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METHODENSAMMLUNG

Hilfsmittel für Diskussions- und Entscheidungsfindungsrunden


1. Hilfsmittel für Diskussions- und Entscheidungsfindungsrunden
2. Moderation
3. Visualisierung, Ergebniskontrolle
4. Kreativverfahren
5. Methoden zur Reflexion und Auswertung

Das richtige Verfahren zu finden, d.h. über die Gesamtstruktur Wege zu finden, die Gleichberechtigung stärken und Dominanzen abbauen, ist das wichtigste der Entscheidungsfindung von unten. Wer an hierarchischen Strukturen mit zentralen Gremien (von Vorstand bis Plenum) festhält, wird mit allen weiteren Methoden nur noch die grundlegenden Fehler abmildern. Da aber auch Verminderungen von Dominanz sinnvoll sind, sollen im folgenden Beispiele für solche Methoden genannt werden. Viele von ihnen sind auch dort hilfreich, wo der Grundrahmen bereits geändert ist.

Blitzlichtrunde
Die Blitzlichtrunde dient dazu, dass alle Anwesenden äußern können wie sie die gegenwärtige Situation finden, sowohl was den inhaltlichen Verlauf der Diskussion anbelangt, als auch das subjektive Empfinden über deren Art. Blitzlichtrunden können eigentlich bei jeder Gelegenheit stattfinden, auch im Rahmen einer Entscheidungsfindung.

Eine Blitzlichtrunde kann zu vorher verabredeten Zeiten durchgeführt werden, oder (zusätzlich) wenn eine Beteiligte das will. In der Blitzlichtrunde dürfen alle nacheinander, in einer zufälligen Reihenfolge oder nach Vereinbarung (z.B. reihum), sagen was sie über die gegenwärtige Situation gerne loswerden wollen, was sie zu Vorschlägen denken, wie sie sich in der aktuellen Diskussion führen u.ä. - aber das möglichst so kurz, dass auch alle anderen Gelegenheit haben sich zu äußern. Gut ist auch wenn diejenigen, die gerade nicht in der Runde dran sind, zuhören und still sind, und sich wer dran ist nicht nur auf vorangegangene Beiträge bezieht - jedenfalls nicht im wertenden Sinne, also weder beschimpfend noch anschließend. Schließlich soll es darum gehen, einen Überblick darüber zu bekommen, was die Einzelnen im Moment meinen. Allerdings wäre ein Redezwang wieder nicht herrschaftsmindernd.

Zur Entscheidungsfindung kann eine Blitzlichtrunde dienen, indem der Überblick über die Meinungen aller entsteht. Das hilft, um erkennen zu können, wo im gegenwärtigen Verlauf der Diskussion die zu klärenden Probleme liegen, welche Ansatzpunkte oder Lösungsvorschläge bestehen usw. Außerdem können in Blitzlichtrunden Empfindungen geäußert werden, die in einem sachlichen Verlauf der Diskussion nicht angesprochen würden, die Entscheidungsfindung aber dennoch beeinflussen. Zur Entscheidungsfindung von unten sind Blitzlichtrunden geeignet, indem sie relativ geringe Tendenzen zur Hierarchiebildung aufweisen, weil alle Beteiligten in festgelegter Reihenfolge zu Wort kommen (können), wodurch eine Polarisation der Positionen nicht durch die Diskussion dominierende MeinungsführerInnen begünstigt wird. Blitzlichtrunden öffnen somit Möglichkeiten zur Konsensfindung (Konsensverfahren).

Diese können noch verstärkt werden, indem Blitzlichtrunden nicht nur nebenbei zur Unterbrechung anderer Diskussionsverfahren vorkommen, sondern soweit wie in dieser Gesprächsform Leute etwas zu sagen haben fortgesetzt werden, also die Runden in der festgelegten Reihenfolge solange wiederholt werden, bis eine Entscheidung gefunden ist oder andere Diskussionsverfahren wieder sinnvoller erscheinen. Auf der anderen Seite fördern Blitzlichtrunden die kollektiven Strukturen und schwächen Autonomie/Vielfalt. Ohnehin werden Blitzlichtrunden bei sehr vielen Beteiligten schwierig. Ist abwechselndes Reden bei zwei Beteiligten die einzig mögliche Form des Gesprächs, wird die gleichberechtigte Diskussion bei mehr als hundert Beteiligten unmöglich. Blitzlichtrunden oder andere Verfahren mit formalisierter Gleichberechtigung dauern Stunden. Ist es nötig, dass Gruppen dieser Größe gemeinsame Entscheidungen treffen, sollte eher versucht werden die Gruppe z.B. in zehn Gruppen zu je zehn Beteiligten zu teilen, um Gespräche und Blitzlichtrunden in den zehn Gruppen zu machen. Die Ergebnisse können in einer Gesamtrunde mit je einer Person aus diesen Gruppen zusammengetragen werden, wobei auch wiederum Blitzlichtrunden die Einstieg bilden können, in der die Meinungen aus allen Gruppen benannt werden.

