Ende Gelände

1. MAI 2001: POGROMARTIGER ANGRIFF AUF DIE PROJEKTWERKSTATT

Der "Mitte"-Mob* greift an: Bericht vom 1. Mai


1. Einleitung zur Attacke auf die Projektwerkstatt am 1.5.2001
2. Vorgeschichte: Acht Jahre Ausgrenzung und Angriffe
3. Zwei Tötungsversuche, mehrere Brandattacken, endlos viel Sachbeschädigung: Die ersten zehn Jahre
4. Was ist ein Pogrom?
5. Der "Mitte"-Mob* greift an: Bericht vom 1. Mai
6. Die Mitte setzt ihre Institutionen ein: Politische Äußerungen zum Geschehen
7. Walpurgisnacht-Vorfälle in Saasen haben Nachspiel
8. Das Trauerspiel geht weiter
9. Links zu 2001
10. Die Vorphase 2002 und das Verhalten verschiedener Teile der Gesellschaft
11. Berichte
12. Gegendarstellung (aus dem Dorf)
13. Die Monate danach
14. Scharmützel nach 2002
15. 2014 und 2015: Nazistress
16. Ende 2015: Eine Flüchtlingsunterkunft nach Saasen ...

Jedes Jahr in der Nacht vom 30.4. auf den 1.5. wird die Projektwerkstatt in Saasen von einem „Mob“ angegriffen - doch noch nie war es so heftig wie dieses Jahr.
48 (!) teilweise bewaffnete Personen provozierten zwischen 0 und 3 Uhr die ProjektwerkstättlerInnen und griffen Haus bzw. Personen mit Steinwürfen, blanken Fäusten oder Schlagstöcken an. Obwohl es noch rechtzeitig gelang, 12 Menschen zur Verteidigung der Projektwerkstatt zusammenzubringen (acht waren schon da, vier konnten per Telefon alarmiert werden), war eine Beruhigung der Lage nicht möglich - ein offener Kampf hätte wahrscheinlich mindestens Schwerverletzte bedeutet. Im zweiten Auftritt, die Erteilung von Platzverweisen sowie eine dauernde Polizeipräsenz brachte schließlich die Polizei die Lage unter Kontrolle.
Genauer: Zwischen elf Uhr und Mitternacht gab es in der Umgebung der Projektwerkstatt nicht die sonst in der Nacht auf den 1.5. üblichen Streiche (Klauen von Gartentoren, -bänken, Schubkarren usw.). Stattdessen gingen Einzelpersonen mit einem kontrollierenden Blick am Grundstück der Projektwerkstatt vorbei. Sie beteiligten sich später auch an den Aktionen, daher kann angenommen werden, dass die die Lage abchecken sollten. Gegen 0 Uhr kam es zu Stein- und Böllerwürfen gegen das Haus der Projektwerkstatt. Die anwesenden Personen in der Projektwerkstatt, gerade beim Essenkochen, traten aus dem Haus. Dort war zu sehen, dass sich zwei Gruppen an den unterschiedlichen Enden des Grundstücks postiert hatten. Ca. 10 Personen warfen von der Kreuzung Ludwigstraße/Lindenstraße mit Steinen und Böllern. Einige Steine waren faustgroß – die Würfe waren gegen das Haus und auf die Menschen auf dem Projektwerkstatts-Grundstück gezielt.
Die andere Gruppe bestand aus ca. 30 Personen. Sie waren überwiegend mit Schlagstöcken bewaffnet. Dabei handelte es sich nicht um spontan aufgelesene Stöcker, sondern um präparierte Holzstäbe mit Griffen und mindestens einen sogenannten „Totschläger“ (Teleskop-Schlagstock aus Metall mit einem schwereren Kopfteil). Zudem hatte einige Schreckschußpistolen dabei.
Zudem waren einige Personen als BotInnen unterwegs, d.h. sie wechselten zwischen den beiden Gruppen. Die Projektwerkstatts-Gruppe stand auf dem eigenen Hof entlang der Grundstücksgrenze. Für die Notfall hatte sie einfache Knüppel bereit – was sich als sehr wichtig herausstellte.
