Schwarzstrafen

ALL THAT GENDER TROUBLE ... HERRSCHAFT UND GESCHLECHTERVERHÄLTNISSE

Neue Artikel und geschlechtsneutrale Sprache

Ein konkreter Vorschlag ... entwickelt für die Romane "Suizidalien" und "Hinter den Laboren" im SeitenHieb-Verlag, die in dieser Sprachform dann auch geschrieben wurden. Das Ganze ist eine bisher nicht offiziell anerkannte geschlechtsneutrale Sprachform. Sie drückt aus, dass ich weder in der üblichen männlichen noch in einer weiblichen oder einer männlich-weiblichen Form sprechen will – also auch nicht z.B. „Richterinnen und Richter“. Es ist nämlich in der Regel überflüssig, ständig Menschen einem oder mehreren Geschlechtern zuzuordnen. Ich habe mich entschieden, die Endung „is“ und geschlechtslose Pronomen zu verwenden. Klingt erstmal komisch, aber mensch gewöhnt sich schnell an Begriffe wie „Richtis“ oder „dier Polizisti“. Welche Sprache wir sprechen, welche Tiere wir essen (oder ob überhaupt welche), welche Farben wir welchen Gefühlen zuordnen, welche Gesten welche Bedeutung haben – all das ist nicht von Natur aus vorgegeben, sondern wir lernen es. Und verlernen es, wenn etwas Anderes zu unserem Alltag wird.


Bestimmter Artikel

Bisheriges FemininumBisherige maskuline FormGeschlechtsneutral
die Tomate

der tomate

der tomate

die tomate
der Salat

des salats

dem salat

den salat
dier mensch (oder: de mensch)

ders menschen

derm menschen

dien menschen (oder: de menschen)
die tomaten

der tomaten

den tomaten

die tomaten
die salate

der salate

den salaten

die salate
die menschen

der menschen

den menschen

die menschen

Unbestimmter Artikel

eine tomate

einer tomate

einer tomate

eine tomate
ein salat

eines salats

einem salat

einen salat
ein mensch (auch: eini)

einers mensch

einerm mensch

ein mensch

jedeR

jede tomate

jeder tomate

jeder tomate

jede tomate
jeder salat

jedes salats

jedem salat

jeden salat
jedi mensch

jedis mensch

jedim mensch

jedi mensch

Possesivpronomen vor f-Wort

ihre tomate

ihrer tomate

ihrer tomate

ihre tomate
seine tomate

seiner tomate

seiner tomate

seine tomate
sierne tomate

sierner tomate

sierner tomate

sierne tomate
ihre tomaten

ihrer tomaten

ihren tomaten

ihre tomaten
seine tomaten

seiner tomaten

seinen tomaten

seine tomaten
sierne tomaten

sierner tomaten

siernen tomaten

sierne tomaten

Possesivpronomen vor m-Wort

ihr salat

ihres salats

ihrem salat

ihren salat
sein salat

seines salats

seinem salat

seinen salat
siern salat

siernes salats

siernem salat

siernen salat
ihre salate

ihrer salate

ihren salaten

ihre salate
seine salate

seiner salate

seinen salaten

seine salate
sierne salate

sierner salate

siernen salaten

sierne salate

Substantive, die (überwiegend) keine Menschen, aber Akteure bezeichnen, nicht gendern. „Betreibis“, „Förderis“ aber dann, wenn es überwiegend Menschen meint (das ist das Kriterium!). Das ist erst später so klar geworden und daher wahrscheinlich noch unvollständig.

