersten weiteren Schritte, die folgen sollten, sofern es einen Konsens gibt, die Thematik weiterzuführen. Dabei sollte der Fokus auf einer Straßenbahn liegen, die zur Regiotram erweitert werden kann.


Unsere Aktivitäten für eine RegioTram
Seit 2018 liegt unser Verkehrswendeplan auf dem Tisch (und im Internet). Darin enthalten: ein Vorschlag für ein Straßenbahnnetz mit Übergang auf die bestehenden Schienen im Umland (sogenannte RegioTram). Dafür warben wir mit allerhand Aktionen auf Gießens Straßen und entlang der Bahnlinien, an denen auch weitere Haltepunkte entstehen sollten.
Mit einem Bürger*innenantrag wollten wir dann den Druck auf die Stadt erhöhen, mit der Planung der RegioTram zu beginnen.Unser Ziel: Keine Straßenplanungen und -ausbauten mehr ohne Einplanen der Straßenbahn! Dafür sammelten wir Unterschriften und hatten schließlich auch genügend zusammen - auf Papier und online zusammengerechnet. Da aber die 2021 entstandene Koalition im Gießener Parlament in ihren Koalitionsvertrag schrieb, von sich aus eine Machbarkeitsstudie zu veranlassen. Das warteten wir dann zunächst, um erst dann, wenn sich zeigt, dass nichts passiert, den Bürger*innenantrag einreichen. Dummerweise erklärte dann aber das Oberverwaltungsgericht die ganze Bürger*innenbeteiligungssatzung für ungültig, so dass wir das leider nicht mehr tun konnten. Dennoch bewahrten wir die Unterschriften weiter auf. Und tatsächlich ...
Ab Sommer 2022 die RegioTram-Kampagne und den Kampf um weitere Haltestellen im Gießener Umland zum Hauptthema der Verkehrswende machten, da bei den Fahrradstraßen, wo wir 2021 ebenfalls den Druck per Bürger*innenantrag erhöhen konnten, inzwischen vieles durchgesetzt ist und erstmal umgesetzt werden muss. Im April 2023 trat dann eine erneuerte Beteiligungssatzung der Stadt Gießen in Kraft - und zumindest die bisher online gesammelten Unterschriften waren wieder gültig. Ob auch die papiernen Listen gelten werden, wissen wir nicht. Sicherer ist es daher, online zu unterschreiben auf der Seite der Stadt Gießen.

Unterschriftenlisten ++ Facebook ++ Extraseite zur RegioTram

Von Seiten der Stadt wurden Nahverkehrsplan und Verkehrsentwicklungsplan in Auftrag gegeben. Dort wird die Option einer RegioTram mit geprüft.

Aus dem Nahverkehrsplan 2023 für Gießen
Aus regionalpolitischer Sich und aufgrund entsprechender Uberlegungen im Raum Gießen-Wetzlar ist es zudem wünschenswert, zur Anbindung der Oberzentren Gießen, Marburg und Wetzlar ein Netz aus S-Bahn- bzw. Regiotram-Linien mit - über einige der o.g. Haltepunkte hinaus - zusätzlichen Haltepunkten einzurichten. ...
Für die generelle Verbesserung der Attraktivität des (Stadt-)Netzes wurden in den vergangenen Jahren zudem verschiedene Ideen hervorgebracht. Hierzu gehört auch die Wiedereinführung eines Straßenbahnsystems als RegioTram. Die RegioTram würde innerhalb der Stadt als Straßenbahn verkehren und in den Außenbereichen auf das Netz der Eisenbahn wechseln. Somit würden aus dem Umland umsteigefreie Verbindungen in die Innenstadt entstehen. Damit es für Fahrgäste mit einem Umsteigeziel am Gießener Bahnhof nicht zu erheblichen Reisezeitverlängerungen kommt, müssten dabei die bestehenden Bahnverbindungen bestehen bleiben.
Schienenverkehrsmittel haben in der Regel eine höhere Nachfrage als Busverkehre zur Folge. Dies wird häufig mit dem sogenannten Schienenbonus beschrieben. Neben Komfortmerkmalen, wie eine höhere Laufruhe, führt allein die Existenz der Schiene zu einer subjektiv höheren Verlässlichkeit der Verbindung. Damit ist grundsätzlich der Einsatz schienengeführter Verkehre zu begrüßen. In Gießen bestehen auf Grundlage der Vor-Corona-Fahrgastzahlen durchaus schienenwürdige Korridore, wie die Frankfurter Str., die Grünberger Str. oder die Achse nach Wieseck. Dennoch ist hier in den folgenden Untersuchungen gründlich zu evaluieren, welche Vor- und Nachteile durch eine RegioTram entstehen. Beispielsweise würde ein Bahnhaltepunkt in Rödgen nicht dieselbe Erschließungswirkung haben wie der Busverkehr der Linie 1. Es gilt bei der Einführung von Schie nenverkehren zu beachten, dass parallele Busangebote zu vermeiden sind. Durch die Neukonzeption des Stadtbusnetzes kommt es zu erheblichen Taktverdichtungen, die sich insbesondere im Innenstadtbereich bemerkbar machen, da hier alle Linien zusammenlaufen.
Weitere Taktverdichtungen sind aufgrund der infrastrukturellen Situation absehbar nicht möglich.
Bei einem weiteren Anstieg der Fahrgastzahlen muss der Fokus daher auf einem ,Systemwechsel' liegen. Es wird daher empfohlen, die Eignung eines hochwertigen OPNV-Systems für Gießen zu prüfen. Dabei sind folgende Varianten möglich, die im Rahmen der Untersuchung ergänzt werden können:
  • Hochwertiger Busverkehr auf Eigentrasse
  • Kommunales Straßenbahnsystem, ergänzt um bedeutsame regionale Korridore wie Gießen - Heuchelheim - Lahnau - Wetzlar (ggf. unter Einbezug der stillgelegten Kanonenbahn im Raum Lahnau)
  • Regionales Straßenbahnsystem ,RegioTram' unter Einbezug bedeutender städtischer Korridore und regionaler Eisenbahnstrecken (Angebot von langsamen und schnellen Verkehren)
  • S-Bahn Mittelhessen auf bestehenden, auszubauenden Eisenbahnstrecken mit zusätzlichen Haltepunkten in der Stadt Gießen und im Umland (Angebot von langsamen und schnellen Verkehren)