Nach dem Werfen der Steine, auf das die Gruppe aus der Projektwerkstatt nicht mit Gegengewalt reagierte, provozierte die 30-köpfige Schlagstock-Gruppe mit Beschimpfungen und Aufforderungen zum Kampf. Nach ca. einer Stunde folgte die kritischste Phase. Eine Person der Projektwerkstatt wurde im Garten gezielt mit Steinen beworfen, gleichzeitig zerschlug eine Person aus Saasen (Name bekannt) eine Bierflasche und ging mit dem abgebrochenen Teil auf eine Projektwerkstättler los. Glücklicherweise gelang es einer Person aus der Projektwerkstattsgruppe, ihn den Flaschenhals mit gefährlichen Glasspitzen aus der Hand zu schlagen. Als Reaktion und aus Verärgerung darüber kam es zu einer Schlägerei zwischen zwei Personen, die nach wenigen Minuten durch die Intervention anderer aus der Projektwerkstattsgruppe aufgelöst wurde. Allerdings war die Stimmung deutlich zugespitzt. Immer wieder provozierte die 30köpfige Gruppe. Dafür trat sie an die Grundstückgrenze heran oder auch über diese hinweg und versuchte, Rangeleien anzuzetteln, den Briefkasten zu zerstören oder auch einzelne Schläge mit den Stöcken auszuführen. Ein Anwesender trat den Zaun der Projektwerkstatt um. Im Zuge dieser Situation kam es zu einer sehr kurzen, erneuten Zuspitzung, bei der drei Verletzungen durch Stockschläge auftraten.
In der gesamten Phase beobachteten mehrere EinwohnerInnen von Saasen die Vorgänge. Einige feuerten die AkteurInnen gegen die Projektwerkstatt an, andere beobachteten aus größerer Entfernung. Niemand griff zur Schlichtung ein. Ein durch den Lärm aufmerksam gewordener Nachbar besorgte sich ebenfalls einen Schlagstock (später sogar eine Eisenstange) und griff damit die Menschen aus der Projektwerkstatt an.
In dieser Phase wurde mehrfach von verschiedenen Personen, u.a. aus der Nachbarschaft, die Polizei angerufen. Ein Polizeistreifenwagen mit zwei Personen kam erstmals ca. zwischen 1 Uhr und 1 Uhr 30 (ca. 45 Minuten nach dem ersten Anruf), schritt aber nicht ein, sondern verkündete nur, daß sie „was Besseres zu tun hätten, als einen Streit zwischen Jugendlichen“ zu bearbeiten (wie die Polizei zu dieser Alterseinschätzung kam, sei dahingestellt ...). Die AngreiferInnen zogen sich für einige Minuten einige Meter zurück, um nach der Abfahrt der Polizei wieder mit den Provokationen zu beginnen. Jetzt verliefen sie nicht mehr mit Knüppeleinsatz, dafür drängten die AngreiferInnen stärker auf das Grundstück der Projektwerkstatt und warfen der Projektwerkstattsgruppe massive Drohungen an den Kopf, u.a. „Wir kennen Euch, wenn Ihr am Bahnhof seit, machen wir Euch alle“ oder „Ihr kommt hier nicht mehr lebend raus“ oder „verschwindet, wir meinen es Ernst“. Das Abbrennen der Projektwerkstatt wurde ebenso angedroht wie die Kontaktaufnahme zu Nazigruppen.
In diese Phase hinein tauchte die Polizei erneut auf, diesmal mit zwei Wagen. Die AngreiferInnen erhielten Platzverweise, der sie erst nach mehrmaliger Aufforderung und unter weiteren Anmachen gegen die Projektwerkstatt folgten. Eine Nachbarin, die den gesamten Ablauf am Fenster beobachtet hatte, kam hinzu und klärte die Polizei über die Abläufe auf. Anschließend bliebt die Polizei einige Zeit im Ort, bis schließlich Ruhe einkehrte.
Der Folgetag blieb es ruhig.