Alleinstehende Wörter (ohne Substantiv, alle Spalten zeigen die geschlechtsneutrale Variante)

ein (auch eini)

einers

einerm

einern
jedi

jedis

jedim

jedi
alle (ebenso: viele)

aller

allem

allen
er, sie, es, sier

seine, ihre, seine, sierne

ihm, ihr, ihm, ihrm

ihn, sie, es, siehn
dersenDier Mensch (oder: de Mensch)

Dier Person (oder: de Person)

Dier Bürgi (oder: de Bürgi)

Dier Gott (oder: de Gott)

Vorschlag für einen Erklärtext unter Text, die die is-Form und die neutralen Artikel, Pronomen usw. benutzen
*Die hier genutzte Sprachform ist der Versuch, Sprache als kulturelle Kampfform einzusetzen – hier für einen Verzicht der ständigen Zuordnung von Menschen zu einem Geschlecht. In fast allen Fällen, in denen Menschen beschrieben werden, ist das Geschlecht ohne Bedeutung. Ein männlich-weiblicher Stil bei Begriffen oder, moderner, die Verwendung des Gender-Gap als Ausdruck, dass es weit mehr als diese zwei Geschlechter gibt, verharren in der Typisierung von Menschen. Die hier verwendeten Substantive mit der Endung -is und neu geformte Artikel, Pronomen usw. sollen das Geschlecht ganz aus der Sprache verbannen (so wie im Englischen das „the“). Eine solche Veränderung der Sprache ist gewöhnungsbedürftig, aber genau deshalb eine wichtige Praxis. Hier verschiebt sich Kultur durch Benutzung der neuen Form. Da ich für Gleichberechtigung jenseits der Geschlechterzuweisungen bin, lasse ich auch die Sprache nicht aus. Die hier verwendete Sprachform wird auch von anderen Menschen inzwischen regelmäßig genutzt. So sind zwei Romane im SeitenHieb-Verlag („Suizidalen“ und „Hinter den Laboren“) in dieser Sprache verfasst (mehr auf is-sprache.siehe.website).

Gegenargumente und Gegenideologie
Andere drehen das Rad andersherum und wollen sogar die gendergerechte Sprache (wieder) abschaffen. Der Verein für deutsche Sprache, immer mal wieder rechtslastig auffällig, hat einen Aufruf gegen den "Gender-Unfug" gestartet. Interessant ist, wer den alles unterstützt - von Rechtsaußen (Junge Freiheit) bis zu vielen Prominenten. Es lohnt sich, die Liste mal anzugucken, um zu wissen, wer sich hier gesellschaftlicher Entwicklung und der Überwindung des Patriarchats offen entgegenstellt.

Die übliche, aber schwierige Variante: Geschlechtergerechte Sprache
Eine geschlechtsneutrale bzw. -lose Sprache ist ein (noch) seltenes Experiment. Sie wäre aber nicht nur die konsequentere Form, da zwischen den Polen männlich und weiblich sowie jenseits dieser Skala alle Zwischen- und Sonderformen denkbar sind, d.h. die Zahl der Geschlechter letztlich unendlich groß ist. Das ist in Sprache dann nicht mehr darstellbar, zumindest nicht als gesprochenes Wort. Sie ist zudem die besser aussprechbare Variante, da keine eigentlich nicht sprechbaren Sonderzeichen ausgedrückt werden müssen. Das große Binnen-I, eine Unterlänge, Sternchen (auch Gender-Gap genannt) sind mit Schluckauf-ähnlichen Geräuschen nur anzudeuten. Demgegenüber führt die geschlechtslose Sprache nach einer Eingewöhnungszeit zu flüssigen Schreib- und Sprachstilen.


Titel in den Sprachnachrichten (die ständig gegen gendergerechte Sprache hetzen)
Kommentar: Völlig richtig. Und was ist mit all den anderen Frauen? Die zählen nicht?

Seiten zu Möglichkeiten geschlechtergerechter Sprache

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Kommentare

Tahiri am 03.07.2018 - 12:54 Uhr
Was hier beschrieben wird ist essentiell die Verschmelzung des Femininums und Maskulinums in das Utrum, wie es im Schwedischen, Dänischen und einigen Dialekten geschehen ist.