Hinzuzufügen ist noch die hohe Pendler*innenquote in der Stadt Gießen.60 bis 80% (je nach Messstelle) des Autoverkehrs stammt aus dem Umland. Mit den Stadtbuslinien lässt sich dieser Verkehr gar nicht abfangen. Die Ausweitung des Busverkehrs ist daher nicht ausreichend Es braucht ein Verkehrsmittel, welches in die Umgebung fährt.


Genauer: Der Vorschlag für eine RegioTram für Gießen
Straßenbahnen sind in Gießen besonders günstig, weil die in der Innenstadt notwendigen neuen Schienen so verlegt werden können, dass sie am Stadtrand auf die vorhandenen Bahnlinien stoßen und dort noch in die Orte im Umfeld weiterfahren können. Wir schlagen vor (in der Karte mit roten Quadraten einschließlich Haltestellenvorschlägen):
  • Eine(Regio-)Tramlinie von Marburg oder aus dem Lumdatal kommend, die aus der Main-Weser-Bahn (Abschnitt Gießen-Marburg) am neu einzurichtenden Bahnhof Gießen-Nord auskoppelt und auf neu zu bauenden Straßenbahnschienen durch die Innenstadt über die Frankfurter Straße und den Alten Wetzlarer Weg (mit Anknüpfung dort an den Hauptbahnhof per überdachter, barrierefreier Brücke - siehe Bericht "Aufzug am Bahnhofsvorplatz kommt", in: Gießener Allgemeine am 20.3.2023) zum UKGM und dort dort weiter zum Ende der Frankfruter Straße. Dort koppelt die Tram wieder auf die bestehenden Schiene ein zu den neuen Haltestellen Gießen-Süd und Kleinlinden und weiter bis Butzbach.
  • Eine zweite RegioTram-Linie koppelt nahe dem einzurichtenden Halt in Rödgen über das Ex-US-Depot aus und läuft auf der Eichgärtenallee in die Innenstadt, über die Rodheimer Straße zur Weststadt (mit Messe und Gewerbegebiet) und dann nach Heuchelheim. Ab da nutzt sie die Trasse der ehemaligen Bahnlinie Heuchelheim-Lahnau-Wetzlar und verbindet so die beiden Nachbarstädte auch nördlich der Lahn. ++ Flyer zur RegioTram auf der Grünberger Straße
  • Weitere Straßenbahnlinien (ohne Einkoppeln auf Bahnlinien) führen in die Weststadt, nach Wieseck und Richtung Südviertel/Klinikum (für letzteres wäre eine Seilbahn besser).