*Am 1. Mai 2002 erhielten wir eine Beschwerde einer Saasenerin, die meinte, daß mit dem Begriff "Mob" hier immer alle SaasenerInnen gemeint seien. Wir finden nicht, daß wir das so formuliert haben, bedauern aber, daß nicht gemeinte Menschen sich angemacht fühlten. Nein: Am 1. Mai 2001 agierten 48 angreifende SozialrassistInnen. Ca. 10 weitere SaasenerInnen überstützten oder bejubelten sie direkt. Etliche PolitikerInnen unterstützten die Aggression durch eigene sozialrassistische Äußerungen. Diese alle kritisieren wir als TäterInnen. Betroffen macht uns auch das Schweigen der Mehrheit, die wegsieht, nicht wahrhaben will, sich nicht einmischt - hier wie in vielen anderen Lebenssituationen ja auch. Diskriminierungen im Alltag sind in Deutschland und anderswo leider immer und überall möglich ohne Reaktionen von Menschen, die sich dem entgegenstellen. Nur wenige Menschen in Saasen haben sich bisher als offen, vorurteilsfrei usw. gezeigt - wäre schön, wenn es mehr werden.

Bewertung
Der Angriff auf die Projektwerkstatt ähnelt einem Pogrom. Kaum eine der beteiligten Personen weiß, gegen was sie da eigentlich kämpfen. Sie stacheln sich gegenseitig auf und unterlegen ihr Handeln mit verschiedenen Begründungen - von ihrem Haß, daß ihre sauer erarbeiteten Steuern in das Projekt fließen (was ja gar nicht stimmt, aber auch sonst kein Argument wäre), bis zu Denunzierungen der Menschen.
Es herrscht ein klassisches Männer-Frauen-Rollenklischee - die Männer als Macker, die Frauen anstachelnd. Drei Personen waren die Anführer der Gruppe und waren auch die drei Scharfmacher von Beginn an: Jörg L., Christian S. (schlug die Bierflasche ab und drohte damit, war an der einen direkten Prügelei beteiligt) und Peter M. jr., der den Teleskop-Schlagstock besaß und u.a. den Briefkasten der Projektwerkstatt zertrat. Einige ältere BürgerInnen standen dabei, einige feuerten die Schläger an und versorgten sie mit Bier. Ein Nachbar, schon in früheren Jahren mit mehreren Zerstörungen von Projektwerkstattsbauten, einem Mord- und Brandstiftungsversuch aufgefallen (wurde damals verhaftet, das Verfahren aber eingestellt), beteiligte sich mit einem Schlagstock und später einem Wagenheber (dicker Metallstab, wer davon getroffen wird ...) an den Auseinandersetzungen.
Obwohl die Aktion (wenn auch nicht in dieser Härte) vorhersehbar war, waren keine politisch oder sonst verantwortlichen Personen jemals vor Ort. Niemand griff deeskalierend oder schlichtend ein.
Zwei Angreifer und ein Projektwerkstättler wurden verletzt durch Schläge am Kopf. Während der Auseinandersetzungen drohten die Angreifer den Projektwerkstättlern öfter mit dem Tod, dem Abbrennen des Hauses und der Aufhetzen von Faschogruppen gegen die Projektwerkstatt.
Für die Projektwerkstatt griff nur eine Nachbarin ein – von ihr ein bemerkenswertes Zeichen von Courage. Etliche andere Personen, NachbarInnen oder auch der Ludwigstraßen-Anwohner und SPD-Politiker Ewald K. beobachteten mindestens zeitweise das Geschehen, ohne einzugreifen - bezogen auf Ewald K. noch zusätzlich bemerkenswert, weil drei Arbeiter seiner Baufirma beteiligt waren.