Redeliste
Wenn ein größere Gruppe miteinander reden will, kommt es oft zu Dominanzen, weil einige Personen sich schneller, intensiver und länger zu Wort melden als andere. Die Redehäufigkeit und -länge ist nicht zufällig verteilt, sondern folgt gesellschaftlichen Zurichtungen nach Bildungsgrad, Alter, Geschlecht, Herkunft usw. Um diesen Zustand zu brechen, müssen andere Diskussionsformen als solche mit plenarem Charakter gefunden werden. Ist das nicht gewünscht oder möglich, können Verfahren eingeführt werden, die die Reihenfolge der Rednerinnen bestimmen. Eine Möglichkeit dazu ist die Blitzlichtrunde, eine andere die Redeliste. In dieser richtet sich allgemein die Reihenfolge der Reden nach der Abfolge der Meldungen der Rednerinnen. In einer moderierten Diskussion kann eine Person, die Moderatorin, die Meldungen auf eine Liste schreiben, und die Rednerinnen dann in der Reihenfolge ihrer Meldungen aufrufen. In einer unmoderierten Diskussion können alle Beteiligten selber darauf achten die Reihenfolge einzuhalten, und in großen, unübersichtlichen Gruppen kann z.B. ein Ort festgelegt werden, wo sich die Rednerinnen in einer Reihe anstellen und warten bis sie dran sind (z.B. am Mikrofon). Die Reihenfolge der Reden kann noch durch zusätzliche Regeln verändert werden.

Verbreitet ist eine Quotierung nach Geschlecht, das heißt dass Frauen und Männer sich getrennt anstellen oder aufgeschrieben werden und immer abwechselnd eine Frau und ein Mann reden darf. Dieses Verfahren fördert Frauen gegenüber Männern und ist politisch damit begründet, dass aufgrund der gesellschaftlichen Zurichtung Frauen weniger dominant agieren als Männer und so deutlich weniger Raum in Diskussionen einnehmen. Allerdings gibt es gute Gründe, die Quotierung nach Geschlecht in Frage zu stellen. Ziel sollte es sein, Dominanz abzubauen und gleiche Handlungsmöglichkeiten zu geben. Die Einteilung nach dem biologischen Geschlecht orientiert sich aber gar nicht an der Frage von Dominanz. Zwar sind Frauen aufgrund der gesellschaftlichen Zurichtung durchschnittlich weniger dominant, allerdings (wie Männer auch) sehr verschieden. In kaum einer Diskussion sind nicht auch dominante und redegewaltige Frauen sowie schüchterne Männer anwesend. Eine geschlechterquotierte Redeliste gibt nun den dominanten Frauen sehr gute Möglichkeiten, ständig zu Wort zu kommen, während die nicht dominanten Menschen (viele Frauen, wenige Männer) gar nicht unterstützt werden. Redelistenquotierungen sollten deshalb eher an sozialen Verhalten als an biologischen Merkmalen orientiert sein - besser ist z.B. die ErstrednerInnenquotierung, nach der die Personen bevorzugt werden, die sich erstmals melden. Unabhängig davon kann verabredet werden, die Redezeit pro Beitrag auf eine bestimmte Zeit zu begrenzen. Das wird oft und gerade von den eher dominanten OrganisatorInnen oder ModeratorInnen von Treffen mit der Eindämmung von Dominanz begründet. Auch daran sind Zweifel angebracht - denn es sind ja gerade die Redegewandten, die es oft schaffen, alle ihnen wichtigen Punkte exakt in der vorgesehenen Zeit unterzubringen, während weniger Redegewandte dann mit der Uhr in Konflikt kommen. Sehr ähnliches gilt für Handzeichen, die dazu auffordern, auf den Punkt zu kommen oder moderierende Eingriffe, bitte eine Frage zu formulieren. Die Redegewandten werden mit all dem besser umgehen können als die weniger Geübten. Unter dem Gesichtspunkt stellt sich durchaus die Frage, ob nicht viele Regeln, die nach außen als Dominanzabbau verkauft werden (und mit denen Eliten oft Sympathiepunkte erheischen) nicht tatsächlich ihrer Dominanzsicherung dienen (wie z.B. oft auch das Konsensverfahren insgesamt).