Ausschnitt aus dem Plan der RegioTram-Linien (andere Verkehrsmittel ausgeblendet) für die Innenstadt sowie der Anfänge der Stichverbindungen für Straßenbahnen als Erweiterung nach Bau der beiden Hauptlinien als RegioTram)

Straßenbahnen sind gut vereinbar mit Fußwegen und brauchen keine zusätzliche Versiegelung (Pflaster in Fußgänger*innenbereichen, sonst Verlegung im Gras oder auf bestehenden Straßen). Schwierig ist wegen der Unfallgefahr durch die Gleisrillen eine Kombination mit den Fahrradstraßen.
Vorträge über die "RegioTram" in anderen Städten ++ Oben: Walter Bien über Kassel
Unten: Alexander Kirste über das "Chemnitzer Modell"

Warum eine RegioTram?
Der Begriff bedeutet, dass Straßenbahnen, die zunächst auf eigenen Gleisen durch die Innenstädte und Wohngebiete fahren, am Stadtrand oder anderen passenden Stellen auf die bereits bestehenden Gleise wechseln und dann auch die Orte der Umgebung direkt an die City und andere wichtige Punkte der Stadt anschließen. Die Vorteile sind:
Diagramme zum Model split
  • Umstiegsfreie, schnelle Verbindungen vom Umland zu den wichtigsten Punkten in Gießen
  • Die RegioTram kann auch den Verkehr aus dem Umland direkt in die Innenstadt bringen. Das ist wichtig, weil in Gießen (je nach Ort der Messung) 60-80 Prozent der Autos aus dem Umland stammen. Allein mit Bussen wäre ein Umstieg schon von den Zahlen her nicht zu bewältigen. Daher braucht es das leistungsfähigere Mittel der Straßenbahn.
  • Fahren bis in die autofreie Innenstadt, denn Straßenbahnen sind mit Fußgänger*innen, Café-Atmosphäre und Grünanlagen gut verbindbar - Autos und Busse nicht!
  • Die RegioTram bietet auch für Streckenreaktivierung eine zusätzliche Chance, da "System Straßenbahn" (BOStrab) mit kürzere Bahnsteigen und niedrigeren Brückendurchfahrten auskommt. So können Streckenreaktivierungen im Nahverkehr wesentlich kostengünstiger wiederhergestellt werden, wenn auf ihnen dann RegioTrams fahren.
  • Ähnliches gilt für die Elektrifizierung, die noch auf vielen Bahnlinien fehlt. Bis diese gebaut wird, kann eine Elektrifizierung der Bahnstrecken ohne Oberleitung durch einen Akkubetrieb der Züge erfolgen (Aufladen im Stadtgebiet auf den Tramgleisen über die dortige Oberleitung oder eine Stromversorgung von unten).
  • Auf den Gleisen kann ab und zu auch eine Gütertram fahren, von der (z.B. per Lastenrad) die Zulieferung zu Geschäften und Wohnungen erfolgt - siehe Internetseiten zu Güterstraßenbahnen und Vorschlag mit Testphase in Frankfurt (Bericht in der Hessenschau am 17.9.2018)

  • Faktenpapier "RegioTram"

Rechts: Abbildung über den Modelsplit der Innenstadtbesucher*innen von Gießen, aus: Innenstadtkonzept für die Stadt Gießen (Entwurf April 2023)

Varianten I: Gleise nach Osten zur Vogelsbergbahn
Unser ursprünglicher Vorschlag sah vor, dass die Ost-West-RegioTram-Linie von Osten (Grünberg/Buseck) her schon nahe dem einzurichtenden Halt in Rödgen auskoppelt und dann über das Ex-US-Depot (Baugebiet "Alter Flughafen") mit deren damals noch vorhandenen Schienen führt. Von dort ginge es am Ursulum vorbei auf der Eichgärtenallee in die Innenstadt. Leider sind aber die Gleise trotz vollmundiger Erklärungen, ein Industrie- und Wohngebiet mit Gleisanschluss zu machen, schon sehr früh komplett zerstört worden - ein eindrucksvolles Mahnmal der weiterhin verfehlten Verkehrspolitik in Gießen. Jetzt wäre der Aufwand höher - aber dennoch hier beide Vorschläge im Vergleich (ohne Maus obiger Vorschlag über Eichgärtenallee und Ex-US-Depot/Otto-Versand), bei Maus über dem Bild erscheint die dritte Variante über die Licher Straße ++ per Klick zu einer vergrößerten Variante des alten Vorschlags Eichgärtenallee/Licher Straße):

Variante II: Uni-Seilbahn statt Tram durch UKGM und Südviertel
Uni-Klinik und Naturwissenschaften können durch eine Erweiterung der Nord-Süd-RegioTram angeschlossen werden (siehe Plan oben). Eine direkte Verbindung zum anderen großen Uni-Campus mit Zentralmensa, AStA-Büros und Audimax ist so aber kaum möglich, u.a. wegen der Kreuzung mit der Main-Kinzig-Bahn. Einfacher, schneller zu bauen und als Verbindung Bahnhof - Klinik - Naturwissenschaften - Schiffenberger Tal - Philosophikum optimal wäre ein Seilbahn. Dann könnte auch noch die Kreisverwaltung angebunden werden, die zur Zeit weitgehend abgehängt am Stadtrand von Gießen ihr Dasein fristet - passend eingeklemmt zwischen Autohäusern.

