Schwarzstrafen

RÜCKBLICKE 2005-2006

Überblick und Konzeptentwicklung „Offene Räume“


1. Überblick und Konzeptentwicklung „Offene Räume“
2. Regionale Projekte
3. Bericht der Stiftungsarbeit im Bereich „Offene Medien“
4. Bericht der Stiftungsarbeit im Bereich „Offene Kulturarbeit“

Auf diesen Seiten sind Berichte über die ersten Aktivitäten der Stiftung nach Gründung im Jahr 2004 zu lesen. Sie beziehen sich auf die Debatte um die Idee offener Räume und um erste Verwirklichungsversuche, vor allem in Hessen und Berlin. Der Text über Formen des Scheiterns bezieht einen längeren Zeitraum auch der Folgejahre in die kritische Auswertung ein.

Konzeptentwicklung „Offene Räume“
Berichterstatter: Jörg Bergstedt, Stiftungsrat (Reiskirchen)
Als "offener Raum" kann ein Aktionsfeld bezeichnet werden, in dem es keine Beschränkungen gibt, diesen zu nutzen und zu füllen. Das heißt, es gibt keine Bedingungen oder Kontrollen, ab er andere AkteurInnen, mit denen bei Interessenkollision (z.B. Nutzung der gleichen Infrastruktur, Flächen u.ä. zur gleichen Zeit) oder für Kooperationen direkte Vereinbarungen geschlossen werden - ohne formale Vorgaben oder institutionalisierte Unterschiede in
der Verhandlungsmacht der Beteiligten. Ein Raum und seine Ausstattung (Technik, Räume, Wissen, Handlungsmöglichkeiten usw.) ist dann offen, d.h. gleichberechtigt für alle nutzbar, wenn die Beschränkungen physisch und praktisch nicht bestehen, d.h. der Zugang zu den Handlungsmöglichkeiten darf weder durch verschlossene Türen, Vorbehalte, Passwörter usw. verwehrt werden können , noch dürfen Wissensbarrieren hingenommen werden, die Einzelne
von der Nutzung des offenen Raumes und seiner Teile ausschließen. Dieses bedarf in der Regel eines aktiven Handelns, um Transparenz herzustellen, Zugänge zu Informationen zu ermöglichen und Erklärungen z.B. für technische Geräte bereitzustellen.
Offenheit und Kontrollfreiheit entstehen nicht durch bloßes Weglassen formaler Verregelung. Das würde übersehen, dass die Gesellschaft durchzogen ist von Zurichtungen der Einzelpersonen
und sozialer Gruppen, die auch in einem von formalen Unterschieden freien Raum weiterwirken. Hierzu gehören die autoritären Aufladungen im Verhältnis zwischen Menschen, z.B. der Respekt vor älteren Menschen, Titeln, sog. ExpertInnen oder Amtspersonen, aber auch die Rollenmuster nach Geschlecht, Bildungsgrad oder Herkunft. Mit diesen Vorprägungen betreten alle Menschen auch einen offenen, kontrollfreien Raum und werden sich entsprechend gegenüber anderen verhalten - es sei denn, es gibt einen aktiven Prozess, der Zurichtungen überwindet oder zur Überwindung beiträgt.
Die Stiftung hat die Debatte um „Offene Räume“ stark gefördert und zum Teil selbst initiiert. Mitwirkende der Stiftung waren an konkreten Experimenten, Auswertungen und Diskussionen beteiligt. Die Idee des kontroll- und bedingungsfreien Raumes schien dabei erhebliche Emotionen und Ideologiekriege zu entfachen - warum auch immer. Probleme in offenen Räumen führten oft nicht zu Weiterentwicklungen, sondern bereits mehrfach zu krassen Gegenreaktionen. Seitens der Stiftung wurde versucht, immer wieder Auswertungs- und Weiterentwicklungsdiskussionen anzuregen sowie das Geschehen zu dokumentieren.
Als Referent habe ich, u.a. auch als Stiftungsratmitglied, an mehreren Veranstaltungen zum Thema „Offene Räume“ teilgenommen. Zudem koordinierte er zwei Schwerpunkte in der Monatszeitung für Selbstorganisation, der ‚Contraste’.
Offene Räume als Experimente gab es bei verschiedenen Treffen und auf Camps, so unter anderem auf dem Jugendumweltkongress und auf mehreren Camps im Sommer 2005 und 2006.

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