Einmischen

SPUREN VERMEIDEN UND VERWISCHEN

Spurenkunde


1. Spurenkunde
2. Überwachungstechniken
3. Computer
4. Sicherheit und Handys
5. Kameras
6. Fingerabdrücke downloaden, nachbauen, einsetzen

Große Teile der folgenden Ausführungen sind dem Magazin "Prisma" entnommen, welches 2010 erschien (Gesamtheft hier einsehbar ++ Einzelkapitel zum Download).

Etwas Wichtiges vorweg: Wir wollen in diesem Kapitel keine Panik verbreiten! Beschäftigt mensch sich mit dem Thema Spuren, kann schnell der Eindruck entstehen, dass eigentlich gar nichts mehr möglich ist, ohne Spuren zu hinterlassen. Die militante Praxis der letzten Jahre zeigt jedoch, dass eine Menge möglich ist und Ermittlungserfolge auf Seiten der Bullen eher selten sind. Also lasst euch nicht abschrecken und seid vorsichtig! Das Wissen um die Möglichkeiten der Gegenseite und entsprechendes Handeln oder Vorsicht sind die wichtigsten Tugenden, um sich einer Verfolgung durch Bullen und Justiz zu entziehen.
Eine Spur kann alles sein, wie winzig oder unauffällig auch immer. Jede Umweltveränderung hinterlässt Spuren. Keine Spuren zu verursachen ist unmöglich. Daher geht es darum, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Und es geht darum, dafür zu sorgen, dass Spuren nicht zu euch zurückzuverfolgen sind. Daher sollte hier nicht an Kosten und Aufwand gespart werden. Handschuhe und andere Aktionsmittel sowie Werkzeuge sollten immer neu gekauft und nur einmal verwendet werden.
Spuren werden von den Bullen direkt am Aktionsort, an verdächtigen Personen und in den von diesen genutzten Räumen gesucht (Wohnung, Arbeitsplatz etc.). Es reicht also nicht aus, nur die Spuren am Ort eurer Aktion im Blick zu behalten. Ihr könnt Spuren nicht nur zurücklassen, sondern auch mitbringen. Ein Beispiel ist Sand oder Staub. Deren Zusammensetzung kann durch kriminaltechnische Labors ziemlich genau analysiert und zugeordnet werden. Wenn ihr also Schlamm von einem Feldweg an euren Sohlen mit zu euch nach Hause bringt, ist nachvollziehbar, dass ihr auf diesem Feldweg spazieren gegangen seid. Gerade solche feinen Spuren verwischen schnell. Durch einen Zufall kann aber genug von einer Spur übrig sein, um eine Verbindung zu euch zu rekonstruieren. Diese kann dann als Indiz für eure Beteiligung an einer Aktion ausgelegt werden. Leichter ist das noch mit Glas- oder DNA-Spuren, also allem, was nicht schnell verrottet. Wenn ihr etwas am Aktionsort absichtlich zurücklasst, könnt ihr sicher sein, dass dies besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gleiches gilt für Bekenner_innenschreiben oder Reste eures verwendeten Materials, wenn sie den Bullen in die Hände fallen.
Die Sicherung und Analyse von Spuren ist zeit- und kostenintensiv. Nicht in jedem Fall wird das ganze Repertoire an kriminaltechnischen Spielereien angewendet. Meistens gilt hier: Je größer der Schaden oder die Aufmerksamkeit, um so mehr wird darin investiert, euch zu finden.
Aber es gilt auch hier zu bedenken, dass kriminaltechnische Methoden stetig weiterentwickelt und bereits eingeführte Methoden standardisiert und vermehrt eingesetzt werden. Was wir heute an Vorsichtsmaßnahmen für übertrieben halten, kann in Zukunft vielleicht nicht mehr genug sein. Ein gutes Beispiel für eine solche Entwicklung ist die DNA-Analyse. Diese verhältnismäßig neue Ermittlungsmethode hat vor 30 Jahren noch kaum jemand vorausgesehen, wodurch natürlich auch nicht auf die Vermeidung von DNA-Spuren geachtet wurde. Wie sich aktuell am Beispiel des 1977 vom RAF-Kommando Ulrike Meinhof erschossenen Generalbundesanwalt Buback zeigt, können bei entsprechendem politischen Druck neuartige Analysemethoden dazu führen, einmal gefundene Spuren nach Jahrzehnten erneut zu untersuchen. Auf diese Weise zeigt der Staat, dass er nicht vergisst und versucht vielleicht auch heutige Aktivistinnen abzuschrecken.
Neben der Problematik, dass alte Spuren durch neue Methoden zu neuen Ermittlungen führen können, können auch neue Methoden durch Weiterentwicklung und Standardisierung immer preisgünstiger und häufiger angewandt werden. Die Hemmschwelle, DNA-Proben als angeblichen Beweis zu benutzen und in immer niedrigschwelligeren Bereichen der Kleinstkriminalität aufgrund vager Verdachtsmomente heranzuziehen, sinkt und auch die für Analysen notwendige Menge an gefundenem Erbmaterial hat sich bereits verringert.
Zusätzlich können rechtliche Rahmenbedingungen kippen, wie z.b. das Verbot, Rückschlüsse auf bestimmte körperliche Eigenschaften oder Krankheiten in den BKA- und LKA-Datenbanken zu speichern; erlauben sie doch heute schon eine Speicherung der biologischen Geschlechtszugehörigkeit.
Natürlich können wir hier nur versuchen, das Thema Spuren in Bezug auf heutige kriminaltechnische Methoden darzustellen. Wir finden es jedoch wichtig, die stetige Weiterentwicklung kriminaltechnischer Ermittlungsmethoden mitzudenken, wenn wir sie schon nicht voraussehen können. Technisch neuartige Methoden werden oft vor der faktischen Nutzung überlegt, diskutiert und ins Spiel gebracht. (Dass sie dann auch vor ihrer Legalisierung angewandt werden, steht auf einem anderen Blatt...) Insofern finden wir es wichtig, kriminaltechnische Entwicklungen im Blick zu behalten und sich gegenseitig darüber zu informieren, indem wir sie in unseren Medien thematisieren.
Ausgespart bleiben in diesem Kapitel Telefon und Internet. Hier nur ganz kurz: Für uns ist es selbstverständlich, dass keine Telefone bei Aktionen und ihrer Vorbereitung dabei sind. Mit ihnen können Bewegungsprofile erstellt werden und sie können als Wanzen benutzt werden. Außerdem stecken sie voller Informationen über euch und eure sozialen Kontakte. Jeder Klick im Internet hinterlässt mehrere Spuren auf dem Rechner, an dem ihr sitzt, auf dem Server, auf den ihr zugreift, und auf allen Servern danach und davor. Manche dieser Spuren lassen sich vermeiden oder kontrollieren, aber das ist ein Kapitel für sich.
Wir können hier keine vollständige Liste von möglichen Spuren geben. Deshalb ist es wichtig, dass ihr selbst alle Schritte durchdenkt und euch überlegt, wo ihr Spuren hinterlasst.
Dass es die 100%ige Sicherheit nicht gibt, wird von den Bullen genutzt, sich als allmächtig darzustellen. Die Funktion von Spurensicherung und kriminaltechnischer Ermittlung ist immer auch eine psychologische. Es geht darum, euch mit den Spurenfunden glauben zu machen, die Bullen hätten euch schon überführt. Damit erpressen sie Geständnisse. Oft sind selbst bei eindeutigen Spuren diese nur Indizien und noch keine Beweise für eure Beteiligung an einer Aktion. Für eine Verurteilung braucht es aber in der Regel mehr als nur Indizien. Also gerade auch, wenn die Bullen euch Vorhalten, sie hätten genug gegen euch in der Hand, gilt: Anna und Arthur halten das Maul!