Vorschlag für die Linienführung der Uni-Linie per Seilbahn (pink, größere Quadrate = Haltestellen)

Legende für alle Pläne:
  • Rot unterlegt und eng gepunktet: Linien der RegioTram (eigene Gleise und auf Bahnstrecken)
  • Hellrot unterlegt und weiter gepunktet: sonstige vorhandene Bahnlinien
  • Rote Pfeile: mögliche Richtungen weiterer Straßenbahnlinien (Weststadt, Wieseck, Südstadt)
  • Rote, größere Quadrate: Haltestellen an Bahn- und Tramlinien
  • Pink: Korridor für Seilbahn Bahnhof-Klinik-Unibereiche
  • Punkte dunkelgrün mit schwarzem Kern: Radweg getrennt von Straße
  • Punkte dunkelgrün mit Abstand: Fahrradweg auf Feldwegen (höchstens Anlieger frei)
  • Punkte dunkelgrün eng: Fahrradstraße mit "Anlieger frei"
  • Punkte hellgrün eng: Fahrradstraße mit "Kfz frei"
  • Stern schwarz: Gefährliche Überquerung/Einfädelung zu Autostraße - Querungshilfen nötig (Markierungen, bauliche Anlagen, Tempobegrenzung usw.)
  • Hellblaue Flächen: Autofreie Innenstadt
  • Blaue Linien: Flaniermeilen (breite Fußverbindungen)

Möglich ist auch eine Erschließung der ganzen Stadt durch Seilbahnen statt Straßenbahnen statt den RegioTrams. Das klingt zwar exotisch, wird aber in immer mehr Städten gemacht und ermöglich Streckenführungen auch unabhängig von Straßentrassen und über Fußgänger*innenzonen hinweg. In Gießen spricht aber vieles für RegioTrams, um das vorhandene Bahnnetz und somit das Umland gut anbinden zu können. Ausnahme ist die oben benannte Uni-Linie, die mit einer Seilbahn besser zu verwirklichen ist.

Lahn-Kinzig-Bahn
Die Bahnlinie Gießen-Lich-Hungen-Nidda-Gelnhausen würde ebenfalls einen neuen Haltepunkt erhalten, der in dem Bereich liegt, wo die Bahnstrecke noch mit der Vogelsbergbahn zusammen läuft. Außerdem würde der Haltepunkt Erdkauter Weg zum Kreuzungs- und damit Umsteigepunkt mit der Uni-Seilbahn.
Zu prüfen ist, ob sich dort, wo sich Lahn-Kinzig- und Vogelsbergbahn trennen, eine Weiche eingebaut werden kann. Das wäre sinnvoll, wenn dann der bestehende Doppelstrang im Zwei-Richtungs-Verkehr genutzt und die Kapazität so erhöht werden kann.

Aus "Bahnstrecke zwischen Hungen und Gießen wird 150 Jahre alt - In Zukunft muss sich etwas ändern" zur Geschichte der Lahn-Kinzig-Bahn, in: Gießener Allgemeine, 29.12.2019
Mittlerweile hat die Bahnstrecke ein Allzeithoch erreicht: So viele Züge wie derzeit waren hier noch nie auf den Gleisen unterwegs. Ein bisschen Luft nach oben gibt es noch, für ein paar Züge mehr sei Platz, sagt Röhrig. Sollten jedoch noch mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und in die Bahn steigen, müsste in Bahnhöfe und Gleisanlagen investiert werden: Denn für längere Züge sind viele der Bahnsteige auf der Strecke einfach zu kurz.

