Im Namen des Volkers

MONSANTO AUF DEUTSCH: DIE ENZYKLOPÄDIE DER GENTECHNIK-SEILSCHAFTEN

Rezensionen und Reaktionen auf das Buch


1. Einleitung
2. Texte über das Buch
3. Rezensionen und Reaktionen auf das Buch
4. Debatte
5. Das Buch unterstützen
6. Die Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch"
7. Links und Materialien

Eine Vielzahl von JournalistInnen hat das Buch angefordert. Bislang lässt sich nicht übersehen, wieviele Beschreibungen erscheinen werden und ob das Buch auch in den Sprung in die großen bürgerlichen Medien schafft. Einige Rezensionen sind aber schon erschienen.

Im Original: Rezensionen im Wortlaut
Schrot & Korn - 21.12.2010 (von Leo Frühschütz)
Neues Buch: Monsanto auf Deutsch
Sechs Monate Haft wegen einer Feldbefreiung [1] sitzt der Gentechnik-Aktivist Jörg Bergstedt derzeit ab. Er hat die Zeit genutzt, um sein neues Buch fertig zu schreiben: "Monsanto auf Deutsch" [2] heißt es und ist am 21. Dezember erschienen. Es handelt (fast) nicht vom skandalträchtigen US-Konzern, sondern schildert die Gentechnik-Seilschaften und ihr Wirken in Deutschland.
Dieses Thema hatte Jörg Bergstedt schon in seiner Broschüre "Organisierte Unverantwortlichkeit" [3] aufgegriffen, die über 100.000 mal von Initiativen, in Bioläden und bei Veranstaltungen verteilt wurde. In seinem Buch vertieft er den Blick in die Niederungen des Gentechnik-Sumpfes, stellt weitere Firmen, Forscher und Lobbyverbände vor. Penibel hat er die Informationen über Personen, Organisationen, Behörden und Geldflüsse zusammengestellt, mit Quellen belegt und mit Beispielen anschaulich gemacht. Die ersten Kapitel drehen sich um die Verflechtungen zwischen den Beteiligten. Immer wieder ziehen die gleichen Personen in verschiedenen Funktionen an den Strippen, zwischen allen Beteiligten besteht ein enges Geflecht, in dem sowohl Genehmigungsbehörden wie auch Geldgeber mitspielen: Noch nie ist ein Feldversuch mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland abgelehnt worden. Im zweiten Teil stellt Bergstedt an konkreten Fragestellungen die Strategien der Gentechnikbranche dar: Ihre Propaganda und was davon zu halten ist. Das Spiel mit der Koexistenz. Die Repression gegen Kritiker.
Im Gegensatz zu zwei früheren Studien anderer Autoren, die sich bereits mit dem deutschen Genfilz befassten, beschreibt Jörg Bergstedt diesen Filz nicht wissenschaftlich-nüchtern. Der Ärger und die Wut des Gentechnik-Aktivisten über die korrupten Strukturen sind in jeder Zeile spürbar. Im Kapitel XIII "Seilschaften auf grüner Seite: Umwelt-NGOs, grüne Parteien und Biolandbauverbände" bekommen das auch gentechnikkritische Verbände und Organisationen zu spüren, deren Aktivitäten aus Bergstedts Sicht systemstabilisierend, ineffektiv und auf den eigenen Erhalt (durch Spendengelder) ausgerichtet sind. "Gentechnikfreiheit gibt es nur dann, wenn die 80 Prozent Ablehnung auch in direkten Protest umschlagen - nicht nur per Protestmail oder am Supermarktregal", argumentiert der Feldbefreier und watscht einen Großteil der Anti-Gentechnik-Bewegung einseitig und polemisch ab. Die wird ihn dafür teilweise mit Missachtung strafen und das Buch links liegen lassen. Was schade wäre. Zur Vielfalt auf dem Öko-Acker gehören nun mal auch Kratzdisteln - aber auch alle anderen Pflanzen.