Fingerabdrücke
Fingerabdrücke sind der Klassiker der Kriminalistik. Sie sind die Spuren, die der dünne Film von Säure, Fett und Schmutz auf unseren Fingerkuppen auf Objekten hinterlässt. Erfasst werden von den Bullen auch die Abdrücke der gesamten Hand inklusive Handfläche. Sie gelten als individuelles Merkmal. Die Abnahme von Vergleichsproben gehört zum Standard jeder Erkennungsdienstlichen Behandlung (ED). Sie werden immer noch häufig mit Tinte und Papier erhoben. Scanner, die sie direkt digitalisieren und in die entsprechenden Datenbanken einspeisen, setzen sich aber zunehmend durch. Mittlerweile kommt hinzu, dass der Staat schon ein Auge auf das neue Verfahren zur Passerstellung geworfen hat. Dieses neue Verfahren macht die Abgabe eines Fingerabdrucks für den Erhalt eines Passes zwingend. Wie sich das auf die polizeiliche Praxis auswirkt, bleibt abzuwarten. Die Fingerabdrücke aus den ED-Behandlungen werden in Datenbanken wie AFIS (Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem) gespeichert. Diese Datenbanken gleichen eingespeiste Spuren aus aktuellen und aus älteren Fällen ab.
Das beste Mittel gegen Fingerabdrücke ist, sie konsequent zu vermeiden. Dies bedeutet, alle Gegenstände, die den Bullen in die Hände fallen können, nicht mit bloßen Händen anzufassen und sich nicht nur auf die eigene Fähigkeit sie zu reinigen zu verlassen. Fingerabdrücke gehören zu den widerstandsfähigsten Spuren. Sie werden oft unbedacht hinterlassen und können jahrelang erhalten bleiben. Selbst an Gegenständen, die über Jahre im Wasser gelegen haben, können unter bestimmten Bedingungen Fingerabdruckspuren gesichert werden. Nahezu jedes Material kann Träger von Fingerabdrücken werden. Dies führt zu unterschiedlichen Gegenmaßnahmen. Immer zu empfehlen ist eine gründliche Reinigung mit Hilfe fettlösender Mittel (wie alkoholhaltigen Reinigungsmitteln). Am einfachsten zu reinigen sind Glas/Kunststoffoberflächen, hier reicht gründliches Abwaschen und intensives Abwischen der Oberflächen mit alkoholhaltigen Reinigungsmitteln oder, bei gründlicher Anwendung, auch Spülmittel. Zwingend wird der Einsatz von oberflächenverändernden Mitteln wie Stahlwolle (also Topfkratzer) beim Entfernen von Fingerabdruckspuren auf Metalloberflächen. Da die Abdrücke leicht säurehaltig sind, ätzen sie sich ins Metall. Es ist den Bullen möglich, je nach Aufwand, die Fingerabdrücke mit Hilfe von Laser wieder sichtbar zu machen. Dagegen ist das Zerkratzen der Oberflächen durch Stahlwolle oder Schleifpapier eine der besten Möglichkeiten. Für unlackiertes Holz gelten ähnliche Maßstäbe wie für Metall. Mit lackiertem Holz kann ähnlich wie mit Kunststoffoberflächen umgegangen werden. Stoffe sind zwar schlechte Träger für Fingerabdrücke, können jedoch auch Spuren aufweisen und tragen dafür umso besser DNA. Passt auf, was ihr am Ort des Geschehens zurücklasst!
Wenn ihr ein Papier mit euren Fingern berührt habt, dann solltet ihr es sauber kopieren und vernichten, denn es ist nicht möglich, es zu reinigen. Beim Kopieren von Texten solltet ihr immer darauf achten, dass ihr die Kopien niemals direkt mit euren Händen berührt. Da es oft unnötige Aufmerksamkeit erregt, mit Handschuhen im Kopierladen zu stehen, solltet ihr einfach ein paar Leerkopien vor und nach dem Text machen, den ihr sauber halten wollt. Den Papierstapel fasst ihr dann nur von außen an und legt ihn zum Beispiel in eine neue Mappe. Kopiert diese Texte nicht in einem Kopierladen, in dem ihr bekannt seid. Nutzt Verkleidungen, da es den Bullen möglich sein kann, zurückzuverfolgen, auf welchem Kopierer die Kopien entstanden sind (für Kopierer gilt das gleiche wie für Laserdrucker, siehe auch Schriftspuren"). Kopierer verfügen mittlerweile über einen eigenen Arbeitsspeicher und dieser ist nicht nach ein paar weiteren Kopien schon überschrieben. Es gibt immer noch die Theorie, dass mehrfaches Vergrößern und Verkleinern auf verschiedenen Kopierern individuelle Kopiererspuren verwischt. Wir sind uns nicht sicher, ob dies eine wirklich sichere Methode ist. Sie kann aber auf jeden Fall der Spurensicherung die Arbeit erschweren. Viele Kopierläden zu betreten, birgt aber auch das Risiko, dass sich mehr Menschen an euch erinnern können und die Wahrscheinlichkeit steigt, von irgendeiner Überwachungskamera zum Beispiel im Kopierladen aufgenommen und gespeichert zu werden. Auch Werkzeuge wie Schreibmaschinen, auf denen für die Bullen interessante Texte getippt wurden, sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werden, da darauf auch nach Jahren Fingerabdrücke auffindbar sind.
Das einfachste und sicherste Mittel zur Vermeidung von Fingerabdrücken sind Handschuhe. Doch auch hier ist einiges zu beachten: Gummihandschuhe reißen leicht und in ihrem Inneren, wie auch am Einschlupf bleiben Abdrücke zurück. Dünne Latexhandschuhe können die Fingerstrukturen durchdrücken. Eine Möglichkeit ist, zwei Paar übereinander anzuziehen oder Küchenhandschuhe mit Profil zu benutzen. Demgegenüber haben Stoffhandschuhe den Vorteil, dass auf ihnen nur schwer Fingerabdrücke Zurückbleiben. Grobmaschige Handschuhe können jedoch gerade bei intensiver Benutzung Löcher bekommen. Deshalb sollten keine gestrickten Handschuhe verwendet werden. Stoffhandschuhe nehmen auch wesentlich mehr Staub- und DNA-Spuren auf als Gummihandschuhe. Sie sind praktisch nicht mehr zu reinigen. Lederhandschuhe sind relativ teuer und müssen, wie andere Handschuharten auch, nach Aktionen entsorgt werden. Das ist in unseren Augen ein entscheidender Nachteil. Es sollte aber generell bedacht werden, dass in den Handschuhen, auch innen Spuren Zurückbleiben. Handschuhe, die bei einer Aktion benutzt wurden, müssen unserer Meinung nach immer weggeworfen werden. Denn allgemein bleiben an den Handschuhen Spuren zurück, die oftmals auch einer bestimmten Aktion zugeordnet werden können. Außerdem hinterlassen Handschuhe am Aktionsort individuelle Spuren des Profils oder von kleineren Unregelmäßigkeiten durch Abnutzung (siehe Materialspuren). Bei Hausdurchsuchungen sind die Bullen oft besonders auf solches Material aus.
Es gibt weitere Mittel zur Vermeidung von Fingerabdrücken, gerade wenn nicht offensichtlich Handschuhe getragen werden können. Eines dieser Mittel ist das Aufträgen und Trocknenlassen einer dicken Schicht Sprühpflaster auf die Finger. Ein weiteres Mittel ist sich normale Pflaster um oder auf die Fingerspitzen zu kleben. Beide Methoden halten wir für nicht hundertprozentig sicher und sehen in ihnen höchstens eine Möglichkeit, Spuren zu verringern.
Eine neuartige Methode, die zur Zeit in den USA erprobt wird, ermöglicht die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Fingerabdrücken. Durch die Analyse lassen sich Drogen, Sprengstoff und bestimmte Stoffwechselprodukte bestimmen und nachweisen. Sie lassen Rückschlüsse auf mögliche Täter_innen" zu. Das Analyseverfahren ist schnell und kann direkt vor Ort eingesetzt werden. Bisher wird es zwar noch nicht für die Spurenermittlung eingesetzt - dies ist jedoch nur eine Frage der Zeit.