Die Vorschläge in der öffentlichen Debatte

Obiger Bericht in ExtraTipp am 28.11.2018

Gleicher Text "Stadtbahn Gießen: Mehr als eine Vision?" auch in der Gießener Allgemeine am 24.11.2018. Auszüge:
»Mit dem schienengebundenen Nahverkehr erzielt man die größten Umsteigeeffekte. Niemand steigt vom Auto auf den Bus um, wenn der dann auch im Stau steht«, sagte Mang.* ...
Die Grünen waren diesbezüglich ihrer Zeit schon immer voraus. Im Juli 1992 beschloss der Stadtverband, dass ein Konzept für eine »Gießener Stadtbahn« erstellt werden soll; bestehende Bahnhaltepunkte sollten verknüpft, stillgelegte Haltepunkte und Strecken reaktiviert werden. »Den Prognosen, dass der motorisierte Individualverkehr noch weiter steigen soll, muss mit langfristigen, wirksamen Konzepten begegnet werden«, hieß es in einer Pressemitteilung. Die SPD indes, mit der die Grünen koalierte, tat die Idee als Spinnerei ab und wollte kein Geld für eine Machbarkeitsstudie herausrücken. »Jede Mark dafür ist rausgeschmissenes Geld«, schimpfte SPD-OB Manfred Mutz.
Umsonst geliefert hat ein Stadtbahn-Konzept nun die Projektwerkstatt Saasen, die mit der Regiotram die alte Gießener Straßenbahn aufleben lässt und mit neuen Haltepunkten an den bestehenden Bahnstrecken die Verkehrswende herbeiführen will. »Die bestehenden Verbindungen könnten gestärkt und eine Art Stadtbahn für Gießen geschaffen werden«, heißt es in dem Konzept, dessen Linienführung verblüffende Ähnlichkeit mit dem Nahverkehrsplan aus dem Jahr 1952 hat, als Straßenbahnen und elektrische »Obusse« im Einsatz waren.

*Marita Mang, Abteilungsleiterin im Hessischen Umweltministerium

Aus "Comeback der Straßenbahn in Gießen?", in: Gießener Allgemeine, 8.12.2018
Während heutzutage die E-Mobilität beschworen wird, aber nur in Zeitlupe vorankommt, lief der Gießener ÖPNV bis in die 1960er Jahren hinein in weiten Teilen »elektrifiziert«. Die Stadt war durchzogen von einem Spinngewebe aus Oberleitungen, an denen Straßenbahnen und Obusse hingen. Die 1909 mit zwei Linien gestartete elektrische Eisenbahn fuhr bis 1953 und wurde dann von den Oberleitungsbussen abgelöst, die wiederum vor 50 Jahren dem Ausbau Gießens zur autogerechten Stadt zum Opfer fielen. Fortan trugen Omnibusse mit Verbrennungsmotor die komplette Last des innerstädtischen Nahverkehrs, ehe die Stadtwerke ab 2009 schrittweise auf Erdgasantrieb umstellten.
In Gießen weckt die Straßenbahn bislang nur wehmütige Erinnnerungen an das alte Gießen, an dessen prächtigem Marktplatz sich die Linien kreuzten, die zwischen dem Bahnhof und Wieseck verkehrten. Später pendelten Obusse zwischen Kleinlinden und dem Ostviertel sowie bis nach Heuchelheim. Durch die Idee einer Regiotram hat die Projektwerkstatt Saasen unlängst darauf aufmerksam gemacht, dass moderne Straßenbahnen das Verkehrsmittel der Wahl sein könnten, um den Autoverkehr zu reduzieren. Das ist natürlich auch und vor allem eine Kostenfrage. »In Darmstadt kosten gut ein Kilometer Straßenbahn 20 Millionen Euro. Da kann man an die Idee aus der Projektwerkstatt getrost noch eine Null dranhängen«, meinte der Grünen-Stadtverordnete Markus Labasch bei der Sitzung des Verkehrsausschusses in dieser Woche.
Als Spinnerei von Außenseitern sollte man die Idee einer Regiotram zwischen Butzbach im Süden, Wetzlar im Westen, Marburg im Norden und Gießen in der Mitte nicht abtun, denn andernorts befasst sich die Kommunalpolitik längst mit Regiotram- und Citybahn-Konzepten. In Regensburg soll sie ebenso wiederkommen wie in Erlangen, ein Comeback feierte die Straßenbahn bereits vor Jahren in Heilbronn und Saarbrücken, diskutiert wird in Ingolstadt, Wuppertal, Stralsund sowie in Münster, über eine Regiotram in Wiesbaden und Mainz, aber auch in Gießens unmittelbarer Nachbarschaft.
In Marburg denkt man schon länger über eine Neuausrichtung des ÖPNV nach, es geht um Obusse, Seil- und und Straßenbahnen, Rathauschef Thomas Spieß bringt zudem eine Regiotram-Lösung ins Spiel und will die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Gießen und die Stadt Gießen »ins Boot holen«.

