Schwarzstrafen

DIRECT ACTION: WIDERSTAND IM ALLTAG
PRAKTISCHE IDEEN UND AKTIONEN

Objekte für Aktionen und Möglichkeiten zum Handeln


1. Objekte für Aktionen und Möglichkeiten zum Handeln
2. Hilfreiche Methoden

Unterwegs ist mensch im Alltag ja ohnehin sehr viel - warum also nicht ganz nebenbei die Umwelt umgestalten, Sand ins Getriebe streuen und an vielen Stellen kleine Fragezeichen im Gefüge der Normalität hinterlassen? Parkuhren, Mülleimer, Telefonzellen, Zeitungen und Produkte in Läden bieten Möglichkeiten, z.B. mit Aufklebern, Spuckis, Edding, Flyern, kompaktem Kleister-Set oder Sekundenkleber kreativ zu werden. All das ist mit geringem Aufwand verbunden, unauffällig und auch gut alleine durchführbar - dabei durchaus mit Masseneffekten. Hier nur ein kleine Sammlung von Ideen - wer die eigene Umgebung beobachtet, wird mit der Zeit schnell eigene Einfälle bekommen und immer neue Orte finden für Eingriffe in die herrschende Normalität ...

Anmerkung: Die Ideen dokumentieren lediglich die Ergebnisse unterschiedlichster Brainstormings, d.h. sie stellen keinen Aufruf zur Nachahmung oder Durchführung illegaler Handlungen dar.

Zigarettenautomaten
Zigarettenautomaten bieten sich an, um dort Zettel oder Aufkleber anzubringen:
  • z.B. Aufkleber mit Kritik an den sozialen wie ökologischen Folgen von Tabakkonsum und -anbau anbringen
  • oder Aufkleber „Abhängigkeiten überwinden ... nicht nur das Rauchen“ als Aufhänger und dazu Informationen, was Erziehung, Lohnarbeit, Ehe usw. ersetzen könnte ...
  • Sabotage: Wer neben der Vermittlung den Automaten auch untauglich machen will, kann den Geldeinwurf verstopfen oder mit Sekundenkleber unauffällig zukleben. Denkbar ist auch, Bauschaum (in Baumärkten zu erwerben) in das Ausgabefach zu spritzen - dann geht nichts mehr ... das ist allerdings weniger unauffällig, d.h. hier sind Maßnahmen zu treffen, um sich nicht selbst einzusauen, nicht aufzufallen (intensivere Vorbereitung sinnvoll!) ...

Leuchtreklamekästen
Immer mehr dieser Kästen stammen aus einer einheitlichen Produktion (französische Firma). Entsprechend gleich ist auch der Trick, wie die Kästen mit den über 1 Meter hohen, von hinten beleuchteten Plakaten aufzukriegen sind. Das klappt nämlich mit einem simplen Plastikrohr. Die richtige Größe hat das graue Schutzrohr um Elektrokabel, dass z.B. in Wände verlegt wird, damit hinterher das Stromkabel dort durchgezogen werden kann. Es hat ca. 12mm Durchmesser und passt bei den Leuchtreklamekästen, die unten an der Seite ein Loch zum Öffnen haben. Reinstecken (verschwindet etliche Zentimeter im Inneren, deshalb sollte das Teil ruhig 30cm lang sein) und dann zur Außenfläche hin drehen (also wenn die links ist, gegen den Uhrzeigersinn). Dann geht der Kasten auf, das Plakat kann ausgetauscht oder verändert, die Sicherung ausgeschaltet werden ...

Telefonzellen
In Telefonzellen ist fast immer Platz, um Aufkleber oder gefälschte Anzeigen zu montieren. Tipp: Wer die fast immer vorhandenen, freien Werbeflächen ausmisst, kann passgenaue Zettel entwerfen und diese unter der Plexiglasfläche anbringen, um die "Haltbarkeit" zu erhöhen. Wichtig ist, den passende Schraubenzieher nicht zu vergessen.

Beispiel: Fake in Telefonzelle
In Dresden verkündeten authentisch wirkende Aufkleber, dass jedes Telefonat standardmäßig abgehört würde - wer den "Service" nicht wolle, sollte unter einer bestimmten Nummer anrufen ... zufällig ein Unternehmen für so eine Überwachungstechnologie.