Im Original: Erklärung einiger, die dabei waren
Öffentliche Erklärung der Soko „Sozialrassismus“ vom 30.3. in Saasen
9 Jahre Sozialrassismus und Weggucken: Ende oder Gegenwehr!
Am 1. Mai 2002 jähren sich die sozialrassistischen Ausschreitungen im Dorf Saasen (Kreis Gießen) zum neunten Mal. Die inzwischen über Hundert Einzelaktionen reichen von kleinen Sachbeschädigungen wie die Zerstörung von Aushängekästen, Zaunelementen oder das Absägen von Obstbäumen bzw. Abschneiden von Hecken über mehrere Attacken auf einen Aktions-Bauwagen bis zu den jährlichen Attacken in der Nacht auf den 1. Mai sowie einen (zum Glück mißlungenen) Mord- und einen Brandanschlag. Ziel ist jeweils die Projektwerkstatt im Ort Saasen, TäterInnen sind EinwohnerInnen aus dem Dorf Saasen sowie deren Gäste – immer angetrieben durch die ca. 20 Männer im Dorf und in der Kommunalpolitik, die meinen, sie seien das Maß aller Dinge und würden in ihren Familien, in den Vereinen, Kirchen, Parteien und im gesamten öffentlichen Raum das Kommando ausüben. Verwaltung, Polizei und Justiz haben sich ebenso bislang nicht nur als BeschützerInnen der SozialrassistInnen und ihrer Hintermänner gezeigt (Verfahrenseinstellung bei versuchtem Mord, versuchter schwerer Brandstiftung und Angriff auf Polizeibeamte), sondern selbst mitgemischt bei der Hatz auf die Menschen, die ihr Leben nicht der sozialen Norm unterwerfen.
Hinter der Hetze und den Anschlägen auf die Projektwerkstatt in Saasen stehen nicht irgendwelche uralten kleinen Auseinandersetzungen im kommunalpolitischen Raum, sondern die Abwehrhaltung gegen Menschen, die ihr Leben selbstbestimmt organisieren. Die Projektwerkstatt entzieht sich dem Machtanspruch des patriarchalen Clans von Vereins- und Parteivorständen im Dorf, der Führungspolitiker und ihrer Repressionsorgane. Auf den 649qm der Projektwerkstatt gelten nicht andere Gesetze, sondern keine. Hier können sich Menschen nach ihren Fähigkeiten, ihren Überzeugungen und ihrer Lust aufs Leben selbst entfalten. Niemand wird abgeschoben aufgrund der Hautfarbe, niemand zur Mutter degradiert aufgrund des weiblichen und niemand zur Arbeitskraft aufgrund des männlichen Geschlechts. Niemand wird bevormundet aufgrund des Alters. Die Angriffe auf die Projektwerkstatt stammen aus der sozialrassistischen Orientierung der gesellschaftlichen Mitte – wo Menschen nichts wert sind, wenn sie nichts leisten können oder wollen. Saasen ist damit nicht allein – bis zum Bundeskanzler hetzen alle auf Menschen, die keine Lust haben, sich kaputtzumachen für die Profite anderer oder die ihnen zugewiesene Rolle in den bestehenden Hierarchien, am heimischen Herd oder in der Schule und Ausbildung. „Faulenzer“, „Sozialschmarotzer“ – all das sind Kampfausdrücke gegen Menschen, die sich nicht unterwerfen. Sie alle sind am 1. Mai 2001 gefallen bei dem Angriff auf die Projektwerkstatt.
Inzwischen ist eine weitere Eskalation zu befürchten: Nazis sind in Saasen und vielen anderen Dörfern der Gegend präsent. Hakenkreuze und Nazi-Sprüche sind offen sichtbar. In guter Tradition reagiert kaum jemand. Angefeindet werden die, die Rassismus, Sexismus, Sozialrassismus usw. ansprechen. Wie in allen anderen Dörfern und Städten gilt auch in Saasen: Unterdrückung und Unmenschlichkeit gelten nur als schlimm, wenn sie bekannt werden.
Wir, die „Soko Sozialrassismus“, eine überregionale Gruppe von Menschen auf verschiedenen Projekten und Basisgruppen, werden uns in Saasen und überall gegen den immer stärker werdenden Sozialrassismus wehren. Unser Traum ist eine Welt, in der alle Menschen gleiche Möglichkeiten haben, in dem alle Menschen nicht nur gleichwertig sind (das sind sie auch jetzt schon!), sondern das auch so akzeptiert wird. Wir wünschen uns eine Welt freier Menschen in freien Vereinbarungen. Und damit auch eine Welt, in der nicht das eine Haus, das aus dem langweiligen Einerlei der Dorfhierarchien herausfällt, angegriffen wird, sondern wo es gerade die Qualität ist, daß Menschen unterschiedlich sind und ihre Ideen verwirklichen!
Der 1. Mai 2002 ist daher für uns ein wichtiger Tag. In Saasen kann es zu neuen Ausschreitungen kommen. Wir werden da sein und deutlich zeigen, daß wir nicht bereit sind, Sozialrassismus einfach als Normalität zu akzeptieren. Wir akzeptieren auch nicht die peinliche Haltung derer, die ihre Sorgen ausdrücken, aber dann weggucken.
Wir werden uns aber nicht auf den 1. Mai beschränken. 9 Jahre gibt es jetzt sozialrassistische Angriffe plus ungezählte Anmachen, die kaum jemanden stören – wie immer, wenn in Deutschland die Hetzer unterwegs sind. Stattdessen stellen wir klar, daß es für Saasen nur zwei Wege gibt: Das Ende der sozialrassistischen Übergriffe und Zerstörungen oder unsere Gegenwehr. Alle – die Schläger vom 1. Mai, die Pöbler auf den Straßen und in den Parlamenten, die Männer an den Heckenscheren und Baumsägen – sie alle haben selbst Adressen, Häuser, Autos, Gartenzäune. Jede Attacke werden wir mit der Veröffentlichung der Adressen begegnen. Und zwar aller, die in den Jahren beteiligt waren, die Angriffe schüren oder decken – nicht nur der konkreten Täter im Einzelfall. Sie mögen darüber nachdenken, wie es ist, jede Nacht Angst zu haben um das eigene Haus – niemals nachempfinden können sie ohnehin, wie es ist, täglich mehrfach bedroht oder angepöbelt zu werden.
Der Frieden in Saasen, ein kooperativer Umgang von Menschen, die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit und der Möglichkeiten, die dadurch entstehen, entsteht entweder jetzt oder er ist gänzlich vorbei. 9 Jahre totale Zurückhaltung gegenüber teilweise lebensbedrohlichen Attacken sind genug!
Stoppt Sozialrassismus! Kein Fußbreit den TäterInnen und HetzerInnen! Überall!
Soko Sozialrassismus