Ab 2019: auch Teile der Stadtführung liebäugeln mit der RegioTram
Endlich - im Januar 2019 spricht sich auch die Gießener Oberbürgermeisterin Grabe-Bolz für eine RegioTram aus.
Aus dem Gießener Anzeiger vom 23.1.2019 (Boje ist die Pressesprecherin der Stadt, das "Sie meinte" bezieht sich auf Grabe-Bolz):
"Sie meinte, dass im Zuge der Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplans, der ja eine weit in die Zukunft reichende Bedeutung hat - nämlich die Entwicklung einer Vision des Verkehrs 2030 -, natürlich die Schiene als Verkehrsmittel mitgedacht werden muss: RegioTram, Ausbau Bahnhaltepunkte, Straßenbahn", erklärt Boje. Dies sei nicht so utopisch, wie es zunächst klinge. Denn schon heute nutzten Bahnfahrer die vorhandenen Bahnhaltepunkte in der Stadt als innerörtliche schnelle Verbindung. Und für zwei weitere Bahnhaltepunkte gebe es Absichtserklärungen. So finde sich im Bebauungsplan zum RKH-Gelände der Haltepunkt Ebelstraße/Aulweg. Und mit Blick auf eine weitere Station im ehemaligen US-Depot verweist Boje auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom August.

RegioTram Mittelhessen im Entwurf des Nahverkehrsplans (ZOV-Gebiet)
Gießen bildet zusammen mit den benachbarten Städten Marburg und Wetzlar das Zentrum Mittelhessens. Durch den hohen Studentenanteil in dieser Region gibt es einen hohen Anteil an ÖPNV-Nutzern innerhalb und zwischen den Städten. Da die Städte bereits durch elektrifizierte Eisenbahnstrecken verbunden sind, gibt es schon länger Ideen für ein Regiotram-System nach Karlsruher- und Kasseler Vorbild. Dabei würden neue als Straßenbahnstrecken ausgeführte Strecken zur Erschließung der Stadtgebiete mit bestehenden Eisenbahnstrecken zu einem Regiotram-Netz kombiniert. Damit wären umsteigefreie Verbindungen direkt zu aufkommensstarken Zielen in den Städten (z.B. Universitätsstandorte) sowie zusätzliche Haltepunkte an bestehenden Eisenbahnstrecken möglich. Zum Einsatz kämen an Straßenbahnfahrzeuge angelehnte spezielle Triebwagen, die von ihren Maßen als auch von der technischen Ausstattung sowohl die Bedingungen
der Betriebsordnung der Straßenbahn (BO Strab) als auch der Eisenbahn (EBO) erfüllen. Derzeit wird die Idee einer Regiotram in Gießen als auch in Marburg politisch diskutiert.


Aus einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung (Zustimmung CDU, SPD, Grüne) am 19.12.2019
5. Die Einrichtung einer Vorortbahn (z.B. Regio-Tram, S-Bahn etc.) ist im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans zu prüfen und diese Angelegenheit auch in die Debatte in den Kreistag des Landkreises Gießen einzubringen. Der Magistrat wird gebeten, die Vorortbahn als Prüfauftrag zum Regionalen Nahverkehrsplan an den RMV weiterzugeben. ...7. Es ist zu prüfen, auf welchen Stadtbus-Linien der Einsatz von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen per Oberleitung und/oder Batteriespeicher möglich ist. ...9. Es ist zu prüfen, ob auf der Vogelsbergbahn zusätzliche Haltepunkte in den Bereichen Rödgen, Alter Flughafen, Waldstadion, Uni/Phil und Aulweg (RKH-Gelände) sowie auf der Main-Weser-Bahn ein zusätzlicher Haltepunkt Gießen-Nord eingerichtet werden können und ggf. die Planungen dafür so bald wie möglich zu beginnen.10. Es ist zu prüfen, ob die Planungen zur Vogelsbergbahn und der Lahn-Kinzig-Bahn zweigleisig erfolgen können.
11. Desgleichen ist zu prüfen, ob ein zusätzlicher Haltepunkt im Europaviertel eingerichtet werden kann, der über den bestehenden Gleis-Abzweig Vogelsbergbahn anzufahren ist.



Äußerung des BID-Vorsitzenen Heinz-Jörg Ebert im Bericht "Es könnte gelingen", Gießener Anzeiger am 11.4.2023
Hier wurde Ebert auch zu seiner Position zur RegioTram befragt. Anhand alter Bilder der Gießener Straßenbahn äußerte er Sympathie, die auch mit seinen Erfahrungen aus seiner Münchner Studienzeit verbunden sei. Dort sei sie sein Verkehrsmittel Nummer 1 gewesen, sagte er. Gleichzeitig hält er den Einsatz einer Machbarkeitsstudie für dringend erforderlich, bei der auch weitere Aspekte - wie die Wirtschaftlichkeit - beurteilt werden müsse.

