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ZUR GEWALTFRAGE

Perspektiven


1. Um was es geht
2. Was ist eigentlich Gewalt?
3. Verwirrung hoch zehn: 20. Juli 1944
4. Gewalt als zentraler Punkt - pro und contra
5. Perspektiven
6. Vermeintliche Ursachen von Gewalt
7. Links

Im Folgenden soll es um die Perspektiven gehen, die aus der Sackgasse herausführen, die mit dem Hegemonialanspruch der Gewaltfrage verbunden ist. Denn wer bestimmte Verhaltensnormierungen durchsetzen will, will Macht über die Menschen ausüben. Wenn der Staat dazu aufruft, auf Gewalt zu verzichten, dann wissen seine Vollstrecker_innen, dass sie selbst darauf nicht verzichten. Das bereits seine Propaganda: Der Staat predigt Gewaltfreiheit und feiert Bombenattentäter, weil und auch nur wenn sie der Nation dienten - ob in Afghanistan oder zum 20. Juli 1944. Gewaltfreiheitsdogma heißt hier schlicht Herrschaftssicherung.
In politischen Bewegungen ist die Debatte um Gewalt fast immer mit Hegemonialkämpfen verbunden. Es geht um die Dominanz über die Köpfe, die Medien und die praktische Organisierung von Protest.

Aus "Das Selbstbewusstsein der Gewaltfreien", in: Neues Deutschland (25.7.2008)
Seit den erfolgreichen Sitzblockaden von Heiligendamm sieht sich die Gewaltfreienszene im Aufwind. Immerhin kann sie darauf verweisen, dass die "Fünf-Finger-Taktik", mit der man die Polizeiketten durchbrechen kann, ohne auch nur einen Stein geworfen zu haben, auf ihrem Mist gewachsen ist. Jochen Stay, einer der Köpfe der Gewaltfreien, ist optimistisch, dass das Konzept nun auch Spektren überzeugt hat, die bislang eher auf Militanz gesetzt haben. Das "Drängeln und Schubsen", das vorher als Aktionskonsens ausgehandelt wurde, habe praktisch nicht stattgefunden. "Es kann gut sein, dass ›Block G8‹ aus einer ganzen Reihe ›Postautonomer‹ nun zumindest ›Prägewaltfreie‹ gemacht hat", frohlockte der langjährige Sprecher von "X-tausendmal quer" in der Zeitschrift "Graswurzelrevolution".
Ziviler Ungehorsam ist tatsächlich hip, auch in der radikalen Linken. Christoph Kleine, der als Avanti-Mitglied zum angesprochenen Spektrum gehört, dämpft jedoch Stays Euphorie. Man könne Massenblockaden gut finden, ohne gleich generell zum Anhänger gewaltfreien Widerstands zu werden, sagt er. "Für die Zugabe-Netzwerker ist Gewaltfreiheit ein politischer Grundsatz, der in jeder Situation gilt. Das ist es für uns nicht." Dass ihnen nachträglich das Etikett "Prägewaltfreie" angeheftet werden soll, passt Kleine nicht.


Extra-Seite zu "Perspektiven" jenseits der Dominanz von Gewalt und Gewaltfreiheit als Fetisch

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