Derselbe Text erschien auch in "Rabe Ralf", Februar/März 2011 (S. 23)

Bauernstimme 1/2011
"Monsanto auf Deutsch"
Nachdem Autor Jörg Bergstedt bereits mit der Broschüre "Organisierte Unverantwortlichkeit" für Wirbel gesorgt hatte, legt er nun mit dem Buch "Monsanto auf Deutsch" nach. Schon der Titel trägt den Widerspruch in sich: In Deutschland wird zur Agro-Gentechnik vor allem über den US-amerikanischen Konzern geredet. Blicke hinter die Kulissen der deutschen Akteure, immerhin drei Global Player und viele Kleinfirmen, fehlen bislang. Dieses Loch will das im Dezember 2010 erschienene Buch füllen. Seite für Seite erfolgt ein tiefer Blick in die Seilschaften der Agro-Gentechnik. Die ersten Kapitel drehen sich um die Verflechtungen zwischen Behörden, Firmen, Lobbyvereinen, PR-Agenturen und Wissenschaftlern. In einem zweiten Teil geht es unter anderem um die Frage der Koexistenz und Repressionen gegen Kritiker. Ein präzises Stichwort- und Personenverzeichnis macht das Buch zu einem Lexikon der Agro-Gentechnik-Netzwerke. Eine erschreckende Sammlung, die Wut macht. Wegen seinem Einsatz als Aktivist gegen einen Feldversuch in Gießen wurde Autor Jörg Bergstedt zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Sein Buch musste er im Gefängnis vollenden. Christiane Hinck
Jörg Bergstedt: Monsanto auf Deutsch. SeitenHieb-Verlag 2010. 240 Seiten.
18 Euro. Zu beziehen über den AbL-Verlag. Tel. 02381/4922-88, Fax -21, verlag@bauernstimme.de


Neues Deutschland am 22.1.2011 (Autorin: Susanne Götze)
Don Quichotte schlägt zurück
Gentechnikgegner Jörg Bergstedt schreibt über die Machenschaften von Monsanto

Der Gentechnikgegner Jörg Bergstedt hat ein Buch über die Machenschaften der Gentechnik-Lobby in Deutschland geschrieben und gnadenlos mit den internen Verflechtungen zwischen Politik, Forschung und Wirtschaft abgerechnet.
Wenn Jörg Bergstedt ein Buch schreibt, ärgern sich nicht nur große Konzerne und bekannte Politiker. Ohne Rücksicht auf Verluste greift der Anarchist alles und jeden an, der sich seiner Ansicht nach an dem großen Spiel der Machenschaften um Macht und Einfluss beteiligt. Seit einigen Jahren kämpft Bergstedt leidenschaftlich gegen die Gentechnik-Lobby. Mehrere Male beteiligte er sich an "Feldbefreiungen", bei denen gentechnikveränderte Pflanzen (GVO) von Aktivisten ausgerissen werden. Im September musste Bergstedt deshalb für sechs Monate ins Gefängnis – das ist die längste Haftstrafe, zu der ein "Feldbefreier" bis jetzt verdonnert wurde. Er nutzte die Zeit, um seine Enthüllungsbroschüre "Organisierte Unverantwortlichkeit" über die unlauteren Praktiken der GVO-Lobby zu einem Buch auszuarbeiten. Das Buch "Monsanto auf Deutsch, Die Enzyklopädie der Gentechnik-Seilschaften" hat sich seit Erscheinen laut den Herausgebern schon über 1000 Mal verkauft.
Im Gegensatz zum 2008 von "Arte" ausgestrahlten Dokumentarfilm "Monsanto, mit Gift und Genen" über die Machenschaften des Konzerns handelt das Buch von Bergstedt ausschließlich vom Einfluss der Gentechniklobby in Deutschland. Auf rund 240 Seiten durchleuchtet er alle gesellschaftlichen Bereiche auf ihr Verhältnis zu den Gentechnikkonzernen sowie deren Praktiken, sich in Deutschland Gehör zu verschaffen. Dabei lässt er nichts aus: Angefangen bei den Beamten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bis hin zum Landwirtschaftsministerium, aber auch von Universitäten, Forschungsinstituten, Lobbyverbänden bis hin zu den Praktiken der GVO-Konzerne selbst. Vor allem der politische Sumpf raubt dem unbedarften Verbraucher alle Illusionen. Jede Partei, von CDU bis zur Linkspartei, ist auf ihre Weise mit dem GVO-Clan verbandelt. Was die Behörden wie das BVL betrifft, musste der Autor nicht mal investigativ tätig sein, da sich die betreffenden Beamten gerne öffentlich als GVO-Fans bekennen. Überhaupt sind einige Forscher und Politiker sehr offen in ihrem parteiischen Bekenntnis, sodass Bergstedt neben internen Mails und Papieren nur die Mitgliederlisten der jeweiligen Verbände, Pressemitteilungen oder Lebensläufe durcharbeiten musste, um die Seilschaften beim Namen nennen zu können.
Verschont werden in dieser Abrechnung auch die eigentlich "Guten" nicht. Das überrascht wenig, denn schon mit anderen Beiträgen wie seinem 2004 erschienenden Band "Mythos Attac" hat sich Bergstedt auch in der eigenen Szene unbeliebt gemacht. Auch in seinem neuen Buch werden bekannte Netzwerke wie Campact oder auch Umweltverbände der Übernahme von "herrschaftsnahen" Praktiken und Strategien schuldig gesprochen. So prangert der Autor deren unzählige Unterschriftenkampagnen und "bequeme" Onlinepetitionen an und verhehlt dabei nicht seine tiefe Verachtung für die modernen Wohnzimmerrebellen.
Besonders in diesem Kapitel zeigt sich deutlich die Schwäche des Buches: Trotz guter Recherchen und einem wichtigen Anliegen verspielt der Autor seine Seriosität oftmals durch beißende Polemik – die ein solches Buch im Übrigen auch gar nicht nötig hat, da die Fakten für sich sprechen. Zu befürchten ist deshalb, dass dieses Buch – gerade in Kreisen, wo es erschüttern solle – ignoriert wird. Aufdeckungen wirken meist am nachhaltigsten, wenn sie seriös und objektiv aufgemacht sind. Selbst wenn Bergstedt mit vielen seiner Argumente und Enthüllungen recht hat, werden seine Gegner ihn durch die polemische Aufmachung nicht ernst nehmen. So wird Bergstedt ungewollt zum Don Quichotte der Anti-Gentechnikbewegung, obwohl seine Recherchen das Zeug hätten, Furore zu machen.
Jörg Bergstedt: "Monsanto auf Deutsch. Die Enzyklopädie der Gentechnik-Seilschaften", ISBN 978-3-86747-043-8, Verlag: SeitenHieb, 240 Seiten, 18 Euro.