Zusätzlich: Mehr Haltestellen auf den bestehenden Linien
Die RegioTrams sollen mit den bestehenden Bahnlinien verbunden werden, diese also in den äußeren Stadtbezirken und darüber hinaus im Umland nutzen. Dazu werden dort weitere Haltestelle geschaffen. Das gilt auch für die verbleibenden Schienenabschnitte, auf denen dann zwar keine RegioTrams, aber weiterhin die bisherigen Züge im Regional- und Fernverkehr unterwegs sind. Auf einigen dieser Strecken lohnen sich ebenfalls weitere Haltepunkte. Das gilt auch für die benachbarten Städte Wetzlar und Marburg, so dass neben der RegioTram eine Art S-Bahn-Netz in Mittelhessen entstehen könnte. Nach dem Aktionstag am 3.5.2019 übernahmen alle Parteien in Gießen zumindest diese Forderung, während die Idee einer RegioTram mit dem Neubau von Gleisen durch die City nur von Wenigen bereits befürwortet, von anderen als "langfristiges" Ziel und von anderen als "Schwachsinn" bezeichnet wurde. Die S-Bahn-Vorschläge sind gut (leider wurden nur 3 unserer 8 vorgeschlagenen Haltestellen übernommen - z.B. Rödgen, Waldstadio und Klein-Linden nicht), aber sie bringen Menschen nicht in die Innenstadt und können auch die Güterzufuhr in die Innenstadt nicht leisten (siehe Vorteile der RegioTrams oben).

Gießener Parteien diskutieren über Schienenverkehrstärkung in der Stadt
Aus "S-Bahn zum Berliner Platz?", in: Gießener Allgemeine, 15.5.2019
Straßenbahn, Regio-Tram oder Seilbahn: Diese Begriffe schwirren seit Monaten durch die Verkehrsdebatte. Nun haben sich die, die in Gießen die Entscheidungen treffen, erstmals mit dem schienengebundenen ÖPNV befasst. Das bestehende Schienennetz soll für eine Regio-S-Bahn genutzt werden - mit einem Straßenbahn- Abstecher zum Berliner Platz. ...
Ein Trostpflaster für die Fans der Straßenbahn gab es von Grünen-Stadträtin Gerda Weigel-Greilich, die im Aufsichtsrat des RMV sitzt. Sie hält es für denkbar, dass man am US-Depot ein Gleis aus der Vogelsbergbahn ausfädelt und eine Straßenbahn-Linie über die Rödgener und Grünberger Straße bis zum Berliner Platz führt. Damit könnte die stark frequentierte Buslinie 1 entscheidend entlastet werden, sagte Weigel-Greilich.
Für die drei neuen Bahnhaltepunkte und einen möglichen Straßenbahn-Abstecher aus dem wachsenden Gießener Osten in die Stadtmitte hat die Koalition den Begriff "Regio-S-Bahn" gefunden. Die lässt sich nach Überzeugung von SPD-Fraktionschef Christopher Nübel vergleichsweise schnell umsetzen, während er bezüglich einer innerstädtisch verkehrenden Straßenbahn von einem "langfristigen Ziel" spricht. ...
Anfreunden mit dem Konzept können sich auch AfD, FDP und Freie Wähler, die der Einrichtung neuer Bahnhaltepunkte im Ausschuss zustimmten. Innerstädtischen Straßenraum für Straßenbahnen abzuzwacken, wie es das Konzept der Initiative Gießen autofrei vorsieht, lehnen nicht nur diese Fraktionen dagegen ab. "Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe", polterte Heiner Geißler, Fraktionschef der FW.

QR-Code für den Twitteraccount von ProRegiotramEine zusätzliche Forderung für die Verkehrswende in Gießen im Bereich Schienenverkehr ist die Erweiterung des Gießener Hauptbahnhofs im zwei weitere Gleise, um den gewollten zusätzlichen Bahnverkehr auch verarbeiten zu können.


Rechts: QR-Code für den Twitteraccount von ProRegiotram, die sich für die Idee in und um Gießen stark machen.

Im Gießener Bahnhof braucht es zusätzliche Bahnsteige auf der Hauptstrecke. Westlich der Gleise 4 und 5 liegen noch einige Schienen, die genutzt werden können, z.B. als Nummer 7 und 8 (Gleis 6 passt baulich besser als Durchfahrtgleis ohne Bahnsteig).

Vorschläge für die Tram-Reaktivierung aus den vergangen Jahren
Der VCD forderte schon 1991 eine RegioTram mit sehr ähnlicher Streckenführung wie auf dem aktuellen, oben vorgestellten Verkehrswendeplan. Hier folgen Ausschnitte aus der mit einer Unterschriftensammlung verbundenen Forderungsliste:

Der zentrale Satz auf dem Flyer: "Die Bahnstrecken in Mittelhessen sollen zur Stadtbahn nach dem Karlsruher Modell ausgebaut und im 30-Minuten-Takt betrieben werden." Volltreffer (Karlsruher Modell = RegioTram)! Als wir den aktuellen Verkehrswendeplan ausgearbeitet haben, kannten wir diesen Vorschlag gar nicht. Danke, VCD, für die frühe Erkenntnis und dadurch die Bestätigung für heute!