Bewertung:
Zur Entscheidungsfindung von unten können Redelisten nur ein allererster Schritt sein, um z.B. aus stark dominanzlastigen oder gar mackrigen Verhaltensformen herauszukommen. Redelisten verregeln, sind sehr unscharf und helfen denen nicht, die ganz schweigen, weil auch in quotierten Diskussionsverfahren nur diejenigen zu Wort kommen die sich zu Wort melden.

Rotation
Bei Rotation werden Entscheidungsbefugnisse, Aufgaben oder Posten werden nach einer festen Regel abwechselnd von verschiedenen Leuten übernommen. Rotation bietet sich vor allem dann an, wenn ein begrenzter Aufgaben- oder Entscheidungsbereich mit fest zuständigen Personen besetzt werden soll oder muss (z.B. die Bundestagsmandate einer Partei, Administratorfunktionen bei Mailinglisten, Moderation, falls diese gewollt wird o.ä.).

Bewertung:
Durch die Rotation zwischen den Beteiligten kann verhindert werden, dass sich informelle Hierarchien, die durch solche Aufgabenteilungen immer entstehen, im Zeitablauf ständig weiter vertiefen - jedeR lernt den Arbeitsbereich mal kennen, niemand wird unentbehrlich oder erhält eine überdurchschnittliche Verhandlungsmacht. Rotation dient auch dem Schutz der AmtsträgerInnen, die sonst allzuleicht von anderen aus dem Zusammenhang oder von außen auf "ihre" Aufgaben festgelegt werden können. Wichtig ist jedoch, dass sich ein relevanter Teil an der Rotation beteiligt, es sich also nicht nur um eine formale Regelung handeln, die bei genauem Hinsehen doch zur Bildung einer Teilgruppe führt, die privilegierten Zugang zu den Arbeitsbereichen hat. Umgekehrt besteht eine Gefahr darin, dass einige mit Verweis auf die Rotation unter Druck gesetzt werden, bestimmte Aufgaben ggf. sogar zu einem bestimmten Zeitpunkt zu übernehmen.

Weiterentwicklung:
Rotation verweist immer auf besondere, nicht allen zur Verfügung stehende Befugnisse und Zugangsmöglichkeiten. Grundsätzlich sollte die Zuschreibung solcher Dinge zu einzelnen Personen Schritt für Schritt zugunsten der direkt vereinbarten Kooperation auf einer gleichberechtigten Stufe abgebaut werden. Rotation steht dem Lustprinzip und der freien Vereinbarung entgegen. Wenn es keine Lösung gibt, die eine dauerhafte persönliche Zuschreibung von Aufgaben und Befugnissen überflüssig macht, sollten die andere Methoden zur Anwendung kommen, die eher Kooperation fördern. Wichtig ist die Herstellung von Transparenz hinsichtlich der zusätzlichen Befugnisse und Entscheidungen und dass zur Vermeidung von Dominanzen in den Zusammenkünften der Basis ein besonderes Augemerk auf mögliche Diskussions-, Informations- oder Ressourcenvorteile der jeweiligen Amtsinhaber gelegt wird.

Runden Innerhalb einer Diskussion ...
können, z.B. auf Bitte einer Beteiligten, Runde gemacht werden, bei der alle nacheinander zu Wort kommen. Das durchbricht die sonst typischen Muster von Diskussionen, z.B. Dominanzen, wiederkehrende Streitebenen zwischen Personen oder Lagern/Flügeln. Bei einer Runde kommt jede/r dran und erzählt in ein paar Sätzen das wesentliche in Bezug auf die Fragestellung.
1. der Reihe nach
2. der/die Vorredner/in übergibt an die nächste redewillige Person (fördert die Sensibilität füreinander), bis alle dran waren (oder explizit gesagt haben, nichts sagen zu wollen). Freiwilligkeit ist einer der wichtigsten Grundsätze, ansonsten kann jede Gruppe eigene Gesprächsregeln, die für sie sinnvoll sind.