PRESSEINFORMATION
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir übersenden Ihnen hiermit eine Erklärung verschiedener Basisgruppen und Einzelpersonen, die am 30. März 2002 in der Projektwerkstatt über den Sozialrassismus in Saasen diskutiert haben. Sie ist keine Erklärung der Projektwerkstatt, sondern der sich am 30.3. gebildeten politischen Gruppe „Soko Sozialrassismus“.
Gleichzeitig werden wir, politisch aktive Personen rund um die Projektwerkstatt, Parteien und Institutionen aus Reiskirchen und Saasen informieren über diesen Text und ein letztes Mal anfragen, ob die Bereitschaft zum Dialog und zu einer kooperativen Basis des Miteinanders besteht. Nach 9 Jahren immer wiederholter Angebote zum Dialog und zur Kooperation von unserer Seite aus sowie nach der Eskalation des letzten Jahres und der nicht eingehaltenen Ankündigungen seitens der Politiker, u.a. Runde Tische zur Aufarbeitung der Konflikte einzuberufen, stellen wir mit unseren Briefen klar, daß es diesmal keine Ausreden geben kann hinsichtlich der Vorhersehbarkeit von Entwicklungen. Die permanenten Übergriffe bis heute und die ständigen Pöbeleien und Drohungen auf den Straßen von Saasen bzw. per Droh-Mails zeugen vom ungebrochenen Sozialrassismus einerseits und von der typischen Politik des Wegguckens.
Wir erwarten nichts anderes. Es steht aber allen Gruppen in Saasen, Reiskirchen und darüberhinaus offen, sich anders zu verhalten als in dieser rassistischen und sozialrassistischen, patriarchalen und insgesamt herrschaftsförmigen Gesellschaft üblich.
Die Projektwerkstatt ist ein offenes Zentrum – ohne ChefInnen, Abhängigkeit von Markt oder Staat. Diese Offenheit gilt auch für Dialog und Kooperation. Vor dem 1. Mai, am 1. Mai und danach. Nur Opfer sein – das reicht uns ab jetzt!


Mob-Reaktionen
Fast täglich erreichen uns in den Tagen danach Drohungen und Beschimpfungen, meist per Mail. Hier die vom 13.5.:

Sehr geehrter Herr Bergstätt
Ziehen sie bite die Schuhe an Die Ihnen auch passen.
Sie stellen die Bürger dieses Dorfes da als wären Diese Babaren.
Fakt ist doch das Sie die Jugendfeuerwehr als Bier trinkenden Verein da
gestellt haben.
Auf jede Reaktion folgt eine Gegenreaktion, Sie sollten lieber Mal Die
Ursache und nicht die Reaktion bekämpfen.
Hier In Saasen gab es nie einen MOB wie Sie es darstellen.