Ehrlich gesagt halte ich nicht viel davon, weil Sprache sich immer "von sich aus" entwickeln muss. Ich finde es bedenklich, Leuten vorschreiben zu wollen, wie sie reden sollen. Außerdem geht sie dabei immer den einfachsten Weg, wozu solche Formen eher nicht gehören. Z.B. lautet der Artikel, für der und die, in den holländischen und norddeutschen Dialekten, "de", was viel kürzer und einfacher als "dier" ist.

Wobei es im Niederländischen eigentlich so ist, dass das Femininum fallen gelassen wurde. Das neue grammatische Geschlecht ist historisch betrachtet mit dem Maskulinum identisch, auch wenn es nun ehemals feminine Wörter enthält, was es in der Praxis zum "Utrum" werden lässt.

Immer eine Endung wie -innen an jedes Wort anzuhängen finde ich auch unschick, weil es oft zu Komplikationen mit Artikeln, Pronomen und Adjektiven kommt und noch schwieriger ist. So würde im Alltag doch nie wer sprechen! Außerdem fördert es das Denken in Geschlechterrollen, wenn man das weibliche Geschlecht immer extra nennt und so alle seperiert.

Anak Bintang am 09.03.2018 - 12:38 Uhr
Das grammatische Geschlecht hat im Deutschen und anderen sog. indoeuropäischen Sprachen nicht viel mit dem realen Geschlecht zu tun.

Bestes Beispiel: "Der Mensch" kann jedes Geschlecht haben, obwohl der Begriff maskulin ist, während "das Mädchen" sprachlich neutral, in der Realität per Definition jedoch immer weiblich ist. Salate und Tomaten haben in echt kein Geschlecht, sind jedoch in der Sprache eben männlich bzw. weiblich. Weder die deutsche Sprache noch die, welche sie verwenden, würden durch die Benutzung dieser Begriffe mit ihrem Genus irgendwas anderes implizieren wollen.

Man unterscheidet auch zwischen generischen und spezifischen Begriffen. Generische stehen für alles allen Geschlechts, egal welches grammatische sie selbst haben, spezifische nur für ein bestimmtes Geschlecht. Dabei müssen Genus und Sexus bei spezifischen nichtmal übereinstimmen. Da jedoch die generischen Begriffe manchmal auch spezifisch verwendet werden, kann deren generischer Einsatz missverständlich oder mehrdeutig wirken.

Beispiel:
generisch (alles) = der Schüler (m)
spezifisch (m) = der Schüler
spezifisch (f) = die Schülerin
In diesem Falle sind generisch und spezifisch (m) gleich, daher kann die generische Verwendung u.U. ungenau sein. Aber mal ehrlich, welche würde im Klassenraum bleiben, wenn es heißt "alle Schüler ins Lehrerzimmer", weil sie sich wegen der ausschließlichen Verwendung eines maskulinen Begriffs nicht angesprochen fühlt und daher denkt, sie sie nicht mitgemeint? ;-)

generisch = das Kind (n)
spezifisch (m) = der Junge (m)
spezifisch (f) = das Mädchen (n)
Hier stimmt bei einem spezifischen Wort das grammatische nicht mit dem realen Geschlecht überein. Das Wort "Mädchen" ist neutral/sächlich, in der Realität ist ein Mädchen jedoch per definitionem immer weiblich (egal ob cis oder trans).

Es gibt jedoch auch viele Begriffe, bei denen alles "passt":
generisch = das Pferd (n)
spezifisch (m) = der Hengst (m)
spezifisch (f) = die Stute (f)
Anderseits ist eine männliche Biene "die Drohne" und ein weiblicher Fisch "der Milchner".

Übrigens sind 46% der deutschen Substantive feminin, 34% maskulin und 20% neutral. Die verbreitete Annahme, maskuline Begriffe würden dominieren, stimmt daher nicht.

Doch das spielt eigentlich alles keine Rolle, denn immer beide Formen zu verwenden oder neue einzuführen ist sowieso nicht möglich, ohne dabei unnatürlich und gekünstelt zu klingen und außerdem ständig bewusst/motiviert reden zu müssen.

www.belleslettres.eu/content/deklination/genus-gendersprech.php


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