DNA-Spuren
Ein in den letzten Jahren immer wichtiger gewordenes Thema in der Auseinandersetzung mit Repression sind DNA-Spuren. Die Repressionsorgane haben ein hohes Interesse daran, einerseits ihre Unvermeidbarkeit und andererseits ihre Eindeutigkeit zu betonen.
Sicher sind DNA-Spuren oft nur mit größerem Aufwand zu vermeiden und aufgrund ihrer häufigen annähernden Unsichtbarkeit für uns kaum zu entdecken. Andererseits werden DNA-Spuren am Ort des Geschehens oft als unumstößlicher Beweis angesehen. Wie diese Spuren an einen Ort kamen, wird dabei oft kaum berücksichtigt. So kann eine Decke, mit der Werkzeug zugedeckt war, die DNA Spuren einer Person übertragen, die vor Jahren darin geschlafen hat.
DNA-Spuren sind unmöglich zu vermeiden. Und sie verrotten einfach nicht. Es werden jetzt, Jahrzehnte später, noch Fälle anhand früher gesammelter DNA-Spuren neu aufgerollt. DNA-Spuren werden durch Blut, Haare, Spucke, Urin und Hautzellen hinterlassen. Also durch alles, was aus eurem Körper kommt und von ihm abfällt. Aber: Nicht jede Spur reicht schon für einen DNA-Vergleich. Für die Laboruntersuchung wird momentan noch eine gewisse Menge an DNA-Material gebraucht, am besten sind eine oder mehrere intakte Zellen. Hier wird die Technik aber immer mehr verfeinert.
DNA-Analysen sind teuer. Das heißt, sie werden nicht in jedem Fall angeordnet. Es gilt wohl auch hier meistens: Je größer der politische oder wirtschaftliche Schaden, um so mehr technischer Aufwand wird betrieben. Das kann sich aber in nächster Zeit durchaus ändern. Es wird an billigeren Tests geforscht, DNA-Analysen sollen als Standard durchgesetzt werden. Eine DNA-Datenbank wird seit Jahren gefüllt.
Relativ leicht kann durch DNA das Geschlecht zugeordnet werden. Um die Spur darüber hinaus auswerten zu können, brauchen die Bullen eine Vergleichsprobe von euch. Solche werden entweder bei einer Erkennungsdienstlichen Behandlung (ED) beschafft oder am Arbeitsplatz, bei Hausdurchsuchungen etc. von persönlichen Gegenständen wie Kämmen abgenommen. Es ist auch schon vorgekommen, dass die Bullen diese Proben Verwandten der Beschuldigten abpressen wollten, da deren DNA ähnlich sei. Proben solltet ihr nie freiwillig abgeben, gerade auch, wenn ihr unterwegs aufgegriffen werdet. Protestiert und legt Widerspruch ein, unterschreibt nichts! In einigen Fällen konnte die DNA-Abgabe mit Hilfe von Anwält_innen verhindert oder zumindest herausgezögert werden.
Da es schwer ist, DNA-Spuren zu vermeiden, geht es darum, sie zu minimieren. Das fängt damit an, dass ihr nicht in der Nähe eures Aktionsortes nochmal pissen geht oder eine Zigarette mit eurer Spucke dran liegen lasst. Am besten ist, ihr raucht einfach gar nicht bei einer Aktion.
Haarspuren vermeidet ihr durch Mützen und Sturmhauben. Lange Klamotten, auch im Sommer, verringern das Abfallen von Hautpartikeln und kleinen Haaren etwas. Ein Mundschutz hilft gegen Speichel und Nasenschleim.
Wenn ihr Werkzeug und Tragetaschen mitnehmt, die ihr vorher bei euch zu Hause hattet, achtet darauf, dass sie nicht nur frei von Fingerabdrücken, sondern auch von Haaren und Hautzellen bleiben. Sie können prima als DNA-Transporter funktionieren. Das kann auch für eure Kleidung und Schuhe gelten. Bewahrt alles, was ihr zur Aktion mitnehmt, am besten jeweils getrennt in sauberen Behältern auf, zum Beispiel in nicht benutzten Mülltüten. Ihr solltet grundsätzlich vermeiden, wichtige Aktionsmaterialien bei euch zu Hause zu lagern. Auch Haare von euren Haustieren können hinterher zugeordnet werden.
Gerade verschickte Bekenner_innenschreiben werden oft nach DNA-Spuren untersucht. Diese können sich am Papier, am Briefumschlag und an der Briefmarke befinden. Besonders gut lässt sich übrigens der Speichel an der Klebefläche von Briefumschlägen analysieren, weil er konserviert wird.
Bei der Herstellung von allen Dingen, die in die Hände der Bullen gelangen können, wie Briefe und Reste eures Aktionsmaterials, solltet ihr unbedingt das Risiko, DNA Spuren zu hinterlassen, minimieren (siehe Mischkasten und Reinraum).