Als Kommentar sei Karl Vossler zitiert, der in der Einleitung zum Don Quijote schrieb:
Auf Schritt und Tritt liefert er (Don Quijote) den Beweis, daß der Mensch, wenn ein starker Glaube ihn erfüllt, auch außerhalb der datierbaren Wirklichkeit, weit über sie hinaus, zu leben vermag, sei es in vergangenen Fernen, wo es noch Zauberer, Riesen, Ungeheuer, Feen und edle Ritter gab, sei es in einer künftigen Welt, wo der Edelmut endgültig siegen und ruhmgekrönt erstrahlen wird." "Ich meine den dankbaren Leser, dem es nicht genügt, wenn er durch einmalige Lektüre das berühmte Werk sich einverleibt und in seine Neugier und sogenannte Bildung aufgenommen hat, sondern der immer wieder bei den verschiedensten Gelegenheiten auf seinen "Don Quijote" zurückgreift, um sich zu erfrischen gegen die Dumpfheit und sich zu wappnen gegen den Kleinmut des Alltags, ohne sich zu verhärten."

Text von Susanne Aigner bei ProVieh
03.02.2011: Jörg Bergstedt lebt in der Nähe von Gießen. Er schreibt und arbeitet in einer Projektwerkstatt, die sich als Plattform für politische Aktionen versteht. Eines seiner Themen sind Versuchsfelder mit transgenen Pflanzen. Selbst aktiv im Widerstand, packt der Feldbefreier nun aus – über Machenschaften und Verstrickungen von Gentechnik-Firmen, Forschung und Justiz.
Jeder, der sich mit Pflanzenbau und Gentechnik beschäftigt, kennt Monsanto. Bekannt wurde der internationale Konzern vor allem durch den Film und das Buch „Monsanto – mit Gift und Genen“ von Marie-Monique Robin. In Deutschland sind es Bayer, BASF und die KWS SAAT AG, die im Geschäft mit der Gentechnik kräftig mitmischen. Jörg Bergstedt hat ausführlich recherchiert und Fakten zusammen getragen: Zu Saatgutfirmen, Biotechnologie-Forschung und Justiz. Akribisch recherchiert er Details zu einzelnen Personen, verfolgt ihren beruflichen Werdegang, Verbindungen und Überschneidungen. Was er vorfindet, ist ein undurchsichtiges Konglomerat aus Wirtschafts- und Privatinteressen. Und er nennt Namen. Vorbei die Zeiten, in denen Akteure auf entscheidenden Posten anonym bleiben durften. Es zeigt sich: Gentechnik in Deutschland wird von konkreten Personen vorangetrieben. Sie gründen flächendeckend kleine Firmen, um Fördergelder abzugreifen und Giganten wie Bayer und BASF zuzuarbeiten.
Die drei Unternehmen BioMath GmbH Rostock, Biovativ GmbH Sanitz, BioOK GmbH, Groß Lüsewitz zum Beispiel haben sich den Anbau von transgenen Pflanzen auf die Fahnen geschrieben. Alle drei haben nur eine Geschäftsführerin - Kerstin Schmidt. Sie ist auch Geschäftsführerin vom AgroBioTechnikum in Üplingen. Denn die Gründung vieler „innovativer“ Unternehmen im strukturschwachen Osten wird mit Fördergeldern belohnt. Auch „innovative Forschungseinrichtungen“ wie die Uni Rostock forschen zur Grünen Gentechnik und Lobbyverbände wie InnoPlanta (Horst Rehberger) machen lautstarke Werbung dafür.