Im Laden
Regale voller Produkte schaffen viele Möglichkeiten, den normalen Ablauf von Konsum zu stören oder anderweitig zu nutzen; ein paar Ideen:
  • Entwertungsaktion in Läden: Kleine Aufkleber mit witzigen, kapitalismuskritischen Sprüchen ( z.B. "Dieses Produkt ist entwertet" oder "Ladendiebstahl lohnt sich doch!") und der Andeutung von Alternativen lassen sich einfach, unbemerkt und massenhaft auf Büchern, CDs, Software, Spielen und anderen Produkten anbringen. Besonders geschickt sind Aufkleber, die gleichzeitig für Gratisökonomie (z.B. den lokalen Umsonstladen) oder die Food-Coop werben
  • auf ähnliche Weise kann auch die massenhafte Entwertung von Microsoft-Produkten mit der Kritik an Copyrights, Privateigentum und den Alternativen (Freie Software, Open Source) verbunden werden
  • Wird der Strichcode überklebt, kommt es wahrscheinlich schon an der Kasse zu Irritation - besonders clever ist, die Debatte an der Kasse selber zu erzeugen und mitzugestalten durch verstecktes Theater (d.h. das Spielen vermeintlich Unbeteiligter in verschiedenen Rollen) ... plötzlich entsteht Raum für intensive Gespräche über kapitalistische Verhältnisse, Konsumzwang, Lohnarbeit (und deren Überwindung)
  • Kriegsspielzeug: Kriegsspielzeug ist Teil der (geschlechtsspezifischen) Sozialisation - es führt dazu, dass Bundeswehr, Militär und tödliche Technik schon früh zur "normalen" Phantasiewelt von Kindern - vor allem Jungen - werden. All diese Produkte sind aber auch ein Ort, wo Kritik an militarisierten Verhältnissen und Krieg geübt werden kann. Zum Beispiel mit Aufklebern, die den häufig auf Produktpackungen vorzufindenden nachempfunden sind, z.B. die Aussage "Damit Europa unabhängig morden kann - unterstützen Sie die demokratische Bombergemeinschaft: 50 Cent jedes verkauften Produkts werden zum Aufbau der EU-Interventionsarmee genutzt." Aber auch Bilder von Kriegsrealitäten oder simple Parolen (Edding hilft) sind denkbar. Solche Aktionen sind natürlich wieder mit verstecktem Theater an Kassen kombinierbar und so in ihrer Wirkung zu verbessern ... allerdings ist hier mehr Vorbereitung erforderlich
  • Die Spielregeln verändern: Konkurrenz bestimmt in herrschaftsförmigen Gesellschaften, insbesondere im Kapitalismus, den Umgang zwischen Menschen; auch fast alle Spiele basieren auf konkurrierenden Logiken. Von daher würden sich Aufkleber mit Kritik an Konkurrenz und der Vision kooperativer Verhältnisse auf vielen Packungen sehr gut machen ...
  • Preisschilder verändern: Aufkleber als neues Preisschild entwerfen und auf Schönheitsprodukte kleben, z.B. „Der Preis dieses Produktes: Magersucht und sinkendes Selbstbewusstsein aufgrund Schlankheitswahn.“

Zeitungen
Zeitungen eignen sich, um Flyer einzulegen oder Fakes (Fälschungen), die optisch an Beilagen erinnern und nicht als "Fremdkörper" erscheinen - am besten mit Bezug zur jeweiligen Zeitung.
  • Einleger für sexistische Magazine, in denen sich ein Teil der Redaktion von den Geschlechterklischees kritisch distanziert
  • Militärzeitungen mit übertriebenen Aufklebern (z.B. „Neu: Jetzt mit noch mehr Werbung für staatliche Gewalt!“) können den Spaß ihrer Käuferinnen mindern und inhaltlich vermitteln.

Weitere, ungeordnete Ideen
  • Stille Örtchen: Umkleidekabinen und Toiletten bieten Raum, um in relativer Ruhe so einige Zeichen gegen die herrschenden Verhältnisse zu setzen. Mit Edding können Wände verziert werden ... aber auch Plakate, Zettel mit subversiven Gedichten oder Texten können dort problemlos angebracht werden
  • Benotung kritisieren: Wenn es wieder Zeugnisse hagelt ... Aufkleber oder Zettel mit der Aufschrift "Zeugnisse bitte hier entsorgen" an Papierkörben o.ä. anbringen bzw. aufkleistern - dazu noch ein paar Sätze mit Kritik an Benotung, Schule und Zurichtung auf fremdbestimmtes Leben plus weiterführende Internetadressen
  • Infoständer in U-Bahnen, Zügen usw. können mit Flugblättern o.Ä. ausgestattet werden. Es lohnt sich also, Spuckis, Flugblätter, Aufkleber und weitere Utensilien immer mitzuschleppen ...
  • Briefkästen: in Sichthöhe ein Etikett mit einem Spruch anbringen, der zum Ort passt (z.B. Sexismus zum Mond schicken)
  • Mahlzeiten an ,falschen' Orten machen, z.B. Frühstück auf einer Verkehrsinsel, mit Tisch und Stühlen in einer Parklücke, auf einem U-Bahnsteig ... dabei können die eingeschränkten Nutungsmöglichkeiten, die private Verfügung solcher Räume oder der Mangel öffentlichen Lebens auf den Straßen hinterfragt werden, andere Menschen eingeladen werden mitzuessen ...
  • Ein ähnliches Prinzip: Workshops oder politische Treffen einfach dort hin verlegen, wo viele Unbeteiligte sich aufhalten ... in der Fußgängerinnenzone, in Läden, in Banken oder Bahnhofshallen.

Beispiel: Kommunikationsguerilla gegen Überwachung und Kontrolle
Seit in Gießen die Gefahrenabwehrverordnung verabschiedet wurde, fanden sich auf Parkuhren, Telefonzellen, Zigarettenautomaten und Papierkörben irgendwann Hinweiszettel auf angebliche Überwachungskameras. In Telefonzellen war zu lesen: „Diese Telefonzelle wird überwacht - bitte nur staatstreu formulieren!“; auf Papierkörben „Dieser Papierkorb wird kameraüberwacht - bitte angepasst wühlen!“. Vorlagen für die aufgekleisterten Überkleber und Informationen zur Gefahrenabwehrverordnung finden sich unter www.abwehr-der-ordnung.siehe.website.

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