Möglichkeiten für die Schaffung eines sauberen Arbeitsplatzes
Für bestimmte Arbeiten ist es sinnvoll, einen weitgehend DNA-freien Reinraum einzurichten. Dieser Raum hat sowohl die Funktion, eure Spuren am Objekt zu verringern, als auch - soweit möglich - zu verhindern, dass eure Spuren im Raum der Aktionsvorbereitung Zurückbleiben. Dies ist sicher aufwändig und nicht ganz billig, letzten Endes müsst ihr aber selber einschätzen, wie sicher ihr gehen wollt. Bedenkt bei der Abwägung der Sicherheitsvorkehrungen neben Aktionslevel, Ermittlungsdruck, drohender Repressalien und eurem eigenen Sicherheitsbedürfnis auch, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Arbeitsobjekt in die Hände der Behörden gelangt. So kann mensch z.b. sicher sein, dass bei der Presse eingehende Bekenner_innenschreiben früher oder später bei den Bullen landen.
Die nachfolgende Beschreibung mag vielen extrem erscheinen und sicherlich sind nicht für jede Arbeit alle nachfolgenden Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Wir finden es jedoch angesichts der rasant fortschreitenden Entwicklung im Bereich der DNA- Analyse wichtig, sich der Probleme und Gefahren bewusst zu werden, die damit zusammenhängen. Sucht euch die Vorkehrungen raus, die euch für eure Aktion notwendig erscheinen und lasst euch nicht abschrecken!
Um einen solchen Raum einzurichten, müsst ihr euch vor dem ersten Betreten des Raumes mit Schutzkleidung ausstatten, die möglichst verhindert, dass DNA-Spuren in den Raum gelangen. Dazu könnt ihr originalverpackte(!) Overalls aus dem Baumarkt nehmen, die relativ günstig zu bekommen sind. Zieht sie an und setzt eine möglichst ungetragene Sturmhaube auf und zieht die Kapuze des Overalls darüber. Zur Bedeckung der Haare eignen sich auch Badekappen gut, sie noch undurchlässiger sind und die Haare nicht einfach durchpiksen können. Als Nächstes steckt ihr jeden Fuß in einen Müllsack und klebt den Sack am Bein des Overalls dicht mit Klebeband fest. Dann zieht ihr euch Gummihandschuhe mit Profil an und klebt diese an den Ärmeln abschließend zu. Zieht euch eine Staubmaske aus dem Baumarkt möglichst vor den Mund, um Speicheltropfen auf dem Werkstück zu vermeiden und setzt euch eine Schutzbrille auf, die auch die Augenbrauen mit einschließt. Ihr solltet immer zu zweit arbeiten und gegenseitig darauf achten, dass keine freien Hautflächen zu sehen sind.
Als Arbeitsraum wählt möglichst einen Ort, an dem eure Haare und Hautzellen nicht ohnehin schon umher fliegen. Der Ort sollte auch frei von Haaren eines Hundes, einer Katze oder sonstiger tierischer Gesellen sein, die als euer Haustier zugeordnet werden könnten. Benutzt den Keller oder die Garage von Freund_innen (die nicht politisch aktiv sind). Oder mietet ein Zimmer in einem Hotel oder über die Mitwohnzentrale. Nun richtet euch einen sauberen Arbeitsplatz ein, am besten verwendet ihr eine Plane oder stellt, falls ihr ganz sichergehen wollt, ein unbenutztes Zelt im Raum auf. In diesem Zelt bleiben die Spuren eurer Arbeit zumindest weitgehend drin und ihr könnt es danach sicher entsorgen.
Bei der Arbeit solltet ihr verschiedene Müllsäcke parat haben und den Müll nach Gefährlichkeit für euch trennen (also z.b. Abfälle von Bauteilen in den einen, die Verpackung von Frischhaltebeuteln in den anderen etc.). Bei der Mülltrennung solltet ihr auch überlegen, welche Verpackungen z.b. eure Fingerabdrücke tragen und welche nicht. Selbstverständlich hat keiner dieser Säcke etwas in eurem Hausmüll verloren.
Seid euch bewusst darüber, dass die Arbeit in dieser Kleidung sowohl schweißtreibend als auch anstrengend ist und denkt falls nötig an Ablösung oder Arbeitsteilung, denn Arbeitsunterbrechungen bedeuten, sich nochmal neu einkleiden zu müssen. Denkt daran, euch nicht am Kopf oder Gesicht zu kratzen, während ihr Handschuhe anhabt. Eine sinnvolle Arbeitsteilung ist z.b., dass eine Gruppe den Reinraum vorbereitet und die andere ihn dann zum Arbeiten betritt. Bewahrt fertiggestellte Bauteile oder Objekte in Gefrierbeuteln oder neuen Tupperware-Behältem auf.
Beim Anziehen der Schutzkleidung sowie bei jedem Arbeitsschritt solltet ihr bedenken, an welchen Objekten eure DNA-Spuren eventuell haften. Wenn ihr z.b. alles in Verpackungen gekauft habt, habt ihr diese vermutlich ohne Handschuhe angefasst und ihnen haften nun vielleicht Hautzellen an. Fasst ihr die Verpackungen mit euren sauberen Handschuhen an, können die Spuren von der Verpackung auf eure Handschuhe und von dort auf eure Arbeitsobjekte gelangen. Um dies zu verhindern, ist ein sehr diszipliniertes Arbeiten und mehrmaliger Handschuhwechsel notwendig. Am besten zieht ihr dafür über die festgeklebten Handschuhe ein weiteres Paar.
Eine weitere Möglichkeit, um die Spurenproduktion zu verringern, ist die Anfertigung eines Mischkastens (aus: RZ - Handbuch für den Widerstand) Dafür könnt ihr einen großen Pappkarton nehmen, der nach oben offen ist. Aus der längeren Seite schneidet ihr zwei Löcher für eure Arme aus. Durch diese Löcher werden dann zwei lange Gummihandschuhe gesteckt und ihre Enden außen am Karton festgeklebt. Jetzt braucht ihr zwei große Plastikdosen mit Deckel, sägt deren Böden ab und klebt sie an diesen Stellen mit Isolierband zusammen. Diese Röhre, die an beiden Enden mit Deckeln verschlossen ist, schiebt ihr bis zur Hälfte durch ein Loch, welches ihr in die kürzere Seite des Kartons geschnitten habt. (...)
Ergänzung: Für unsere Zwecke kann der Kasten nun mit durchsichtiger Frischhaltefolie oben zugeklebt werden. Wichtig ist, dass ihr bei der Herstellung des Mischkastens möglichst ebenfalls darauf achtet, spurenfrei zu arbeiten. Auch Karton und Zutaten sollten spurenfrei sein. Der Vorteil des Mischkastens ist wie bei der Verwendung eines Zeltes, dass die Materialspuren, die am Arbeitsplatz hinterlassen werden, dadurch stark reduziert werden.

Künstliche DNA
Ein neueres Verfahren zur Abschreckung und Verfolgung von z.b. Dieben ist die künstliche DNA. Für linke Aktivist_ innen ist sie zur Zeit vielleicht weniger bedeutsam, aber wer weiß, was die Zukunft bringt? Die künstliche DNA ist wie die menschliche DNA einmalig und eindeutig zu identifizieren. Sie wird zusammen mit ebenfalls unverwechselbaren Mikroplättchen in eine klebstoffhaltige Trägerflüssigkeit gegeben, die unter UV-Licht violett leuchtet. Mit der Substanz können Wertgegenstände mit einem Pinsel bestrichen oder Gebäude mit sog. DNA-Duschen ausgestattet werden. Die Markierung von Gegenständen ist dauerhaft und gegen normales Putzen unempfindlich. Kommst du mit der Substanz in Berührung, bleibt sie für ca. sechs Wochen an dir haften. Das relativ neue Verfahren wurde Ende 2009 in Bremer Schulen, in zwei Wohnvierteln und an einigen Tankstellen als Pilotprojekt eingeführt. In Großbritannien und den Niederlanden wird das Verfahren schon länger angewandt.

Geruchsspuren
Eine neuere Entwicklung ist die Abnahme von Geruchsproben, wie z.b. bei den Razzien gegen mutmaßliche militante Gegnerinnen des G8-Gipfels in Heiligendamm Zwar sind diese selbst laut BAW eher zweifelhaft, könnten aber einen Beitrag zur Gesamtwürdigung" leisten. Vor allem aber sind sie einfacher zu erhalten als DNA-Proben.
Jeder Mensch verfügt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen über einen einmaligen und unverwechselbaren Eigengeruch. Diese Geruchsspur, im Fachjargon als odrologische Spur" bezeichnet, kann auch durch größte Reinlichkeit und Hygiene nicht vermieden werden.
Sie setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen, hauptsächlich jedoch aus zersetzten Hautschuppen. Diese verliert der Mensch in jeder Sekunde, egal ob er irgendwo sitzt, geht oder steht. Bei der Zersetzung der Hautschuppen durch Bakterien entstehen Gase, welche eingesetzte Spürhunde durch ihre hochsensiblen Nasen wahrnehmen können. So sollen Körpergerüche mit am Tatort zurückgelassenen Duftmarken abgeglichen werden.

Schuhabdrücke
Ein oft unterschätztes Gefahrenpotenzial bieten Schuhabdrücke. Sie sind genauso individuell wie Fingerabdrücke und von ihnen können Rückschlüsse auf Größe, Gewicht, Gangart etc. der verursachenden Person gemacht werden. Wird der Spuren verursachende Schuh bei einer Hausdurchsuchung gefunden, kann er, je nach Qualität der Spuren, relativ sicher identifiziert werden. Am Schuh zurückgebliebene Erdspuren oder Pflanzenreste tun ihr Übriges. Daher ist es empfehlenswert, die Schuhe nach, einer Aktion zu entsorgen, besonders wenn über Schnee, Erde etc. gegangen wurde.
Aber nicht nur die Marke des Schuhs hinterlässt Spuren, sondern auch die Art, wie Schuhe abgelaufen worden sind, ist individuell. Alle von einer Person getragenen Schuhe weisen die gleiche Art von Abnutzung auf. Wenn Fußabdrücke in der Erde oder im Schnee hinterlassen wurden, fertigen die Bullen einen Gipsabdruck an. Mit Hilfe dieses Abdrucks sind sie oft nicht nur in der Lage, den Schuh zu identifizieren, der diesen Abdruck produziert hat, sondern auch anhand der Art, wie sich die Abnutzung des Schuhs im Abdruck widerspiegelt, andere Schuhe des_der Verdächtigen diesem Abdruck zuzuordnen. Benutzt also besonders bei Aktionen, bei denen ihr über weiche Oberflächen gehen müsst, keine alten abgetragenen Schuhe von euch.
Kauft euch kurz vor einer Aktion Billigschuhe und werft sie danach weg, wenn ihr wirklich sicher gehen wollt. In von euch benutzten Schuhen befinden sich aber mit Sicherheit DNA-Spuren. Deshalb entsorgt diese auf keinen Fall in der Nähe des Aktionsortes.
Ein weiteres Mittel, den Bullen die Arbeit zumindest etwas schwerer zu machen, ist, sich Socken über die Schuhe zu ziehen. Dies verschleiert die Marke und das Profil des Schuhs und kann auch als Schutz bei Kameraüberwachung dienen. Probiert aber vorher mal aus, wie ihr damit laufen und rennen könnt.