Tatorte der Aussaat von Gen-Pflanzen sind der Schaugarten Üplingen, Rauischholzhausen bei Gießen und Gatersleben: Ausgerechnet neben der größten Genbank Deutschlands, in der rund 150 000 alte Kulturpflanzen archiviert sind, werden transgenen Pflanzen ausgesät. Da lässt der Widerstand nicht auf sich warten. Felder werden besetzt, zerstört und von Gen-Pflanzen befreit. Die „Täter“ sind schnell dingfest gemacht, werden vor Gericht gezerrt und als Kriminelle ins Gefängnis gesteckt.
Jörg Bergstedt ist einer von ihnen. Zunächst aber hat er sich dem Vorwurf der Verleumdung von Uwe Schrader und Kerstin Schmidt in seiner Broschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit“ gestellt. Vom Landgericht Saarbrücken für schuldig befunden, hob das Oberlandesgericht das Urteil wieder auf. Grund: Seine Veröffentlichungen waren mit seriösen Quellen belegt. Am Ende wird er doch zu sechs Monaten Haftstrafe verurteilt, die er noch bis März 2011 absitzen muss. So rechnet Bergstedt auch mit dem eigenen Gerichtsprozess ab: Minutiös schildert er Verhandlungen, Urteilssprüche, Einwendungen, Revisionen – eine lange Liste von Pannen und Ungereimtheiten auf Seiten der Justiz vom ersten bis zum letzten Tag.
Die Broschüre hat an Fakten und Infos Einiges zu bieten: Ob „Gentechnik bekämpft den Welthunger“, „Gentechnik schützt die Umwelt“ oder „Der Wirtschaftsstandort Deutschland muss konkurrenzfähig bleiben" - alle diese gängigen Thesen verweist er dahin, wo sie hingehören: In das Reich der Mythen. Wir lesen Fakten zu beliebten Gen-Kulturen wie Raps und Mais. Beispiel Mexiko: Der Mais ist hier inzwischen durchweg kontaminiert, durch eingeschleppte Gen-Pflanzen aus den USA. Und das, obwohl der Anbau von Gen-Mais im Land verboten ist. Ausführlich geht er auf den Lebensraum und die Funktion der inzwischen vom Aussterben bedrohten Bienen ein.
Umweltverbände wie die Grünen, NGO's und grüne Organisationen lässt Bergstedt nicht ungeschoren davonkommen. Denn deren Widerstand erschöpft sich bei genauem Hinsehen in Internet-Petitionen, Spendenaufrufen und Mitgliederwerbung - und das ist ihm zu wenig. Außerdem kritisiert er deren Nähe zu den Saatgut-Firmen: Etliche ehemals kritische Gentechnik-Gegner haben heute führende Posten in der Gentechnik-Industrie (zum Beispiel Jens Katzek, KWS). Bergstedt warnt vor Gen-Gentechnik-Kritik, die aus der rechten Ecke kommt, genauso wie vor Verschwörungstheoretikern mit esoterischen Weltbildern. Reinen Schreibtischtätern gegenüber hegt er ein gesundes Misstrauen. Ist seinen Texten auch eine gewisse Polemik nicht abzusprechen, wird doch Eines deutlich: Der Autor will den Leser bewegen, selbst kreativ zu werden im aktiven Widerstand. Denn wo andere aufgeben, macht Jörg Bergstedt weiter, ohne sich von den Drohgebärden von Unternehmern und Justiz einschüchtern zu lassen. Ziviler Ungehorsam ist sein täglich Brot. Und das teilt er am liebsten mit anderen.

