Schwarzstrafen

DIE ZIELE UND LEITBILDER DER ENTSCHEIDUNGSFINDUNG VON UNTEN

Welchen Zielen dienen dient die Entscheidungsfindung von unten?


1. Einleitungskapitel im "HierarchNIE!"-Reader
2. Welchen Zielen dienen dient die Entscheidungsfindung von unten?
3. Ein Blick auf Hierarchien und Dominanzverhältnisse
4. Startaufstellung für den Weg zur Entscheidungsfindung von unten
5. 5 Leitbilder der Entscheidungsfindung von unten

2.1 Wozu EvU?
Antihierarchische Kooperations-, Diskussions- und Entscheidungsprozesse in politischen Gruppen und Vernetzungen dienen verschiedenen Zielen:
  • Austausch von Informationen und Herstellung von Transparenz für alle Beteiligten
  • Entwicklung neuer Ideen und Initiative
  • Effiziente Planung konkreter Aktivitäten
  • Erarbeitung und Bestimmung politischer Positionen
  • Reflexionen, Analysen, Auswertungen
  • Stärkung der Handlungsfähigkeit der konkret handelnden Gruppen
  • Gegenseitige Unterstützung und Solidarität
  • Herstellung gleichberechtigter Arbeitsstrukturen und Sicherung der Autonomie der Einzelnen und aller Teilgruppen
  • Nutzung und Weiterentwicklung des Wissens, und zwar des Wissens, was als Gesamtmenge von Alltagserfahrungen und angeeignetem Fremdwissen (Büchern, Uni usw.) bei allen Beteiligten vorhanden ist (statt Ausrichtung auf ExpertInnenwissen Einzelner)
  • Entwicklung und Weiterentwicklung von Methoden zu Informationsaustausch, Gruppenprozessen, Aktionsplanung und Reflexion/Auswertung
  • Förderung der Kreativität bei der Suche nach Problemlösungen und Ideen
  • Veränderung der gesellschaftlichen Dominanz- und Zwangsverhältnisse für die eigene Gruppe bzw. das Individuum, dem direkten Umfeld und überall.

Damit diese Ziele erreicht werden können, müssen Vernetzungs- und Kooperationsprozesse so organisiert werden, daß sie bei der Verwirklichung der beschriebenen Zielen auch tatsächlich helfen. Entscheidungsfindung von unten ist Ziel der politischen Arbeit, weil damit versucht wird, zum Abbau von Herrschaft im Hier-und-Jetzt beizutragen und sie ist zugleich eine Methode, von der die nach außen gerichtete Arbeit von politischen Zusammenhängen profitieren kann. Beides ist untrennbar verknüpft.

2.2 Wer kann EvU anwenden?
Nicht in allen Zusammenhängen kann in gleicher Weise mit den Vorschlägen aus der Debatte um die Entscheidungsfindung von unten gearbeitet werden. Bei der Erstellung des Readers hatten wir einen bestimmten Idealtypus einer Zusammenarbeit vor Augen: Die Vernetzung, d.h. eine Zusammenarbeit eigenständiger Individuen oder Kleingruppen ohne feste Mitgliedschaften, Strukturen und ohne Ressourcen (Geld, Räume, Label...), die nur durch die Gesamtheit der Beteiligten verausgabt werden können. Solche Formen von Vernetzungen bietet den größtmöglichen Gestaltungsspielraum für die internen Prozesse.
In der politischen Praxis gibt es jedoch zahlreiche weitere Formen von Zusammenarbeit mit mehr oder minder festen Strukturen, jeweils unterschiedlichen äußeren Restriktionen, zeitlichen Horizonten, Aufgaben, Hintergründen und Erfahrungen: Basisgruppen, Aktionsplena, Bündnisse, Seminare, Organisationen, Parteien, Arbeitsgruppen etc.. Der Reader richtet sich auch an Leute, die nicht in der Form einer Vernetzung zusammenarbeiten, sondern in solchen Zusammenhängen stecken und sich dort eine andere, herrschaftsärmere Form der Entscheidungsfindung wünschen. Auf die besonderen Erfordernisse bestimmter Kooperationsformen wird im folgenden aber nur selten eingegangen, da eine explizite Berücksichtigung den Text unnötig aufgebläht hätte und ohnehin nur ein Bruchteil der möglichen Konstellationen bearbeitbar gewesen wäre. Stattdessen verweisen wir auch an dieser Stelle auf die erste Voraussetzung der Entscheidungsfindung von unten, nämlich daß sie nur voran kommen kann, wenn die Beteiligten die Dinge selbst in die Hand nehmen und einen ständig reflektierten Prozess in Gang setzen. Ein Zustand, indem dazu keine Notwendigkeit mehr besteht, ist ohnehin undenkbar.
Der Reader soll einen (nicht: den) Idealzustand ausmalen, dem man sich in der Realität von der jeweiligen Situation ausgehend nur annähern kann. Die AutorInnen rufen dazu auf, diese Annäherung in allen Zusammenhängen zu probieren und auch auszuprobieren, wie man sich - auch in herrschaftstolerierender Umgebung - der Entscheidungsfindung von unten nähern kann. Die Broschüre stellt dafür Analysebrillen, Werkzeug und Hilfsmittel zur Verfügung - basteln müssen damit alle selbst und zwar dort, wo sie gerade sind. Laßt Euch dabei nicht unterkriegen von den herrschenden Verhältnissen, schließlich geht es darum, diese Verhältnisse umfassend zu verändern und damit wird man an jeder anderen Stelle auch auf Widerstand stoßen.

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