Schwarzstrafen

Ö-PUNKTE 4/2001 ("WINTER")

Bayer-Gifte in Guatemala


1. Rubrik Chemie: Gefahr für Umwelt und Gesundheit
2. Bayer-Gifte in Guatemala
3. Die Entsorgung eines Pharma-Skandals LIPOBAY: Kaum Nebenwirkungen für BAYER
4. Krieg im Kongo: Schwarzbuch BAYER

Die Leverkusener Firma vertreibt in Entwicklungsländern hochgiftige Substanzen, die sie in Deutschland längst durch ungefährlichere ersetzt hat
"Der plötzliche Tod ist eine Spezialität aus Deutschland" hieß es vor fünf Jahren in einer An-zeige, die in Guatemalas größter Tageszeitung Prensa Libre erschien. Die deutsche Firma Bayer wollte damit für das Insektenmittel BAYGON werben. Angesichts breiter Kritik ent-schuldigte sich das Unternehmen für den geschmacklosen Anzeigentext und stoppte die Kam-pagne.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren und das Pestizid Aktions-Netzwerk kritisierten ne-ben der augenzwinkernden Anspielung auf den Holocaust besonders die Verwendung des Inhaltsstoffs Dichlorvos, der von der Weltgesundheitsorganisation WHO als "hochgefährlich" bezeichnet wird. In deutschem BAYGON findet sich die Chemikalie nicht. Bayer-Sprecher Thomas Reinert versprach, Dichlorvos auch in Zentralamerika durch ungefährlichere Inhalts-stoffe zu ersetzen.
Aktuelle Testkäufe belegen jedoch, dass der risikoreiche Inhaltsstoff in Guatemala bis heute in BAYGON enthalten ist. Die Zusammensetzung (1% Propoxur, 0,015 % Cyfluthrin und 1% Desmethyl-Dichlorvos) blieb völlig unverändert. Auch ein neues Bayer-Mittel namens ?Oko? enthält 1% Dichlorvos.
Kritiker monieren, dass Bayer wie im Lipobay-Skandal die Gewinnmaximierung höher be-wertet als den Schutz der Verbraucher. Da die Gesundheitsvorsorge in der öffentlichen Dis-kussion in Guatemala nur ein Randthema ist, lassen sich dort gefährliche Stoffe verkaufen, die für Bayer in der Herstellung günstiger sind.
Bayer wirbt in Lateinamerika mit dem Slogan "Si es Bayer, es bueno" (wenn es von Bayer ist, ist es gut). Da Deutschland und deutsche Produkte in Mittelamerika allgemein hohes Ansehen genießen, kommen die Verbraucher in Guatemala nicht auf die Idee, dass Baygon schädlich sein könnte. Ein deutscher Tourist berichtet, ihm sei in einer Apotheke in der Hauptstadt Guatemala-Stadt empfohlen worden, BAYGON regelmäßig unter die Bettdecke zu sprühen, um vor Flöhen sicher zu sein.
Hubert Ostendorf von der Coordination gegen BAYER-Gefahren moniert: "Gerade in einem Land wie Guatemala, wo fast die Hälfte der Bevölkerung Analphabeten sind, sind solche hochgefährlichen Produkte fehl am Platz. Die Menschen sind mit den Risiken der frei ver-käuflichen Pestizide wenig vertraut und können sich nur schlecht schützen. Gifte wie BAY-GON werden oft in der Küche angewendet, Rückstände der langlebigen Inhaltsstoffe werden eingeatmet oder werden mit der Nahrung aufgenommen."

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