Text von Christof Potthof im Gen-ethischen-Informationsdienst (GID), Frühjahr 2011
Ein echter Bergstedt
„Monsanto auf Deutsch” ist ein echter Bergstedt. Detailversessen, rücksichts- und kompromisslos. Der aktuell in der Justizvollzugsanstalt Gießen einsitzende Gentech-Kritiker Jörg Bergstedt ist für seine strikte Kritik bekannt - und je nach Perspektive genau dafür beliebt oder gefürchtet. Bergstedts Kritik macht auch vor anderen Aktiven der Gentech-kritischen Szene nicht Halt. So auch in seinem neuen Buch: Ein ganzes Kapitel widmet er den Nichtregierungsorganisationen und Verbänden: „Zahme und lahme Gentechnikkritik”. Im Zentrum des Interesses stehen aber die Geflechte aus Lobby-Organisationen, interessierten Unternehmen, parteiischen WissenschaftlerInnen und so weiter und so fort. Seit 2008 ist das Bergstedts Thema. In der Folge der von Antje Lorch und Christoph Then erstellten Studie „Kontrolle oder Kollaboration” vom Mai desselben Jahres hat der Autor Netzwerke und Beziehungen recherchiert. Die präsentierte er zunächst in der sehr beliebten - wenn auch nicht unumstrittenen - Broschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit”, die sich nun zu „Monsanto auf Deutsch” ausgewachsen hat. Bergstedt ist in der Vergangenheit mit offenem Visier in unzählige Gerichtsverfahren gezogen. So ist für einen ständigen Material- und Informationsfluss gesorgt. KritikerInnen seiner Arbeit sollten es dem Autor insofern gleichtun, als dass sie offen ihre Argumente (und Dokumente!) auf den Tisch legen - das muss nicht notwendigerweise in der Öffentlichkeit sein. Bergstedt stellt seine Dokumente in der Regel - wenn auch zum Teil selektiv zugeschnitten - online. Der den Hintergrund des Buches bildende Kosmos findet sich im Netz unter www.gentechnik-seilschaften.siehe.website. In jedem Fall lesenswert.

Jörg Bergstedt: Monsanto auf Deutsch - Seilschaften der Agro-Gentechnik zwischen Firmen, Behörden, Lobbyverbänden und Forschung - Von Aachen bis Rostock! SeitenHieb-Verlag, 230 Seiten, ISBN 978-3-867-47-043-8. Das Buch kostet im Einzelverkauf 18 Euro, bei der Bestellung von größeren Mengen zum Teil deutliche Reduzierungen des Preises möglich. Bestellung bei: Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen, Tel.: 06401/90328-3, Fax: -5, eMail: saasen@projektwerkstatt.de oder über das Gen-ethische Netzwerk.


