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FEHLURTEILE UND IHRE GRÜNDE

Brutal, aber häufig: Irrtum bei Todesstrafe und lange Freiheitsstrafen


1. Einleitung
2. Fehlerhafte Ermittlungen und Beweisaufnahme
3. Äußere, u.a. politische Beeinflussung
4. Rahmenbedingungen
5. Brutal, aber häufig: Irrtum bei Todesstrafe und lange Freiheitsstrafen
6. Rechtsbeugung: Straftaten der Anklagenden und Richtenden
7. Gerichtete Justiz
8. Auf verlorenem Posten: Zeug*in vor Gericht
9. Links

Wenn Menschen hingerichtet werden oder viele Jahre im Knast sitzen, weil Gerichte sich irren, zeigt sich die Brutalität einer Maschinerie, die sich anmaßt, die Wahrheit nicht zu kennen, sondern selbst festzulegen ...

Aus "Dead Man Talking", in: FR, 16.4.2007 (S. 3)
Acht Jahre, 11 Monate und 19 Tage saß er unschuldig im Gefängnis. Zwei Jahre davon in der Todeszelle. "Als der Richter das Urteil verkündete, haben sie im Saal gejubelt: Gebt ihm Gas!" erzählt Bloodsworth. Die Todesstrafe war in den USA lange populär. "Kirk, wir kriegen dich", riefen selbst Mithäftlinge im Knast noch durch den Lüftungsschacht. Dabei hatte er die kleine Dawn Hamilton gar nicht in den Wald gelockt. Hatte sich nicht an dem neunjährigen Mädchen vergangen. Sie nicht gewürgt und dann mit einem Stein erschlagen. Ein Justizirrtum.

Aus "Die Unschuldigen befreien" in: Spiegel 49/2007
Mit Hilfe von DNA-Tests werden in den USA alte Gerichtsurteile überprüft - mit schockierendem Ergebnis: 208 Justizopfer mussten bereits freigelassen werden, 15 davon aus der Todeszelle. ...
Der jetzt einsetzende Wandel lässt sich nirgendwo in den USA so deutlich ablesen wie in Dallas County, einem texanischen Verwaltungsbezirk, der 38 Städte mit insgesamt 2,3 Millionen Einwohnern umfasst. Neben James Giles sind hier schon zwölf weitere Menschen aufgrund nachträglicher DNA-Tests freigekommen - das sind mehr "exonerees" als in jedem anderen County der USA.
Die Rekordzahl wirft ein Licht darauf, wie etliche Staatsanwälte in Dallas vorgegangen sind. "Es gab eine Wir-müssen-um-jeden-Preis-gewinnen-Mentalität", räumte ein ehemaliger Ermittler gegenüber dem "Dallas Observer" ein. Die Parole auf den Fluren des Strafgerichts habe geheißen: "Einen Schuldigen kann jeder überführen - aber es braucht Begabung, einen Unschuldigen zu überführen." ...
Besonders eine dunkle Hautfarbe, so zeigt sich, ist ein großer Nachteil vor Gericht. Brandon Garrett wird im Januar die erste Studie zum Thema im "Columbia Law Review" veröffentlichen. Der Jurist von der University of Virginia hat die Fälle der ersten 200 Freilassungen studiert: Von den Menschen, die zu Unrecht als Vergewaltiger abgeurteilt wurden, waren 73 Prozent Schwarze oder Hispanics. Bei rechtmäßig verurteilten Vergewaltigern liegt die Vergleichszahl bei nur 37 Prozent.



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