Go-arounds
Angelehnt sind Go-arounds an Methoden aus der Radikalen Therapie. Auf einem Bundes-Ökologie-Treffen hat sich ein AK-Gruppe "Arbeit mit Gruppen" überlegt, dass der Ansatz sehr spannend ist, aber zu intensiv und tiefenpsychologisch für die meisten vorrangig politisch arbeitenden Gruppen. So wurde versucht, den ursprünglich therapeutisch-tiefgehenden Anspruch für diese Gruppen zu modifizieren. Die Idee basiert auf verschiedenen Runden, welche zu bestimmten Zeiten von Gruppentreffen passen.

1. Beispiel: "Hallo!-Wie-geht´s?" - go-around
Fragestellung: Was bringe ich an Frust und/oder Lust zu diesem Treffen mit?" Jede/r erzählt in einer kurzen Runde, mit was für unsichtbaren "Mitbringseln" er/sie zum Treffen kommt z.B. "Klasse Tag heute! Zuerst Referat gehalten, bei dem die Partnerin 1 Std. vorher abgesagt hat. Dann auf ein Treffen gehetzt bei dem 3/4 der entscheidenden Leute gefehlt hat. Bus verpasst, nichts mehr essen können. Hier bin ich!" unterscheidet sich rein stimmungsmässig sehr von "Habe vorgestern eine sehr nette Frau kennengelernt und wir treffen uns nachher wieder (verliebt grins!)". Wann? Gleich am Anfang. Warum könnte dies sinnvoll sein? Es beugt ständigen Seitengesprächen vor und schafft Verständnis für die momentane Zusammenstellung individueller Befinden.

2. Beispiel: Was gibt´s neues? - go-around
Fragestellung: Was gibt´s an organisatorischen Neuigkeiten? Dazu gehört das Sammeln von Ideen, um z.B. eine Tagesordnung daraus zu erstellen. Wann ? nach der Anfangsrunde. Warum könnte dies sinnvoll sein? Bevor mal das eine dann das andere Thema angeschnitten wird, erleichtert es das Anstehende zu sichten und zu sortieren.

Feedback
Schicke mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen." Antoine de Saint-Exupery Auf deutsch wird "feedback" wohl am besten mit Rückmeldung übersetzt. Feedback kann gegeben werden, um sich gegenseitig zu ermutigen, das momentane Beziehungsgefüge offenzulegen, Fremdwahrnehmungen zum Ausdruck zu bringen oder Ausgangspunkte für Veränderungen zu liefern. Feedback ist kein unkompliziertes Geplauder, sondern eine sehr sensible Angelegenheit. Hier ein paar Anregungen, um Missverständnisse zu vermeiden:

1. Gib Feedback, wenn der/die andere es auch hören kann und will! (Am besten ankündigen, dass Du ihm/ihr gerne etwas persönliches zu sagen hast und ob er/sie sich die Zeit dafür nehmen will)
2. Du solltest Feedback nur annehmen, wenn Du dazu in der Lage bist!
3. Wenn Du Feedback annimmst, dann höre erstmal ruhig zu! (Du musst Dich nicht rechtfertigen! Nimm Dir vielmehr die Zeit, genau zu verstehen, was der Punkt beim Feedbackgebenden ist.)
4. Feedback soll so ausführlich und konkret wie möglich sein!
5. Teile Deine Wahrnehmungen als Wahrnehmungen, Deine Vermutungen als Vermutungen und Deine Gefühle als Gefühle mit!
6. Feedback soll den/die andere/n nicht analysieren! (Mache Aussagen über Dich, nicht über den/die andere: "Es stört mich, wenn Du..." - NICHT: "Du bist echt gestört! Du hast vorhin...")
7. Feedback soll gerade auch positive Gefühle und Wahrnehmungen umfassen!
8. Feedback soll sich auf begrenztes konkretes Verhalten konzentrieren! (es geht um bestimmte Verhaltensweisen der Person, nicht um die Person als Ganzes)
9. Feedback soll möglichst unmittelbar erfolgen. (Den Ärger erst komplett anzustauen bis Du platzt, ist weder für Dich noch für den völlig ahnungslosen Menschen gut, der sich Deinem Wutausbruch gegenüber sieht)

Werkstattarbeit
Einzelarbeit: (10-30 min)
  • Wie sieht meine Situation, mein Handlungsfeld konkret aus?
  • Welche Hindernisse, Hürden und/oder Stolpersteine sind mir bewusst?
  • Welche Fragestellung ergibt sich für mich daraus?