Fahrzeugspuren
Die Wahl des passenden Fahrzeugs sollte gut durchdacht sein. Überlegt, ob ein Auto wirklich notwendig ist, weil es viele Risiken birgt.
Die Spuren, die Fahrzeuge hinterlassen, bestehen einerseits aus den Abdrücken von Autoreifen und andererseits, bei Unfällen, aus dem Lack des Autos. Spuren (besonders Lackspuren) eines Unfalls können sowohl am Auto als auch an der Unfallstelle gefunden werden. Sowohl aus den Reifenspuren, als auch aus Lacksplittem lässt sich der Typ des Autos ermitteln. Falls das Auto vorhanden ist, lässt es sich auch individuell identifizieren. Durch einen Reifenwechsel, möglichst vor und nach der Aktion, kann die Zuordnung der Reifenspuren erschwert werden. Alleine nach der Aktion die Reifen zu wechseln reicht nicht, da die Bullen die am Aktionsort aufgefundenen Reifenspuren evtl, mit Reifenspuren vor eurer Wohnung oder in eurer Garage abgleichen können. Achtet bei der Benutzung eines Autos auch auf auslaufendes Öl oder Wasser.
Das wichtigste individuelle Merkmal eines Autos ist jedoch bekanntlich das Nummernschild. Um wenigstens eine Kennzeichenabfrage ohne Kontrolle zu überstehen, können z.b. die Nummernschilder ausgetauscht werden. Da die meisten von uns nicht in der Lage sind, Dubletten von Nummernschildern anzufertigen, ist es sinnvoll, diese kurz vor der Aktion zu klauen. Wichtig ist, dass das Auto den gleichen Typ und die gleiche Farbe wie das bei der Aktion verwendete hat, denn normalerweise fragen die Bullen standardmäßig die Nummer eines Autos ab und bekommen dann von der Zentrale zurück, ob das Auto gestohlen gemeldet ist, die Farbe und den Typ. Wenn das alles übereinstimmt, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Kontrolle etwas. Einer richtigen Fahrzeugkontrolle werden diese geklauten Nummernschilder aber natürlich nicht standhalten.
Um für den Fall einer Kontrolle vorbereitet zu sein, solltet ihr Aktionsmittel gut verstecken und wenn möglich nicht im Kofferraum aufbewahren. Achtet auf die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs. Warndreieck und Verbandskasten nicht vergessen.
Oft reicht es, die Nummernschilder mit einem Schraubenzieher herauszuhebeln oder, je nach Marke, die Schrauben zu lösen, um sie zu entfernen. Probiert es an einem ruhigen Ort erstmal entspannt aus. Die Nummernschilder könnt ihr dann z.b. mit doppelseitigem Klebeband (bei Regen aufpassen) an eurem Auto anbringen. So könnt ihr sie nach einer Aktion schnell wieder verschwinden lassen. Gerade bei Motorrädern kann auch das Verschmieren oder Abkleben von Nummernschildern helfen. Das geht allerdings zu Lasten der Unauffälligkeit. Diese Maßnahmen sind auch wegen der zunehmenden Überwachung durch Maut- und Verkehrsleitsysteme sinnvoll. Das Mautsystem wird teilweise zur automatischen Kennzeichenabfrage bei Fahndungen genutzt. Achtet auch darauf, welche Spuren sich in eurem Auto befinden könnten und versucht sie zu vermeiden, z.b. durch gute Verpackung der Aktionsmittel. Kaum zu vermeiden ist es unserer Meinung nach, dass DNA-Spuren von euch im benutzten Auto Zurückbleiben. Das Auto ist nicht nur ein guter Spurenträger, sondern durch eventuell unter dem Auto angebrachte Peilsender auch leicht zu verfolgen. Deshalb sollte die Nutzung möglichst vermieden werden.
Eine gute Alternative können Fahrräder sein. Auch sie hinterlassen individuelle Reifenspuren, was oft vergessen wird. Es ist deshalb sinnvoll, das Fahrrad nicht in direkter Umgebung des Aktionsortes zu parken. Je nach Untergrund kann ein Mantelwechsel vor und nach der Aktion sinnvoll sein. Individuelle Merkmale wie Firmenaufkleber können einfach abgeklebt werden. Sicherlich kann ein auffällig gefärbtes Fahrrad auch leicht zum Blickfang werden. Wie bei Autos ist bei Fahrrädern außerdem, gerade wenn ihr nachts unterwegs seid, auf die Verkehrssicherheit zu achten.

Werkzeugspuren
Werkzeugspuren sind sehr vielfältig und für jedes Werkzeug unterschiedlich. Deshalb können wir hier nur ein paar grundsätzliche Dinge zu dem Thema schreiben. Als Werkzeugspuren definieren wir hier individuelle Spuren sowohl auf dem Werkzeug als auch auf dem Werkstück".
Jedes Werkzeug ist durch kleine Unregelmäßigkeiten in der Produktion und durch Abnutzung im Gebrauch ein Unikat und lässt sich als solches identifizieren. Daraus folgt, dass jedes dieser Unikate einmalige Spuren auf einem bearbeiteten Gegenstand hinterlässt. Einem zerschnittenen Blatt Papier kann genau eine bestimmte Schere (die aber natürlich den Bullen vorliegen muss) zugeordnet werden. Liegt sie den Bullen nicht vor, kann bei mechanischen Werkzeugen, die in direkten Kontakt mit dem Werkstück kommen, meist nur der Typ bestimmt werden.
Das bedeutet für den sicheren Umgang, den Bolzenschneider, Schraubenzieher oder was auch immer nach einer Aktion zu entsorgen. Lasst alles verschwinden, was direkt mit dem Werkstück in Berührung kam. Leider reicht das allein noch nicht. Denn, um bei dem Beispiel von der Schere und dem Blatt zu bleiben, die Bullen können nicht nur ein Blatt einer bestimmten Schere zuordnen, sondern auch feststellen, ob zwei Blätter mit der gleichen Schere zerschnitten wurden. Wenn ihr also den Bolzenschneider, mit dem ihr einen Zaun aufgemacht habt, auch dafür verwendet, euer Hochbett zu bauen, dann können die Bullen das feststellen, selbst wenn das Werkzeug längst verschwunden ist.
Darum ist es nötig, das Werkzeug für eine Aktion neu zu kaufen, um sicher zu arbeiten. Es muss ja nicht immer das Beste und Teuerste sein.
Verbrauchsmaterial wie Klebeband, Seile, Kabel und deren Bruchstücke an Schnittstellen können einander zugeordnet werden. Ein kleines Bruchstück eines Kabels in eurer Wohnung, das zu einem Kabel im Besitz der Bullen passt, kann euch als starkes Indiz eine Menge Ärger einbringen. Beim Arbeiten mit Klebeband oder Klebstoff müsst ihr ganz besonders auf Sauberkeit achten, denn Kleber fixiert Staub und DNA-Spuren.
Individuelle Spuren können aber auch an selbst hergestellten Werkzeugen, wie z.b. Brandsätzen, zu finden sein. Diese Spuren müssen nicht DNA oder Fingerabdrücke sein. Um zum Beispiel festzustellen, ob die gleiche Person einen Brandsatz hergestellt hat, reicht oft die Untersuchung von individuellen Merkmalen in der Art und Weise des Aufbaus. Jede_r interpretiert eine allgemeine, einfache Bastelanleitung unterschiedlich und setzt sie anders um. D.h. jede_r macht Knoten auf eine bestimmte Weise oder klebt etwas anders ab, benutzt eine andere Bauweise etc.. Diese Liste ist damit noch nicht abgeschlossen und individuelle Merkmale lassen sich sicher nicht ganz vermeiden, aber durch bewussten Umgang reduzieren. Schon ein Abwechseln innerhalb der Gruppe beim Bau von Aktionsmitteln macht es den Bullen schwerer, gerade bei nicht gezündeten Brandsätzen, diese einer Gruppe oder Person zuzuordnen und beugt außerdem der Spezialisierung Einzelner vor.
Das K.O.M.I.T.E.E. schrieb in seiner selbstkritischen Auflösungserklärung Ende 1995, dass die Bullen ihnen manche ihrer Aktionen nur deshalb so schnell zuordnen konnten, weil sie kontinuierlich den gleichen Zündertyp verwendeten. Deshalb ist die Entscheidung für oder gegen entsprechende Variationen eine Entscheidung, die von Zusammenhängen bewusst getroffen werden muss. Dies gilt auch für mögliche Variationen in den für eine Aktion benutzten Chemikalien und, soweit es geht, deren Mischungsverhältnissen. Ebenso sollten nicht immer die gleichen Marken oder Bauteiltypen benutzt werden. Zu Zündertypen kann grundsätzlich gesagt werden, dass umso weniger Spuren Zurückbleiben, je einfacher sie sind. Ein Molli ist am leichtesten sauber zu halten und ein chemischer Zeitzünder hinterlässt weniger Spuren als ein mechanischer oder elektrischer. Gerade bei elektrischen Zündertypen können auch Seriennummern auf Bauteilen zum Problem werden. Ingrid Strobl wurde Mitte der 80er Jahre ein Wecker zugeordnet, der bei einer Aktion der RZ verwendet wurde. Das passierte mit einer groß angelegten Aktion des BKA in Kaufhäusern. Da, laut BKA, die RZ immer denselben Weckertyp verwendeten, wurde dieser mit einer Seriennummer versehen und jede Person, die ihn kaufte, gefilmt. Dieses Verfahren bescherte zwei Menschen längere Untersuchungshaft und in einem 129a-Verfahren wurden linke Bewegungen eingehend durchleuchtet.
Deshalb ist auch bei der Auswahl der entsprechenden Mittel, wie etwa Wecker, Variation angebracht. Seriennummern von Weckern zu entfernen ist schwer, da sie oft unter fest verbauten Teilen liegen. Prägungen in Metall können zwar herausgefräst werden, sind aber dann von den Bullen wiederherstellbar, da der Prägestempel auch das darunter liegende Metall verformt. Prägespuren können nachhaltig nur durch Überprägen oder Ausmeißeln entfernt werden, da dabei wie beim ersten Prägevorgang die Struktur des ganzen Werkstücks verändert wird.