VCD-Vorschlag von 1991 (oben) ++ LahnCityBahn, Ausschnitt für Gießen (unten)



Selbst die Stadtverwaltung war 1994 schon selbst am Überlegen ... die Skizze stammt von dort!
(Orange sind die vorgeschlagenen neuen Bahnhöfe - 1994 war auch der Oswaldsgarten noch orange)

Ein bis ins Detail ausgearbeiteter Vorschlag für eine RegioTram kam dann von Reinhard Bayer: Die LahnCityBahn. Das Besondere war, dass hier gleich alle drei mittelhessischen Metropolen mitbedacht und ein Streckennetz konzipiert wurde, dass Marburg, Gießen und Wetzlar verbindet, aber auch das Umland nach dem RegioTram-Prinzip noch mit erreicht einschließlich einiger Bahnreaktivierungen. Vieles gleich auch hier dem aktuellen Verkehrswendeplan. Die kleinen Unterschiede:
  • Die Linie von der reaktivierten Lumdatalbahn soll über die ehemalige Kanonenbahn auch Wettenberg mit anschließen. Das würde die Fahrzeiten für Menschen aus Staufenberg, Allendorf der Rabenau allerdings verlängern.
  • Die Ost-West-Achse wird in Gießen auf der Licher statt der Grünberger Straße geführt. Zur Zeit des Vorschlags waren die riesigen Neubaugebiete im oberen Bereich der Grünberger/Rödgener Straße noch nicht in Planung. So ist im aktuellen Verkehrswendeplan die Linienführung über die Grünberger Straße priorisiert worden.

  • Text "Gießener Verkehrskoordinator Reinhard Bayer regt Verbindung von Gießen nach Marburg an", in: Gießener Anzeiger (2015)

Weitere Vorschläge für den Wiederaufbau der Straßenbahn:


Und nicht vergessen: Gießen hatte sie auch mal, die Straßenbahn: Stillgelegte Straßenbahnen und Obusse in deutschen Universitätsstädten

Noch in den 80er Jahren waren auf einem Stadtplan für Buseck die Haltestellen US-Depot/Alter Flughafen und Rödgen eingetragen (siehe Ausschnitt unten).

Ist das nicht Wahnsinn, jetzt wieder eine Straßenbahn zu bauen?
Gießen hatte mal eine Straßenbahn. Das ist lange hier. Seitdem setzen die Stadtoberen, egal welcher Partei, aufs Auto. Krampfhaft versuchen sie, die Buslinien zu verbessern, doch Busse brauchen selbst breite Straßen, stehen selbst im Stau und schaffen nur relativ wenig Fahrgäste. Straßenbahnen sind wesentlich leistungsfähiger und verbrauchen dabei weniger Energie und versiegeln kaum Fläche. Sie können auch Fußgänger*innenzonen queren. Nur mit Fahrradstraßen sind sie wegen der Gleise wenig verträglich.


Rhein-Main-Verkehrsverbund hält Straßenbahnen für bestes Mittel
Aus einer RMV-Werbezeitschrift von 2016
Neben den verkehrlichen Vorteilen sich auch die ökologischen Aspekte wie der geringere Schadstoffausstoß und die bessere Energiebilanz eindeutige Argumente für den Ausbau der Straßenbahn.

Die Regionen Karlsruhe, Kassel, Chemnitz machen es vor - Tübingen, Kiel und andere wollen sie auch - warum nicht Gießen???
Extraseite zu Straßenbahnen und RegioTrams in anderen Städten

Busse als Zubringer
Straßenbahnen sind leistungsfähiger, komfortabler, barrierefreier als Busse und brauchen weniger versiegelte Fläche. Sie sind aber weniger flexibel. Deshalb ist die Kombination aus Tram und Bus am besten. Busse bringen die Menschen zu den Haltestellen der Tram - im günstigsten Fall on-Demand, d.h. von Haustür zu Haltestelle mit guter Umsteigetaktung und -gestaltung.
In Gießen soll das Busnetz schnell deutlich ausgebaut werden. So steht es im aktuellen Nahverkehrsplan. Das ist sinnvoll, um die Zeit bis zur Fertigstellung der Straßenbahn zu überbrücken. Es können auch Tramlinien mit Bussen schon mal "probiert" werden.

Und bis zur Fertigstellung: Schnell die Buslinien ausbauen
Das soll entsprechend dem Nahverkehrsplan von 2022 auch geschehen, doch geht es langsamer als geplant. Das kritisierte der VCD Gießen (Bericht Gießener Anzeiger am 3.1.2024)

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