Runde:
  • Ich suche "Mitdenker", kollegiale Unterstützung zu folgendem Thema (kurz - 2 Sätze): ...
  • Thema auf eine Karte - Abstimmung mit den Füßen: Ich ordne mich einem Thema zu, suche nach verwandten Themen, finde eine Arbeitsgruppe

Werkstattarbeit
  • 1. Schritt (20 min) - das Projekt wird vorgestellt
    Erzähler/in beschreibt die Situation, die anstehenden Hindernisse und endet mit einer konkreten Fragestellung, zu der die Unterstützung der beratenden Gruppe gewünscht wird. In Gruppen ab 5 Personen ist es wichtig, eine Gesprächsleitung zu installieren, die über Struktur und Gesprächsregeln wacht.
  • 2. Schritt: Klärung
    Beratergruppe tauscht sich zunächst über das Gehörte aus. Erzähler zieht sicf etwas zurück und hört nur zu - Gruppe spricht ihn nicht an.
  • 3. Schritt: Brainstorming
    Welche Instrumente, Vorgehensweisen, Klärungen, Schritte könnten hilfreich sein, um den Spielraum, das Handlungsfeld zu erweitern, - zu verändern, - neu zu gestalten?
  • 4. Schritt: Rückmeldung durch Erzähler:
    -Dank -... mir hat geholfen. - ...

Planung einer Gruppenarbeit - Arbeitsauftrag
  • Stellen Sie bitte kurz Ihre (Projekt-)Grobplanung vor. o Einigen Sie sich au das Projekt eines TN und arbeiten Sie dieses konkret aus. 9 Verteilen Sie in Ihrer Gruppe folgende Funktionen: Zeitwächter, Protokoll, Präsentation, Gesprächsleitung.
  • Bereiten Sie eine visuell unterstützte Präsentation Ihrer Arbeitsergebnisse vor (Flipchart, Folie, Karten ... ).
  • Überlegen Sie, in welcher Form Sie Ihr Projekt in das anschließende Plenum einbringen. Wollen Sie es der nächsten Gruppe vorstellen und die Kolleginnen nach ihrer Meinung dazu fragen oder in Form eines Rollenspieles präsentieren, d. h. die TN'innen als Mitarbeiterinnen oder andere Betroffene behandeln und sie einen Meinungsaustausch simulieren lassen?
  • Legen Sie fest, wer präsentieren und wer moderieren soll und wie die Äußerungen der TN visuell festgehalten werden (Mitschrift auf Flip-Chart, offene oder verdeckte Kartenabfrage).
  • Gehen Sie nach der Vorstellung nochmals in eine intensive Reflexion 9 des Ergebnisses - des Prozesses 9 der Methoden, Mittel und Ressourcen.

Quelle: Bärbel Rademacher (2005): "Seminare leiten", AOL-Verlag Lichtenau (S. 49)

Standbild: Beschreibung in anderer Literatur
Aus der Gruppenmethodensammlung der Bundeszentrale für politische Bildung:









Forumtheater
Mach's nochmal, Sam
Kinder raufen sich, Kinder verprügeln andere Kinder. Was lernen sie dabei? Wie man mit einer blutigen Nase fertig wird? Daß es immer jemanden gibt, der stärker ist? Michael Soth ist Lehrer einer Schulklasse von 22 Sieben? und Achtjährigen. Er hat einen kreativen Weg gefunden, Kinder aus ihren Kämpfen mehr lernen zu lassen.