Rezension von Beate Küppers in Oya, März 2011 (S. 86)
Der deutsche Gen-Filz
Wenn es in Deutschland um Agro-Gentechnik geht, wird vor allem über den US-Konzern Monsanto gere det. Blicke hinter die Kulissen der deutschen Akteure fehlen bislang - ein Loch, das ein im Dezember 2010 erschienenes Buch füllen möchte. Seine 230 Seiten sind eng bedruckt mit Fakten, Originaldokumenten und Quellenangaben. Eine Enzyklopädie der Ver flechtungen in der Gentechnik zwischen Firmen, Behörden, Lobbyverbänden und Forschung - von Aachen bis Rostock. Immer wieder sind dieselben Personen in verschiedenen Funktionen zu finden, und zwischen allen Beteiligten besteht ein enges Geflecht von undurchsichtigen Firmenkonstrukten. Selbst in NG0s und den kritischen Parteien bleiben gentech nikkritische Inhalte zugunsten von Spendengeldern und Wählerstimmen oft auf der Strecke. Scheinbar neutrale und ökologisch orientierte Internetpiattfor men werden im Sinn der Befürworter von Bio-Tech gelenkt und gezielt für den Kampf um die öffentliche Meinung eingesetzt.
Die Vorgängerbroschüre des Buchs mit dem Titel "Organisierte Unverantwortlichkeit" erschien im Jahr 2009 und war schnell vergriffen. Zwei der darin er wähnten Personen versuchten per gerichtlicher Verfü gung, die Kritik an ihrer Tätigkeit verbieten zu lassen. Doch verloren sie den Prozess in zweiter Instanz. Die Recherchen - inklusive der massiven Vorwürfe und oft beißenden Formulierungen in Bezug auf Betrug, Geldwäsche, Fördermittelveruntreuung, gekaufte Demonstrantinnen und Demonstranten und mafiöse Strukturen - hielten der gerichtlichen Überprüfung stand. Wegen einer "Feldbefreiungsaktion" sitzt Buchautor Jörg Bergstedt dennoch im Gefängnis, wo er auch sein aktuelles Buch fertigstellte. "Wir dürfen nicht immer nur über Risiken reden, sonst ebnen wir denen, die ihre Produkt- und Methodenentwicklung als Risikoforschung verschleiern, selbst den Weg."
Widerstand gegen die Agro-Gentechnik findet im Wesentlichen auf drei Ebenen statt: Direkte Aktionen auf den Feldern, Initiativen für gentechnikfreie Regio nen, Futter- und Lebensmittel sowie die politischen Bemühungen um bessere Kontrollen und Gesetze. "Monsanto auf Deutsch" ist eine erschreckende, teil weise polemisch formulierte Sammlung, die wütend machen kann, aber keine Ohnmacht auslösen soll. Vielmehr will sie dazu beitragen, die Notwendigkeit direkter Aktionen zu erklären - aus der Wut heraus, mit kreativer und durchdachter Entschlossenheit.
Monsanto auf Deutsch
Seilschaften zwischen Firmen, Behörden, Lobby und Forschung in der deutschen Agro-Gentechnik
Jörg Bergstedt
SeitenHieb-Verlag, 2010
230 Seiten
ISBN 978-3867470438, 18,00 Euro
Informationen zu Broschüre und Buch, zu Protestaktionen und Prozessverlauf: www.gentechnik-seilschaften.siehe.website

Rezension in Ökologie&Landbau 2/2011 (S. 61)
Das Buch deckt die Verflechtungen zwischen Behörden, Lobbyisten und Forschung im Bereich der Agrogentechnik auf und beschreibt die Seilschaften in Deutschland. Es entstand in der sechsmonatigen Haft, die der Gentechnikaktivist Jörg Bergstedt wegen einer Feldbefreiung verbüßen musste.

Statt Argumenten ... Beitrag auf einem Forum:


Rezensionen bei: Bund Naturschutz ++ Publik Forum ++ CoMed ++ Weitere ++ Traunsteiner Tageblatt am 5.3.2011
Provieh

Von folgenden Zeitungen und anderen Medien wurde eine Rezension von "Monsanto auf Deutsch" angekündigt, aber dann nicht veröffentlicht: SoZ ++ Freitag ++ Zeo2 ++ SWR (alle benannten erhielten das Buch)

Wikipedia
Diese Online-Enzyklopädie, einst hoffnungsvoll als hierarchiearmer Raum gestartet, aber schon lange eine der bestkontrolliertesten Orte im Internet, hat über "Monsanto auf Deutsch" auch viel gestritten. Inzwischen dominieren auf Wikipedia neben den Lobbyist*innen ja Emporkömmlingen, die den technophilen Mainstream mit Wahrheit verwechseln. Bei denen ist unabhängiges, politisches Engagement per se verdächtigt (in deren Sprache: NPOV), während die - im Kapitalismus immer profitorientierte - Wissenschaft die umworbene Autor*innenschaft darstellt. "Monsanto auf Deutsch" wurde als Literaturangabe schon des öfteren aus Artikeln zensiert. Die Gründe reichen von einer generellen Untersagung, SeitenHieb-Bücher irgendwo zu benennen (also auch alles andere, was da erschienen ist), bis zu hasserfüllten Mutmaßungen über die Bedeutung solcher Kritik.

Im Original: Auszüge aus Begründungen der Zensur von "Monsanto auf Deutsch"
Welches "Monsanto-Buch", was meinst du konkret? Bergstedt ein einflussreicher Autor? Geht's auch etwas kleiner? --GiordanoBruno (Diskussion) 19:08, 16. Feb. 2018 (CET)
Nun denn. Ein Büchlein veröffentlicht im Seitenhieb-Verlag mag ja unter gewissen Sektierern einflussreich sein - aber ganz sicher nicht in der Mehrheitsgesellschaft. Schlimm, das so ein extrmer vVertreter von politische, Außenseiter-POV wie Du auch noch Admin ist. --V ¿ 19:14, 16. Feb. 2018 (CET)

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