Brandspuren
Unabhängig davon, dass ihr immer damit rechnen müsst, dass ein Brandsatz nicht angeht und Spuren bleiben, solltet ihr beachten: Brände vernichten Spuren nicht vollständig. Sie hinterlassen präzise Hinweise über das verwendete Material, die Zündart und die Stelle, an der der Brand angefangen hat. Die Bullen können aus Rußspuren, den Gasen in der Luft an einem Brandort und auf welche Art und wie stark etwas verkohlt ist, eine ganze Menge rekonstruieren. Wichtig ist auch hier: Variation und möglichst einfache Mittel. Die Verwendung von zum Beispiel dem immer gleichen Gemisch Brandbeschleuniger oder der gleichen Zündart ist wie das Hinterlassen eines Autogramms.

Schriftspuren
Handschriften sind sehr individuell und gut zuzuordnen. Das geschieht anhand der Linienführung, den Punkten beim Auf- oder Absetzen des Stiftes und dem Druck auf das Schreibgerät. Kalender, Tagebücher, handschriftliche Briefe und selbst Einkaufslisten können als Schriftvergleichsproben verwendet werden. Auch die Farbe und Tinte des Schreibgerätes oder die Zusammensetzung der Bleistiftmine kann eine Spur sein.
Blockschrift gilt als schlechter identifizierbar als Schreibschrift, da viele Eigentümlichkeiten in der Linienführung hier entfallen. Filz- und Fasermaler hinterlassen zwar auch individuelle Schreibmerkmale, wie die Handstellung oder den ausgeübten Druck, aber weniger als z.b. Kugelschreiber oder Füllfederhalter.
Denkt daran, immer auf festen Unterlagen zu schreiben. Die Schrift drückt auf das darunter liegende Material durch. Auf einem Block hinterlasst ihr nicht nur auf dem nächsten, sondern auch auf den nachfolgenden Blättern Spuren. Am besten eignen sich Glas oder Metall als Unterlage. Es versteht sich von selbst, dass mensch nichts Handgeschriebenes hinterlassen oder veröffentlichen sollte. Die Hinweise zur Handschrift sind aber vielleicht hilfreich für Mitteilungen untereinander oder ähnliches.
Grammatik, Rechtschreibung, Wortschatz, regionale Eigenarten und Dialekt können heute mit Hilfe von Computerprogrammen verglichen werden. Diese Untersuchungen sind nicht so eindeutig wie die Handschriftenanalyse. Aber sie werden immer mehr verfeinert. Das BKA hat eine Datenbank für Erpresser innenbriefe und Anschlagserklärungen eingerichtet, die von den Bullen für den Vergleich genutzt wird. In einem Erpressungsfall wollten die Täter_ innen durch Grammatikfehler verschleiern, dass sie muttersprachlich deutsch sprechen. Die Bullen konnten das jedoch dadurch rekonstruieren, dass schwierige Wörter richtig geschrieben waren.
Schreibt einfache Sätze, benutzt keine unnötigen Fremdwörter oder Spezialbegriffe aus eurem Berufsfeld. Variiert die Schreibweise von Jahreszahlen, Abkürzungen und ähnlich markanten Hinweisen. Entscheidet euch bewusst, ob ihr groß oder klein schreibt. Die Ermittlungen gegen angebliche mg-mitglieder haben auch gezeigt, dass die Bullen inhaltliche Vergleiche zwischen Bekenner_innenschreiben anstellen. Schlagworte und selbst Parolen, die in anderen - sogar in öffentlich unterschriebenen - Texten auftauchen, dienen ihnen als Ermittlungsansatz, um in bestimmten Strukturen zu schnüffeln.
Lest eure Texte in der Gruppe gegen und wechselt euch beim Schreiben ab. Das verhindert nicht nur eine feste Arbeitsteilung, sondern dient auch eurem Schutz, denn jede_r hat ihren individuellen Schreibstil. Damit können die Texte im besten Fall nicht einer Person direkt zugeordnet werden. Schreibt nur das Nötigste. Je kürzer, um so weniger Material liefert ihr den Bullen.
Auch das Papier ist eine Spur. Es kann verglichen und anderen Blättern aus demselben Block oder von derselben Papiersorte zugeordnet werden, ebenso wie ein verwendeter Klebstoff. Das gilt auch für Briefumschläge. Hebt nicht verwendete Umschläge nicht für das nächste Mal auf. Kauft lieber neue!
Wenn ihr Texte zu euren Aktionen verschickt, ergänzt zum Beispiel einen falschen Absender auf dem Umschlag. Das macht den Brief unauffälliger. Adressen sollten auf einem Drucker ausgedruckt werden, der euch nicht zugeordnet werden kann, mit Schreibmaschine geschrieben oder mit Stempel erstellt und am besten mehrmals kopiert werden. Denkt daran, alles hinterher sauber zu entsorgen. Briefmarken nicht mit Spucke (eure DNA) und auch nicht mit Leitungswasser aufkleben. Die Zusammensetzung des Leitungswassers kann auf die Region, aus der ihr kommt, Hinweise geben. Benutzt gekauftes Wasser, einen Klebstift oder am besten selbstklebende Briefmarken.
Erstellt immer mehrere Exemplare, falls eines verloren geht. Verwendet verschiedene Briefkästen, die weit voneinander entfernt liegen.
Viele benutzen als Alternative zum relativ unberechenbar speichernden Computer immer noch eine Schreibmaschine zum Verfassen ihrer Texte. Aber auch Schreibmaschinen hinterlassen Spuren auf dem Papier und so können auch nach dem Kopieren Texte einer bestimmten Schreibmaschine zugeordnet werden. Aus dem Farbband ist oft der geschriebene Text reproduzierbar und auch auf der Walze können Spuren der letzten geschriebenen Seiten gefunden werden. Die Typen einer Schreibmaschine sind so eindeutig wie jedes andere Werkzeug. Die Identität von Schrift und Schreibmaschine lässt sich ohne größeren Aufwand feststellen. Also benutzt keine Schreibmaschine, auf der ihr vorher einen Brief an Oma geschrieben habt.
Das Risiko der Wiedererkennung der Schrift kann auch hier durch Größer- und Kleinerkopieren minimiert werden. Darunter leidet aber oft auch die Druckqualität. Für Schreibmaschinen gilt das gleiche wie für alle anderen Werkzeuge: kaufen, verwenden und wegwerfen. Das kann auf Dauer relativ teuer werden, minimieren lassen sich die Kosten durch den Kauf gebrauchter Schreibmaschinen (nicht aus linken Zusammenhängen!). Um Spuren einzuschränken, können auch elektrische Schreibmaschinen mit wechselbarem Typenrad verwendet werden, allerdings bleiben Spuren auch auf anderen Teilen einer Schreibmaschine zurück.
Zunehmend werden Computer ohne Festplatte z.b. mit dem auf Linux basierenden Betriebssystem Knoppix verwendet. Hier soll aber kurz auf Probleme mit dem Ausdrucken eingegangen werden. Drucker hinterlassen Spuren, euer Drucker zu Hause scheidet für solche Arbeiten also aus. Zumindest bei Farblaserdruckern ist bekannt, dass sie ihre Seriennummer im ausgedruckten Text verstecken. Ob dieses Problem auch Kopierer betrifft, wissen wir zwar nicht, es sollte jedoch damit gerechnet werden. Habt das im Kopf, wenn ihr irgendwo etwas ausdruckt! Das gleiche Problem besteht auch bei CD- und DVD-Brennern. Sie brennen die Seriennummer des Gerätes, also ein eindeutiges Merkmal, mit auf die CD. (Ausführliche Informationen findet ihr im 5. Kapitel Sicher schreiben lernen am Computer".)