Und die vom 20.5.:

Hau doch einfach ab aus unserem schönen Saasen
Dann können wir Saasener auch wieder friedlich leben
cu
ein generfter Nachbar

Und noch eine am 2.7.:

Warum wehrt sich wohl ein Ganzes Dorf gegen die Projektwerkstatt?????
Bestimmt nicht weil Ihr hier in Saasen willkommen seid. Ändert euch und nehmt die Lebenseigenschaften der Saasener an,sonst wird sich nie etwas ändern.
Oder verkauft einfach das Haus und geht nach Horlof zurück.
Ach so die wollen euch ja auch nicht mehr. Na ja macht euch mal gedanken warum euch kein Mensch brauch. cu ein mittlerweile noch genervter Nachbar.

Nach langer Pause geht es am 15.1.2002 weiter:

wenn der schnee geht sollte auch bergstedt gehen. (Email-Absender, zum zweiten Mal! ... tschunkyde@aol.com)

Mail vom 5. April 2002 (Absender ofenbauer200@aol.com, auch nicht das erste Mal):

Der 30.4.2002 naht

Am Tag vorher (30.4.) empfangen:

X-2 (komplette Mail, wieder von ofenbauer200@aol.com

hallo herr bergstedt
sie machen das ganze ja richtig schön publick (nacht zum 1.Mai)
das so richtig viel randale in saasen ist 
immer im mittelpunkt stehen das ist das richtige für sie
deshalb rufe ich die bürger von saasen auf 
spendet doch jeder 1 euro für bergstedt 
dann nehmen wir das geld und buchen ihnen eine woche urlaub auf malorca (am 
Ballermann)
nätürlich über 1. mai das die saasener bürger eine friedliche waldburgisnacht 
erleben können
wir hatten noch nie nazis in saasen 
wenn dieses jahr welche kommen dann ist es einig und allein ihre schuld
aber das wollen sie ja 
das sie wieder richtig im mittelpunkt stehen
wenn die projektwekstatt am 1.mai leer währe 
hätten wir bestimmt eine friedliche nacht 
ich jeden falls schnappe meine familie und werde wegfahren 
damit ich das drama nicht mitbekomme
ich wünsche ihnen eine friedliche nacht (ohne ausschreitungen)
cu ein saasener
(Absender schakal1966@aol.com - ...@aol.com ist immer identisch)

Am Tag selbst erwartungsgemäß

X-1

Unsere Antwort am Abend des 1. Mai: X :-)
Die Absender waren jeweils anonym - und zwar wechselnde Email-Absender, aber immer mit der Domain ...@aol.com. Dieses läßt darauf schließen, daß es eher eine intelligente Person ist - immer dieselbe, die mittels absichtlicher Tippfehler die Identität verbergen will. Denkbar ist, daß dieselbe Person an den Bürgermeister Döring das Mail schickte, in dem scheinbar ProjektwerkstättlerInnen dem Dorf Faschismus vorwarfen.
Am 21.5. lief die Bewohnerin der Ludwigstr. 10 wieder zur Hochform auf: Eine Besucherin der Projektwerkstatt ihr Gesprächspartner wurden aus dem offenen Fenster zuerst beobachtet und dann angeschrien, u.a. mit Begriffen wie "Mißgeburt". Auch breitete die Nachbarin gleich wieder ihr Wissen aus, wo die Besucherin der Projektwerkstatt auch sonst noch im Dorf war - perfekte Beobachtung. Genau dieses Haus "Nr. 10", bekannt schon aus der Vergangenheit, daß von dort immer wieder Sprüche wie "Ihr solltet vergast werden" usw. kommen, hatte Bürgermeister Döring nach dem 1. Mai als Informationsquelle genutzt - alte SPD-Zusammenhänge sind wichtiger als verläßliche Informationen.
Seit Mitte Mai laufen intensive Vernehmungen durch die Kriminalpolizei Grünberg - sowohl der ZeugInnen wie auch der Beschuldigten.

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