Lassen wir ihn erzählen:
Eines Morgens kam ein Mädchen mit einer blutigen Lippe in die Schule, sie war auf dem Schulweg in einen Streit verwikkelt worden. Auf meine Frage, was denn geschehen sei, bekam ich mindestens sechs verschiedene Versionen der Geschichte gleichzeitig zu hören. Waren die Kinder bislang gewohnt, "gute" Ratschläge wie "Nimm dich künftig in acht!" zu hören, so wurden sie diesmal gefragt: "Was kann man denn tun, wenn jemand mit einem Streit anfängt?" Drei Möglichkeiten wurden sofort erwähnt: zurückschlagen, weglaufen oder dem Lehrer petzen. Ich versuchte es nun mit einer Methode, die Forum Theater genannt wird und von einem Brasilianer, Augusto Boal, entwickelt wurde.
Der Konflikt wird zuerst diskutiert. Wenn die Situation, das Verhalten und die Gefühle der Beteiligten allen klar sind, spielt man die Situation ohne Unterbrechung noch einmal von Anfang bis Ende durch. Bei einer weiteren Wiederholung werden die nichtbeteiligten Zuschauer aufgefordert, "Stop!" zu rufen, wenn ihnen etwas auffällt. Sie sollen ihre Version nun direkt ins Spiel einbringen. Sie sollen nun herausfinden, ob ihre alternative Handlungsweise vielleicht zu einer Lösung des Konflikts führen kann. Dieses Spiel braucht Zeit, denn man muß allen Kindern die Gelegenheit geben, ihre Meinung zu sagen und eventuell vorzuspielen. Es muß den Kindern klar sein, daß der Lehrer in diesem Fall neutral ist, sich nicht auf eine Ablaufversion festgelegt hat. Am Ende des Schuljahres war festzustellen, daß wir eine Art der Konfliktlösung angeboten hatten, die von allen akzeptiert wurde, da die Kinder die Sicherheit hatten, daß ihnen diese Methode die Möglichkeit gibt, all ihre Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Zum Abschluß des Schuljahres wurde das Forum Theater noch einmal diskutiert und die Kinder erzählten, was sie dabei gelernt hatten: Raufereien zu vermeiden, nicht so selbstsüchtig zu sein, anderen zuzuhören und sich nicht durch das Rufen von Schimpfnamen provozieren zu lassen. Auch das Feedback der Eltern und anderer Lehrer war sehr positiv. Sie hatten das Gefühl, daß die Kinder etwas gelernt hätten, was sie in der Tat im späteren Leben gebrauchen könnten.

Aus Pieper, Werner: "Widersteh' Dich!", W. Piepers Medienexperimente in Lörrach

Regeln für das Redeverhalten
Redezeitbegrenzung
Klingt gut: Alle dürfen gleich lange reden, Langredner*innen werden nach einer festen Zeit ausgebremst. Ist aber nicht gut, denn die guten Rhetoriker*innen, die schon mittels ihrer Formulierungskünste mehr Überzeugungskraft haben als ihr Inhalt es hergeben würde, werden in der Regel die Zeitvorgabe einhalten. Somit können sie ihren Gedanken zuende führen und einen sauberen Abschluss des Redebeitrages verwirklichen. Andere, die weniger sicher reden können, werden mehr Zeit brauchen und oft am Ende abgewürgt werden, was ihrem ohnehin nicht so wirkungsvollen Redebeitrag einen Teil der Verständlichkeit nehmen kann.
Besser: Alle auffordern, darauf zu achten, wer unnötig lange redet und sich dann durchaus freundlich unterbrechen.

Sich-ausreden-lassen
Das scheint ein ungeschriebenes, aber ziemlich wirkmächtiges Gesetz zu sein: Mensch lässt sich ausreden und redet nicht dazwischen. Warum eigentlich? Was ist der Vorteil, wenn Viel- bzw. Langredner*innen nicht unterbrochen werden dürfen? Warum soll mensch nicht verbal andeuten können, Widerspruch zu haben. Das muss ja nicht gleich bedeuten, die jeweils redende Person zum Schweigen zu bringen. Vielmehr geht es darum, zeitnah klarzustellen, dass es abweichende Meinungen gibt. Hinzu kommt in Verbindung mit der Redeliste, dass bei Verbot von Zwischenrufen lange Zeit unklar bleibt, ob z.B. ein Vorschlag oder eine Meinung geteilt wird oder nicht.
Statt mit Regeln zu arbeiten, die für Ordnung in Großgruppen sorgen sollen, wären Methodenwechsel wichtiger, die immer wieder Situationen schaffen, in denen Austausch und Diskussion ohne Verregelung funktioniert - also in Kleingruppen, per FishBowl usw.

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