Materialspuren
Wir meinen mit Materialspuren alle Spuren, die unbeabsichtigt an euch, eurer Kleidung oder in genutzten Räumlichkeiten Zurückbleiben. Auch hier kann es für uns keine hundertprozentige Sicherheit geben, aber wir können den Bullen zumindest die Arbeit erschweren.
Anfangen wollen wir hier mit den Spuren, die an eurer Kleidung haften. Auch wenn ihr sie nicht sehen könnt, trägt eure Kleidung viele Spuren mit sich, die nicht unbedingt durch Waschen zu entfernen sind. Je nach Art der Aktion sind diese für die Bullen unterschiedlich verwertbar. Wenn ihr sprühen geht, könnt ihr euch sicher sein, dass, auch wenn ihr es nicht seht, feinste Farbpartikel an eurer Kleidung, besonders an Hose und Schuhen zu finden sind. Die Bullen können diese Partikel mit einer Speziallampe zum Leuchten bringen. Diese Lampe ist keine Spezialtechnik, die nur dem BKA zugänglich ist, sondern ist auf jeder Wache vorhanden. Sicherlich verlieren diese Farbspuren oft mit zunehmender zeitlicher Entfernung zur Aktion ihre Relevanz, entfernen lassen sie sich jedoch nicht mehr.
Ebenso wenig lassen sich die feinen Glaspartikel entfernen, die beim Einschlagen einer Scheibe entstehen. Diese Partikel können leider auch noch einer bestimmten Scheibe nach Art des Bruchs zugeordnet werden. Auch hier hilft das Waschen der Kleidung wenig. Blutflecken sind kaum oder nur schwer zu entfernen und hinterlassen Rückstände in Stofffasem. Sie bleiben nachweisbar. Das Entsorgen eurer Aktionskleidung ist oft der einzige Weg, möglichst spurenfrei zu bleiben. Abhilfe kann ein einfacher günstiger Overall aus dem Baumarkt schaffen. Den könnt ihr nach der Aktion schnell ausziehen und unter ihm unauffällige Kleidung tragen. Übt aber auf jeden Fall das Ausziehen vorher und schneidet, falls nötig, die unteren Enden der Hosenbeine etwas auf, damit ihr ihn über die Schuhe bekommt. Entsorgt ihn auf keinen Fall in der Nähe des Aktionsortes, da er mit Sicherheit zumindest DNA-Spuren von euch trägt. Zum Thema Schuhe und Bodenspuren haben wir weiter oben schon einiges gesagt.
Alle Kleidung, die ihr tragt, hinterlässt Spuren an euch. Das ist besonders wichtig, wenn ihr Handschuhe tragt, da die Bullen anhand von Faserspuren, zum Beispiel unter euren Fingernägeln, feststellen können, dass ihr Handschuhe getragen habt und welche.
Verkleidungen wie Bärte und Perücken hinterlassen ebenfalls entsprechende Spuren. Zu verhindern ist das kaum, es sollte euch nur bewusst sein, dass ihr auch nach Umziehen und in Entfernung vom Aktionsort nicht völlig frei von Spuren seid und auch dort möglicherweise Gewebeabdrücke oder gar Kleidungsfetzen hinterlassen habt.
Es ist wichtig, vor einer Aktion möglichst alles zu Hause zu lassen, was leicht von der Kleidung abfallen kann. Also nichts mit Knöpfen, die verloren gehen können, anziehen und auch auf lange Schals oder Kleidung mit Fransen verzichten. Die behindern euch nicht nur bei einer etwaigen Flucht, es können auch leicht Fetzen am Aktionsort Zurückbleiben.
Wenn ihr bei der Aktion oder beim Bauen mit Benzin in Berührung kommt, sollte euch bewusst sein, dass der Geruch kaum zu entfernen ist und bei einer Kontrolle gefährlich für euch werden kann. Passt beim Molliwerfen auf, dass kein Benzin auf eure Haut und Kleidung tropft. Das Problem dabei ist die eigene Wahrnehmung. Denn die Nase entwickelt eine gewisse Toleranz gegen den Geruch, wenn sie ihm länger ausgesetzt ist und ihr merkt es nicht mehr, wenn ihr wie eine kleine Tankstelle riecht.
In solchen Fällen, wie auch bei Aktionen mit Feuer, pflegen die Bullen eure Hände in Plastikbeutel zu stecken, um später analysieren zu können, was für Spuren daran zu finden sind. Dies trifft insbesondere auf Schmauchspuren zu, die z.b. beim Abschuss von Waffen entstehen. Untersuchungen auf Schmauchspuren werden mittlerweile auch auf Demos angewandt, um feststellen zu können, ob die festgenommene Person einen Pyro abgeschossen hat oder bei Menschen, die von den Bullen beschuldigt wurden mit Kaminanzündern Autos abgefackelt zu haben. Hier können Handschuhe helfen, die rechtzeitig entsorgt werden, denn Schmauchspuren bleiben oft auch noch nach dem Waschen erhalten.
Spuren können aber auch bei der Herstellung von Aktionsmitteln entstehen. Wenn ihr mit pulverförmigen Substanzen arbeitet, müsst ihr davon ausgehen, dass sowohl euer Arbeitsplatz, als auch die benutzte Kleidung voll davon sind. Einen Arbeitsplatz wieder komplett zu reinigen, so dass auch chemische Verfahren der Spurensicherung nicht anschlagen, ist unseres Wissens nach unmöglich. Eure Wohnung sollte also, wenn ihr sicher gehen wollt, auch aus diesem Grund für solche Arbeiten ausfallen. Möglich sind sie in Räumlichkeiten, in denen es euch sicher erscheint und die nicht auf euch zurückzuführen sind (hier sind keine linken Projekte gemeint!), eine Möglichkeit sind z.b. leerstehende Häuser. Ihr solltet auch dort keine Fingerabdrücke und möglichst keine DNA-Spuren hinterlassen. Auch bei allen anderen Arbeiten solltet ihr darauf achten, keine noch so kleinen Splitter oder Drahtstückchen bei euch herumliegen zu lassen.

