Polizeidoku Gießen

"SOZIALFORUM VON UNTEN" (2005 IN ERFURT): VORSCHLAG FÜR EINEN OFFENEN RAUM

Was ist ein "offener Raum"? Wie kann ein "Sozialforum von unten" aussehen?


1. Einleitung und Sammlung der Ideen
2. Wikis für Infos und zum Ideen-Sammeln
3. Kurzkonzept und Raumübersicht
4. Was ist ein "offener Raum"? Wie kann ein "Sozialforum von unten" aussehen?
5. Vorschlag für einen "Offenen Raum zu Widerstand und Utopie"
6. Rückblick: Ein schon etwas älterer Aufruf
7. Links

Grundlegende Qualitätsmerkmale eines "Offenen Raumes"
  • Prozeß und Verabredungen statt Regeln und Beschlüsse, d.h. es gibt nie einen beschreibbaren Zustand, eine endgültige Struktur, eine feste Form des Ganzen. Der Raum ist, was im Raum passiert. Das Ganze entsteht aus den Verabredungen und Vereinbarungen der Teile, ohne dass dadurch eine übergeordnete Struktur entsteht. Jede Vereinbarung gilt für die, die sie abschließen, aber niemals für den "Offenen Raum" als Ganzes. Aus der Summe der Vereinbarungen, der Erfahrungen mit ihnen, der Konflikte, konkreten Handlungen und verfügbaren Informationen entwickelt sich der Raum weiter.
  • Nicht im Vordergrund oder gar nicht passend:
    • Große Namen
    • Image
    • Quantitäten
    • Logos
  • D.h.: Im "Offenen Raum" haben der Schein und Attitüden keinen Wert, es gelten die Menschen, die Ideen, die Themen und Konflikte, die das Sein bestimmen.
  • Widerständigkeit und Perspektivisches gleichzeitig stärken, d.h.
    • Protest aus Normen und vorgegebenen Spielregeln lösen und entwickeln zu selbstbestimmten, Normalität und Kritisiertes tatsächlich störenden Formen (symbolisch oder tatsächlich)
    • Perspektivisches entwickeln, von der Debatte um andere Gesellschaftsformationen über viele kleine Projekte, die quadratmeterweise Leben und Alltag verändern bis zum Mut, beim Nennen eigener Ziele und Träume von den StatthalterInnen der Normalität als SpinnerIn verklärt zu werden.
    • Widerstand und Utopie in Positionen, Projekten und Aktionen zu verbinden

Vielfalt und Offenheit in einem "Offenen Raum" auch praktisch organisieren
  • Viele bzw. alle Gruppen einladen
  • Das Sozialform ist ein Treffen der Menschen und möglichst aller Menschen, d.h. es gibt keine Privilegien für VertreterInnen und es werden alle Menschen angesprochen.
  • Große Organisationen können wie alle anderen auch nicht Träger eines "Offenen Raumes" sein, ihre Labels stehen weder über dem "Offenen Raum" noch sonst wie im Vordergrund.
  • Die AkteurInnen in einem "Offenen Raum" sind die Menschen und die dort konkret agierenden Gruppen, die sich in der konkreten Tätigkeit und nicht unter einem darüber hinaus geltenden Label zusammenfinden und zusammen agieren.

Infoflüsse und Transparenz in einem "Offenen Raum" organisieren
  • Begegnung und Kommunikation aktiv fördern, d.h. Orte und fördernde Infrastruktur dafür schaffen
  • Tatsächliche Zahlen und Ereignisse veröffentlichen, d.h. in der Regel die AkteurInnen selbst mit ihrer subjektiv authentischen Wahrnehmung zu Wort kommen lassen. Interessen für eine gerichtete Außendarstellung des Sozialforums dürfen nicht in Berichte einfließen oder müssen zumindest kenntlich gemacht werden.
  • Einrichtung von "Wikis" (offen gestaltbaren Internetseiten) für die Transparenz zu ...
  • Konkrete Ideen: Klozeitung, Wandzeitungen und Indymedia als offene Strukturen unter Vernetzung der Informationsflüsse zwischen ihnen

Gleichberechtigung und Horizontalität in einem "Offenen Raum" organisieren
  • Schaffung möglichst vieler Orte für spontane Zusammenkünfte und Aktivitäten, z.B.
    • Open-Space-Zonen in möglichst vielen Gebäuden, auf Plätzen usw.
    • Sicherung eines intensiven Infoflusses und hoher Transparenz dessen, was wo geschieht
    • Schaffung frei zugänglicher Infrastruktur zur Organisierung von Aktionen, Diskussion, Streit, Wissensvermittlung usw.
  • Offensive Förderung für selbstorganisierte Prozesse im "Offenen Raum", d.h. keine Blockade aller Räume und Handlungsmöglichkeiten durch die von Beteiligten vorgedachten Prozesse, Themen und Aktivitäten
  • Materielle Gleichberechtigung, d.h. die Herstellung gleicher Handlungsmöglichkeiten durch Zugriff aller auf gemeinsamen Reichtum an Infrastruktur, Wissen, Möglichkeiten, Essen, Räume, Infosysteme usw.
  • Sprachübersetzungen, Gebärdendolmetschen und andere Handlungen zur Förderung des gleichberechtigten Zugangs zu allen Teilen des Ganzen
  • Benennung und offensiver Bezug auf den § 6 der Charta des Weltsozialforums, der Stellvertretung, kollektive Beschlussfassung und das sprechen für die Gesamtheit ausschließt.

Weitere Strategien und weiteres Vorgehen hin zu einem "Sozialforum von unten" in Erfurt 2005 und/oder anderswo
  • Dokumentation erstellen und verbreiten mit vielen Beispielen von Vereinnahmung sowie der Beschreibung der dabei wirkenden Mechanismen
  • Alle Vereinbarungen auf dem Weg dorthin (Vorbereitungsprozess u.ä.) werden transparent beschlossen, müssen öffentlich einsehbar sein und können nur unter Herstellung von Transparenz des Vorganges geändert werden.
  • Durch Thematisierung und Demaskierung von Vereinnahmung soll diese grundsätzlich unmöglich gemacht werden. Ziel ist, dass möglichst viele Menschen und Gruppen auf dem Sozialforum die Idee eines "Offenen Raumes" mittragen und sich selbst nicht instrumentalisieren lassen wollen, d.h. sich dem entziehen oder sich sogar wehren.
  • Die Idee des "Offenen Raumes" bzw. des "Sozialforums von unten" soll deutlich und häufig benannt werden.
  • Statt einer Entscheidungsschlacht auf der von den AkteurInnen entkoppelten Organisationsebene soll für die Idee des "Sozialforums von unten" bei den AkteurInnen geworden werden. Die konkret in einem Sozialforum Agierenden sollen gebeten bis aufgerufen werden, die Frage ihrer Offenheit und ihrer Stellung zu Vereinnahmung zu klären. Unsere Hoffnung ist, dass sich über das Verbreiten der Idee und direkte Ansprache viele Teile des Ganzen als "Offener Raum", "Sozialforum von unten" o.ä. kennzeichnen und offensiv ablehnen, dass jemand in ihrem Namen sprechen und für sie entscheiden kann. Abstimmungen oder irgendwelche Akte, die wiederum eine Einheitlichkeit, ein Label, Beschlüsse, Regeln oder eine Vertretung eines "Sozialforums von unten" erzeugen, finden nicht statt. Wo sie stattfinden, ist das "Sozialforum von unten" nicht mehr existent!

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