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REDEBEITRAG ZU ANTIRASSISMUS IM ALLTAG (14.9.2002 AUF DER DEMO IN GIESSEN)

Antirassismus und Herrschaftskritik verbinden!


1. Antirassistische Praxis
2. Antirassismus und Herrschaftskritik verbinden!
3. Antirassismus im Alltag
4. Antirassistischer Widerstand

Antirassismus ist für mich immer ein Teil des Kampfes für einefreie Gesellschaft. Ich habe insgesamt ein Problem damit, dass Menschen unterdrückt,normiert und diskriminiert werden. Ich träume von einer Welt ohne Grenzen,ohne Einteilung in Nationen, ohne Herrschaftstrukturen. Aus meiner Sichtist es daher falsch, Herrschaftskritik und Antirassismus zu trennen.
Es ist falsch, gegen Rassismus mehr Gesetze und härtere Strafverfolgungzu fordern. Wer höhere Strafen für Nazis fordert, fordert den Ausbaustaatlicher Apparate - und stärkt damit genau die Stellen, welche dietödliche Abschiebepraxis Tag für Tag in die Tat umsetzen. Selbstwenn damit punktuelle Verbesserungen einher gehen, wird Herrschaft an andererStelle gestärkt. Das trotzdem zu fordern bedeutet, Rassismus von anderenUnterdrückungssverhältnissen abzukoppeln, Herrschaft auszublenden... und den Umstand, dass diese nie neutral ist. Solange es Abschiebeknäste,Polizei und Repressionsorgane gibt, werden diese in der Tendenz auch genutztwerden. Herrschaft selber ist nicht die Lösung, sondern das Problem!
Antirassismus braucht daher Herrschaftskritik und sollte immer in Verbindungmit anderen Teilbereichskämpfen gedacht werden. Leider fehlt diese Verbindunghäufig, wie ein aktuelles Beispiel zeigt. Nächstes Wochenende stehenWahlen an. Wieder gibt es massenweise Aufrufe linker Gruppen, Stoiber zuverhindern. Obwohl bekannt ist, dass die Verschärfung von Sicherheitsgesetzen,Kriege und rassistische Rasterfahndungen unter der rot-grünen Regierungzustande kamen ... doch kurz vor der Wahl verfallen viele in die Logik kleinererÜbel. All diese Wahlaufrufe verwechseln Widerstand mit der Abgabe derStimme, ohne zu sehen, dass damit die Ohnmacht der Menschen nur fest geschriebenwird. So richtig ich das Ziel finde, Stoiber zu stoppen, so falsch ist dieFixierung auf Wahlen:
Das Problem sind nicht rechte PolitikerInnen bzw. Parteien, sondern die unzähligenMenschen, die einer rassistischen Politik zustimmen, sie stillschweigenddulden oder als einzige Aktion das Kreuz dagegen propagieren. Das Problemsind rassistische Diskurse, die jeden Winkel von Gesellschaft durchziehenund sich in den Köpfen fast aller Menschen niederschlagen. Wahlen helfendagegen nicht .... Rassismus ist nicht abwählbar. Davon abgesehen istes nicht gerade umsichtig, da MigrantInnen wie Kinder und entmündigteMenschen überhaupt nicht wählen dürfen. Wichtig ist der Widerstandvieler auf den Straßen, die direkte Intervention gegen rassistischesVerhalten. Wichtig sind direkte Aktionen und der Eingriff in gesellschaftlicheDebatten mit dem Ziel, emanzipatorische Prozesse in Gang zu setzen.

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