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UMGANG MIT REPRESSION

Ausschnitte aus Mails der Hoppetosse-Mailingliste


1. Aus dem Protokoll des Treffens "Organisierung von unten"
2. Ausschnitte aus Mails der Hoppetosse-Mailingliste

(> = ztitierte Mail, auf die der Text eine Antwort ist)Was ich meint war: Wenn ich weiss, was in Menschen vorgeht, die mit Lust aufmich einpruegeln, kann ich, ohne die geschichte des Menschen zu kennen,durch eine bewusste Reaktion der Gewalt einhalt gebieten. beispiel: Wenn ichvon mehreren Bullen ueberfallsmaessig verpruegelt werde, und ich sehe ihrehassverzerrten gesichter, hiesse das, ich koennte ihr Verhaltenbeeinflussen, indem ich lauter schreie, gar nicht schreie, etwas rufe, wie:„ich bin nicht dein Opfer“, oder „Du bist hier der Hilflose“ oder sowas inder Art? Kann mensch sowas ueberhaupt ableiten?
Ich bin skeptisch, ob du in einer solchen Situation noch Chancen hast, die Bullen zu beeinflussen. Es ist ja alles andere als eine therapeutische Situation, wo sie offen für neue Erkenntnisse sein könnten. Es ist fraglich ob sie überhaupt hinhören, was du sagst oder schreist.
Dennoch ist die Message „ich bin nicht (dein) Opfer“ im Prinzip richtig. Bloß sind da nicht die Worte entscheidend, sondern die Haltung mit der du das auf nonverbalem Wege rüberbringst. Dazu ist wichtig, dass du dir das selbst erstmal gründlich klarmachst, dass du nicht hilfloses Opfer bist und ein entsprechendes Selbstbewußtsein entwickelst. Die Botschaft geht vorwiegend von unterbewußt zu unterbewußt, auch der Hass auf die Hilflosen ist ja meistens nicht bewußt. Und sie sollte möglichst schon ankommen, bevor die Bullen losprügeln, denn sie zu stoppen, wenn sie erstmal voll drin sind in ihrem Rausch, ist sehr viel schwerer, als wenn sie kurz davor sind oder gerade anfangen.
Es gibt viel Ähnlichkeit zwischen meinen Erfahrungen mit Bullen und denen mit Hunden. Ist auch kein Wunder, da sie im allgemeinen ähnlich autoritär erzogen werden. Früher hatte ich vor beiden ziemliche Angst. Da ich viel mit dem Fahrrad durch die Dörfer hier fuhr/fahre war das schon ein Problem, wenn Hunde hinter mir herjagten. Durch näheren Umgang mit Hunden verminderte sich die Angst, und je weniger Angst ich hatte, umso schüchterner wurden die Hunde. Dabei hat es mir sehr geholfen, dass ich mir aggressive Notwehrphantasien gegen die Hunde erlaubte. Wenn jetzt Hunde hinter mir herjagen, fahr ich nicht mehr schneller, sondern eher langsamer, notfalls halte ich an und geh oder fahr auf sie zu. Meistens verziehn sie sich dann. Wenn sie weiter kläffen, schrei ich sie auch mal kurz an. Das erweckt wohl Assoziationen an ihr Herrchen, dem sie ja auch gehorchen müssen. Es kann also zum Schutz gegenüber autoritär Erzogenen ganz nützlich sein, selbst mal Autorität zu spielen.
Auf jeden Fall ist es ein fataler Fehler, sich zu ducken und Angst und Hilflosigkeit zu zeigen. Die Menschen, die sich dadurch besänftigen lassen, sind selten und bei den Bullen noch seltener. Andererseits kann es in Situationen, wo mensch ihnen ausgeliefert ist, auch falsch sein, „Ihr könnt mir garnichts“ zu signalisieren und sie damit zu reizen, zu beweisen, dass sie dich doch fertigmachen können. Am besten wärs wohl, sich so zu verhalten, dass ihnen das Quälen möglichst wenig Reiz verschafft, also langweilig wird.
Doch wenn möglich sollten wir unsere psychologischen Erkenntnisse schon anwenden, bevor es zu solchen real doch ziemlich hilflosen Situationen kommt. Die schlimmsten Prügeleien geschehen dann, wenn Panik ist und alle weglaufen. Das wird oft so interpretiert, dass die Panik entsteht, weil die Bullen prügeln. Panik entsteht jedoch in bedrohlichen Situationen erst durch das Gefühl des Fehlens von Solidarität, des Allein-gelassen-werdens, der Vereinzelung. „Rette sich, wer kann“. Der Egoismus jedes Einzelnen wird legitimiert durch den Egoismus aller anderen, an gemeinsame Bewältigung der Bedrohung wird fast garnicht mehr gedacht. (Die Parallelen zum allgemeinen Wirtschaftsverhalten im neoliberalen Zeitalter sind deutlich, wir könnten es als permanente Panik deuten.)
Bei einer Panik sind die, die zurückbleiben, wirklich hilflos und ängstlich sind sowieso fast alle. Also eine Situation, wo sich der Hass gegen die Hilflosen „so richtig“ austoben kann. Dazu kommt, dass kaum einer das Geschehen beobachtet, weil alle wegrennen und soviel gleichzeitig passiert. Außerdem können die Bullen das Wegrennen als Erfolg und Bestätigung ihrer Gewalttätigkeit interpretieren.
Dazu kommt: eine Zustimmung zu den meisten seiner Konzepte hat eine direkteAuswrikung auf das eigene Verhalten gegenueber anderen Menschen.Zum Beispiel ist mir jetzt voellig klar, dass ich Gewalt als Aktionsformablehne, fuer mich, und sie an anderen kritisiere. Weil es voellig klar ist,auf was fuer eine logik mensch sich da einlaesst und was fuer einepatriachale, destruktive Schwachsinnslogik das ist. andererseits kann ichdie Wut der Menschen sehen und verstehen, und kann ihre Steinewerfereiempathisch nachvollziehen, aber rational und emotional ist es daneben.
Ich habs auch schon erlebt, wo ich Steinewerferei als schützend empfand, besonders nachdem ich kurz vorher auf einer völlig gewaltfreien Demo zusammengeprügelt wurde. Doch im allgemeinen hab ich wenig Sympathie für diese „schwarze Block“ Kultur der Auseinandersetzung mit der Polizei. Nicht nur wegen der Gewalt, sondern auch wegen mangelnder Solidarität. Denn irgendwie gehört es zusammen, der Hass und die Angst, das Vorpreschen und das Wegrennen. Besonders beliebt sind da ja die Typen, die aus den hinteren Reihen Steine werfen, um schnell wieder weg zu sein, und dann die eigenen Leute treffen, die vorne stehen. Und die Vermummungen behindern nicht nur Identifikation und Festnahmen, sondern auch die Vertrauensbildung zwischen den Demonstranten.
Eine ganz andere Art der Auseinandersetzung mit der Polizei hat sich zB hier im Wendland im Widerstand gegen die Atomanlagen entwickelt. Nicht dass hier bessere solidarischere Menschen wären. Doch die Ausgangslage war günstiger, und wenn solidarisches Verhalten erstmal da ist, entsteht auch das Bewußtsein seiner Wichtigkeit.
Ein wichtiger Ausgangspunkt ist das Selbstbewußtsein. Der Widerstand im Wendland ist zu einem großen Teil bürgerlich-bäuerlich und die stärkste Motivation ist die Verteidigung ihres Lebensraums und ihrer Lebensweise gegen die Atomindustrie. Als angesehene Mitglieder der Gesellschaft haben sie viel mehr das Gefühl im Recht zu sein, als zb Studenten und Arbeitslose in den städtischen Bewegungen, die den Kapitalismus abschaffen wollen. Also gehen sie auch ganz anders auf die Bullen zu, meist mit Verbalattacken, gewaltfrei aber offensiv. Die Grundsituation ist ein sich Auge in Auge gegenüber Stehen, ein handgreiflich Werden der Bullen wird nicht hingenommmen, es gibt dann ein solidarisches Geschimpfe und Gerangel, bis sich die Situation wieder beruhigt hat.
Solidarität und Angstfreiheit bedingen sich gegenseitig. Wenn ich mir der Unterstützung der anderen sicher sein kann, verliert sich meine Angst. Und wenn ich keine Angst hab, fällt es mir leichter mich solidarisch zu verhalten.