Einkaufen
Auch beim Einkaufen solltet ihr besonders vorsichtig Vorgehen. Kauft immer nur eine Sache in einem Geschäft. Bezahlt bar, nicht mit Kredit- oder EC-Karte. Vernichtet eure Kassenbons. Überlegt euch vorher in Ruhe, was ihr wo einkauft und testet den Laden eventuell mit etwas Unauffälligem, damit ihr euch sicher fühlt.
Große Läden mit viel Publikum ermöglichen eine gewisse Anonymität. Sie haben aber meistens Kameras. Manchmal werden Videoaufzeichnungen nach 48 Stunden gelöscht. Nutzt dies und berücksichtigt es in eurer Zeitplanung, aber verlasst euch nicht darauf. Es ist immer besser, mit einem gewissen Abstand zur Aktion einzukaufen. Dann kommt ihr nicht in Bedrängnis und werdet unvorsichtig, wenn es etwas nicht gibt. Kleine Läden haben den Vorteil, dass sie oft keine Kamera haben. Dafür können sich die Verkäuferinnen oft sehr gut daran erinnern, an wen sie was wann verkauft haben.
Gegen das Wiedererkennen könnt ihr oft schon mit kleinen Verkleidungen große Wirkung erzielen. Von der Fensterglasbrille über den falschen Bart bis zu Perücke, farbigen Kontaktlinsen und Haartönungen, vom Anzug bis zur Joggingjacke sind hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Selbst Theaterschminke oder Latexmasken können helfen. Allerdings solltet ihr euch in eurer Verkleidung wohl fühlen und normal bis unauffällig wirken.
Kauft, wenn möglich, alles immer in Verpackungen. Bittet um eine Tüte, oft packen die Verkäuferinnen dann euren Einkauf selbst ein. Im Winter ist es manchmal sogar unauffällig, mit Handschuhen (unbenutzt!) einzukaufen. Wenn Handschuhe zu auffällig sind, könnt ihr mit Heftpflasterspray Fingerabdruckspuren etwas verringern (siehe auch Abschnitt zu Fingerabdrücke), aber nicht sicher vermeiden. Gegen DNA-Spuren helfen sie nicht.
Fahrt nicht mit eurem Auto oder Motorrad einkaufen. Auch das Handy bleibt selbstverständlich zu Hause. Hier gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie beim Auschecken des Aktionsortes. Wenn ihr öfter Aktionen macht, wechselt die Läden und die Marken. Variiert Zeiträume und Tage, an denen ihr bestimmte Sachen einkauft. Manchmal lohnt es sich auch, lieber etwas weiter weg oder sogar in die nächste Stadt zu fahren. Auf jeden Fall sollte aus euren Einkäufen nicht auf euren Wohnort geschlossen werden können.
Für Spezialteile denkt euch eine Geschichte aus, die erklärt, warum ihr sie ganz legal braucht. Recherchiert dafür vorher gründlich. Legt euch für alle Fälle auch eine Geschichte für den Smalltalk mit den Verkäuferinnen zurecht. Bei einigen Chemikalien müsst ihr den Zweck der Verwendung mit eurer Unterschrift bestätigen. Übt dafür eine falsche Unterschrift und verwendet für Formulare Druckbuchstaben. Bringt einen Filzstift mit (siehe auch Abschnitt zu Schriftspuren).

Ein paar Tipps zur Recherche
Bei der Vorbereitung einer Aktion hinterlasst ihr nicht nur materielle, sondern auch virtuelle Spuren. Wir wollen hier nur ein paar grundsätzliche Vorgehensweisen bei der Recherche zur Aktionsvorbereitung darstellen.
Die Bücher, die ihr in einer Bibliothek bestellt oder ausleiht, sind auf euch zurückzuführen und die Bullen überprüfen die Bibliotheksaccounts von Verdächtigen. Vermeidet dies deshalb unbedingt. Bibliotheken werden zum Teil auch videoüberwacht. Das gleiche gilt, wenn ihr euch von öffentlichen Computern aus mit eurem Account einloggt. Bei einer Internet-Recherche ist es wichtig, dass ihr nicht an eurem eigenen Rechner surft, dass ihr an einem Ort nur ein Thema und am besten nur einen Aspekt recherchiert. Ihr solltet euch, wenn ihr über ein Thema recherchiert, nicht gleichzeitig das konkrete Ziel auf dem Stadtplan anschauen oder gar praktische Anleitungen anzeigen lassen. Macht NICHTS Privates auf dem Rechner, keine und auch sonst kein Surfen, denn gerade in Zeiten der Vorratsdatenspeicherung (alle Seiten, die ein Computer aufruft, werden gespeichert) stellt das eine große Gefahr dar. Lasst eure Handys zu Hause, wenn ihr zum Recherchieren geht.
Denkt daran, dass in Internet-Cafés oft Kameras hängen und versucht diese zu meiden. Auch solltet ihr darauf achten, dass ihr auf der Tastatur keine Spuren hinterlasst, vor allem wenn ihr eure Texte über das Internet verschicken wollt. Ladet sie direkt vom Datenträger hoch, wenn ihr es so machen wollt. Es ist für die Bullen leicht festzustellen, von welchem Rechner aus ein Text verschickt wurde. Deshalb solltet ihr immer beachten, dass es auch in Cafés ohne Kamera Menschen gibt, die euch eventuell identifizieren können. Versucht, mit Verkleidungen zu arbeiten und so unauffällig wie möglich zu bleiben. Denkt daran, dass auch auf Geldstücken eure Fingerabdrücke zumindest kurzfristig zu finden sind. (Buchtipp: Zum Thema Computersicherheit findet ihr viel in der neuen Ausgabe von Wege durch die Wüste".)

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Kommentare

mensch am 11.05.2022 - 00:19 Uhr
... Ich frage mich, ob Autori absichtlich merkwürdige Fehler im Text versteckt hat...warscheinlich in einem Internetcafe mit Knoppix geschrieben :-)
Sehr interessanter Beitrag, zu digitalen Dingen kann man einfach Tails benutzen am besten mit einem VPN das man immer verwendet, dann weiß Telekom & co. Übethaupt nicht mehr, wann man wen kontaktiert. In tails ist dann auch alles drin, was man braucht...
Session, Briar, Cwtch, Matrix mit .onion server sind sehr zu empfehlen.

Jan am 11.12.2021 - 00:28 Uhr
:-o

Jörg am 08.08.2021 - 11:28 Uhr
Lustige Kombination von Aufregung über einen harmlosen Begriff zusammen mit einer inhaltsleeren Beleidigung. Der Dachverband der Kriminalbeamten hat früher jährlich einen Orden verliehen an den tollsten Polizist des Landes. Der Orden hieß "Bullenorden". Der Begriff scheint also eine Auszeichnung zu sein. Ich gehe aber davon aus, dass du das alles nie recherchiert hast. Pöbeln geht am besten, wenn mensch keine Ahnung hat.

Harvey Finkkle am 08.08.2021 - 08:55 Uhr
Mich stört das Wort Bullen, ihr linkes kriminelles Pack

the guy am 23.09.2020 - 07:00 Uhr
Sehr guter Text....
Irre ich mich oder kann man auch tor benutzen um zu surfen?
Ich meine dann werden keine Webseiten gespeichert weder im Router noch im PC...
Und die webseite bekommen eine falsche Ip.
Wer auch immer das geschrieben hat ist eine Legende.


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