Liebe Hoppetossitas,

nach dem OvU Wochenende stellt sich mal wieder die Frage, was das ganze an Theorie&Debatte eigentlich soll...
Ich denke, die Anti-Castor-Camps bieten eigentlich ne gute Möglichkeit die Theorie mit mehr Menschen zu diskutieren, z.B. kreativer Umgang mit Repression. Was weis ich, aber ein Workshop aufm Camp & ne konkrete Planung kann durchaus was nettes sein, und auch auf den Auftaktdemos & erst recht bei und um die Blokaden könnten „kreativer Widerstand“ und „horizontale Organisierung“ mal zeigen was sie so bringen.
Und was ist mit euch und euren Basis-Zusammenhängen?
Konkrete Vorschläge und Scherze (alles Strafrechtlich relevante ist natürlich auf jeden Fall ein Scherz ;) ):
Anti-Repressionsarbeit kann z.B. sein auf den Demos die Bullen-Filmaufnahmen zu behindern, z.B. durch Einsatz von Wasserpistolen (Inhalt muss nicht nur Wasser sein, sondern z.B. Wasser). Oder während die einen auf den Schienen sind blokieren die anderen die Anfahrenden Wannen, oder den Abtransport (z.B. die „Räumung“ kesseln). Den Staat schon im Vorfeld auf Trab halten, nicht auch lokal sind Aktionen möglich, nicht nur Schienen lassen sich besetzen, sondern Innenstädte, Bahnhöfe, Konsumtempel, Kreuzungen, Autobahnen, Züge, Flugzeuge... was ist mit Mehl und Zucker?
Wie könnten Anti-Blocks auf den Demos aussehen, braucht ja nicht nur Unorganisiertes beiwerk der Bloks von Hirarchis zu sein, sondern kann ja auch seine eigene chaotisch-organisierte Dynamik entfalten: Radical Cheerleading, Musik, Wasserpistolen, Strassen- & Gleisverschönerung...
Mensch kann ja auch mal was anderes werfen als Pflastersteine und Mollis, z.B. Luftballons, Wasserbomben, Papierflieger, Plüschtiere...

Aber gibt ja noch vieles mehr, wie z.B. von unten organisierte Pressearbeit (nicht nur auf Indymedia schreiben, sondern auch die bürgerliche Presse anquatschen), AKs und Workshops auf den Camps selbst organisieren (z.B. Thema Selbstorganisation)...
Seid kreativ! Bildet taliBANDEN! ;)
Ich hoffe, ich erkenne euch auf den Demos an euren Aktionen & eurem Outfit (nein, schwarz habe ich nicht gemeint, aber so ein „schwarzer Block“ wäre doch hinzubekommen). & ich hoffe dass diese mail mal ein paar Aktionen inspirieren mag.

Links zu Auseinandersetzungen über kreativ-feindliche VS-Kontakte

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